Gibt es einen freien willen?

Das Ergebnis basiert auf 22 Abstimmungen

Ja 86%
Nein 14%

14 Antworten

Ja

Ja, aber....

Bildung, Gesundheit, Kultur, Vermögen.... diese und andere Faktoren können einem freien Willen förderlich oder eben auch hinderlich sein.

Man konnte bei Militär immer sehen, wo ich nach Dienstschluss mit Kameraden zusammengesessen bin. Die hatten alle Alkohol vor sich und ich mein Cola. Es gab zu Beginn "dumme Sprüche", doch ich pochte auf meinen freien Willen.

Beruflich war mir Freiheit und Sinn bei der Arbeit immer viel wichtiger als ein möglichst grosses Gehalt. Mehrmals hatte ich den freien Willen zwischen Karriere und sinnvoller Arbeit zu entscheiden.

Ein Mann in einem Dorf in Bangladesch hat meist sehr viele Möglichkeiten, einen freien Willen auszuleben wie im Westen, nicht. Er ist dankbar, wenn seine Grundbedürfnisse gedeckt sind.

Kirchenvertreter benutzen seit über tausend Jahren die Ausrede vom "freien Willen" dafür, um zu begründen, warum der "liebende Gott" doch nicht hilft. Statt endlich zuzugeben, dass es diesen Helfergott nicht gibt.

In einem nicht diktatorischen Land hat der Normalmensch durchaus bei "kleineren Dingen" gewisse Handlungsfreiheit. Er kann in der Regel bestimmen, wann er ins Bett geht und aufsteht, was er ißt, was er zu jemand sagt usw. Vieles hängt natürlich vom verfügbaren Geld ab.

Wirkliche Handlungsfreiheit besteht bei weitem nicht - in Deutschland bestimmen z.B. hunderte Gesetze, Verordnungen usw., was nicht getan werden darf. Insgesamt hat der Mensch nicht viel Freiheit.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Diplomierter Naturwissenschaftler
Ja

jeder versteht unter freiem Willen etwas verschiedenes. Wille ganz allgemein lässt mich zB entscheiden, ob ich den Stein werfe oder nicht, aber dann fliegt der Stein nach physikalischen Gesetzen. An der Entscheidung hindert mich die Physik nicht. Die Natur kann diese meine Entscheidung nicht vorher kennen, egal was Deterministen* sagen. Mein freier Wille entscheidet insbesondere, auf welche Situationen und Menschen ich mich einlasse. Die Entscheidung dieses meines freien Willens läuft übrigens nicht im Gehirn ab (das haben bildgebende Scanverfahren beim Gehirn schon gezeigt) - was dort entschieden und in den Tests verwendet wird ist nicht freier Wille sondern Automatismus eines feuchten Roboters. Mein freier Wille findet in meiner Seele statt, zu der Physik gar keine Aussage macht. Das ist ausschließlich eine Frage meiner persönlichen Wahrnehmung, nicht falsifizierbar und nicht übertragbar. Ich kann also nur zu meinem eigenen freien Willen etwas aussagen, nicht zu dem anderer Leute.

*) Determinismus (Laplaces Dämon) führt zu einem  Selbstreferenz-Widerspruch ähnlich dem Friseursparadoxon, dem Gödelschen Unvollständigkeitssatz und Turings Halteproblem. Wenn alles vorherbestimmt ist, dann liegt die detaillierte Information über die Zukunft im Universum bereit und ist im Prinzip auslesbar und durch Menschen vermeidbar, außer wenn auch die Information über das Auslesen der Information schon bereitliegt, genau wie die Infomation über das Auslesen der Information über das Auslesen usw. ad vomitum, um das Paradox zu umgehen. Der Speicherplatz auch eines unendlichen Universums kann aber nicht mächtiger sein als das Universum selbst. Mancher denkt, dass das Universum uns etwas durch Verstecken in Quantenzuständen verheimlicht, aber die Statistik von Spinmessungen an verschränkten Photonen zeigt, dass dabei nicht ein vorher verstecktes Ergebnis sichtbar wird, sondern überhaupt erst entsteht. Die Information über die Zukunft existiert gar nicht. In diesem Universum verhindert zusätzlich die Kombination von Quantenmechanik und Chaos die Vorausberechnung aller Zukunft, weil sie mikroskopische Anfangsbedingungen, die gegenwärtig nicht nur unbekannt sondern nicht existent sind, zu makroskopischen Abweichungen vergrößert.

https://www.youtube.com/watch?v=fDek6cYijxI

Was übrigens nicht bedeutet, dass Chaos Willkür ist - es folgt fundamentalen Gesetzen...

https://www.youtube.com/watch?v=ovJcsL7vyrk

Ja

Zunächst mal muss man definieren, was man unter "frei" versteht. Wenn man darunter "frei von Zwang" versteht, gibt es natürlich einen freien Willen.

Wenn man darunter "frei von Ursachen" versteht, sieht es aber anders aus.
Natürlich hat es Ursachen, wenn ich einen Kaffee morgens trinke (und kein Bier).
Denn ich möchte ja wach werden. Dennoch würden manche Philosophen sagen, dass der Wille dennoch "frei" sein kann (siehe Punkt 1). Andere sagen, dies sei "unfrei", weil ja Gründe vorlagen (oder Ursachen).

Letztere Entscheidung ist rein sprachlicher Natur.

Wittgenstein hat darauf hingewiesen, dass Philosophie immer auch Sprache ist. D.h. ohne eine Betrachtung der Linguistik und Semantik des Wortes "frei" kommt man da nicht recht weiter.

Ich persönlich fände, dass ein "freier Wille", der ganz ohne Ursachen und Absichten zustande kommt, nutzlos wäre. Dann könnte man ja im Restaurant gleich würfeln (und die Bedienung bringt einem Essen 1 oder 6 oder ... je nach Würfelergebnis). Interessanterweise machen dies auch diejenigen Menschen nicht so, die der Meinung sind, es gäbe keinen "freien Willen".

Feuerbach fragt: wenn es keinen freien Willen gibt,
gibt es dann überhaupt einen Willen?

Ich weiß z. B. noch nicht, was ich gleich bzw. nachher essen werde. Natürlich wird die Antwort auf diese Frage vom Inhalt meines Kühlschranks, meines Vorratsraums und eines etwaigen Einkaufs vorher limitiert, aber innerhalb dieser Grenzen wird es meine völlig freie Entscheidung sein.

Ich muss noch vegetarischen Fleischersatz essen, den ich gestern gebacken habe (sehr lecker!). Dazu habe ich mir Haferkörner geflockt und in Hafermilch eingelegt. Also sollte ich diese heute noch mit Obst und Joghurt essen. Dies

Auch das könnte also meine Entscheidung beeinflussen. Aber im Endeffekt bin ich trotzdem frei diesbezüglich. Ich kann mir auch einen vegetarischen Döner holen und nachher noch eine Pizza. Mal schauen...

Eine Sache ist klar: Es wird meine eigene persönliche freie Entscheidung sein!

So ist es - nach der Bibel - auch beim Glauben: Gott bietet uns an, an Ihn zu glauben und Ihm zu vertrauen. Diese Entscheidung können wir nur selbst mit einer völlig freien, persönlichen Entscheidung treffen, weshalb Glaube nicht vererbt werden kann (weshalb Gott in der Bibel nur Kinder und keine Enkel hat; vgl. Johannes 1,12).

Gottes Rettungsangebot gilt allen Menschen (vgl. 1. Timotheus 2,4) und Er lädt jeden ein, Ihn zu suchen und zu finden (vgl. Matthäus 7,7-8). Zum großen "Ja" von Gott gehört aber auch das kleine "Ja" des Menschen...