Eng eingestellte Pferde bei der Dressur?
Es fällt mir schon seit längerer Zeit auf, jetzt durch Olympia wieder vermehrt, aber warum laufen die Pferde in den letzten Jahren vermehrt so eng? Doppelte Zügel, schärfere Gebisse, feste Hand - sowohl bei Olympia, als auch im Freizeit/ Hobby Bereich.
Neben der Frage, ob das gesund ist (offene, schäumende Mäuler, querstehende Ohren, Kopfschlagen, schwere Atmung, Rollkur, etc.), frage ich mich auch, ob das schön sein soll...
Ich sah bei Olympia zB perfekt gesetzte Trab Traversalen, sahen toll aus, wenn man nur auf die Beine geguckt hat. Kopf öfter hinter der Senkrechten, schäumendes, offenes Maul, zuckende Zunge, nach hinten seitlich gedrehte Ohren, Schweifschlagen, etc.
Als dann Bahnen mit starkem Schritt kamen, waren die Zügel länger, die Ohren schön nach vorne, der Hals konnte mitschwingen, das Maul wurde ruhiger, der Kopf war deutlich gelöster, der Schweif ruhig mitschwingend.
Kaum wurden die Zügel wieder aufgenommen, kamen die selben Reaktionen wie vor dem Schritt.
Ich bin ein reiner Freizeitreiter, Horseman und reite eher selten (Bodenarbeit/ Zirzensik, Horsemanship, Wandern).
Vielleicht muss das ja so sein, vielleicht liege ich ja völlig falsch, wenn ich mir denke, dass das nicht gesund sein kann für das Tier (körperlich wie seelisch)?
Aber, mM: Schön sieht es leider nicht aus, egal wie elegant das Tier auch aussieht...
PS: ich bin nicht gegen Dressur oder verteufele den Leistungsreitsport.
7 Antworten
Reell ist das nicht mehr. Bei den Bildern vom Vetcheck aber auch kein Wunder - wie sollen die Pferde denn Last aufnehmen, wenn da eine deutliche Trageerschöpfung zu erkennen ist?
Reell ist das vor allem aber schon einige Jahre nicht mehr.
Es gab wohl auch verhältnismäßig gute Ritte dabei.
Und nein, das zu eng einstellen ist weder erwünscht, noch gut oder gar reell. Und das komische Gestrampel ebenso wenig.
Die, die vernünftig reiten, kommen gar nicht so weit meistens. Wenn derjenige nicht schon einen Namen hat, dann ist das sehr unwahrscheinlich.
Das ist nicht das, was die Richter mehr sehen wollen.
Das ist das Problem - auf internationalem Parkett WOLLEN die Richter nicht schönen, sondern spektakulären Sport sehen.
Also ich habe nicht gesehen, das enge Pferde o hoch bewertet wurden.
Natürlich. Alle guten Ritte aj dem Abend bei Olympia haben entsprechend hohe Punkte bekommen. Sogar die Werth ritt diesmal sehr gut.
Die Werth mit gravierenden Taktfehlern im Schritt bzw im Pass, keinerlei Hankenbeugung und Hüpfende HH in der Piaffe. Allein der Schritt müsste bei ihr immer abgeklingelt werden.
Der schritz ist auch nicht ihre spärke und ja sie hatte Takt Fehler aber ich sprach ja auch davon wie sie sonst im Vergleich reitet. Und nur auf werth betrachtet war der Ritt echt gut.
Du sagst ja auch nicht zu einem Reitanfänger, du reitest aber schrecklich sonder du sagst ja auch das er im Verhältnis gut geritten ist.
Bei einem Reitanfänger kann man sowas völlig verzeihen als bei einer Reiterin, die das 8.? Mal bei Olympia teilnimmt. Das ist Äpfel mit Birnen vergleichen.
Und nein, deswegen finde ICH Werths Reitweise nicht besser. Noch viel erschreckender fand ich die Bilder aus dem Vetcheck - und zwar von allen Pferden. So heftige Axthiebe und wenig Rückenmuskulatur, das ist schon sehr traurig. Vom Olympiapferd darf man ja wohl eine vernünftige Bemuskelung erwarten - wenn nicht da, wo dann?
Sicher reitet sie schlecht! Aber jetzt hst sie echt an ihr gearbeitet und sich gebessert. Der ritt war schon gut für ihre Verhältnisse.
Also soviel konnte man vom. Vetcheck nicht sehen. Ich sag mal so, klar sehen die Pferde alle komisch aus. Liegt aber daran dass es super Sportler sind, die sehen anders aus, als unsere noch nicht mal halb so gut trainierten und zu fette Pferde.
Bis auf wenige Ausnahmen war da kein Pferd zu fett.
Also soviel konnte man vom. Vetcheck nicht sehen. Ich sag mal so, klar sehen die Pferde alle komisch aus. Liegt aber daran dass es super Sportler sind, die sehen anders aus, als unsere noch nicht mal halb so gut trainierten und zu fette Pferde.
Ja, deshalb ist fehlende Muskulatur auch absolut akzeptabel...
https://www.st-georg.de/blog/deutsche-dressurdamen-auch-selber-traben-geht-gut/
Allein das erste Bild. Fetter Axthieb, massive Trageerschöpfung. Nein, das ist nicht normal. Massive Muskel-Arthrophie am Trapez. So sollte kein Olympiapferd aussehen. Und nein, ein anderer Winkel zaubert da auch keine Muskulatur hin. Loch ist Loch.
Also meiner hat auch keine Plautze, dafür auch eine Rückenmuskulatur und einen fast verschwundenen Axthieb (Rassebedingt bei ihm ausgeprägter, durch viel hartes Training fast verschwunden!), wenn du es schon mit unseren Hauspferden vergleichen möchtest.
Bei der Muskulatur gehts mir übrigens nicht um zu fette Pferde - sondern um wirkliche Defizite in der Muskulatur.
Und wie sehen die nicht Tierischen Olympia Teilnehmer aus? Das leistungssport nicht gesund ist. Ist doch auch klar. Dabei geht es den Pferden noch gut. Die sind ja noch mit 17 in Sport. Der Mensch ist in dem Alter (verglichen) schon lange kaputt. Kaputt durch Sport
Der Axthieb ist bei showtime doch auch Rasse bzw Zuchtbedingt
Schwarze Schaffe gibt es überall, und ja es sind auch ein paar Reiter gewesen die schrecklich geritten aber jetzt kommt das große aber.
Das ist Olympia, das ist sowohl für Pferd und Reiter eine enorme nervliche Belastung. Die Pferde sind angespannt, weil sie sowas meist nur einmal in ihrem Leben erleben!
Dann gibt es Pferde die tendizell dazu neigen sich zusammen zu rollen wenn sie aufgeregt sind. Mein Pferd zum Beispiel fängt auch an mit dem Gebis zu klimper wenn er aufgeregt ist.
Zum Thema Ohren. Die Ohren gehören während der Lektion niemals nach vorne, sondern immer nach hinten zum Reiter oder maximal zur Seite. Der Reiter braucht die volle Aufmerksamkeit vom Pferd!
Und Kandaren sind nicht scharf. Ja klar sind sie das, aber man würde bei diesem Niveau mehr Schaden anrichten im Pferde Maul, würde man mit einer Wassertrense reiten. Es werden ja mehrere feinste Signale gegeben. Das geht nur mit einer Kandare
Naja. Keine Zeit, keine Lust und meine Antworten werden eh nicht wertgeschäzt
Doppelte Zügel,
das nennt sich kandarenzäumung.
und die eng gestellten pferde sind so gezüchtet. weil die leute nur sowas kaufen.
lange hälse, kleine köpfe, wenig wange.
je tiefer der hals dabei angesetzt ist, desto schneller klappen sich die pferde weg.
solche pferde wie granat findest du heute fast nirgends mehr.
9855af7d5e27e2189c79038991d7cd49.jpg (250×231) (pinimg.com)
die richter wollen einen andern typ pferd sehen - s. oben.
zu der zeit, als granat im sport erfolgreich war, hast du bunte füchse hinterhergeschmissen bekommen - wollte kein mensch im viereck sehen.
heute wollen sie keine anatomisch korrekten pferde mehr haben.
die zeiten werden sich wieder ändern - aber die gene sind bei dem einheitsbrei, der heute gezüchtet wird, dann leider weg.
Ich bediene mich mal zweier Kompetenzen, um die umfangreiche Frage teilweise zu beantworten.
Als erstes Worte des alten Oberst Stecken: „Früher haben sehr gute Reiter 20 Minuten gebraucht, um ein Pferd durchs Genick zu kriegen. Heute sitzt du noch nicht ganz oben, da machen sie schon einen Kragen. Dadurch sind sie aber eigentlich noch schwieriger zu reiten.“
Und weiter würde ich dir dieses Interview mit Britta Schöffmann, selbst Richterin, ans Herz legen, die (wie manch andere in unserem Lande) die Entwicklung des Dressursports wohl auch etwas kritisch sieht.
Des Weiteren habe ich zu manchem deiner Punkte eine Meinung, zu anderem bin ich überfragt:
- doppelte Zügel sind schon immer Vorschrift, denn es muß auf Dressurkandarre geritten werden
- schärfere Gebisse kann Mannal Zuschauer überhaupt nicht sehen, denn das ist abhängig von der Zungenfreiheit und ähnlichen Kleinigkeiten
- feste Hand ist relativ; denn eine „positive Spannung“ braucht man zur Versammlung. Der Übergang zwischen „positive“ und „verspannt“ ist fließend, und für den Laien schwer zu beurteilen
- ein Pferd, das auf den Reiter achtet, hat ein Ohrenspiel, das sich durchaus auch (!) nach hinten orientiert
- offene Mäuler…? Ich weiß nicht, ob es da einen Grund gibt, der sich meiner derzeitigen Erkenntnisse entzieht.
- schäumende Mäuler - etwas Schaum ist gut, viel Schaum deutet auf Erregung hin. Wieviel es bei so hochkonzentrierter Arbeit sein darf, bleibt wieder dahingestellt.
- Das gleiche gilt fürs Schweifschlagen und zuckernde Zunge: Eifer oder Überforderung? Ist vielleicht im Einzelfall unterschiedlich
- Kopfschlagen ist natürlich ebenfalls wie ungleich hohe Ohren falsch; wobei hier unter Umständen auch Fliegen als Ursache infrage kommen KÖNNTEN; leider sind es aber tatsächlich wohl oft Reiterfehler.
- Rollkur ist offiziell verboten, wobei auch hier einerseits das Verbot leider öfter umgangen wird, aber andererseits effekthaschende Kritiker ungünstige Momente ausgiebig ausschlachten.
Insgesamt bin ich ganz bei Dir. Man ist als freiheitlicher orientierter Reiter zu weit weg von der Materie, um sich ein wirkliches Urteil bilden zu dürfen - aber dass so mancher Sportler (nicht alle!) sich den Medaillen mehr verpflichtet fühlt als dem Wohlergehen seines Tieres, liegt auf der Hand.
Nimm dir die Zeit, und höre dir das Interview an - es bringt viel erhellendes mit sich.
https://www.st-georg.de/news/pferde-und-leute/podcast-mit-dr-britta-schoeffmann-zum-dressurrichten/
Ich finde man kann überhaupt niemandenen irgendwie schlechtes Vorwerfen wenn ein Pferd bei Olympischen Spielen etwas angespannt läuft. Das ist immerhin Olympia und nicht irgendein Turnier.
Ja, da hast du recht. Es heißt ja nicht umsonst, man müsse etliche Meilen in den Stiefeln eines anderen gegangen sein, um zu beurteilen, was er tut. Und dass die Pferde sich im Schritt sofort dehnen, und am Ende der Vorstellung am hingegebenen Zügel das Viereck verlassen, zeigt eigentlich auch, dass sie Nichtbezahlung sehr verspannt sind. Denn ein aufgespanntes Pferd kriegst du niemals von einer Minute auf die andere in die Dehnung. Und auch, wenn da einer schreckhaft reagiert beim Applaus, heißt das noch garnichts.
Aber dennoch: horse dir mal bitte das Interview an. Möglicherweise gehörst Ja grade du soäter mal zu den Leiten, die Einfluß nehmen können auf bedenklich stimmende Entwicklungen. Hast ja selber genug Verstand, zu beurteilen, was du hörst 🤓🤗
Das ist das, was in den letzten Jahren im Turniersport angestrebt wird. Das, was Richter sehen wollen. Auf korrekte Bewegungsabläufe wird teilweise gar nicht mehr geachtet, Hauptsache spektakuläre Beinaktion und "schön rund", was gleichgesetzt wird mit Kopf auf die Brust. Schlimm, dass solchen Beispielen dann auch noch nach geeifert wird. Hinterhand und Hankenbeugung Nebensache. Reelles Reiten nicht mehr gewünscht. So mancher Rittmeister würde sich im Grabe umdrehen, wen er sieht, was heutzutage teilweise als "Reitkunst" betitelt wird.
Auch die Kandare wird/wurde immer mehr zweckentfremdet. Eigentlich eine einhändige Zäumung, die heutzutage im Dressursport nur noch beidhändig geritten wird, ab und an sieht man mal 3:1, natürlich nicht auf Turnier, gut Fillis nehme ich aus, das ist eine Sache für sich.
Jedenfalls geht das seit einigen Jahren in eine teilweise ungute Richtung. Wie Lynanea kann ich hier auch das Buch "Finger in die Wunde" nur empfehlen.
Naja das ein Pferd bei Olympischen Spielen aufgeregt ist, ist finde ich fast normal. Und die FS hat meiner Meinung nach keiner Ahnung, wenn sie meint dass die Ohren während des rittes gespitzt nach vorne zeigen müssen.
Genauso ist es mit dem klappern mit dem Gebiss, wenn mein Pferd aufgeregt ist, kaut er auch wie wild auf dem Gebis rum und wenn er zu aufgeregt ist, neigt er auch dazu sich einzurollen. Hat nichts damit zu tun das er zu eng eingestellt wird. Ist einfach die Aufregung. Und das Olympia für ein Pferd einen einmalige Sache ist, ist dass für ein Pferd schon was besonderes.
Und das Pferd weiß jetzt woher, dass Olympia ist? Und eine einmalige Sache? Das sind alles Turnierpferde, die auf x Veranstaltungen im Jahr präsentiert und geritten werden, durch die Weltgeschichte gekarrt und geflogen, wo soll da der Unterschied für das Pferd sein? Das ist ja eine sehr schöne Erklärung - Profireiter, der im Jahr 6stellig verdient und dann ist das Pferd nur zu eng, weil aufgeregt... Zumal es ja sogar eher unspannender war, wegen fehlender Zuschauer...
Das Pferd weiß nicht dass es Olympia ist, aber es merkt anhand der Atmosphäre und anhand der Reiter, dass es kein normales Turnier ist.
Ich finde es immer schade wenn man direkt mit den erhobenen Zeigefinger ankommt. Wer nicht selber so erfolgreich reitet und selber mal bei Olympia war, der weiß doch gar nicht wie es ist. Ich denke mir dann immer, bei allen die so viel kritisieren macht es selbst doch besser. Und nicht auf irgendein Lieschen Müller Turnier sondern dann selber bei Olympia
Vor allem die, die es sich selbst erarbeiten u. nicht von Mami u. Papi mit teuren Pferden u. teuren Trainern versorgt werden, nicht wahr...?! Vllt ist dir auch aufgefallen, dass vor allem deshalb kritisiert wird, weil so einiges in diesem ganzen System nicht (mehr) pro Pferd ist. Es geht um die Pferde! Doch gar nicht darum, dass jmd von den Damen/Herren nicht gut genug reiten kann. Womit wir wieder bei "Finger in die Wunde" wären.
Eben es geht um die Pferde je besser sie sind umso besser für die Besitzer.
Und glaub mal ich werde mir in Zukunft viel selber erarbeiten bzw es müssen. Fängt schon beim mobil werden an.
Ich bin ja gelegentlich als TT mit einer Grand Prix Reiterin unterwegs. In Kreuth bekam sie für ihre schönen Piaffen schlechte Noten mit dem Vermerk: „zu frei“! Sie war sehr enttäuscht, und ihr Trainer meinte verärgert: „Dann mußt du ihn eben nächstes mal etwas enger machen, wenn die es nunmehr so sehen wollen“. Es ist wirklich traurig - der Reiter oder Trainer, der auf anständige Weise zu was kommen möchte, ist gezwungen, gewisse Kompromisse einzugehen. 😕
Danke! Ich sehe das genau so wie du. Schade, dass es dafür dennoch so hohe Wertungen gibt, das bestärkt doch eigentlich das Fehlverhalten...
Kann man bestimmt auch mit weniger Zwang und Gewalt erreichen, eine vernünftige Form... Dauert vermutlich nur einige Jahre länger in der Ausbildung.