An die Ex-DDRler: Warum seid ihr damals aus der DDR nicht geflohen?
Bitte den Hauptgrund nehmen, wenn es mehrere gibt.
Es ist keine Wertung.
12 Stimmen
6 Antworten
Bedenke der Zweite Weltkrieg ist vorbei gewesen, jeder freute sich noch am Leben zu sein, zumal er noch ein Zuhause hatte. Auch in der DDR ist das der Fall gewesen. Zuerst zogen die Ostvertriebenen, davon gab es 4 Millionen in der DDR, dann teilweise weiter in den Westen/BRD, weil die Startbedingungen besser gewesen sind. Dann gingen andere, politisch und wirtschaftlich unzufriedene und so ging es mit der Kollektivierung der Landwirtschaft weiter, wobei das nicht alle mitmachen wollten. Andere blieben, meine Schwiegereltern hatten ein altes Häuschen in einem Dorf, sie besuchten nahe Verwandte bei Hamburg und sahen das sie noch in Baracken wohnten wie sie selber es in Dänemark machen mussten. Nein Danke sagten sie und blieben wie 16 Millionen andere Bürger auch, es ist ja ab 1961 mit der Übersiedlung ohnehin Schluss gewesen. Sollten diese 16Millionen in der BRD auf der Matte stehen, wie es diese Frage vermuten lässt, die Brüder und Schwestern im Westen würden sich schön bedanken über diese par Hansel dann.
Mein Schwager wurde zu den Grenztruppen eingezogen und hat uns erzählt, wie es an der Grenze ist. Ich wusste also bereits mit 12 Jahren über die Sperrzone bescheid, die 5 km vor der Grenze lag. Diese Zone konnte man nur mit einem Passierschein betreten und von da an wurde die Grenze bereits bewacht.
Dann hat er von den Mienen, den Selbstschussanlagen, den Wachtürmen und den Hunden erzählt. Den Grenzzaun habe ich selbst immer wieder im Westfernsehen gesehen.
Zudem hat man immer wieder von Freunden gehört, dass der eine oder andere es versucht hat. Aber der Prozentsatz derjenigen, die es geschafft haben, war relativ klein. Viele wurden geschnappt.
Als ich in der Lehre war, haben es drei Freunde von mir mit einem Faltboot versucht. Die wollten über die Ostsee abhauen und waren eine ganze Woche weg. Weil die sich nicht gemeldet haben, glaubte jeder, dass sie es geschafft hätten. Aber nach 7 Tagen wurden ihre Leichen am Strand von Boltenhagen angespült. Die waren wirklich fit, aber sie haben es nicht geschafft.
Ich hatte oft mit der Stasi zu tun und wäre als Jugendlicher nur zu gern abgehauen. Doch später wollte ich nicht mehr gehen. Lieber wollte ich miterleben, wie die Kommunisten untergehen. Da wäre ich für kein Geld der Welt mehr gegangen.
Nein, absolut nicht. Das hat niemand gewusst. Trotzdem haben wir im Untergrund gegen die DDR gearbeitet. Aus heutiger Sicht war das Pipifax, was wir da gemacht haben. Aber damals waren wir stolz darauf, ein paar Flugblätter in die Briefkästen zu werfen. Erst als in Ungarn die Grenze aufgemacht wurde und in Leipzig die Proteste begannen, haben wir auch in der Provinz Proteste organisiert. Heute sieht es so aus, als hätte es nur in Leipzig, Berlin und Dresden Protest gegeben. Aber das stimmt nicht. Überall in der DDR sind die Leute auf die Straße gegangen und zwar JEDEN Montag. Auch bei uns in der Kleinstadt. Erst da war das Ende absehbar.
Aber damals waren wir stolz darauf, ein paar Flugblätter in die Briefkästen zu werfen
Das ist auch ein Grund stolz zu sein. Hätte euch auch in den Knast bringen können - und war mehr, als viele andere sich getraut haben.
Bin "legal" ausgereist, und hätte das viel früher schon tun müssen. Dass ich mich auf keine abenteuerliche Flucht einließ, hatte sehr unterschiedliche Gründe, die ich hier nicht weiter besprechen will.
Ich war auch erst knapp 18 beim Mauerfall.
Aber ich hätte Angst gehabt vor den Selbstschussanlagen und dem Schießbefehl. Es gab ja auch Mauertote.
Aber meinen Eltern wurde im Urlaub in Ungarn einmal die Flucht angeboten.
Es wäre über Österreich gegangen.
Aber Zuhause war die Oma, die dann durch die Mangel gedreht worden wäre.
Und die schöne Schallplattensammlung wollte Mutti auch nicht zurücklassen.
Die Schallplatten hätte es im Westen auch gegeben - aber die Oma. Jep, also für deine Eltern waren die Bedenken da eher die wenn es geklappt hätte.
Da ist ein Beatles Original dabei. Das gibts sogut wie garnicht mehr.
Die Entscheidungszeit war zu kurzfristig und wir haben immer erstmal Bedenken.
Ende war schon absehbar, für dich als Erwachsener?