Wie ist das mit dem Gentleman der alten Schule?

Angeregt vom Nachbarthread über Verhalten beim Date stelle ich jetzt mal eine Frage, über die ich auch schon oft im Freundeskreis kontrovers diskutiert habe:

Wie ist das mit dem "Gentleman der alten Schule"? Wollen Männer noch einer sein und wollen Frauen noch dementsprechend behandelt werden? (Ich beziehe mich jetzt nicht auf allgemeine charakterliche Eigenschaften, die ja auch mehr oder weniger gentlemanlike sein können, sondern ganz konkret Umgangsformen wie Tür/Autotür aufhalten, in den Mantel helfen, bei Bedarf Feuer geben, etc pp. .... der gute alte Knigge halt).

Und natürlich: Warum? Oder warum nicht?

Ich persönlich schätze diese Umgangsformen sehr, solange sie "natürlich" und nicht irgendwie penetrant wirken, sodass es schon fast lästig wird (zB wenn man es extrem eilig hat, "darf" aber den Mantel nicht schnell selbst anziehen, um den Mann nicht zu düpieren... auf sowas geh ich dann aber gar nicht groß ein).

Aber in einem "normalen" Ausmaß mag ich diese Manieren alter Schule sehr gern, weil sie für mich "Glitzer auf dem Alltag" sind, weil sie alles ein bisschen netter und sympathischer machen (gerade in einem an sich prosaischen Umfeld wie bei der Arbeit), weil ich dadurch auch ganz automatisch weiblicher und charmanter im Verhalten bin als gegenüber einem "ungehobelten Klotz", usw.

Also, Frauen und Männer (oder Ladies and Gentlemen? ), wie seht Ihr das?

Liebe, Männer, Beziehung, Sex, Biologie, Psychologie, Gentleman, Gesellschaft
Ich hasse meinen Vater - was kann ich dagegen tun?

Hallo Leute, hier mal eine knappe Vorgeschichte, die meine Gefühle begründet:

Ich genoß eine sehr autoritäre Erziehung mit teils sehr drastischen Strafen; besonders im Kindheitsalter (3-9). Mein Vater war immer extrem streng und fordernd. Zudem ließ er mir immer nur sehr wenige Freiräume, da ihm so ziemlich alles, was ich machte nicht passte: War ich Zuhause, so beschwerte er sich wieso ich nicht an die frische Luft gehe und was unternehme - war ich draußen, so habe ich seine aggressiven Gefühle gespürt, dass ich wieder irgendwo draußen war und irgendwas getrieben habe. Anschreien und sonstige emotionalen Ausfälle, die gegen mich gerichtet waren, standen regelmäßig an der Tagesordnung. Zudem konnte man mit ihm nie diskutieren, da er seiner Ansicht nach immer Recht hatte und wenn man ihn dann dennoch zu überzeugen versuchte, so wurde man einfach angeschrien, bis man ruhig war und Folge leistete wie es ihm passte. Deshalb verkroch ich mich meistens in meinem Zimmer bei geschlossener Tür, da das die geringsten negativen Gefühlsimplikationen nach sich zog. Er hat meine Kindheit und mein Erwachsenwerden aus sozialer Sicht erheblich getrübt.

Auch heute im Erwachsenenalter spüre ich diese ganze Vergangenheit und kann diese nicht loslassen. Wenn ich meine Eltern zuhause besuche, so verspüre ich sofort dieses Gefühl starker Abneigung ihm gegenüber. Normal reden kann und will ich bis heute nicht mit ihm. Wenn ich mit ihm rede, dann sind das nur ein Paar emotionslose Wortfetzen - mehr als eine Minute gehen unsere Gespräche nicht; es sei denn er verwickelt mich in einen Monolog über seine Hobbys, die mich aber absolut nicht interessieren, weshalb ich meist schweigend dasitze. Und mittlerweile denke ich, dass diese Erlebnisse mich auch im Leben abseits von ihm sehr beeinflussen - natürlich zum Negativen.

Habt ihr Tipps wie ich das Ganze verarbeiten kann? Gerne auch Tipps wie ich es ohne ihn verarbeiten kann; wenngleich dies wohl nur eine Milderung und keine Heilung implizieren würde.

Vielen Dank fürs Lesen und Beantworten

Leben, Medizin, Familie, Erziehung, Vater, Psychologie, Gesellschaft, Psyche

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