Den Mieter, den ich rief, wie werd ich ihn wieder los?
Wir haben unser kleines (4o m² Appartement) an einen jungen Mann (H4-Empfänger) vermietet, zum Spottpreis von 300 Euro kalt. Eine ganze Weile lief alles rund. Dann verbrachte der junge Mann einen längeren "Urlaub" in der Trinkerheilanstalt.
Doch danach ging es los: Zunächst stellte der junge Mann die NK-Zahlungen ein. Dann stellte das Amt die Mietzahlung komplett ein. Dann lief es wieder ein paar Monate an. Dann stellte das Amt die Zahlung komplett ein.
Also tigerten wir zum Anwalt. Dem mussten wir erstmal 1.000 Euro hinschieben. Und er schrieb ein paar Briefe. Der erste war eine fristlose Kündigung, worauf keinerlei Antwort erfolgte. Der zweite Brief war der Antrag auf Vollstreckung. Weitere 800 Euro. Es erfolgte wiederum keinerlei Reaktion. (Weil der Mieter auch keinen Strohm mehr zahlte, wurde dieser abgekappt; somit gab es auch kein Warmwasser mehr.)
Zufälligerweise trafen wir den jungen Mann auf der Strasse (Türe (oder Jalousien) öffnen, tut er grundsächlich nicht, dies musste auch der Gerichtsvollzieher feststellen, der unverrichteter Dinge von dannen zog. Beim nächsten Mal allerdings, will er die Polizei mit anrücken lassen. Telefon hat er keins oder wurde ebenfalls abgeklemmt. Und auch der Gerichtsvollzieher wird in der Wohnung wenig Freude haben, da dort nichts zu holen ist).
Der junge Mann gelobte hochheilige Besserung. Das Amt würde schon wieder zahlen. Zu seinen Miet- und NK-Kostenrückständen in Höhe von inzwischen 4.500 + 1.500 Euro fiel ihm allerdings nichts recht Vernünftiges ein.
Als nächstes steht eine Räumungsklage im Raum. Der Anwalt will hier aber erneut 4.000 Euro für die Klage. Und noch einmal 2.000 Euro für die Räumung (mit Umzugsunternehmen). Mittlerweile hat sich das Verhältnis in diesem Fall komplett ins Groteske verdreht. Während es bislang nur der Mieter war, der Schulden anhäufte, kommt nun der Vermieter hinzu, der sich verschulden muss, um den Schuldner loszuwerden.
Man könne ja die Summe vom Schuldner zurückfordern! meinte der Anwalt, den wir eigentlich nicht als Komödianten engagiert hatten. Natürlich würde der junge Mann auf diese Forderung ebenso wenig reagieren, wie auf die früheren.
Es ist eher unwahrscheinlich, dass jemand, der erstens noch nie gearbeitet und zweitens auch nur eine abgebrochene Ausbildung hat, nach über 1o Jahren H4, nun plötzlich einen Arbeitseifer entwickelt. (Zumal dies ja auch blödsninig wäre, da er ja vom Lohn erstmal seine fünfstelligen Schulden zurückzahlen müsste.)
FRAGE: Kennt jemand auch noch einen günstigeren Weg, einen säumigen Mieter loszuwerden?
Oder kann vielleicht erklären, warum es in Deutschland rechtlich durchaus möglich ist, Mietzahlungen einzustellen, um dann noch lockere 1 bis 2 Jahre weiter in der Wohnung zu verbleiben?
(Dreimal dürft ihr übrigens raten, wer die Wohnung eines Tages in nicht ordnungsgemäßem Zustand "übergeben" wird. Und wer auf den Handwerkerkosten für die Sanierung sitzen bleiben wird.)
Fazit: Eine Wohnung als Altersvorsorge zu vermieten, ist grundsätzlich eine gute Idee, wenn man es sich leisten kann. Im besten Fall kommt man null auf null oder nur mit leichtem Minus heraus.
Fazit Nr. 2. Gegen H4 Empfänger hegten wir keine Vorurteile. Und hegen sie immer noch nicht! Ein so genannter Bürgergeldempfänger kommt als Mieter allerdings nicht mehr in Frage.
Was genau ist deine Frage?
FRAGE: Kennt jemand auch noch einen günstigeren Weg als eine Räumungsklage, einen säumigen Mieter loszuwerden?
Hast du die Wohnung komplett mit Eigenkapital oder über die Bank finanziert?
Bausparvertrag + EK
Gibt es einen bestimmten Grund warum du die Finanzierung der Wohnung nicht über die Bank laufen lässt? Die holen sich immer ihr Geld und du bist dann raus wenn es richtig läuft.
Kreditaufnahme war nicht notwendig. Kleine Wohnung. Keine Unsumme. Wohnung gehört mir. Nicht der Bank.
7 Antworten
Du musst ihn zum Gehen bewegen. Irgendwie. Auch für ihn ist die aktuelle Situation sicher nicht das Paradies auf Erden, und er wäre wahrscheinlich gerne bereit, sie zu beenden. Wenn er nur wüsste, wie.
Natürlich ist es nicht deine Aufgabe, da Lösungen zu finden, und sicher liegt dir sein Wohl nach der ganzen Aktion nur noch bedingt am Herzen, aber wenn es dir gelingt, eine andere Option für ihn zu finden, bist du ihn hoffentlich los. Ich würde mir tatsählich die Zeit nehmen und ein paar Hilfsorganisationen anrufen, psychosoziale Beratungsstellen, Obdachlosenhilfe usw.
Wenn dein Mieter konkrete Angebote erhält, egal ob Obdachlosenunterkunft oder Klinik, ist er vielleicht eher zum "Aufbruch" bereit. Umso mehr, wenn dort auch Unterstützung in anderen Fragen angeboten wird, Hilfe mit dem Bürgergeld, Schuldenberatung, Therapie...
Als Verzweiflungsmaßnahme könntest du ihm auch das anbieten, was sonst der Anwalt bekommt. Menschen, die die Realität aus dem Blick verloren haben, glauben tatsächlich, dass sie mit einer "Starthilfe" von z.B. 2000€ ihr Leben wieder in den Griff bekommen. Zumindest reicht es für ein günstiges Zimmer in einer Pension, bis er seinen offiziellen Auszug unterschrieben und dir die Versperrmüllung seines Inventars gestattet hat.
Variante 3: Du verkaufst die Immobilie. Am besten deinem Anwalt oder einem Menschen mit entsprechender Rechtsschutzversicherung. Der kann den Bewohner dann ganz entspannt rausklagen, deine offenen Rechnungen sind ebenfalls mit dem Erlös abgedeckt, und Renovierungen und Nachfolger gehen dich nichts mehr an.
PS: Solch ein kleines Apartment eignet sich perfekt als Ferien- oder Monteurswohnung, wenn es irgendwann frei wird und in deinem Besitz bleibt. Macht natürlich deutlich mehr Arbeit, aber entsprechende Verträge sind immer befristet, laufen von alleine aus und du kannst "Hausbesetzer" entsprechend einfacher entfernen (lassen)...
FRAGE: Kennt jemand auch noch einen günstigeren Weg, einen säumigen Mieter loszuwerden?
Berliner Model oder Berliner Räumung mal im Netz suchen. Hier wird der Inhalt der Wohnung durch einen öffentlich bestellten und vereidigten Versteigerer an bestenfalls den Vermieter selbst versteigert. Dieser kann dann rechtssicher räumen.
Das Problem besteht darin, dass bisher schon soviel Geld versenkt wurde.
Das nächste Problem steht auch in der Situation, dass es soweit für den Mieter konsequenzlos bleibt; Später, wenn er wieder bei Sinnen ist, wird er die Privatinsolvenz durchlaufen und anschließend wird nichts mehr zu holen sein, selbst wenn er Geld hätte.
Wenn ich vor einem rechtlichen Problem stehe (es muss ja nicht unbedingt ein besonders kniffliges sein) gehe ich zu einem Anwalt und lasse das mit allen nötigen Folgen klären.
Aber ein Mietverhältnis fristlos zu kündigen bei entsprechenden Rückständen erfordert nur einen einzigen Satz.
Warum trotz fristloser Kündigung insgesamt eine Nutzungsentschädigung (Miete ist es ja nicht mehr) von über 5.000 Euro aufgelaufen ist ohne eine Räumungsklage einzureichen erschließt sich mir nicht.
Auf die Strasse setzen kannst Du ihn nicht so einfach, dazu braucht es ein Räumungsurteil, einen entsprchenden Klageantrag kannst Du wenn es sein muss bei Gericht aufnehmen lassen.
Es ist ein Irrglaube, dass man für jedes Mist einen Anwalt einschalten müsste.
Sowas wie eine Kündigung kann jeder mit einem mittleren Schulabschluss selber schreiben.
Auch eine Klage ist nichts weiter als ein Stück Papier, in dem man dem Amtsgericht mitteilt, dass man den Mieter los werden möchte.
Ich war selber in der Situation, an Menschen vermietet zu haben, an die ich im Nachhinein lieber nicht vermietet hätte. Die ersten beiden Male zogen sich jeweils über ca. 2 Jahre erfolglosen Rechtsstreit. In beiden Fällen hatte ich noch Glück, daß die Mieter irgendwann von sich aus auszogen. Unterm Strich hat mich das gut 50K gekostet. Als irgendwann bei einem weiteren Mieter mögliche Probleme absehbar waren, habe ich umgehend gehandelt und ihn davon überzeugen können, binnen 3 Wochen auszuziehen.
PS: Mit den allermeisten Mietern habe ich nie Probleme gehabt