Das richtige mindset zum Thema Essen finden?
Hi :)
ich schreibe hier als Betroffener. Ich war Magersüchtig, in 2 Kliniken und dachte meinen Weg rausgeschafft zu haben. 2 Jahre hat es gedauert bis sich mein Körper wieder relativ erholt hat, ich wieder ein Sättigungsgefühl hatte und ohne Hungergefühl aufgewacht bin. Seit ca 1 Jahr würde ich mich als relativ gesund bezeichnen. Ich esse genug und auch wieder alles was mir schmeckt.
Ich kann essen gehen und eine Pizza bestellen ohne mich danach freiwillig zu übergeben. Auch wenn ich wieder besser esse und ein gesundes Gewicht erreicht habe: Die Hintergedanken verschwinden einfach nicht.
Ich habe ein schlechtes Gewissen, nachdem ich große Mahlzeiten oder ungesunde Snacks gegessen habe. Ich habe dann ein unglaubliches Völlegefühl in mir und fühle mich aufgedunsen. Es kribbelt teilweise auch unangenehm an meinen „dicken“ Stellen, was wohl Einbildung ist. Als ob ich das fett fühlen könnte. Auch kann ich nicht aufhören mich im Spiegel anzuschauen. Mir gefällt mein Körper meistens nicht.
Ich habe schon sehr viel geschafft und Tage, an denen ich sehr gelassen bin. Aber das ist einfach nicht dauerhaft. Obwohl ich es nicht mehr schaffe so wenig zu essen, gerne esse und genug wiege kann ich so gut wie nie ohne Hintergedanken essen.
haben Sie einen Tipp für mich, den ich anwenden und verinnerlichen kann? Essen nimmt einen viel zu großen Teil meines Lebens ein. Es ist mein Highlight. Ich kann es nicht mehr kontrollieren wie früher und liebe leckeres Essen. Gleichzeitig hasse ich es im Nachhinein.
Ich hoffe so persönliche fragen sind in Ordnung. Das Thema holt einen immer wieder ein, auch wenn man standhaft bleibt. Im Kopf bleibt irgendwie so eine Art Restgefühl.
2 Antworten
Hallo nai96,
erst mal ein riesen großes Danke, dass du hier so offen von dir selbst erzählst und ja, persönliche Fragen sind voll in Ordnung.
Ich fürchte nur, dass ich dir nicht wirklich die befriedigende Antwort geben kann, die du dir erhoffst. Du hast echt schon wahnsinnig viel geschafft und es ist schön zu sehen, dass du das auch selbst anerkennen kannst. Das hat bestimmt eine Menge Energie und Kummer gekostet! Hut ab!
Ich bin mir sicher, dass du in deinen Therapien Strategien kennengelernt hast, um mit deinen Gedanken ein Bisschen umgehen zu können. Gedanken lassen sich leider viel schwerer kontrollieren, als Verhalten und je mehr man es versucht, desto schwieriger wird es. Ich fürchte, es braucht einfach noch mehr Zeit, auch wenn du schon einen langen Weg hinter dir hast. Du kannst versuchen die Gedanken mal nur anzuerkennen, ohne sie zu werten oder ohne zu versuchen sie wegzuschieben. Das kostet nur Kraft und funktioniert eh nicht oder du kannst versuchen einen Gegengedanken zu entwickeln, der dir gut tut und Kraft gibt, und diesen gegen die nervigen Gedanken setzen. Aber auch das wird alles nicht immer funktionieren. Die Gedanken rund ums Thema Essen werden erst mit der Zeit immer und immer blasser werden und manche werden vielleicht auch nie ganz weg gehen. Aber du hast alles was du brauchst, um trotzdem ein gutes Leben ohne Essstörung führen zu können.
Ich hoffe, das hat wenigstens ein wenig geholfen. Grüße, Sabine
Mega, dass du das hier teilst! Und krass gut, was du alles schon geschafft hast. Vielleicht hast du ein tolles Hobby? Oder suchst dir ein Neues? Vielleicht kommt ja auch ein Coaching für dich in Frage mit ganz viel Selbstliebe und so.
Gute Besserung weiterhin und ich bewundere, dass du soweit gekommen bist!