Brauchen wir Bildungsgerechtigkeit für Jungen?

6 Antworten

Das Problem ist das aufgeweichte Bildungssystem.

Früher erfolgte Zuteilung zum Gymnasium und zur Hauptschule bzw. zu den damaligen Entsprechungen sehr ungerecht. Reiche und Mächtige konnten ihre Kinder auf irgendwelche Karrieren setzen, Arbeiterfamilien hatten auch dann das Nachsehen, wenn sie sehr intelligente Kinder hatten.

Das System wurde also einerseits zutreffend aufgebrauchen. Aber als dann bestimmte politische Strömungen anfingen, intellektuell leistungsschwächere Kinder dadurch helfen zu wollen, dass das schulische Niveau gesenkt wurde, wurde das System wieder verfälscht.

Was es braucht: Anforderungen an das Gymnasium, die einerseits für alle gleich und andererseits sehr herausfordernd sind, insbesondere Mathe und Sprache müssen entscheiden, nicht Sport, Musik, Reli. Hier wird dann geprüft, ob das Kind die Leistung erbringen wird können oder nicht. Wer es nicht erbringen kann, geht auf eine andere Schule, z.B. eine handwerkliche Schule.

Jedoch keine Trennung nach Geschlechter insoweit, eher nach Fachrichtungen, also eine praktische Schule mit verschiedenen Vertiefungsrichtungen: Metallhandwerk, Holzhandwerk, Gastronomie & Ernährung, Gesundheit & Pflege etc.

Ich denke, das sind zwei Aspekte.

Einmal der Umstand, dass Schule eben mehr auf die Bedürfnisse der Mädchen zugeschnitten ist. Hier müssten wir etwas ändern, die Idee mit den handwerklichen Angeboten finde ich jedenfalls nicht schlecht.

Der andere Aspekt ist eine handwerklich orientierte Schule. Wobei ich das nicht nur für Jungen anbieten würde. Dem Handwerk kann es egal sein, ob die Absolventen Jungen oder Mädchen sind. Vermutlich werden es mehr Jungs sein. Aber das Mädchen nicht für handwerkliche Tätigkeiten geeignet sind ist auch ein Klischee. Ich würde diese Schulen für alle Schüler öffnen, die das gern machen.


TitanDerTitan 
Beitragsersteller
 19.09.2024, 11:56

Ich finde eigentlich, dass sie Schule eher auf die Bedürfnisse der Wirtschaft zugeschnitten sein sollte. Und da sind wir nicht weit entfernt.

Natürlich sollten Mädchen auch im Handwerk arbeiten können. Aber gleichzeitig sollen wir ihre intellektuellen Fähigkeiten auch nutzen und deshalb vielleicht eher Jungen ins Handwerk schicken. Mädchen können dann den Betrieb leiten.

Geraldianer  19.09.2024, 12:17
@TitanDerTitan

Ich bin dagegen, Schule auf die Interessen der Wirtschaft auszurichten. Wir sollten auch über Dinge informiert sein, die der Wirtschaft eher ein Dorn im Auge sind. Zumal sich die Anforderungen der Wirtschaft viel zu schnell ändern. In meiner Jugend war es der Wirtschaft wichtig, dass wir mit dem Rechenschieber umgehen können.

Sinnvoller wäre es, Kompetenzen zu vermitteln, die in verschiedenen Lebensbereichen, Branchen usw. verwertbar sind. Handwerkliche Fähigkeiten können beispielsweise kostensparend im Haushalt genutzt werden.

Meinen Sohn hätte ich nicht empfohlen, ins Handwerk zu gehen. Da verdient er einfach relativ wenig. Und die Arbeitsbedingungen sind nicht die Besten. Allerdings arbeitet er jetzt in der Verwaltung eines großen Handwerksbetriebs. Die zahlen aber gut und haben die 35 Stundenwoche für alle Mitarbeiter. Deshalb finden die auch Handwerker.

Der Grund für den "Nachteil" in der Schule für die Jungs liegt im Testosteronspiegel des Fruchtwassers das den Fötus im Mutterleib umspült. Dieses Hormon ist dafür verantwortlich, dass Männer eine größere Amygdala (ein Gefühlszentrum) und Frauen ein größeres Planum temporale (ein Sprachareal) haben. Jungen produzieren im Mutterleib etwa doppelt so viel Testosteron wie Mädchen. Dieser Zusammenhang ist nicht nur statistisch belegt sondern an Ratten in Versuchen direkt nachgewiesen. Als Kuriosum bewirkt dieses Hormon auch das Längenverhältnis des 2. und 4. Fingers. Dieses ist bei Männern kleiner als bei Frauen. Wir haben also unser Geschlecht nicht nur im Hirn, sondern sogar in den Fingerspitzen. Und bei Ratten gilt dieser Zusammenhang auch.

Da das Volumen der grauen und weißen Hirnsubstanz bei Frauen seinen Spitzenwert ein Jahr früher als bei Männern erreicht, haben sie vor den Jungs etwa diesen zeitlichen Vorsprung. Hinterher haben die Männer aber etwa 20% mehr Neuronen als Frauen.

Inhaltlich aus einem Beitrag von Simon Baren-Cohen (Direktor des Autism Research Centre Universität Cambridge).

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lehrer u. Fachbetreuer für Mathematik und Physik i.R.

Das geht gar nicht:

Artikel 12 

Berufsfreiheit

(1) Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen. Die Berufsausübung kann durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes geregelt werden.

(2) Niemand darf zu einer bestimmten Arbeit gezwungen werden, außer im Rahmen einer herkömmlichen allgemeinen, für alle gleichen öffentlichen Dienstleistungspflicht.

(3) Zwangsarbeit ist nur bei einer gerichtlich angeordneten Freiheitsentziehung zulässig.

Entsendegesetz (AEntG)

Als deutscher Staatsbürger hast du das Recht, in jedem EU-Land zu arbeiten, ohne eine Arbeitserlaubnis zu benötigen. Dies ist durch die Freizügigkeitsregelungen der Europäischen Union gewährleistet

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Fachkraft für Lagerlogistik /Betriebslogistikkaufmann

TitanDerTitan 
Beitragsersteller
 19.09.2024, 11:59

Deine Auslegung passt nicht. Dass ein Hauptschüler nicht als Arzt arbeiten kann, ist doch kein Verfassungsbruch.

chattemitmir  19.09.2024, 12:07
@TitanDerTitan

Deine Aussage stimmt deswegen nicht Hauptschüler kann nicht als Arzt arbeiten weil man sich weiterentwickeln kann.

Deine Aussage hört sich so an Hautschüler sind dafür zu blöd.

TitanDerTitan 
Beitragsersteller
 19.09.2024, 12:10
@chattemitmir

Nein, ich wollte nur zeigen, dass Bildungsabschlüsse eben die Berufswahl beeinflussen.

chattemitmir  19.09.2024, 12:19
@TitanDerTitan

Eine abgeschlossene IHK Ausbildung entspricht als Beispiel ein Realschulabschluss

Nach bestandener Ausbildungsprüfung und drei Jahren Berufserfahrung gibt es grünes Licht für Studiengänge, die dem fachlich entsprechen.

Wenn ich über die IHK als Beispiel weiter mache zum Meister entspricht das einen Bachelor.

Wenn ich über die IHK einen Betriebswirt mache entspricht das einen Master

Hier eine Einteilung

https://www.schule-wirtschaft-ihk.de/eltern/vergleichbarkeit-von-bildungsabschluessen/

TitanDerTitan 
Beitragsersteller
 19.09.2024, 12:20
@chattemitmir

Ja, das ist auch gut so. Ich wollte mit meinen Beispiel aber nur zeigen, dass die Handwerks-Akademie nicht verfassungswidrig ist.

Dreamdrummer  19.09.2024, 13:40
@chattemitmir

Da stellt die IHK manches besser dar als es ist. Kein Realschüler bekommt nach einer abgeschlossenen 3-jährigen Ausbildung das Abitur anerkannt, das gibt es nirgends. Folglich ist eine Ausbildung auch nicht mit dem Abi gleichwertig.
Der Meister entspricht dem allgemeinen Verständnis dem Abitur, aber eben nicht dem Bachelor, der ja bereits ein Hochschulabschluss ist.

chattemitmir  19.09.2024, 13:56
@Dreamdrummer

Der DQR ordnet die Qualifikationen des deutschen Bildungssystems acht Kompetenzniveaus zu. Nach dem DQR sind Berufsausbildungen (inklusive IHK-Abschlüssen) und akademische Abschlüsse (inklusive Abitur) unterschiedliche Wege, aber sie sind gleichwertig. Beide Abschlüsse können zu denselben Kompetenzniveaus führen, je nach Berufserfahrung und Weiterbildung.

Nein. Wir brauchen einfach Mögluchkeiten für alle. Handwerks-Akademien halte ich für keine schlechte Idee, aber warum nur für Jungs?

Es stimmt sicher, dass mehr Jungs handwerklich arbeiten, aber es gibt auch Mädchen, die sich dafür interessieren. Statt die nächste Ungerechtigkeit aufzubauen, sollten wir Geschlechtertrennung vermeiden und für alle vernünftige Möglichkeiten schaffen


chattemitmir  19.09.2024, 11:55

In meiner Firma wo ich beschäftigt bin sogar mehr Frauen