Kannst du den Menschen vergeben die dich damals gemobbt haben?
Ich würde es gerne von denen wissen, bei denen es etwas länger her ist.
Ich erinner mich an ein Ereignis vor ca einem Jahr. Es war da so ein Junge der 25 war und unser Kollege. Er hat vieles durchgehabt. Wurde von anderen Typen zusammengeschlagen in seiner Schulzeit. Das war scheinbar länger her.
Und er war ja mittlerweile ein Mann, der mitten im Leben steht mehr oder weniger. Er hat zu Gott gefunden und so auch Halt. Hat tolle Freunde und Familie. Und auch wir als Kollegen liebten ihn, weil er sehr herzlich und liebenswürdig war. Er ist eines Tages zusammengebrochen und hat wie ein kleines Kind geweint.
Das war echt herzzerreißend zu sehen. Danach hat er sich etwas öffnen können und er sagte, dass er sich an dieses Mobbing erinnert und das es immernoch seelisch weh tut. Ich hab das Gefühl, dass ab einem gewissen Alter einem gesagt wird „komm halt drüber weg“ und dergleichen. Aber den Schmerz nicht vergessen zu können ist doch genauso menschlich, wie man sich an das schöne erinnert oder? Es bedeutet ja auch nicht gleich Groll. Ich hab zu lange ausgeholt und will nicht noch mehr. Deswegen belasse ich’s dabei :)
Das Ergebnis basiert auf 14 Abstimmungen
9 Antworten
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Mobbing ist nur eine Illusion, weil wir als Subjekt immer das zur Schau stellen, was die jeweiligen Ursachen vorgeben. Diese einzelnen Varianten nennt man Wirkung.
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Vergebung wäre einfacher, aber viel seltener möglich, wenn man damit warten müßte, bis der Schmerz vorbei oder der angerichtete Schaden behoben ist. Denn im Leben des Geschädigten kann ja auch dauernder oder nur sehr langsam und nur teilweise wieder gut zu machender Schaden entstanden sein. Die Einsicht, daß das menschliche Leben, auch das des Täters, grundsätzlich ein beschädigtes Leben ist, hilft weiter. Und wenn der Schmerz auch lange zu spüren bleibt, so nimmt er doch ab und muß den Betroffenen nicht beherrschen.
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Ich habe diesen Menschen bewusst vergeben. Ich bin auch Christ und von daher ist Vergebung ein wichtiges Thema in meinem Leben. Denn auch mir wurde durch Jesus Christus vergeben. Auch ich habe viele Menschen verletzt, als ich es nicht besser wusste und auch heute bleibt das mal nicht aus.
Vergebung bedeutet nicht, dass man das Geschehene gutheisst. Sondern ich lege bildlich gesprochen den Rucksack mit Steinen ab, den ich der Person / den Personen hinterhergetragen habe, ohne dass sie es wissen oder es sie interessiert.
Und dann hört auch der Schmerz auf, die Seele kann heilen.
"Komm halt drüber hinweg" ist in meinen Augen nicht hilfreich. Man muss sich schon ein bisschen damit auseinandersetzen und den Schmerz nochmal zulassen, sich dem nochmal aussetzen, bevor man es loslässt.
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ABER das macht sie, also die Täter, mir nicht sympathischer.
Ich habe in der 9. Klasse das Buch ,,Die substile Kunst des darauf Scheissens" von Mark Manson gelesen. Ich weiß nicht mehr, worum es in dem Buch konkret geht, aber die Weisheit bzw. die Art und Weise, wie ich Probleme oder eben Mobbing betrachte, hat sich daraufhin bis heute zum positiven gewendet.
Ich ignoriere meine Gefühle und Bedürfnisse seitdem nicht mehr, kommunziere offener mit Menschen und ,,darüber hinweg kommen" mache ich nur noch in der Liebe (bin Single, man kennt's).
In der 10. Klasse führte es dazu, dass im Laufe der Zeit die Leute Respekt vor mir bekamen. Ich konnte das Mobbing, welches ich zuvor in der Schule täglich erlebt habe, dann auch abschließen.
Dieser ,,Scheiss drauf Gedanke" , das man im Buch vermittelt bekommt, ist deshalb auch in der Karriere, wo man nicht unbedingt mit jedem BFF ist, sehr gut anwendbar. Man schafft sich eine Distanz, einen Raum, eine Aura, die die Kollegen, ob sie wollen oder nicht, automatisch respektieren. Nicht unbedingt Angst, aber eben Respekt.
Das Buch ist Goldwert und empfehlenswert. Muss man mal gelesen haben.
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...da sich die Folgen des ganzen bis heute ziehen/bemerkbar machen.
Sowas sollte Schmerzensgeld-klage-fähig sein