Liebe ehemalige DDR-Bürger, vermisst Ihr bei aller moderner Technik der heutigen PKW die sprichwörtliche Reparaturfreundlichkeit der DDR-Autos?
Was habt Ihr früher an Euren DDR-Autos alles selbst repariert? Z.B. einfach mal am Straßenrand die Zylinderkopfdichtung eines Trabant getauscht? Wie sagte man früher so schön, "Mit 'nem Hammer und 'nem Draht, kommst Du bis nach Leningrad."
4 Antworten
Das betrifft die ehemalige DDR sicherlich länger, da die Fahrzeuge drei Jahrzehnte fast gleich blieben, und das auf einfachstem technischen Niveau. In Westdeutschland war das auch mal so, Käfer und Ente seien hier erwähnt, wo Reparaturen bei vergleichbarem Technikniveau ähnlich einfach waren.
Es ging aufgrund der Mangelwirtschaft nur eben nicht vorwärts. Die Technik versagte oft, für Abhilfe musste man dann oft auch selbst sorgen (berühmte Improvisation).
Es gab einen regen Tauschhandel für diverse Ersatzteile. Jeder konnte etwas anderes anbieten. Dass man vieles selbst reparieren konnte und musste, bedeutete ja auch Unzuverlässigkeit. Mit meinem Trabi zweimal wöchentlich 100 km, das war schon eine große Leistung, das ohne Reparaturen oder Ersatz ein halbes Jahr durchgehend zu schaffen.
Heute sind die Gewährleistungen und Zuverlässigkeiten ganz andere, die moderne Technik kaum selbst zu reparieren, die durch die gestiegenen Anforderungen über die Jahre immer komplexer wurde. Software-Update ist da nur ein Begriff.
Auch andere Technik in der DDR war ähnlich aufgebaut. Vieles wurde in Dienstleistungsbetrieben repariert, man war aufgrund des Mangels auf lange Nutzungsdauer angewiesen, was einen gleichzeitig zu nachhaltigem Gebrauch und Verbrauch zwang.
na, Humor hatten sie - den brauchten sie bei diesen Autos vermutlich auch gggg
Hahaha Humor als Grundqualifikation für DDR-Autos :)
Als wenn KFZ-Fabrikate anderer Länder früher nicht auch leichter selbst zu reparieren waren.
Die Autos waren nicht wirklich reparaturfreundlich, nur reparaturfreudig.
Wenn man fahren wollte musste man das Schätzchen ggf. auch 20 Jahren und 200 Tsd Kilometern am rennen halten.
Mein Onkel ist 27 Jahre (bis etwa 2000) mit seinem Trabant 601 herumgefahren. Fast eine halbe Million Kilometer.
Die Schwachstellen waren Stoßdämpfer, Spureinstellung, Unterbrecherzündung und noch ein paar Kleinigkeiten.
Die größte Reparatur, die der Wagen mal hatte, war der Wechsel der Lichtmaschine, das war 1992. Und weil er schon dabei war, auch gleich den Rauswurf der Unterbrecher und der Einbau eine Elektronikzündung, die Umstellung von 6V auf 12V (im Wesentlichen nur Lampenwechsel) war damit auch fällig.
Einen Kolbenfresser hatte das Ding mal, aber das konnte man tatsächlich selbst fixen. Der Kolben selbst ging dabei normalerweise nicht kaputt, die Ringe schon. Er hatte Glück, dass der Zylinder das überlebte. Den Motor von oben zu öffnen war nicht das große Problem, ihn wieder zusammenzusetzen hat allerdings lange gedauert, die Ringe klemmten einfach (wenn man nicht das richtige Führungswerkzeug hat, ist es eben etwas schwierig). Ich weiß noch, wie er einen halben Tag lang rumgeflucht hat, nach dem drölfzigsten Versuch klappte es dann aber. Dann war aber die Frage, wie die Bruchstücke der kaputten Ringe zu entfernen, die ja jetzt unten im Kurbelwellengehäuse lagen. Er entschied sich für die brachiale Methode: einfach drinnen lassen. Der Trabi war schon 23 Jahre alt, wenn es also passiert wäre, dann wäre es passiert. Außer dass es auf den nächsten paar Tausend Kilometern mal ein wenig knirschte, passierte aber nichts. Die Teile wurden wahrscheinlich zu Mehl verarbeitet und sind so nach und nach mit durch die Zylinder gegangen. Die haben es überstanden.
Ansonsten war der Trabant 601 nicht wirklich reparaturbedürftig sondern pflegebedürftig (um nicht reparaturbedürftig zu werden).
Mein Onkel ist mit dem Teil zwischen 1995 und 2000 ein paar Mal nach Portugal gefahren.