Fällt es euch leicht, Tier und „Fleisch“ voneinander zu trennen?

14 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Wenn du an psychologischen Hintergründen interessiert bist, hätte ich diesen Buchtipp für dich:

  • "Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen - Karnismus. Eine Einführung" von der Soziologie- und Psychologie-Professorin Melanie Joy.

Man lernt dort vieles - z.B. - über

  • Gewohnheit
  • Tradition - auch in der Familie
  • Indoktrinierung - meist schon von kleinauf
  • Bequemlichkeit
  • Naturalischen Fehlschluss etc.

Zitieren möchte ich noch einen Satz aus dem Buch "Kein Fleisch macht glücklich" von Andreas Grabolle:

  • "Wenn du es willst, findest du einen Weg - wenn nicht, eine Entschuldigung."

Meine Antwort beziehe ich - ausdrücklich - bei weitem nicht auf alle Fleischliebhaber.

Leider aber auf viele von ihnen - zumindest, solange immer noch annähernd 97 % der konsumierten "Nutztiere" aus Massentierhaltung stammen...

Ich finde es toll, wenn Menschen ihren Fleischkonsum hinterfragen, einschränken - und nur noch Fleisch von "glücklichen" Tieren kaufen.

Niemand muss sich zwingen, vegan zu leben - jeder Schritt hin zu mehr Tierwohl ist wichtig und richtig !


Hallo,

mir persönlich geht es vor allem darum, meinen negativen Einfluss auf die Natur, die Welt und die Ressourcen, von denen wir leben, möglichst gering zu halten. Das ist für mich die Hauptsache, wenn ich das Gefühl habe, das mal wieder einigermaßen hinbekommen zu haben, dann bin ich mit mir auch einigermaßen im Reinen.

Da mich aber die Natur für eine Mischkost konstruiert hat, habe ich grundsätzlich kein Problem damit, einen Teil meiner Nahrung als tierische Produkte, auch als Fleisch, zu mir zu nehmen.

Natürlich bin auch ich wie alle Menschen so egozentrisch, von mir persönlich auszugehen und normalerweise keine Lebewesen zu essen, die mir besonders ähnlich sind. Menschen zu schlachten und zu essen ist selbstverständlich ausgeschlossen, und ich würde auch niemals "zum Spaß" Schimpansen, Bonobos, Gorillas oder Orang Utans essen. Aber auch all diese Lebewesen könnten in ganz besonderen, extremen Situationen moralisch vertretbare Nahrung sein: vor vielen Jahren gab es einen Flugzeugabsturz in den Anden mit einigen Überlebenden, die es nur deshalb geschafft haben, bis sie nach mehreren Wochen gerettet wurden, weil sie sich in der Zwischenzeit von denjenigen Menschen ernährt haben, die bei dem Absturz umgekommen sind.

Ich kann keine absolut exakt verbindliche Grenze angeben, welche Lebewesen genau man zum Nahrungserwerb gezielt töten darf - nicht für mich persönlich, und schon gar nicht für alle anderen Menschen verbindlich. Da gibt es schon Fälle, die man sich im Einzelfall ansehen muss. Klar ist, solche Entscheidungen werden abgestuft getroffen, das tue ich genauso wie jeder Mensch: wir werden uns alle einig sein, dass in dieser Hinsicht ein Schwein anders zu betrachten ist als ein Radieschen. Die oft geäußerten Argumente "Tiere haben ein Bewusstsein/ein zentrales Nervensystem/etc..., Pflanzen dagegen nicht" greifen für mich da nicht zu 100 %: nicht jedes Tier hat ein zentrales Nervensystem, mit dem Bewusstsein bin ich mir da bei einigen essbaren Tieren wie Miesmuscheln auch nicht so sicher... Aber ist ein Lebewesen, das sich in solchen Merkmalen von uns unterscheidet, deswegen wertlos? Nein, finde ich gar nicht! Ich muss mir auch beim Radieschen bewusst sein, dass ich ein Lebewesen töte - auch, wenn es nicht in derselben Weise wie ich leiden kann, ist es nicht in seinem Interesse, dass ich es töte und verhindere, dass es sich fortpflanzen kann, um mich von den Reservestoffen zu ernähren, die es zu diesem Zweck produziert und eingelagert hatte.

Wie gesagt, solche Entscheidungen treffe ich abgestuft: beim Radieschen vergesse ich nicht, dass ich ein Lebewesen töte, mache mir aber weniger Gedanken als beim Schwein. Auch das Schwein kann für mich legitim sein, aber ich schaue genauer hin. Manchmal, im Falle von Wildschweinen, habe ich das Tier, das ich esse, sogar selbst getötet, gejagd. Gerade in solchen Fällen bin ich dann sehr mit mir im Reinen, weil ich weiß, dass die Jagd eine Notwendigkeit ist, ich damit also keinen Schaden an der Natur verursacht habe, im Gegenteil!

Nein, ich glaube nicht, dass ich im Sinne deiner Frage überhaupt zwischen Tier und Fleisch trenne, genauso wenig wie zwischen Pflanze und Radieschenscheibe. Mir bleibt die Verbindung zwischen dem Lebensmittel und dem Lebewesen von dem es stammt bewusst, nicht nur, wenn ich es zuvor lebend gesehen habe.

Genau so gut kannst Du fragen, was denkt sich eine Amsel dabei, wenn sie einen Regenwurm aus der Erde zerrt. ESSEN, NAHRUNG, HAMHAM - hauptsache überlegen, alles andere ist zweitrangig. Vergesse nicht, auch der Mensch ist und bleibt, trotz einer unbedeutenden Weiterentwicklung, nur ein Tier.


Blaumeise2022 
Beitragsersteller
 04.01.2025, 15:05

Allerdings im Vergleich zur Amsel ein vernunftbegabtes Tier.

#Ja schon,

wenn ich gemischtes Gulasch habe.

Da versuche ich dann zwischen Rind und Schwein zu unterscheiden.

Aber lebende Tiere würde ich niemals schlachten.
Außer es wäre ein Sparschweinchen.#

Ich gebe diesen "Veagnitariern" vollkommen recht,
egal was sie so fördern wie Tierwohl und Rindfleischwurst aus Tofu.

Hansi


Blaumeise2022 
Beitragsersteller
 04.01.2025, 14:37

Okay aber meine Frage war wie das psychologisch zu erklären ist, dass manche diese Trennung problemlos vornehmen und Fleisch konsumieren können während anderen das nicht gelingt. Das finde ich interessant. Ob und wer Fleisch isst soll ja jeder selbst entscheiden. Geht es um Empathie? Um Verdrängung? Um Gewissen?

Kerner  04.01.2025, 14:43
@Blaumeise2022

Um Erziehung.

Wenn man als Kinde schon die gute Wurst aus Franken und Thüringen bekommt, dann verbindet man das nicht mit den putzigen Ferkeln oder Kälbchen, die man so sieht.

Das ist genauso wie mit Autofahren und der Klimakatastrophe.
Wenn es in Florida zwei Meter schneid, wie 2017, dann vergisst man das.

Verdrängung ist das nicht, eher Gleichgültigkeit.
Sonst hätten ja Millionen jeden Nacht im Remschlaf, Nightmares.

Das ist 2.Semester Psychologie....

Hansi

Ich verstehe das sehr gut habe selbst vegetarisch gelebt, allerdings gab es bei meinen Blutwerten Probleme und mein Arzt hat mir geraten das zu lassen da dies mit meinem Immunsystem anscheinend schwierig ist. Esse seit dem wieder ab und zu Fleisch weil ich auch immer an das Tier denken muss was vielleicht leiden musste. Ich versuche auch immer auf die Haltungsform und darauf zu achten wo ich es kaufe. Aber ganz auf Fleisch kann ich nun mal nicht verzichten. Ich esse Fleisch aber immer mit großer Ehrfurcht und Schmeiße nichts weg.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Blaumeise2022 
Beitragsersteller
 04.01.2025, 14:26

Finde ich gut, dass du dir bewusst machst was du isst und warum du das tust. Ja, manchmal geht es gesundheitlich nicht anders. Aber reduzieren und ausgewählt kaufen ist definitiv besser als unreflektiert zu konsumieren.

Lucifeee  04.01.2025, 14:27
@Blaumeise2022

Ja genau finde es gruselig wie manche Menschen Fleisch in sich rein schaufeln. Und garnicht über die Tiere nachdenken.