Meinung des Tages: Überraschender Wahlausgang in Frankreich - wie bewertet Ihr die Ergebnisse?

31 Antworten

Die Franzosen scheinen uns nicht unähnlich zu sein: schimpfen und dann doch nichts machen. Gut, sie streiken mehr, aber die bürgerkriegsähnlichen Zustände des vergangenen Jahres scheint man dann doch hinzunehmen.

Da antworte ich mit dem altbekannten Satz: Würden Wahlen an den Machtverhältnissen etwas ändern, wären sie längst verboten.

Ich betone: an den Machtverhältnisse, nicht an den Stimmverhältnissen zwischen linken und rechten Parteien. Macron wäre nicht zurückgetreten, hätte “die Gefahr“ bestanden, dass der RN stärkste Kraft im Parlament geworden wäre.

Menschen können wählen, was sie wollen. Wenn es nur ein Gleis gibt, auf dem ein Zug fährt, spielt es keine Rolle aus welchem Lager der Lokführer kommt. Auch das Gejubel wird nur von kurzer Dauer sein, wenn aus dem Lokführer eine Lokführerin wird oder demnächst gar ein LokführerInnenSchrägstrichSternchen*.

Der Zug mag öfter angehalten werden und die in den Wagons sitzenden Parteien können Fahrgäste verlieren oder gewinnen. Es mag auch mal ein weiterer Wagen nötig sein, weil sich eine neue politische Kraft gebildet hat. Das alles ändert nichts an der Tatsache, dass sich das ganze Gebilde nach einem längeren oder kürzeren Aufenthalt in dieselbe Richtung bewegen wird wie vorher auch.

Gruß Matti

Linksruck bei den Wahlen in Frankreich?

In manchen Medien wird der Eindruck vermittelt, Frankreich habe gestern ganz überraschend auf einmal links gewählt. Das hat mit den Fakten allerdings wenig zu tun. Es ist etwas komplizierter und liegt am Mehrheitswahlrecht (gewählt ist in jedem Wahlbezirk der Kandidat mit den meisten Stimmen):

Stimmergebnisse

Gemessen an den prozentualen Stimmanteilen können Le Pens Rechte deutliche Gewinne verbuchen. Landesweit gingen laut vorläufigem Auszählungsergebnis 32 Prozent der abgegebenen Stimmen an die Rechtsnationalen. Im ersten Wahlgang hatte die RN-Partei zusammen mit ihren Verbündeten insgesamt 35,8 Prozent der Stimmen erhalten. Auf die RN selbst entfielen am vergangenen Sonntag im ersten Wahlgang 29,3 Prozent. Das Linksbündnis "Nouveau Front Populaire" (NFP/UG) kam im ersten Wahlgang auf 27,99 Prozent und im zweiten auf 25,7 Prozent. Das "Ensemble"-Lager der Mitte um Präsident Emmanuel Macron landete mit einem Stimmanteil von 20,04 Prozent im ersten Wahlgang und mit 23,1 Prozent im zweiten prozentual jeweils nur auf Platz drei.

Sitzverteilung im Parlament

Das Linksbündnis NFP ist in Frankreich neue stärkste Kraft, Le Pens Rassemblement (RN) wird nur drittstärkste Kraft. Das regierende Mitte-Lager rund um Macrons "Ensemble" geht als zweitstärkste Kraft aus der kurzfristig angesetzten Neuwahl hervor.

Möglich wurde der überraschende Wahlsieg der Grünen und Linken durch wahltaktische Absprachen der Macron-Parei mit dem Linksbündnis. Das links-grüne NFP-Bündnis und Macrons "Ensemble" hatten vor der Stichwahl in mehr als 200 Wahlbezirken ihre jeweiligen Kandidaten zurückgezogen, um den Durchmarsch der Rechtspopulisten gemeinsam zu verhindern. Diese Strategie ging offensichtlich auf.

Parlamentswahl in Frankreich: Rechtsruck bleibt aus, Linksbündnis vorn - Zahlen, Daten und Fakten zur Wahl der Nationalversammlung - n-tv.de


KimTalk  08.07.2024, 14:48

Die Formulierung "Das RN ging nach der ersten Wahlrunde noch als stärkste Kraft hervor." ist insofern irreführend.

Sowohl in der ersten Wahlrunde als auch in der zweiten Wahlrunde das RN die meisten Stimmen erhalten. Nicht aber die Mehrheit der Sitze in den Stichwahlen, da in Frankreich eine Mehrheitswahlrecht gilt.

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Dem Großteil der Bevölkerung ist es einfach extrem wichtig, dass die europäische durch die arabische kultur ausgetauscht wird und gewalt und totschlag an der Tagesordnung stehen.

Auch das an die wand fahren der Wirtschaft, die Anschaffung des Wohlstands und austausch jeglicher Freiheiten gegen regenbogendikatatur sind scheinbar wichtige wahlmotive.

Überraschend dafür das Le Pen neben Macron sonst eine unfassbar starke Kraft war.

Aber es freut mich zu sehen dass man noch immer den Versuch startet, die gegenwärtig Probleme anzupacken ohne in rechte Gesinnungen abzufallen.

Ich würde mir etwas ähnliches für Deutschland wünschen. Ich finde nur hier braucht es eine neue reformierte Linke und Grüne um das realisierbar zu machen.


zervo02  12.07.2024, 14:52

Jedes Thema braucht eine individuelle Lösung, da darf es nicht sein, dass da die Leute alles über einen Kamm scheren ... Parteien/Kirchen/Sekten/Fussballvereine und all solche "Interessensgruppen", haben, zwangsläufig Ansichten, die völlig neben der Spur sind. Nicht alles was Made in Germany ist, ist Ramsch ... da ist nur im "Germany" der Wurm drin und das "Germany" ist eine Idioten-Fiktion.

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vanOoijen  08.07.2024, 12:33

Ich sage nur: BSW...

Was denkst Du woher das Potenzial für diese neue Partei kommt?

Die Wahl zwischen sozialdemokratisch neoliberal, grün neoliberal, law and order-neoliberal mit der CDU/CSU, total neoliberal mit der FDP und extremst neoliberal gepaart mit nationalistischem Dummsinn mit der AfD stellt eben nicht jeden zufrieden.

Ich möchte keynesianistische anstatt neoliberale Wirtschaftspolitik eingebettet in ein vereinten Europa aber dabei durchaus die eigenen nationalen Interessen im Auge behaltend. Das finde ich momentan nur beim BSW.

Ich bin kein Kommunist - ich bin Keynesianer.

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gutefrage 
Beitragsersteller
 08.07.2024, 12:01

Vielen Dank für die Antwort.

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