Bei 200 km/h stark bremsen schlecht für die Reifen/gefährlich?
Wenn auf der Autobahn alles frei ist, halte ich oft bis 300 Meter vor der Ausfahrt 200 km/h und bremse dann schnell ab (aber auch nicht gleich Vollbremsung), um das Auto besser bei 200 km/h kennenzulernen und besser einschätzen zu können. Ist das schlecht für die Reifen oder gefährlich? Ich achte auch immer genau darauf, nicht zu viel Geschwindigkeit übrig zu haben, wenn es in die Kurve geht.
10 Antworten
Nun ja, wenn man im Fahrbetrieb ohne Not an den Grenzbereich der Fahrphysik geht, ist das immer ein größeres Risiko, weil Du dann für unvorhergesehene Ereignisse keine Reserven mehr hast.
Davon abgesehen: Dein Auto/die Reifen halten das schon aus, allerdings kostet Dich das Geld, in mehrerlei Hinsicht:
Die hohe Geschwindigkeit bis "zum letzten Moment" beizubehalten und dann zu bremsen, kostet Dich mehr Treibstoff, als den Gang rauszunehmen und das Auto bis zur gewünschten "Ausfahrtgeschwindigkeit" (oder Einfahrtgeschwindigkeit, z. B. in eine Ortschaft) ausrollen zu lassen. In ersterem Fall setzt Du die kinetische Energie, die das Auto noch innehat, über die Bremsen "sinnlos" in Wärme um, im zweiteren Fall nutzt Du sie noch sinnvoll, um Rollreibung und Luftwiderstand zu überwinden.
Beim starken Abbremsen werden Bremsscheiben und -Beläge wesentlich heißer als bei moderatem, und auch der Bremsvorgang dauert ab 200 länger, als wenn Du das Auto bspw. von 160 moderat runterbremst. Beides führt zu wesentlich stärkerem Verschleiß der Beläge und -Scheiben.
Die Reifen halten das aus, verschleißen durch die stärkere Belastung bei stärkerem Bremsen aber ebenfalls mehr. Das ist, wie wenn Du einen Radiergummi eine gewisse Strecke entweder unter leichtem Druck, oder starkem Druck schiebst.
Klar, die Reifen rollen im Gegensatz zum Radiergummi, aber bei einer Bremsung (oder beim Beschleunigen/in Kurven) entsteht an der Auflagefläche durch die Masseträgheit des Autos auch immer ein Anteil Reibung. Je Stärker die Bremsung/Beschleunigung/Fliehkraft (Kurvenfahrt), desto mehr.
Die Reifen nehmen keinen Schaden, wenn man bei 200 km/h den Anker wirft - sofern man ABS hat.
Zwar raucht es gewaltig, und auch der Verschleiß ist gewaltig, aber gefährlich ist das nicht für die Reifen.
Allerdings gehe ich davon aus, dass alle technischen Vorausetzungen optimal sind, also richtiger Reifendruck, Spureinstellung OK, Fahrzeug richtig beladen usw.
Was bei solchen Aktionen viel mehr leidet, sind die Bremsen. Die werden nämlich rotglühend! Man sollte nach so einer Gewaltbremsung also möglichst noch ein paar km weiterrollen, damit die Bremsen wieder abkühlen können und sich die Bremsscheiben nicht verziehen.
Ist immer schlecht und im öffentlichen Straßenverkehr gefährlich. In der Fahrschule hast du das nicht so gelernt, oder?
Extrem belastend für das Material (eine Vollbremsung = 1000 km Belasung), d.h. Reifen und Bremsen bekommen schnell unwuchten oder du darfst sie früher wechseln.
Für solche unnötigen Spielerein gibt es Dahrsicherheitstrainings oder notfalls die Rennstrecke.
So lernst du dein Auto auch nicht kennen! Du hast keinen Trainer neben dir sitzen der dir das Verhalten erklärt und dich ggf. korrigiert. Das ist sinnlos.
Und nein, die Bremsen müssen nicht regelmäßig "warm- oder freigebremst" werden um ihre volle WIrkung zu erhalten. Einzig sinnvoll wäre das bei Carbonbremsen die mann eigentlich nur auf der Rennstrecke und nicht im Alltag gebrauchen kann.
Ein Auto und dessen Verhalten kennen zu lernen ist grundsätzlich wirklich klasse.
Mach das aber bitte nicht auf öffentlichen Straßen. Es gibt genügend Gewerbegebiete, Parkplätze (nicht abgesperrt ohne andere Autos, die da geparkt sind).
So ... und nun zu Reifen und Bremsanlage:
- von 200 km/h auf 40 km/h kurz vor der Ausfahrt abbremsen nötigt deinem Fahrwerk viel ab. Die Bremsanlage (Klötze / Scheiben) wird hier beansprucht.
- die Fahrwerksgeometrie wird bei so einer starken Verzögerung ebenfalls beansprucht
- Die Reifen (die letztendlich die ganze Bremsleistung erbringen müssen) werden ebenfalls über Gebühr belastet.
Letztendlich, auch wenn da nix quietscht und eiert, leiden Reifen, Bremsen und Fahrwerk.
Dass Reifen, Bremsen und Mechanik leiden, das haben schon einige geschrieben.
Was ist aber mit der Sicherheit?
Gerade Randstreifen und Ausfahrten neigen dazu, je nach Witterung am Rand feucht zu sein oder Rollsplit u.ä von der Hauptfahrbahn zu sammeln.
Gerätst Du bei einer Fast-Vollbremsung auf solch einen Untergrund, dann nützt Dir auch ABS nichts mehr. Der Weg in die Leitplanken ist Dir sicher.
Ist ja 'ne böse Geschichte. Was war das Motiv? Wollte er Dich zum Langsamfahren "erziehen"?
Keine Ahnung, was den geritten hat.
Mag sein, dass es ein "Verkehrserzieher" war. Über den Ausgang der Gerichtsverhandlung habe ich keine Informationen. Eingestellt wurde der Fall aber auch nicht.....
Genau in einer solche Situation hat mir das ABS geholfen - sonst würde ich diesem Kommentar jetzt nicht mehr schreiben können !
Man stelle sich folgende Situation vor:
Wir haben1987, auf der dreispurig ausgebauten A1 von Hamburg nach Lübeck ist wenig bis kein Verkehr. Mein damaliger 5er BMW war schon mit ABS ausgerüstet. Man fährt Tempo 230, sieht ein einziges Auto ca. 500m auf der mittleren Spur mit ca. 120 km/h vor sich fahren (ansonsten war die Autobahn leer!), und setzt zum Überholen an.
Kurz bevor man an dem anderen Auto vorbei ist, schert es plötzlich ohne Grund nach links aus, bleibt auf der linken Spur - und bremst auch noch !
Vollbremsung mit ABS und Ausweichen nach links, soweit es geht. Die linken Räder holpern über den Grünstreifen neben der Mittelleitplanke, und hinter mir steigt eine gewaltige Wolke aus Staub und Rauch auf.
Hätte ich kein ABS gehabt, wäre ich sehr wahrscheinlich abgeflogen - und es wäre wohl auch nicht viel von mir und dem Auto übrig geblieben.
Der andere PKW zog dann wieder in die Mitte, und der Fahrer zeigte mir einen Vogel, als ich an ihm vorbei zog. Ich habe ihn angezeigt, worauf er später behauptete, dass sein Wagen zum fraglichen Zeitpunkt in der Werkstatt stand.
Allerdings konnte ich den Fahrer recht gut beschreiben, so dass er sich nicht mehr herausreden konnte. Für den Rest war das Gericht zuständig.....