Schreiben die Geschichte immer die Gewinner und weiß man deshalb nie wie es wirklich war?
Z.B. beim Thema Kriege.
30 Stimmen
11 Antworten
Die Sieger haben in der Regel die Möglichkeit, ihre Sicht der Ereignisse aufzuzeichnen und zu verbreiten, sie bestimmen zunächst, welche Ereignisse als wichtig angesehen werden und wie sie dargestellt werden.
Aber, Historiker hinterfragen kritisch die traditionellen Darstellungen und versuchen, die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, durch neue Forschungsmethoden und der Entdeckung neuer Quellen können sich unsere Vorstellungen von historischen Ereignissen immer wieder verändern. Die Arbeit von Unabhängigen ist immer sehr wichtig, denn bei Kriegen ist es besonders schwierig, die Wahrheit herauszufinden, da beide Seiten ihre eigene Version der Ereignisse präsentieren. Oft wird die Geschichte des Krieges vereinfacht und in Schwarz-Weiß-Kategorien dargestellt.
Nicht nur die Gewinner, sondern auch die Verlierer schreiben ihre Geschichte und verbreiten ihre Sicht der Dinge, soweit sie können. Auch auf der jeweiligen Seite der Sieger und Verlierer kann es unterschiedliche Meinungen geben. Beispiel: Frag mal die verschiedenen politischen Lager in Deutschland nach ihrer Sicht der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert. Die werden dir nicht alle das Gleiche sagen.
Wichtig ist, dass beide Seiten nicht neutral sind und es Überlieferungslücken geben kann. Eine seriöse Geschichtsforschung beachtet das und strebt eine möglichst objektive Darstellung zumindest an, wenn auch Historiker natürlich immer auch Kinder ihrer Zeit sind.
Geschichte ist nicht vergleichbar mit den Naturwissenschaften. Das siehst du am Besten, wenn du die Tagespolitik anschaust. Die Politiker machen ja fast nichts anderes, als darüber zu streiten, was jetzt gerade passiert und wer daran schuld ist. Wenn dann mal noch 100 oder 200 Jahre vergangen sind, wird das immer noch schwieriger rauszufinden.
Wer aber genau die Geschichte schreibt, ist schwieriger. Ich denke, das sind keineswegs immer die Sieger. Zumindest müsste genauer definiert werden, wer die Sieger sind. So haben die Europäer in der Kolonialzeit sicher viel gewonnen. Aber dennoch kritisieren sich die Europäer heute selbst oft viel heftiger für diese Zeit als die Nachkommen der Kolonien.
Im Gazastreifen wurde während Jahrzehnten mit Antiisraelischen Geschichtsbüchern unterrichtet. Eigentlich würde man wohl die Israeli und die Europäer als Sieger betrachten. Aber aus irgendwelchen Gründen haben die kaum Einfluss auf die Geschichtsschreibung in den Palästinensischen Schulbüchern genommen.
Eine Tendenz in dieser Richtung mag es geben, allerdings sind Historiker durchaus in der Lage, solche Darstellungen kritisch zu hinterfragen.
So hat sich international inzwischen die Meinung zur Schuldfrage des Ersten Weltkrieges durchaus gewandelt. War man früher geneigt, den Mittelmächten und insbesondere Deutschland eine weitgehende Alleinschuld zuzuschreiben, so geht die Tendenz heute eher in die Richtung, dass der Kriegsausbruch eine Art "Unfall" gewesen sei, den in dieser Form niemand gewollt hatte.
Schwierig wird es natürlich bei sehr, sehr weit zurückliegenden Ereignissen, oder bei solchen, deren Historizität nicht einmal zweifelsfrei geklärt ist. Etwa beim Trojanischen Krieg, in dem es in der Realität wohl kaum um die Entführung einer Frau gegangen sein wird.
Auch bei anderen Kriegen der Antike, etwa zwischen Ägyptern und Hethitern, kann man nicht immer einen eindeutig "richtigen" Geschichtsverlauf rekonstruieren. So gab es beispielsweise Schlachten, von denen beide Seiten in ihren jeweiligen Inschriften behaupteten, sie hätten gesiegt. Wie will man heute, mehr als dreitausend Jahre später, die objektive Wahrheit herausfinden?
Ich hasse es, mich zu wiederholen, aber die Geschichte wird von Leuten geschrieben, die schreiben können, z.B. von den Steinmetzen Ramses II., der 1274 BC eine krachende Niederlage gegen die Hethiter einstecken musste und das in einen Sieg umgeschrieben hat.
Was an Siegen und Niederlagen in der Bibel steht, ist teilweise auch hanebüchen.
Oder wie war das im 20. Jahrhundert, als sogar Reichspräsident Ebert die Lüge vom "im Felde unbesiegt" verbreitete und dass der Krieg hätte gewonnen werden können, wenn nicht diese jüdischen Sozialisten dem Soldaten an der Front das Messer in den Rücken gerammt hätten.
Haben sich das auch die Sieger ausgedacht?