Erstmal möchte ich vorab sagen, dass ich es schön finde, dass ihr diesen Miezen eine Chance auf ein besseres Leben gebt. Sie können sich glücklich schätzen, in eine liebevolle Familie aufgenommen worden zu sein.
Ich verstehe, dass es sich für euch etwas frustrierend anfühlt, dass die zwei noch nicht komplett eure Nähe suchen, aber hier gilt es dennoch, die Grenzen der Miezen zu respektieren und sie von selbst auf euch zu kommen zu lassen. Redet oft mit ihnen, spielt weiterhin auf Distanz mit ihnen (das scheint sowieso deren Spielstil zu sein), schafft interessante Reize für die zwei - vielleicht könnt ihr sie ja für eine raschelnde Tüte, einen kleinen rollenden Ball oder Katzenseifenblasen begeistern? Damit lernen sie, dass die Dosenöffner interessante Wesen sind, deren Nähe mit positiven Geschehnissen verbunden sind! Beim Spielen könnt ihr ja mal ganz heimlich versuchen, die Distanz etwas zu verringern - Stück für Stück! Hier kann vielleicht auch Baldrianspray helfen, mit dem ihr das Spielzeug besprüht, oder ihr besorgt euch eine Angel, die man mit einem Säckchen Katzenminze befüllen kann. Das lockt viele Stubentiger aus ihrer Reserve.
2 1/2 Monate sind nicht viel Zeit für zwei kleine Kämpfer, die schlechte Umstände gewohnt sind. Wer weiß, was sie vor ihrer Rettung für Erfahrungen mit Menschen gemacht haben? Sie waren ja nicht von klein auf sozialisiert mit Menschen, da würde es mich eher wundern, wenn die zwei jetzt schon an euch kleben würden.
Eine meiner 3 Katzen (jetzt 1,5 Jahre alt) kam von einem Bekannten eines Kumpels, der ihre Mutter als schwangere Streunerin zugelaufen ist. Sie hat auch ein eher scheueres Wesen. Allerdings ist sie auch schon bei uns, seit sie 4 Monate alt ist und war den Kontakt zu (wenigen) Menschen gewohnt, hatte keine negativen Assoziationen mit Menschen. Auch sie möchte an einigen (vielen) Stellen nicht berührt werden, aber mit der Zeit werdet ihr die zwei besser kennen lernen und ein Gespür dafür entwickeln, was sie wollen und was nicht. Der Schwanzansatz, die Pfoten und der Bauch sind sehr sensible Stellen und manche Katzen lieben es, dort gestreichelt zu werden und für andere ist das eine komplette Reizüberflutung.
Geht doch mal ab und zu in die Hocke, streckt eure Hand nach ihnen aus und versucht sie (ohne Leckerli) mit ruhiger, freundlicher Stimme zu locken. Auch hier ist eure Geduld gefragt. Mit der Zeit werden sie sich sicherlich trauen, eure Einladung zum Beschnuppern anzunehmen. Bei noch so kleinem Kontakt von deiner Hand mit der Nase kannst du gern den Griff zum Leckerchen machen und die Interaktion mit dir belohnen. Achte nur darauf, dass die Miezen nicht in ihren Fluchtmöglichkeiten eingeschränkt werden. Bei Anzeichen von Stress solltet ihr die Interaktion beenden und es zu einem späteren Zeitpunkt nochmal probieren.
Übrigens sind pappsatte Katzen meist offener für solche Interaktionen. Da könnt ihr vielleicht ansetzen. Dadurch, dass Katzen ihre Sicherheit durch Routine vermittelt bekommen, solltet ihr auf die Einhaltung gewisser Routinen achten. Veränderung bedeutet immer Stress für die sensiblen Tigerchen und je mehr ihr darauf achtet, den Miezen einen geregelten Tagesablauf zu ermöglichen, desto positiver wird sich ihr Selbstbewusstsein entwickeln.
Ihr seid auf einem sehr guten Weg, die Herzen der beiden zu erobern. Bleibt zuversichtlich und habt Vertrauen in euch und die Miezen. Das war jetzt eine echt lange Antwort und wahrscheinlich wusstest du schon vieles davon, aber vielleicht war ja was dabei, was ihr noch nicht probiert habt.