Moin. Nein, ich denke nicht.

Geborgenheit und Sicherheit in einer Gruppe gleicher Kultur als Prozessstruktur der Identität und Selbstvergewisserung ist eine Sache. Das hat es auch schon bei den Gruppen der Jäger und Sammler gegeben.

Nationalstolz ist ein Abstraktum, dass dem psychologischen Bedürfnis der Selbstaufwertung entspringt und im Rahmen sozialpsychologischer und sozioökonomischer Entwicklungsprozesse zur verbreiteten Legitimierungslegende von Herrschafts- und Steuerungsstrukturen geworden ist - eine Art Organisationsparadigma auf der Grundlage von machtorientiertem Vergleichsdenken - oft ohne Bezug zum eigenen Lebensalltag der Menschen selbst. Es hilft nicht den Menschen in ihrer Lebenspraxis, sondern konstituiert auf fast mythische Weise ein Gebilde, das die notwendige Voraussetzung für Herrschaft ist. - Was wären Herrscher ohne etwas, das sie be-herrschen könnten?! :-))Das funktioniert analog zu der Verwandlung natürlicher spiritueller Fragen und Bedürfnisse von Menschen in konditionierte Religionsstrukturen.

Es gibt aber auch immer noch Länder, in denen das gesunde selbstbewusste Gefühl für die eigene Identität bei den Menschen auch ohne Nationalstolz funktioniert.

Gruß

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Moin,

eine Verschwörungstheorie erkennst du daran, dass sie in der Einbeziehung von Sachverhalten selektiv ist, Argumente mit rhetorischer Ausdrucksgestaltung vertauscht, bei Gegenargumenten sich reflektions- und analysescheu bis -resistent zeigt und entweder durch redundante Über- oder demonstrative Unterkomplexität in der Präsentationsform den psychologischen Charakter des Veröffentlichungsmotivs offenbart. Gruß

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Moin,

ich denke nicht, dass "die" Gesellschaft intolleranter geworden ist - die Intolleranz ist nur aufgrund entsprechender Möglichkeiten sichtbarer, lauter und expliziter geworden.

Grundlegende Parameter für Intolleranz haben zu jeder Zeit in jeder Gesellschaft existiert und bestehen bis heute:

  • Fehlende Bildung (nicht Aus-Bildung!)
  • Fehlende Partizipationsmöglichkeiten und -verantwortungen des Einzelnen
  • dysfunktionale gesellschaftliche (Selbst-)Legitimationsparadigmen (Leitideen - z.B. Nützlichkeit vor Menschlichkeit - Stichwort: Betriebswirtschaft / Effizienz
  • Förderung archaisch-intuitiven Verhaltens durch fehlende Transparenz der Wirkungsstrukturen
  • Bei gleichzeitiger Verdichtung von Leistungsanforderungen durch Unterordnung des Menschlichen unter eine Funktionsodeologie (Selbstlegitimierung durch Konkurrenzerfolg
  • usw. usw. usw.

Im Grunde kannst du alle gesellschaftlspolitischen Analysen darauf fokussieren, dass von je her mit den Mitteln der jeweiligen Zeit, Menschen daran gehindert wurden, Selbstbestimmtheit, durch das fehlen von Bildungs-, Informations- und Partizipationsmöglichkeiten Selbstbestimmtheit und Selbstverantwortung gleichgewichtig in ein entsprechend ausbalanciertes Gesellschaftskonzept zu lernen und in der Folge selber einzubringen.

Im Fazit hat dies - nach meiner Analyse - in der Regel damit zu tun, dass wir nach wie vor ein Demokratiedefizit haben und in unserer Orientierung deshalb von den paradigmatisch-ideologischen Sinnerzählungen der jeweils wirkmächtigen Eliten einer Gesellschaft gelenkt werden wobei uns im Alltag nur die Möglichkeit bleibt, in irgendeiner Form "mitzumachen" wenn wir unsere Lebenschancen nicht gefährden möchten. Der Preis ist, dass wir uns aktuell wieder von den Idealen der Aufklärung entfernen und eher in einem "modernisierten Feudalismus" leben. ;-)

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Moin,

  • definiere "Ziel"
  • definiere "zweckmäßig"
  • definiere "vernünftig"

Ein einfaches Beispiel zur Verdeutlichung der Problemstellung:

Hitler hatte definitiv Ziele. In deren Sinn hat er sehr zweckmäßig gehandelt. Hat er auch vernünftig gedacht und gehandelt?

Lösungshinweis:

Ist Rationalität = Vernunft?

Karl Popper - "Kritischer Rationalismus": "Falsifikationsprinzip" und "Die Frage von "Determinismus vs. Indeterminismus" hat hierzu etwas sehr logisches gesagt (ich gebe das mit meinen Worten wieder): Solange wir Rationalität nur als Methode und nicht als Prinzip begreifen werden wir auch weiterhin sehr irrationale Ziele auf sehr rationale Weise verfolgen. ;-)

Gruß

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Moin, nein.

Geiz ist von seiner Wortherkunft dem ursprünglichen Gebrauch nach ein Begriff zur Bezeichnung von Gier und Habsucht und damit eine Bezeichnung für einen Formenbereich antisozialer Persönlichkeitsstörungen - also wohl kaum eine Tugend.

Geiz ist nicht das Gleiche wie Sparsamkeit. -

Erstes ist die Selbstentgrenzung des "_Haben-Wollens" zu Lasten anderer, also extensional auf andere Personen ausgerichtetes Verfügungsbestreben. Zweites ist die Selbstbegrenzung des "Haben-Wollens" in Begrenzung eigener Ambitionen, also intensional auf die eigene Person gerichteter Verfügungsverzicht.

Einfach gesagt: der Unterschied ist, ob man anderen oder sich selbst nichts gönnt.

Allerdings wird der Begriff heutzutage in einer ohnehin desorientierten und mit Wortgeklingel lärmverseuchten Gesellschaft in beliebigen Kontexten mit beliebigen Bedeutungszuweisungen inflationär gebraucht, so dass es nicht verwundert, wenn man es da schwer hat, den Durchblick zu behalten.

Gut, dass du gefragt hast.

Und nein: Geiz ist nicht geil. ;-)

Gruß

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Moin

Der Begriff Freiheit hat nicht nur eine individuelle, sondern zwangsläufig auch eine kollektive Dimension.

In Bezug auf die kollektive Dimension wäre der Freiheitsbegriff unvollständig und damit unplausibel, wenn er sich nur auf die Perspektive des (unbegrenzten) Tuns beziehen würde. Der Begriff "Freiheit" beinhaltet auch die Freiheit, etwas zu lassen / nicht zu tun.

Insofern ist der Freiheitsbegriff immer ein "gebundener" ( konditionierter ) Begriff und erst in der Einbeziehung der wechselseitigen Bedingtheit von "Individuell" und Kollektiv", von "Ich" und "Du" (es gibt kein Ich ohne Du) vollständig (ganzheitlich) und damit logisch konsitent gedacht.

Hieraus entsteht letzlich die Notwendigkeit, allgemeingültige weil logisch gültige und nicht zufällig (willkürlich) wirksame Normenmuster als Grundlage für den praktischen gebrauch des Begriff Freiheit durch den Einzelnen in einem Kollektiv zu formulieren. (siehe Kant: Prinzipienethik - Menschenrechte: Naturrecht / Universalie).

Insofern sind Freiheit (Freedom) und Unabhängigkeit (Liberty) nicht deckungsgleich.

Freiheit plus Unabhängigkeit wären Willkür, Unabhängigkeit minus Freiheit einfach nur Fakeblödsinn, Freiheit gebunden an die Logik des kategorischen Imperativs (Kant) der vernunftgesteuerte Gebrauch derselben und damit die einzig zulässige Form ihres Gebrauchs.

Gruß

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Moin,

sehr komplexes Thema mit vielschichtigen soziokulturellen und sozioökonomischen Teilaspekten in Wechselwirkung.

Mein Tip: Schau mal, ob du eine zusammenfassende Beschreibung (Sekundärliteratur) findest, die sich mit dem Standardwerk (3 Bände) zu diesem Thema von >Norbert Elias - "Über den Prozess der Zivilisation"< beschäftigt und dadurch dem interessierten Laien einen guten Ein- und Überblick in das aktuelle Theoriemuster zum Thema und ggf. Querverweise zu weiteren Erklärungsansätzen verschafft.

Vielleicht gibts ja auch was qualifiziert Vorsortiertes im Internet (sozusagen einen "Harald Lesch" für dieses Thema), um im Internet entspannt zum stöbern.

Der Versuch, im GF-Format darauf seriös einzugehen müsste das GF-Format sprengen oder Stückwerk bleiben.

Gruß

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Moin,

du zum Beitrag von erikbhrdt: "Moral ist subjektiv."

Da hast du leider Unrecht.

Moral ist ist nicht subjektiv im Sinne einer Selbstermächtigung, kann aber als letztlich nur psychologisch verankerte Verhaltensnormierung durch Erziehungs- und Erfahrungslernen gesellschaftlicher Strukturen des "Sollens, Wollens und Dürfens" objektiv falsch sein.

Der Maßstab für eine qualifizierte Überprüfung einer solchen möglichen Fehlentwicklung bzw. "moralischen Missverständnisses" ist nicht die "Moral" selbst, sondern die >Ethik< als logikbasierte Grundlage "moralischer" Psychologismen.

Sie ist das logische System hinter einer wertnormierenden Aussage zur alltagspraktischen Steuerung menschlichen Verhaltens. Und Wertnormierung ist der Anspruch jedes Moralsystems. Allerdings bleibt dabei die Frage nach seiner Legitimierung ohne Anbindung an das logische Bezugssystem der Ethik willkürlich.

Und genau aus diesem objektiven Bezugssystem moralischer Ableitungen lassen sich Fehlentwicklungen und Fehlschlüsse feststellen und definieren - ganz so, wie du an der Ladenkasse einen möglichen Rechenfehler durch mathematische Grundlagen und Kenntnisse feststellen könntest.

Alle politischen Unrechtssysteme haben Moralvorstellungen als alltagssteuernde Verhaltensnormierungen. Woher können wir also wissen, dass es Unrechtssysteme sind?

Durch intersubjektiv gültige Modelle der Wissensfindung und -prüfung - also durch qualifiziert wissenschaftlich organisierte Systeme der Theoriebildung und Selbstprüfung, um der eigenen Meinung psychologieunabhängig auch eine Form qualifizierter Ahnung hinzuzufügen.

Insofern unterliegen auch Systeme, deren Funktionsgrundlage nicht durch die offensichtliche Verhaltensnormierung durch diktatorischen Totalitarismus dargestellt wird, sondern auch die totalitäre Überhöhung des Individualismus zu einem asozialen Egozentrismus als "moralische" Grundlage erlernter Verhaltenssteuerung , denselben Plausibilitäts- und damit Legitimitätsproblemen wie ersteres.

In diesem Zusammenhang stellt die Aussage, "Moral sei subjektiv" selbst ein Symptom des Problems eines fehlenden ethischen Grundverständnisses dar,- ganz so, als ob sich die Ansicht verbreitet hätte, dass 2+2=5 wäre, was auch durch Mehrheitseffekt nicht richtiger würde mangels logischer Konsistenz.

Entscheidungen über menschliche Entfaltungsräume und -anrechte sind immer Wertentscheidungen und Wertentscheidungen bedürfen immer der Legitimierung durch logisch verankerte "Rechenverfahren" der >Ethik<.

Wenn dann die Sozialisierung der Menschen auf dieser Grundlage erfolgt erhöht sich schlicht die Wahrscheinlichkeit für den Wahrheitswert eines Werturteils wesentlich und damit auch die Wahrscheinlichkeit einer größtmöglichen Annährung an den Idealfall, dass die moralische Verhaltensregulation des gelebten Alltags mit den logischen Grundlagen des ethischen Aussagesystems dahinter übereinstimmt.

Heruntergebrochen auf die Analyse realpolitischer Gesellschaftssysteme kann ich erikbhrdt insofern nur zustimmen.

Gruß

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Moin,

da ich mir nicht ganz sicher bin, ob du mit "Chip"/"Elektronik" letztlich Robotik als spezifisches Funktionssystem meinst möchte ich dir mit einer Antwort auf 2 Ebenen ggf. weiterhelfen:

  1. Mensch als humanistisch-ethischer Begriff und Anspruch in der Selbstdefinition
  2. Mensch als systemtheoretischer Kategoriebegriff

Dabei hängen beide Analyseebenen jedoch eng miteinander zusammen, da sich aus 2. auch Bedarf und Art der ethischen Anforderungen an unser Selbstverständnis ergeben. Denn Freiheit hat immer auch die Selbstverantwortung als die andere Seite derselben Medaille. OK.:

  1. Hierzu könnte man kurzerhand sagen, dass auch das Unmenschliche Teil des Menschseins ist. Da wird schnell deutlich, dass es bei dem Versuch den Begriff "Mensch" zu definieren und dabei von "Nicht-Mensch" abzugrenzen wohl um mehr geht, als nur die einfache und ausschließliche Zuordnung zu einer ethisch-moralischen Kategorie des "Guten". Der "gute" Mensch" wäre also nur als Möglichkeit des Menschseins als eine Teilmenge der Klasse "Mensch" einzustufen, nicht als Gesamtdefinition (-menge).
  2. Wenn du also letztlich die Frage der Nachbildung menschlichen Verhaltens durch robotisch-kybernetische Systeme meinst, reden wir über algoritmisch gesteuerte, im Rahmen einer Ist/Soll programmierten Selbstreferenz (Selbstbezüglichkeit) agierenden Systemstruktur. Das läuft schlussendlich auf die Frage nach dem Unterschied zwischen Leben und Maschine hinaus und die Folgefrage, ob Leben 1:1 auf künstliche Weise (KI) nicht nur (phänotypisch) dargestellt, sondern in seiner spezifischen Selbstorganisationssystematik durch KI-Konzepte erschaffen werden kann.

Meine Antwort wäre: Nein.

Das liegt nicht an der Frage, aus welchem Material >Leben< bestehen könnte, sondern an seiner systemischen Eigenart.

Warum also: Nein?

Hierzu ist wichtig, sich die Unterschiede von Systemen entsprechend ihrer eigenschaftsbezogenen Kategorisierungen in der Systemtheorie als wissenschaftlicher Forschungsrahmen hierfür anzuschauen.

a) Automat (simple lineare Input-Output - Verarbeitung / z.B. Getränkeautomat)

b) Regelkreisgesteuert regulierte Feedbacksysteme ( durch einen separaten "Operator" / z.B. Fliehkraftregler bei Dampfmaschine / Thermostat bei Heizungssystem / Bi-Metal bei Bügeleisen / Sensorik Waschmaschine u.s.w.)

c) Selbstbeobachtend gesteuerte, Feedbacksysteme (Kybernetik, Robotik, KI / z.B. Computer, Industrieroboter, ChatGPT, Autonome Fahrzeuge u.s.w.)

Aus diesem Ordnungsbereich von Systemen fallen d) offene Systeme als, sich selbst erschaffende Systeme (Stichwort >Autopoiesis<) heraus.

Warum?

Im Gegensatz zu c) bei denen Selbstbeobachtung im Rahmen ihrer System-Umwelt-Kommunikation Teil einer programmierten Zielentwicklung, also Mittel zum Zweck im Rahmen eines extern implantierten Auftrages ist, gilt für >Offene Systeme<, dass ihnen Selbstwahrnehmung und in der Folge Selbstentwicklung immanente Ursache ihrer System-Umwelt - Kommunikations-/Interaktionsdynamik ist.

Sie treten mit ihrer Umwelt also nicht primär in eine informationelle Wechselwirkung zum Ist/Soll-Abgleich einer programmierten Zielstellung, sondern, um Impulse zu erzeugen, bei deren Verarbeitung zu Informationen nicht nur Selbstorganisation, sondern auch Selbstwahrnehmung als permanentes Ziel der Aktivität zur Selbstorganisation entstehen. Offene Systeme sind Leben, weil sie er-leben und diese Informationen primär zu Selbstwahrnehmungserlebnissen verarbeiten woraus sich dann sekundär auch Notwendigkeiten ergeben, Formate und Routinen für die Selbstorganisation zu entwickeln.

Man könnte auch sagen KI-Systeme werden programmiert im Rahmen aufgabenbezogener Zielentwicklungsprozesse - Offene Systeme formatieren sich selbst im Rahmen eines offenen Prozesses der Selbstentwicklung. Sie produzieren sich ihre Ziele im Laufe ihrer Selbstentwicklung selber. Ihre System-Umwelt - Interaktion schafft zufallsbehaftete Freiräume als Informationsverarbeitungs-/Erlebnismöglichkeiten, um über den Prozess der Informationsintegration Selbstwahrnehmung als Selbstformatierung zu generieren.

OK. Ich könnte jetzt noch vieles mehr dazu sagen / schreiben. Aber ich denke, meine Antwort ist schon jetzt lang genug.

Aber es gibt ja Internet und unter dem Stichwort >Systemtheorie< u.ä. wirst du sicher weitere interessante vertiefende Anregungen zu dem Thema finden.

In Buchform würde ich dir als Einstieg u.a. "Wie wir uns selbst erfinden" - Heinz von Förster (seinerzeit der "Wissenschaftspapst" am M I T, USA für Kybernetik) oder "Der Baum der Erkenntnis" - Autopoietische Systeme (Maturana / Varela, Biologen) empfehlen. Aber es gibt da noch viele viele andere wissenschaftliche Kapazitäten im Bereich >Systemtheorie< in ganz unterschiedlichen Anwendungsgebieten.

Gruß

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Moin,

deine Frage impliziert eine Annahme, die so generell nicht stimmt.

Grundsätzlich sollte zwischen Grundlagenforschung und Anwendungsforschung unterschieden werden.

In der Anwendungsforschung ist die philosophische Ebene einer Konzeptentwicklung nicht erforderlich.

In der Grundlagenforschung geht sie als Idee und deren deduktiven Ableitungen jedem empirischen Präzisierungs- und Etablierungsverfahren voraus.

Viele historische Größen aus der "Hall of Fame" der Naturwissenschaften und der Mathematik sind für ihre Qualitäten als Philosophen und deren Verbindung zu ihrer Facharbeit bekannt und haben sich selbst zur Bedeutung der Philosophie für das Entstehen ihrer Denkansätze geäußert.

Gruß

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Moin,

das mag etwas wie ein ironischer oder lakonischer Spruch klingen - ist aber der systemische Kern des Begriffes "Leben":

"Der Sinn des Lebens ist das Leben selber".

Leben ist zuallererst >Selbstentfaltungs- / Selbstentwicklungsdynamik< - quasi eine Art Zufallsgenerator-System, das im Rahmen einer System-Umwelt-Interaktion Rückkoppelungen in Form von Impulsen verarbeitet, um diese in eigene Strukturen zu integrieren und dadurch zu Informationen, sowohl in Bezug auf sich selbst als auch in Bezug auf seine Umgebung zu formen.

Oder frei nach G. Bateson: Eine Information ist ein Impuls, der einen Unterschied macht.

Man könnte auch sagen: Leben ist das Auslösen von Er-Leben durch Bewegung (nicht nur im physikalischen Sinn) und die Verarbeitung des Erlebten zu selbst- und umweltreflektierenden Wahrnehmungsstrukturierungen.

- Nicht mehr und nicht weniger. Leben ist im Kern Selbstzweck - nicht Aufgabe.

Wir sind gewohnt, den Begriff "Sinn" mit Begriffen wie "Zweck", "Bedeutung", "Bedürfnis", "Nutzen", "Glück", "Erfüllung", etc., etc. stillschweigend in Verbindung zu bringen oder so gar gleichzusetzen, um daran zu verzweifeln, wenn wir nicht schon vorher handlungsleitend eine konkrete Sinndefinition für uns besitzen und deshalb nicht wissen warum wir was wann tun sollten.

Erleben schafft Informationen, die u.a. auch jene beinhalten, die uns ermöglichen, uns Sinnaussagen im Sinne persönlicher emotionaler oder intellektueller Bedeutsamkeit zu erschließen.

Die Umkehrung dieser Verlaufsstruktur betrifft eher die psychologische Ebene eines, bereits dysfunktional konfigurierten bzw. formatierten Lebensbegriffes auf der Grundlage unserer heutigen gesellschaftlichen Paradigmen eines Lebens als Prozesssteuerung mit Ist/Soll-Parametern einer quasi-betriebswirtschaftlichen Erfolgsdenke.

In der Folge suchen wir sozusagen nach dem "BIOS" unserer Programmstruktur und verkennen dabei, dass die Programmierung bereits das Problem ist.

Leben ist zwar strukturiert, aber nicht programmiert.

Heinz von Förster würde im 2. Fall von "Trivialen Maschinen" sprechen.

Insofern ist es anders herum richtig: erst kommt das Leben - dann der Sinn.

Jeder Säugling und jedes Kind zeigt uns diesen Entwicklungsverlauf sehr anschaulich.

Ab einem bestimmten Alter scheinen wir aber früher oder später Leben mit KI zu verwechseln und Leben als Lebendigkeit aus dem Auge zu verlieren - kein Wunder, wenn unsere tagtägliche Lebenswirklichkeit eine Gesellschaft ist, die sich in der Ideologie ihrer betriebswirtschaftlichen Verwertungs- Wertschöpfungsprozesse diese Verwechslung zum "Programm" gemacht hat.

Gruß

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Moin.

Es ist das Verhältnis von >Konstituiertem Recht zu >Naturrecht< (siehe da /nicht zu verwechseln mit "Naturgesetz")

Positives Recht ist "gesetztes, bzw. erlassenes Recht", also eine Rechtsauffassung oder ein Rechtssystem, dass sich aus dem Ausgleichsbedarf einer Gesellschaft / eines Staates für die Handlungsinteressen seiner Mitglieder auf Individual- wie Gruppenebene ergibt.

Es ist i.d.R. Ergebnis kultureller Prägungen wie pragmatischer Bedarfe, um die Steuerungsfähigkeit einer Gesellschaft im Sinne einer Funktionsgemeinschaft zu ermöglichen und entspringt eher dem ideengeschichtlichen Hintergrund des >Utilitarismus< (siehe da).

Die Anbindung an den Begriff der >Gerechtigkeit< erfolgt hier eher indirekt. Im Vordergrund steht der Begriff des >Rechtsfriedens< durch Akzeptanz und Funktionsfähigkeit.

Systeme positiven Rechts haben deshalb auch einen starken Bezug zum Empirischen und begründen sich deshalb auch sehr stark (nicht nur) durch >induktive Schlussverfahren< (vom Einzelnen auf das Allgemeine).

Die Menschenrechte sind eine sog. >Universalie<, also nicht relativierbar oder interpretierbar. Sie sind ein Prinzip und begründen sich begriffslogisch, sind also unabhängig von relativen empirischen Einzelsachverhalten.

Ihre Begründung erfolgt >deduktiv< ( also Schluss vom Allgemeinen auf das Einzelne).

Ihre universelle Gültigkeit basiert auf Logik, nicht auf Pragmatik.

Formal formuliert bedeutet dies:

Ich kann aus einer leeren Funktion / Menge / Gleichung keine Ableitung formulieren. Unendliche Funktionen / Mengen / Gleichungen sind leer.

Zur Sache in Worte übertragen: Ich kann aus der Nicht-Beweisbarkeit eines Werturteils oder einer Rechtsbehauptung auch keine letztgültige Legitimation für mein Handeln ableiten. Oder anders: ich kann aus relativistischen Manifestationen keine Legitimationsuniversalie logisch gültig konstruieren.

Und in der Tat sind Werturteile im Rahmen positiv-utilitaristischer Rechtssysteme letztlich nicht "beweisbar", sondern nur faktisch.

Für eine Welt, die gewohnt ist, über positiv-pragmatische Rechtssysteme zuallererst Aktivität zu organisieren ist diese Begründung einer "Defensivpflicht" in erster Linie psychologisch ungewohnt und pragmatisch hinderlich. Aggressiv-expansives Handeln ergibt sich in dieser Logik als Willkür.

Insbesondere im Zuge der Aufklärung hat sich die Frage nach der Begründbarkeit gesellschaftlicher Hierarchien, insbesondere religiös und /oder aristokratisch-feudaler sowie absolutistischer Herrschaftsansprüche ergeben.

Insbesondere I. Kant hat nach der französischen Revolution die Nichtbeweisbarkeit einer Wertvorzugsordnung in welcher der Mensch zum Zweck der Interessen eines anderen Menschen ohne autonome, gleichberechtigte Übereinstimmungsverfahren gemacht werden kann als logisch nicht zulässig und deshalb willkürlich explizit herausgearbeitet und ist somit zum Vordenker der >Proklamation der Menschenrechte< geworden.

Kein Mensch kann universell gültig beweisen, dass er einen höheren Wert besitzt als ein anderer. Insofern ist alles Handeln, das auf einer solchen Behauptung beruht illegitim. - Vom Grundsatz her ist der Mensch zu aller erst ein zweckfreies Wesen und alle hiervon vorgenommenen Abweichungen müssen einem allgemeinverbindlichen gesellschaftlichen Konsensverfahren auf der Grundlage einer uneingeschränkt freien und gleichberechtigten Position des Einzelnen beruhen. Alles andere ist unlogisch, also Willkür - ob mit praktischem Nutzen oder nicht.

Gruß

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Wie viel sind die Begriffe "links" und "rechts" noch wert?

Das ist vielleicht eher eine philosphische Frage, als eine politische. Ich bin nur gerade am Grübeln und dachte mir, vielleicht weiß jemand darauf eine Antwort.

Mir fällt immer wieder auf, wie sehr die Begrifflichkeiten "politisch links" oder "politisch rechts" auf den jeweiligen Blickwinkel des Betrachters beruhen.

Natürlich wird es da auch richtige Definitionen für geben, aber im gesellschaftlichen Diskurs werden diese Begriffe immer öfter verwendet, ohne, dass man weiß, was sie eigentlich bedeuten.

Beispiel, für manch einen AfD-Wähler ist jemand, der etwas gegen die AfD sagt, automatisch links oder gar linksextrem. Andersherum sind Leute, die Gendern oder LGBTQ ablehnen für manche Linke automatisch rechts. Oder aber man wird sich gar nicht einig, wie kürzlich mit der FAZ. Diese hatte einen Artikel verfasst, der die Correctiv-Recherche zum "Geheimplan" bestätigt. In den Kommentarspalten habe ich dann so Sachen gelesen wie "Wenn die UdSSR der DDR zustimmt" oder "Linke geben Linken recht". Obwohl die FAZ ein bürgerlich-konservatives Blatt ist, für manche Linke sogar rechts.

Teilweise werden auch generell Linke mit Linksextremisten und generell Rechte mit Rechtsextremisten in einen Topf geworfen. Obwohl große Unterschiede bestehen zwischen "Ich bin für ein bedingungsloses Grundeinkommen" und "Ich will die DDR zurück". Genauso bei "Ich will keine Flüchtlinge mehr aufnehmen" und "Ich will sie alle vergasen". Manch einer ist auch schon linksextrem, bloß weil er gegen Nazis ist und andere rechtsextrem, weil sie gerade die Bauernproteste unterstützen.

Und manchmal wird es auch komplett absurd: "Die Nazis waren links, weil NationalSOZIALISTEN!" Und so weiter...

Was haltet ihr von dieser Entwicklung?

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Moin,

hier ein kurzer Hinweis zur Entstehung dieses Schemas ( Sitzordnung Nationalversammlung Frankfurter Paulskirche / Märzrevolution 1848 entsprechend politischer Ausrichtung).

https://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/geschichte/1848/parteien.htm

Grundsätzlich sind Begriffe in ihrer generellen Bedeutung die unerlässlichen Orientierungspunkte, um einem Denk- und Kommunikationsprozess überhaupt eine (semantische) Struktur geben zu können,- also, damit wir uns selbst beim Denken oder jemand anderem beim Reden bezeichnen können, über was wir denken und reden wollen.

Das heißt aber nicht, dass ein Begriff eindeutig ist. Er kann durch unterschiedliche Wissens-, Lebens- und Erfahrungskontexte unterschiedlich interpretiert, interessensgesteuert rhetorisch missbraucht oder schlicht mangels Kenntnis "leer" sein. Die Nennung eines Begriffes entbindet nie von der Frage:"Was meinst du genau?" Ein Begriff transportiert immer eine Bedeutung und diese besteht niemals ohne einen Kontext, in welchem sie eingebettet ist und dadurch zu dem wird was sie dann im Verständigungsprozess wird.

Insofern gilt dies alles auch für die politischen Begriffe "links", "rechts", "Mitte", "linke/rechte Mitte" usw.

Ob diese Klassifizierungen sich noch mit den Bedeutungen aus der Zeit, in der sie entstanden sind decken muss man selbst überprüfen, ebenso, ob Anspruch und Verhalten übereinstimmen.

"Konservativ" muss nicht automatisch im Wortsinne "bewahrend" sein,- es kann auch zerstörerisch sein, ebenso wie "links" nicht automatisch "progressiv" und "progressiv" nicht automatisch "humanistisch" bedeutet.

Ob ein Faschist sich als Sozialist bezeichnet macht zwischen Hitler und Stalin, zwischen Franco und Kim Yong Un und vielen anderen historischen und aktuellen Diktatoren nicht den entscheidenden Unterschied, ebenso wie eine Demokratie nicht deshalb schon eine ist, weil die Leute sie dafür halten oder Politiker sie so nennen.

Insofern musst du einen Begriff immer selbst im Vergleich mit der Wirklichkeit daraufhin überprüfen, inwieweit er dieser mit dem, was er behauptet zu sein tatsächlich entspricht, also sowohl in der Logik seiner Selbstdefinition als auch in der Plausibilität des Kontextes seiner Anwendung.

Gruß

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Moin,-

nicht die Moral als psychologisch verankerte (Erziehung/Prägung) eines tradierten "Sollen / Nicht-Sollen" im Rahmen gruppen- / gesellschaftsbezogener Konventionen, sondern die Ethik als "Mathematik" sozialer Ordnung bildet die eigentliche Grundlage selbstlegitimierender Rechtssysteme.

Im Idealfall ist dabei die Ethik auch die Grundlage für Moral als gelebte Ethik. Allerdings ist es dem Menschen möglich Logik und Psycho-Logie(k) von einander zu entkoppeln, z.B. als nutzenorientierte Wertrelativierungen (siehe: Utilitarismus) im Rahmen entsprechender gesellschaftlicher Psychodynamiken.

Aber auch, wenn es einzelnen Menschen unbenommen bleibt, sich selbst oder als "Anführer" den Rest der Gruppe davon zu überzeugen, dass 2+2=5 ist bleibt es dennoch falsch.

Die Ethik basiert auf einfachen logischen Sachverhalten,- z.B. dass im Rahmen prinzipiell erforderlicher All-Aussagen / Urteile für grundsätzliche Urteile/Entscheidungen keine relativen Aussagen / Urteile als Beweis von All-Aussagen zulässig sind,- so wie Teilmengen keine Gesamtmenge repräsentieren (siehe: Induktionsproblem). Insofern ist die Nicht-Beweisbarkeit einer Behauptung auch nicht zur Grundlage eines Beweises der Richtigkeit dieser Behauptung heranziehbar, - insbesondere nicht zur Bildung einer Handlungsgrundlage irreversibler oder gesellschaftsrechtlich verbindlicher Art.

Die leitende Grundlage für Entscheidungen für eine wertrelativierenden / -differenzierenden Strukturierung persönlicher Handlungsentscheidungen ist nicht plausibel, da es aufgrund fehlender Berechtigungsbeweise eine Selbstermächtigung,- also Willkür wäre.

Praktisch: wenn ich also meinen "Mehr-Wert" gegenüber einem anderen Menschen nicht im Rahmen einer universalen Logik beweisen kann, entzieht mir die fehlende Beweislogik auch das Recht, so zu handeln als ob.

Das ist die Grundlage der Menschenrechte und als deren Grundlage der Prinzipienlogik eines E. Kant.

Aber wie gesagt: Psycho-Logisch betrachtet steht es jedem Menschen auch frei, zu behaupten und zu glauben, dass 2+2=5 ist.

Der Rest ist eine Frage zufälliger Kombinationen psycho-logischer Strukturbildungen beim Individuum, in den Gesellschaft und damit letztlich auch zwischenstaatlicher Politik.

Aktuell ist zu beobachten, dass die Evolution offensichtlich noch nicht entschieden hat, ob sie mit dem Modell "Planet der Affen" oder "Aufklärung" (Kant) weiter machen soll. - Mal schauen. ;-)

Gruß

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Moin,

Antwort: nicht glauben und Mensch bleiben. ;-)

Beweise sind immer systemrelativ. In naturwissenschaftlichen "Systemen" helfen Empirie und Induktion, in idealistischen "Systemen" Deduktion und Empirie. Und manchmal überschneiden sich beide.

Für den entspannten Agnostiker gilt aber in Sachen "Gott":

Wissen kennt Grenzen - Dummheit nicht. (Da wird Spekulation gegen Gewissheit und in ganz psychopathologischen Fällen gegen Erleuchtung ausgetauscht.)

Ich kann ganz gut mit Grenzen meines Wissens leben. Und wenn es mich reizt, versuche ich sie mit den Mitteln zu verschieben, die uns Menschen Rationalität und Vernunft an die Hand geben. Mehr haben wir nicht.

Und sollten wir eines Tages die "Weltformel" als das "Ursystem" aller Systemableitungen doch noch gefunden haben - prima. Aber dann haben wir es mit unserer Vernunft gemacht - nicht ein Gott.

Das ist wie bei den Menschenrechten: eine logisch begründete Rechtsuniversalie, hervorgebracht durch die Aufklärung. Religionen haben es in den vielen Jahrtausenden, die sie Zeit für so einen klugen Einfall hatten nicht geschafft - eher immer wieder voll "verkackt". Vielleicht ein "Systemproblem"?

Ansonsten halte ich mich an den Satz von Ludwig Feuerbach (oder war´s doch Fichte?):

"Die Tatsache, dass wir zu einem Gott beten beweist nicht, dass es ihn gibt, sondern nur, dass wir (immer noch) einen brauchen". ;-)

PS.: Wir haben früher in der Schule unseren alten armen Religionslehrer schon mit der Frage auf die Palme gebracht: "Wenn Gott allmächtig ist, kann er dann einen Stein machen, der so schwer ist, dass er selbst ihn nicht mehr aufheben kann?"

Ich glaub die Reaktion war damals für diesen ketzerischen Angriff, 10 Seiten aus dem Lesebuch bis zur nächsten Stunde abschreiben zu müssen. :-D

Haben wir gemacht,- in dem stolzen Bewusstsein, dass die Logik auf unserer Seite war, nicht auf der des Religionslehrers.

Denn was der Religionslehrer in seinem Unterrichtsschwerpunkt "Gottesbeweise" nicht bedacht hat: selbst wenn es einen gäbe, so wäre es ja sein Wille und Werk / sein "System", dass wir das nutzen, was er uns mitgegeben hat: Verstand und Vernunft als "systematisches" freies Denken. Denn selbst wenn es einen Gott gäbe oder wir selber es wären - wir wüssten es gar nicht, weil wir es nicht beweisen, sondern nur behaupten könnten. Aber das wäre "Psycho-Logik" - und davon können wir "wissen". ;-)

Gruß

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Moin,

im Kontext deiner Frage ist ein Haufen ein Abstraktionsbegriff, der immer dann genutzt wird, wenn einzelne Bestandteile einer örtlich-zeitlichen Ansammlung von Gegenständen oder aber auch Ereignissen und Sachverhalten nicht mehr einzeln darstellbar sind und somit als unbestimmte Menge mit der Implikation "Viel" ausgedrückt werden. In diesem Sinne ist der Begriff "Haufen" sogar steigerbar.

Beispiele:

  • Ein Haufen von Informationen / ein Berg / eine Menge / von Informationen (mit zeitlicher Komponente: eine Flut von Informationen) - Ggt.: inhaltlich definierte Einzelmitteilung
  • ein Haufen Schulden / eine Menge / ein Berg von Schulden - Ggt.: 10,-€ / 100,- € ...
  • ein Haufen / eine Menge / ein Berg alter Autoreifen

usw. usw.

In rhetorischen Figuren (z,B. politische Rede) dient diese Begriffsverwendung in der Regel der psychologischen Konstruktion von semantisch gezielt angestrebter Eindrücklichkeit zum Zweck emotionaler Steuerung und Überzeugung.

Beispiel: "Die Flut von Migranten verursacht einen Berg von Kosten".

Die emotionale Wirkung eines solchen Satzes besteht erst einmal unabhängig davon ob er stimmt oder nicht.

Gruß

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Moin,- schade, jetzt erst gesehen.

Trotzdem hier meine Antwort:

Zunächst ist es wichtig, zwischen Moral und Ethik zu unterscheiden.

Moral ist als ein psychologisch verankerter Kodex einer Gesellschaft oder Gemeinschaft zu verstehen, der eher traditions- und erziehungsverankert ist und in der Alltagspraxis affektiv verankerte, also gefühlte Wertvorstellungen und Sittlichkeitsforderungen für das Verhalten des Einzelnen repräsentiert.

Moral ist ein psychologisches Regulativ, relativ zu den Entwicklungsverläufen von Gesellschaften quer über den Globus zum Zweck der Etablierung und Aufrechterhaltung einer innergesellschaftlichen sittlich-funktionalen Ordnung.

Das kann dann, anthropologisch gesehen auch von den Regeln einer Kopfgeldjägergemeinschaft über Clan-Strukturen bis hin zu Pflicht- und Tugend - Regeln eines totalitären Staates reichen. Moral in dieser Form ist im Kern keine Universalie, also ohne Anspruch auf logische Konsistenz zur normativen Begründung des "Sollens". Insofern gilt dies auch für religionsbezogen sittliche Ordnungssystematiken.

Anders ist das bei der Ethik. Sie formuliert soziale Normen nach logischen Kriterien, - nicht nach psycho-logischen. Sie ist so etwas wie die "Mathematik" sozialer Normierung. Sie leitet Geltungsansprüche von Aussagen und Urteilen zur sozialen Ordnung nicht aus einer gefühlten, sondern aus logischer Plausibilität ab und steht damit in Verbindung mit der >Aufklärung< als Antwort der Vernunft auf Systeme des Glaubens und Fühlens.

Beispiel: Die Menschenrechte sind weder religiös noch gefühlt begründbar und als solche letztlich ja auch nicht durch jahrtausende alte religiöse oder "gefühlte" Verkündungs- und Erziehungsansprüche entstanden, sondern eben genau durch die Überwindung derselben. Und zwar durch Menschen, die zeigen konnten, dass Vernunft die Leitlinien formulieren kann, die nicht relativierbar sind und deshalb als Universalie sowohl für die Beziehung zwischen Menschen, der Beziehung des Menschen zu seinem (staatlichen) Ordnungssystem als auch zu Beziehungen zwischen Staaten (siehe aktuell: Ukraine / Russland - Angriffskrieg und Völkerrecht) eine nicht relativierbare Norm formulieren können. Dass es dem Menschen dennoch möglich ist, sich unvernünftig, also willkürlich zu verhalten, hat auf die Gültigkeit logisch begründeter Normierungen als Grundlage sozialer Ordnungen keinen Einfluss.

Jeder kann behaupten, dass 2+2=5 ist. Wahr wird es dadurch aber nicht.

Und so kann auch ein Atheist (oder ein Agnostiker) sich einer Ethik der Vernunft verpflichtet fühlen,- einfach weil er sich besser dabei fühlt, nicht "dumm" zu sein. ;-)

Und da "nicht dumm zu sein" sich gut anfühlt, gibt es auch Menschen, bei denen Ethik und Moral als Idealfall deckungsgleich sind - ganz ohne die Relativität ihrer Geburtssituationen ihr persönliches Würdeempfinden mit dem Wunsch, vernünftig sein zu wollen verknüpft haben - ganz ohne "höhere Anweisungen".

Und diese Menschen haben uns u.a. eine Vorstellung davon gegeben, was z.B. die >Menschenrechte< sind.

Vielleicht entwickelt sich der Mensch ja doch im Sinne der Vernunft weiter, auch wenn es manchmal - wie aktuell mal wieder - nicht so aussieht, als würde dies linear ohne Rückfälle in dunklere Zeiten erfolgen. ;-)

Gruß

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Moin.

Dann wärst du also bereit im Sinne dieses Prinzips auch "deinen Kopf hinzuhalten" wenn du oder dein Kind unschuldig verurteilt wirst nur weil auf der Grundlage von fehlenden, falschen oder falsch (psychologisch) interpretierten Daten durch eine Handvoll (irrtumsbehafteter) Menschen dein Leben oder das deiner Kinder (auf mehr oder weniger grausame Weise) beendet wird?

Na, das nenne ich mal konsequent. :-)

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