Differenziertes Denken überbewertet?

6 Antworten

Moin,

ich höre aus deinem umfangreichen Einleitungstext eine gewisse Skepsis bzw. ein gespanntes Verhältnis zum Thema "Differenziertes Denken / Komplexität" und eine gewisse "Sehnsucht" nach "Schlichtheit" heraus.

Was ist dein Problem? -, dass nicht wenige Menschen die Schlichtheit ihrer persönlichen Interessen hinter "Komplexität" versuchen zuverbergen, um sie dem kritisch-differenzierten Denken anderer zu entziehen? - Das liegt nicht an der Komplexität von differenziertem Denken, sondern an der Komplexität von Unehrlichkeit.

Oder ist es, das differenziertes Denken als Anstrengung empfunden wird und dem Wunsch gegenüber steht, einfach in einer einfachen Welt leben zu wollen.

Glaubst du, dass die Welt kompliziert "gemacht" wird und eigentlich nicht "kompliziert" ist?

Dazu meinerseits vielleicht eine kurze Anregung:

a)wie unterscheidest du, wann differenziertes Denken erforderlich ist (z.B. um einen Sachverhalt zu verstehen und eine sachgerechte Entscheidung treffen zu können) und wann du deine Gefühle einfach mal freudig ausleben könntest - wenn nicht durch differenzierendes Denken?

b) Differenziertes Denken und Klarheit sind kein Widerspruch.

c) Der Eindruck von Komplexität entsteht auch als Unwissenheitseffekt gekoppelt mit der Unlust, sich das notwendige Wissen für ein Verstehen / eine Komplexitätsreduktion anzueignen.


Zoddt 
Beitragsersteller
 22.02.2025, 18:57
ich höre aus deinem umfangreichen Einleitungstext eine gewisse Skepsis bzw. ein gespanntes Verhältnis zum Thema "Differenziertes Denken / Komplexität" und eine gewisse "Sehnsucht" nach "Schlichtheit" heraus.

Skepsis im Bezug auf die übermäßige Anwendung von differenzierten Denken würde ich unterschreiben, den Rest meinst du dir zusammen.

Gerade das mit der "Sehnsucht nach Sicherheit" scheint Bezug auf die übliche Floskel "einfache Antwort auf komplexen Zusammenhang" zu sein, was aber mehr auf ein erhöhtes Maß an Autoritätshörigkeit gepaart mit dem von dir beschriebenen Sicherheitsgefühl und einen geringen Interesse an der Thematik schließen lässt.

Was ist dein Problem? -, dass nicht wenige Menschen die Schlichtheit ihrer persönlichen Interessen hinter "Komplexität" versuchen zuverbergen, um sie dem kritisch-differenzierten Denken anderer zu entziehen?

Nicht wirklich, eher dass von denen die meinen möglichst komplex und differenziert zu denken, eben dieser Ansatz ihr einziges Werkzeug im Arsenal ist, zudem bei jeder Gelegenheit gegriffen wird.

Aber an deinem Ansatz ist auch etwas interessantes dran, wobei ich hier einen klaren Wiederspruch sehe.

Jemand der etwas versuchst möglichst komplex darzustellen, der hat zumeist auch ein gesteigertes persönliches Interesse an der Sache an sich, zumeist jedoch nicht die intellektuelle Kapazität diesen Ansatz zu einer sinnvollen Konklusion zu führen.

Oder ist es, das differenziertes Denken als Anstrengung empfunden wird und dem Wunsch gegenüber steht, einfach in einer einfachen Welt leben zu wollen.

Ich denke nicht, dass nur weil etwas "anstrengend" "differenziert" oder "komplex" ist dies gut oder schlecht ist.

Jedoch geht der Trend zu einer über-komplexierung, welche dann zumeist zu keinem wirklichen Diskurs und zu keiner Lösung führt.

Glaubst du, dass die Welt kompliziert "gemacht" wird und eigentlich nicht "kompliziert" ist?

Ich finde das lässt sich relativ anschaulich mit der Arbeit an einem Mikroskop erklären.

Es ist immer abhängig davon was man sehen möchte.

Nur weil man in etwas immer tiefer rein zoomt, heißt das nicht dass der Erkenntnisgewinn mit der Stufe der Vergrößerung steigt.

Zumeist werden zusammenhänge wie auch bei einem Mikroskop unschärfer umso mehr man seinen Blick fokussiert und am Ende hat man dann nicht nur weniger Erkenntnisgewinn, man kann auch noch dazu zu falschen Einschätzungen kommen.

Genau so Verhält es sich finde ich auch mit der Welt.

Man muss nicht immer bis die höchste komplexe Ebene gehen um einen Sachverhalt zu erklären oder ein Problem effektiv zu lösen.

Manchmal ist eben diese differenzierte Denkweise das was viel Zeit kostet und wenig Erkenntnis bringt.

Bei einer Versuchsmatrix geht man auch nicht jeden Punkt der Reihe nach ab, man nimmt sich die Extrempunkte und schaut sich erstmal die groben Zusammenhänge an, bevor man stark differenziert und kleinere Schritte abgeht.

Der Mix aus grobem Schwarz-Weiß-Denken um das Spielfeld abzustecken und grobe Erkenntnisse zu sammeln und das stark differenzierte Komplexe betrachten von vielversprechenden Ansätze die daraus folgen ist finde ich die bestmögliche Herangehensweise.

wie unterscheidest du, wann differenziertes Denken erforderlich ist (z.B. um einen Sachverhalt zu verstehen und eine sachgerechte Entscheidung treffen zu können) und wann du deine Gefühle einfach mal freudig ausleben könntest - wenn nicht durch differenzierendes Denken?

Für mich ist undifferenziertes Denke dir Axt und differenziertes Denken das Skalpell.

Um etwas grob zu Formen und schnell Fortschritte zu machen die Axt, für feines analysieren und Verständnis das Skalpell.

Aber auch Dringlichkeit spielt hierbei eine große Rolle, was dann eine Fall-zu-Fall-Entscheidung ist.

Für mich kann man nicht vollumfänglich effektiv Denken ohne beides.

Differenziertes Denken und Klarheit sind kein Widerspruch.

Ist korrekt, aber es ist auch ein Trugschluss, das differenziertes Denken immer zu Klarheit und dem besten Ergebnis führt.

Der Eindruck von Komplexität entsteht auch als Unwissenheitseffekt gekoppelt mit der Unlust, sich das notwendige Wissen für ein Verstehen / eine Komplexitätsreduktion anzueignen.

Dem würde ich in Teilen wiedersprechen.

Ich denke nicht, dass der menschliche Verstand so leistungsstark ist, dass sich komplexe Zusammenhänge nur aufgrund von Unwissenheit und Unlust einer Konklusion entziehen.

Es gibt mehr als genug Menschen, welche schlichtweg nicht in der Lage sind effektiv komplex oder effektiv unkomplex zu denken.

Am Ende ist das Ergebnis entscheidend.

Grautvornix16  22.02.2025, 20:58
@Zoddt

Kürzen wir das Ganze doch einfach ab. Was ich von dir höre sind doch eigentlich auch nur pauschal "zusammengemeinte Verdächtigungen" und Gegeifer gegen alles was nach Intellekt riecht. Missbrauchen kann man alles,- auch die Gabe, differenziert denken zu können. Du scheinst mir allerdings eher auf "Trump-Niveau" zu liegen. - Ich lass dich dann mal besser in deiner "Blase" weiterwüten. - Für den rest wäre ohnehin eher ein Psychologe zuständig. - Schönen Abend noch. ;-)

"Schwarz-Weiß-Denken" ist prinzipiell kontraproduktiv, übersieht per Definition die stets vorherrschende Vielfalt. Viel besser als reines Schwarz-Weiß-Denken, man muss sich ja auch beim "differenzierten Denken" irgendwann auf kleinste gemeinsame Nenner bzw. auf Kompromisse einigen. Aber eben buchstäblich differenzierter.

"Schwarz-Weiß-Denken" ist kein gründliches echtes Denken, bestenfalls durchsetzen wollen von einfachen Sichtweisen, die letztlich aber immer früher oder später Unfrieden erzeugen.


Zoddt 
Beitragsersteller
 22.02.2025, 15:45
"Schwarz-Weiß-Denken" ist prinzipiell kontraproduktiv, übersieht per Definition die stets vorherrschende Vielfalt.

Und das ist immer schlecht ?

Es gibt definitiv viele Situationen, wo "Schwarz-Weiß-Denken" betrieben werden muss, um eine gute Lösung eines Problems zu erreichen.

Wenn jemand mit einem Messer auf dich los geht, dann willst du auch nicht, dass der Polizist der dich retten könnte erstmal differenziert darüber nachdenkt wie mit der Situation umzugehen ist.

Diese Situation wird rein aus Reflex als Gut gegen Böse war genommen und entsprechend reagiert.

Das es eine Vielzahl von Interpretationsmöglichkeiten hier gibt, spielt wenig zu Sache.

Viel besser als reines Schwarz-Weiß-Denken, man muss sich ja auch beim "differenzierten Denken" irgendwann auf kleinste gemeinsame Nenner bzw. auf Kompromisse einigen.

Sehe ich nicht so.

Die meisten Diskussionen Enden nicht in einem Kompromiss, weshalb der Jenige als schwächer angesehen wird, welcher seinen Standpunkt am meisten aufweicht, obwohl dies differenzierter ist.

Manchmal ist ein Kompromiss auch gar nicht das Ziel, manchmal will man sein Gegenüber einfach bezwingen, um ein größeres Ziel zu verfolgen.

Mit den Nazis hat man im 2ten Weltkrieg auch wenig Kompromisse gemacht, am Ende war aber der Kompromiss Deutschland nicht wie nach dem 1ten Weltkrieg zu behandeln, um das Land so dauerhaft zu stabilisieren.

"Schwarz-Weiß-Denken" ist kein gründliches echtes Denken

Ich denke man kann auch gründlich Schwarz-Weiß-Denken, es kommt halt auf die Situation an.

Man kann auch schlecht differenziert Denken, indem man ein Problem in so viele Teile zerlegt, dass man niemals damit aufhört und entsprechend auch nie zu einem Ergebnis kommt.

Für eine effektive Problemlösung braucht es halt beides, was heutzutage bei vielen Menschen jedoch nicht mehr ankommt.

die letztlich aber immer früher oder später Unfrieden erzeugen.

Sehe ich auch nicht so, Unfrieden entsteht zumeist als einer Vielzahl von Faktoren.

CatsEyes  22.02.2025, 17:04
@Zoddt

Vorab: Dein Kommi ist ja genau das Gegenteil von Schwarzweiß... ;-)

Wenn jemand mit einem Messer auf dich los geht, dann willst du auch nicht, dass der Polizist der dich retten könnte erstmal differenziert darüber nachdenkt wie mit der Situation umzugehen ist.
Diese Situation wird rein aus Reflex als Gut gegen Böse war genommen und entsprechend reagiert.

So ganz stimmt "Reflex" nicht, denn für diese Situationen wurde vorher im Detail trainiert, der "Reflex" ist auch "situationsabhängig" in vielen Details: soll geschossen werden, werden Andere gefährdet, ...

Sehe ich nicht so.
Die meisten Diskussionen Enden nicht in einem Kompromiss, weshalb der Jenige als schwächer angesehen wird, welcher seinen Standpunkt am meisten aufweicht, obwohl dies differenzierter ist.

Hättest Du Recht, gäbe es im Parlament etwa viel weniger Beschlüsse z. B. Ich verfolge desöfteren auch weniger populäre Debatten.

Auch das mit dem Aufweichen sehe ich anders, klar, in einem Punkt muss einer "weich" werden, aber in einem anderen Punkt dann der andere. Sonst gäbe es keine Koalitionen. Ungeachtet derer Folgeprobleme mal...

Aus meiner Sicht ist hier Dein Denkfehler, dass Du nicht das Gesamte siehst, sondern nur Einzelpunkte.

Ich denke man kann auch gründlich Schwarz-Weiß-Denken, es kommt halt auf die Situation an.

Dem kann ich teilweise zustimmen: Das ist dann aber in Stufen Schwarzweiß denken: Verreisen wir in die Berge oder ans Meer? Schwarzweiß: Ans Meer. Aber: Fahren wir an die Ostsee oder an die Nordsee? Nordsee, nochmal Schwarzweiß. Usw... so wird eine Kette aus "undifferenzierten Denken" letztlich doch ein differenziertes Denken! ;--)

die letztlich aber immer früher oder später Unfrieden erzeugen.
Sehe ich auch nicht so, Unfrieden entsteht zumeist als einer Vielzahl von Faktoren.

Thema Steuergestze: Wie relativ einfach waren die vor, sagen wir, 70 Jahren. Das führte zu Unfrieden, Ungerechtigkeiten, also wurde es immer komplexer...

HIER EIN PAAR DENKANSTOESSE

UND

ich freue mich auf euere Reaktionen

Dualtaet ist am einfachsten in der Handhabung

  • Tag / Nacht
  • Hell / dunkel
  • Oben / untdn
  • Links / rechts
  • Schwarz / weiss
  • 2 Parteien
  • Nord Sued
  • Ost / West

BIST DU NICHT MEIN FREUND, DANN BIST DU MEIN FEIND

Will man sich weiter entwickeln und beachtet werden ist natuerlich etwas Feingefuehl wichtig

Veraenderungen brauchen Geduld und Zeit

Strategisches Planen ist fortlaufend wichtig ....

... Und akzeptieren, dass manche Situationen keine Auswege offen halten

ZWEI WEITERE DINGE KOENNEN WIR NICHT BEEINFLUSSEN

  • Gang der Gezeiten
  • Selbst wenn wir eine Uhr anhalten geht die Zeit weiter

Nicht gut, in der Realität. Das trifft den Autor selbst zuerst, wenn nur noch unterschieden wird, z.B. in Bilderbücher und Fachliteratur.

Ja, mag sein. Da hast du Recht. Aber ich selbst bin halt kein Fan von schwarz weiß denken im generellen. Hmm, vielleicht ist es manchmal auch anders bei mir. Aber generell finde ich ersteres wichtiger.


Zoddt 
Beitragsersteller
 22.02.2025, 15:36

Im jetzigen Geschehen sehe ich viel Schwarz-Weiß-Denken im Wahlkampf, wo der politische Gegner meist als "böse" gebrandmarkt wird.

Gutes Beispiel ist der derzeitige Umgang mit der AfD, welcher von differenziert weit entfernt ist, was jeder aber gerne so bewerten kann wie er möchte.

Jedoch ist gerade hier dieser Prozess der am Ende zu einem schlechteren Ergebnis führt, meiner Meinung nach in Echtzeit zu betrachten.

xHAWKBITx  22.02.2025, 15:45
@Zoddt

Oja, da ist es richtig krass. Das ist ja auch der Grund was mich wütend macht.

Auch in der Wiisenschaft und im generellen werden uns nicht weiterentwickeln, dumm bleiben, wenn man nicht dazu lernt, weil man sagt darüber denken wir gar nicht erst nach weil das böse. Warum, einfach weil es so ist und fertig.

xHAWKBITx  22.02.2025, 15:51
@xHAWKBITx

Als Beispiel: Ich denke auch in Sachen Energie. So hier Kernkraft böse. Wenn man da dran weiter forscht entwickelt wäre es eine Bereicherung. Ich hab gehört man könne es schaffen den Atommüll in Energie umwandeln. Dann ist das ganze Thema vom Tisch und eine super Sache. Total grün. Aber wenn man sagt das Thema lassen wir weg. Nur Windräder ist die Zukunft.

Wir lernen nichts entwickeln keine Alternativen. Entwickeln uns selbst nicht weiter. Deswegen bin ich nicht so für das gut, böse getue. Das ist nicht gut.