Denglisch: Stirbt die Deutsche Sprache langsam aus?

Das Ergebnis basiert auf 17 Abstimmungen

Deutsch, weil .... 76%
Keine von beiden, weil .... 18%
Englisch, weil .... 6%

22 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

immer diese Aufregung um die Verhunzung der deutschen Sprache durch Anglizismen und die Unkerei, dass die deutsche Sprache ausstirbt. Regt sich irgendwer über Wörter aus anderen Sprachen im Deutschen auf (s. u.)?

Wer glauben sollte, dass es weniger Probleme auf der Welt gäbe, wenn alle dieselbe Sprache (z. B. Englisch) sprechen würden, der irrt. Das hat schon zwischen Kain und Abel nicht funktioniert!

Wir verwenden täglich mehr und ganz alltägliche Anglizismen als wir glauben, uns bewusst ist und wir wahrhaben wollen.

Wenn man wie so oft gefordert wird, sämtliche (Schein-) Anglizismen aus der deutschen Sprache verbannen würde, wie es sooft von allen möglichen Seiten gefordert wird, täte man sich schwer. Mir fallen auf Anhieb 20 'englische' Wörter ein (Job, Sweatshirt, Gangster, Computer, Hobby, Champion, Walkman, Camping, Band, Jeans, Popstar, Hit, Shorts, Steak, Toast, Clown, Popcorn, Keyboard, Disco, Cornflakes), die wir jeden Tag ganz selbstverständlich verwenden, ohne uns darüber Gedanken zu machen. 

Weitere sind z.B.:

Manager, Hairstylist, Backshop, Sale, Coffee to go, coachen, checken, Cardigan, downloaden, casten, canceln, Boxershorts, Pullover, Wellness, Happy End, Shampoo, Babysitter, Chips, Service-Point, Counter, McClean, Event, Performance, Highlight, cool, Teenager, Kids, Showmaster, Quizmaster, Talkmaster, Beamer, Spleen, High Heels, Slipper, Slip, Smoking, Pudding, Oldie, Oldtimer, Evergreen, Hometrainer, Egoshooter

Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Aber Achtung bei der Übersetzung, denn es können auch falsche Freunde dabei sein.

So heißt

- Mobiltelefon - mobile oder cell phone; handy aber praktisch usw.

- body bag - Leichensack und nicht Handtasche

- check - kontrollieren und nicht verstehen

- control - (an)steuern und nicht kontrollieren

usw.

Nett auch der undertaker (Leichenbestatter) als Unternehmer.

Daneben gibt es in der deutschen Sprache aber auch und weit mehr lateinische und griechische Wörter als englische, worüber man sich bei weitem nicht so aufregt, wie über die Anglizismen.

Natürlich haben Anglizismen Einfluss auf unsere Sprache. Ich glaube auch, dass sich diese Entwicklung mit fortschreitender Globalisierung nicht aufhalten lassen wird.

Sprache ist nun mal lebendig und verändert sich.

Im Zeitalter von Chat, Blogs, Foren und sozialen Netzwerken wie fb sind auch Wortschöpfungen, wie adden, liken usw. angesagt, ob es einem gefällt, man es versteht und man diese Wortschöpfungen nutzt, ist eine andere Sache.

Einige solcher Wortschöpfungen bleiben Modeerscheinungen, andere setzen sich über einen mehr oder weniger langen Zeitraum auch durch und finden sich dann auch im Duden wieder.

Auch wenn z.B. in Frankreich Anglizismen bis März 2015 mehr als 20 Jahre lang per Gesetz verboten waren und in Deutschland alljährlich der Sprachpanscher (2007: DB) und der Sprachwahrer (2013: DB) des Jahres gekürt werden

 

Bild zum Beitrag

(aus dem Münchner Merkur vom 17.03.2011), 

ist die Sprach- und Wortwanderung keine Einbahnstraße und auch nicht neu.

Wir importieren nicht nur Wörter aus dem Englischen und aus anderen Sprachen – bei manchen wird die Schreibweise angepasst (dt. Keks = engl. cakes = Kuchen pl.) –

sondern exportieren genauso deutsche Wörter ins Englische – manche davon werden in der Schreibweise übernommen (kindergarten) – und in andere Sprachen.

Zu den 'ausgewanderten' deutschen Wörtern, die nach England und Amerika ausgewandert sind, gehören u.a. blitzkrieg, autobahn, kindergarten (aus der Zeit des 3. Reiches) und rucksack (ein Wort, was durch die Weltkriege in Ausland gelangte).

Aber auch: Gemütlichkeit, Zeitgeist, Wunderkind, Bauhaus, Ding an sich, Schnitzel, Pretzel, bratwurst, sauerkraut, beerfest, Doppelgänger, Schnaps, dachshund, gedankenexperiment, fahrvergnuegen usw.

Ganz interessante Artikel dazu kannst du ergoogeln unter:

- Deutsche Wörter ein Exportschlager

(bairische-sprache.at/Index/Zeitungsartikel/2009/MM/Deutsche%20Woerter%20-%20ein%20Exportschlager%20-%20MM%2013.7.2009.pdf)

- Diese deutschen Wörter werden im Ausland benutzt

(merkur-online.de/aktuelles/kultur/diese-deutschen-woerter-werden-ausland-benutzt-882170.html)

 - Denglisch für Anfänger I (fr-online.de/meinung/kolumne-denglisch-fuer-anfaenger-i,1472602,3244474.html)

- Zwiebelfisch: Weltsprache Deutsch

(spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/zwiebelfisch-weltsprache-deutsch-a-356502.html)

Eine Liste mit Germanismen findest du unter folgendem Link:

spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/zwiebelfisch-deutsch-als-amtssprache-der-usa-a-295157.html

Dazu verweise ich immer wieder gerne auf folgenden Video-Clip mit Thomas Freitag.

Viel Spaß bei der Lektüre und beim Anschauen!

:-) AstridDerPu 

https://www.youtube.com/watch?v=8ggwuN5NkFs

PS: Interessant auch, dass es sowohl in Frankreich als auch in Deutschland inzwischen entgegengesetzte Bestrebungen zu den o.g. gibt.

So wurde in Frankreich das o.g. Gesetz zum Verbot englischer Wörter in der französischen Sprache aufgegeben (siehe: http://www.welt.de/kultur/article138497201/Frankreich-gibt-Kampf-gegen-englische-Woerter-auf.html)

und ist Deutsch wieder im Kommen

  Bild zum Beitrag

(siehe: aus dem Münchner Merkur vom 30.01.2015.)

 - (Schule, Menschen, Deutsch)  - (Schule, Menschen, Deutsch)

HrGuteFrage 
Beitragsersteller
 24.10.2019, 17:05

Puhhh... größten dank, dass du dir soviel Zeit für diesen Beitrag genommen hast. :D

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GanMar  28.10.2019, 11:02

Einfach mal "Danke!" für Deinen tollen Beitrag, Astrid.

2
Keine von beiden, weil ....

Sprache verändert sich immer. Früher war es Latein, später Französisch und in den Zwanzigern des 20. Jahrhunderts war es schon mal das Englisch.

Es kommt für mich auf den Gebrauch an. Wenn es fachlich begründet ist wie viele Begriffe rund um den Computer finde ich es in Ordnung. Wenn es zum Posen missbraucht wird, wie in der Werbung, halte ich es für albern.


HrGuteFrage 
Beitragsersteller
 24.10.2019, 16:57

Tatsächlich nicht so falsch..

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Deutsch, weil ....

Deutsch ist wie alle Sprachen etwas lebendiges, und wird sich wie immer weiterentwickeln, und dabei neue Woerter aufnehmen. Frueher war das viel Latein, Franzoesisch wurde auch integriert usw, und heute ist es viel Englisch. Ist doch super, nicht? (ups, super ist Latein...)

Sprache ist etwas Lebendiges und passt sich an. Weißt Du, was "Bandsalat" ist, z. B.?

Dazu kommt, dass die germanischen Sprachen ziemlich wortarm sind, was die Übernahme von Begriffen aus anderen Sprachen geradezu erforderlich macht.

Unsere Sprache ist voll von fremdsprachigen Begriffen, vor allem aus dem Lateinischen, Griechischen und Französischen. Das waren die Sprachen der Gebildeten und des Adels. Dazu kamen über die Gastarbeiter noch Spanisch und Italienisch. Was ist also bitte falsch an Englisch? Zumal Englisch mittlerweile so eine Art Welt-Sprache geworden ist.


HrGuteFrage 
Beitragsersteller
 24.10.2019, 16:43

An Englisch ist nichts falsch, mag die auch total. Fände es aber trotzdem schade...

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Seeheldin  24.10.2019, 16:54
@HrGuteFrage

Es spricht nichts dagegen, eine einfache und gut lernbare Sprache zur "Universalsprache" zu machen. Deutsch erfüllt nun mal diese Kriterien nicht - im Gegenteil. Unsere Grammatik ist sehr schwer. Was man an vielen Beiträgen bei GF gut sehen kann. Und an mir auch :;)))

Deutsch wird aber in Deutschland immer Amts- und Umgangssprache bleiben. Nur halt gespickt mit vielen ausländischen Worten.

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Sprache befindet sich ständig im Wandel. Das war auch früher schon so. Wie viele Worte gab es früher, die heute kein Mensch mehr benutzt, selbst wenn er darauf achtet nur Deutsch zu sprechen

Das ist etwas ganz normales, von daher finde ich das nicht weiter tragisch