Im Theologiestudium und danach habe ich mich autodidaktisch viel mit Konfessionskunde und auch etwas mit (vergleichender) Religionswissenschaft beschäftigt. Darüber hinaus habe ich eine Zeit lang viele christliche Gemeinden besucht (röm.-kath., russisch-orthodox, evangelisch-lutherisch, Baptisten, Pfingstgemeinden, Methodisten, Heilsarmee, Vineyardbewegung, freie charismatische Gemeinden).
Warum habt ihr das Christentum gewählt?
Weil Jesus Christus mich erwählt hat. Jesus sagt:
Ihr habt nicht mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch ⟨dazu⟩ bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt, damit, was ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, er euch gebe (Joh 15,16; Elberfelder Bibel).
Die einfache Prädestination ist als ein Aspekt der paulinischen Theologie biblisch (vgl. Röm 8,29f.). Die doppelte Prädestination (Augustinus, Calvin) lehne ich ab.
Ich erkenne als evangelischer Christ die Ökumenischen Konzilien der Alten Kirche an, d. h. die ersten sieben ökumenischen Konzilien. Auf dem dritten Ökumenischen Konzil in Ephesus 431 n. Chr. wurde Maria als Gottesgebärerin (grch. theotokos) bezeichnet. Daher habe ich kein Problem damit den Titel "Mutter Gottes" für Maria zu akzeptieren.
Das Dogma von der unbefleckten Empfängnis Marias, welches die röm.-kath. Kirche 1854 verkündet hat, kann ich allerdings als evangelischer Christ nicht akzeptieren. Dieses Dogma besagt,
dass Maria vom Augenblick ihrer Empfängnis im Mutterleib (passive E.) und damit vom Anfang ihrer personalen Existenz an von der Erbsünde bewahrt blieb (Neues Lexikon der katholischen Dogmatik, S. 176)
Die evangelische Theologie ist nicht bereit, dieses Dogma anzuerkennen, da es in der Bibel keine Stelle gibt, in der diese Lehre klar zum Ausdruck kommt.
Innerhalb des Evangelikalismus gibt es verschiedene Strömungen und an den Rändern auch Extrempositionen. Die Mehrheit der Evangelikalen erkennt allerdings an, dass es in allen Konfessionen Menschen gibt, die es mit dem christlichen Glauben ernst meinen.
Ich bin zwar evangelischer Christ, aber praktiziere den betenden Tagesrückblick, wie ihn der Gründer des Jesuitenordens Ignatius von Loyola empfohlen hat. Dieses "Gebet der liebenden Aufmerksamkeit", auch "Examen" genannt, war für Ignatius von Loyola "die wichtigste Viertelstunde" am Tag. Dazu gehört auch, dass man Gott für die Fehler und Sünden des Tages um Verzeihung bittet:
http://ghocksj.de/tagrueck.htm
Das hängt davon ab, welcher Konfession man angehört.
Ist man römisch-katholischer Christ, dann erwartet die Kirche, dass man sich an fünf Kirchengebote hält, u. a.:
Empfange wenigstens einmal im Jahr das Sakrament der Versöhnung zur Vergebung deiner Sünden!
https://www.katholisch.de/artikel/13650-das-sind-die-fuenf-gebote-der-kirche
Die Beichte gibt es auch in den evangelischen Kirchen, allerdings nicht als Sakrament:
Die Beichte ist in der evangelischen Kirche keine Pflicht. Es gibt in evangelischen Kirchen keine Beichtstühle mehr, auch keine Auflage, regelmäßig zur Beichte zu gehen. Trotzdem hat es auch in der evangelischen Kirche immer die Möglichkeit der Einzelbeichte gegeben, etwa in einem Seelsorgegespräch mit der Pfarrerin oder dem Pfarrer. Zur Beichte gehört die ausgesprochene Bitte um Vergebung der Schuld.
https://www.ekd.de/Beichte-Basiswissen-Glauben-11047.htm
Ich habe mich in einer lebendigen Gemeinde einer evangelisch-lutherischen Landeskirche bekehrt.
Franz von Assisi wird dieser Satz zugeschrieben:
Verkündige durch dein Leben überall das Evangelium, und wenn nötig brauche auch Worte dazu."
Es kommt also darauf an, dass man in erster Linie durch sein Leben das Evangelium verkündet.
Ich bin evangelikal-charismatischer Christ und Mitglied in einer evangelischen Landeskirche.
Mein Stiefvater ist US-Amerikaner und daher habe ich schon viele Amerikaner kennengelernt. Die meisten waren deutschfreundlich.
Meiner Meinung nach darf man als Christ hoffen und beten, dass alle Menschen gerettet werden. Das ist aber noch keine Allversöhnung, da ich es offen lasse, ob es einen sog. doppelten Ausgang oder eine Allversöhnung geben wird! Von Allversöhnung kann man erst dann sprechen, wenn man diese Lehre als zwingend ansieht.
Evangelisch-Lutherisch
Meine geistliche Heimat ist die "Geistliche Gemeindeerneuerung in der Evangelischen Kirche" (GGE).
https://gge-deutschland.de/
Bei deiner Frage geht es um das Theodizeeproblem. Der Begriff "Theodizee" geht auf den Philosophen Leibnitz zurück. Diskutiert wurde das Problem aber bereits in der antiken Philosophie, z. B. beim griechischen Philosoph Epikur. Es geht dabei um die Rechtfertigung des Leids, wenn es einen allmächtigen, allwissenden und liebenden Gott gibt.
Georg Büchner nannte das Leid den "Fels des Atheismus". Der gläubige Religionsphilosoph Richard Swinburne sagt, dass das Leid das einzige wirklich ernstzunehmende Argument gegen die Existenz Gottes ist.
Ich schließe mich als Christ der Aussage des katholischen Theologen Karl Rahner an: "Die Unbegreiflichkeit des Leids ist ein Stück der Unbegreiflichkeit Gottes."
Meiner Meinung nach ist das Theodizeeproblem logisch nicht auflösbar. Es muss von Christen und anderen Theisten ausgehalten werden. Als christliche Antwort auf das Theodizeeproblem können wir aber sagen, dass Gott einen neuen Himmel und einen neue Erde erschaffen wird (Offb 20), in der es kein Leid mehr geben wird.
Ich bin Mitglied in einer evangelisch-lutherischen Landeskirche.
Meine geistliche Heimat ist die "Geistliche Gemeinde-Erneuerung in der evangelischen Kirche" (GGE):
https://gge-deutschland.de/
Zunächst müsste man die Frage beantworten, was man unter einem Beweis versteht. Im weiten Sinn ist jedes Argument ein Beweis. In engeren Sinn kann man nur etwas in der Mathematik und Logik beweisen, nämlich durch Deduktion.
Es gibt in der Religionsphilosophie viele Argumente sowohl für als auch gegen die Existenz Gottes.
Meine Position zur Gottesfrage:
Ich glaube an Gott (christlicher Theismus) aus subjektiven und objektive Gründen.
Subjektive Gründe:
- Im Alter von 23 Jahren hatte ich eine Bekehrungserfahrung und kam dadurch zum Glauben an Jesus Christus. Christ wurde ich nicht durch religiöse Sozialisation, sondern durch Bekehrung. Diese Umkehr war der erste Schritt in der christlichen Grunderfahrung (Umkehr, Taufe, Geistempfang und Eingliederung in eine Gemeinde).
- Zum Glauben an Jesus Christus kam ich auch durch das Gebet: "Herr Jesus Christus, wenn es dich tatsächlich gibt, dann offenbare du dich mir persönlich." Dieses Gebet wurde erhört. Durch persönliche Offenbarung kann man herausfinden, ob Jesus von Nazareth wirklich auferstanden ist.
- Wir Menschen brauchen Vorbilder. Menschen, die den christlichen Glauben vorbildlich lebten, laden zur Nachfolge Jesu ein: Mutter Theresa, Martin Luther King, Edith Stein, Dietrich Bonhoeffer uvm.
Objektive Gründe: Für die Existenz Gottes gibt es gute Argumente und viele Indizien.
- Der christliche Philosoph Alvin Plantinga nennt über zwei Dutzend Argumente für die Existenz Gottes.
- Seit Immanuel Kant ist es zwar Konsens in der abendländischen Philosophie, dass die Existenz Gottes weder bewiesen noch widerlegt werden kann, aber seit den 1960er Jahren werden die "Gottesbeweise" in der angelsächsischen Religionsphilosophie neu formuliert. Man spricht hier allerdings nicht von Beweisen, sondern von Argumenten für die Existenz Gottes, z. B. interpretiert der britische Religionsphilosoph Richard Swinburne die "Gottesbeweise" als induktive Argumente. Die Unterscheidung von Beweis, Indiz und Argument ist wichtig, denn wirklich beweisen kann man eigentlich nur etwas in der Mathematik und Logik (durch Deduktion).
- Es gibt im Universum viele Indizien, die auf Schöpfung hindeuten: z. B. Urknall, naturgesetzliche Grundordung, mathematisches Universum, Architektur der Naturgesetze, Feinabstimmung der Naturkonstanten, Verteilung der Energie im Universum, Funktionalität der Chemie des Lebens.
Ich kenne gemäßigte AfD-Mitglieder und Stammwähler, die nicht demokratiefeindlich sind. Schaut man sich aber die Geschichte der AfD an, so hat sich der Rechtsextremismus und völkischen Nationalismus in dieser Partei ausgebreitet. Je näher man sich in Richtung Nationalsozialismus bewegt, umso demokratiefeindlicher wird man.
Aus konfessionskundlicher Sicht ist die römisch-katholische Kirche eine Kirche und keine Sekte, geht man von der Einteilung Kirche-Freikirche-Sondergemeinschaft aus.
Es gibt aber sowohl unter Katholiken als auch unter freikirchlichen Christen extreme theologische Positionen. Es gibt tatsächlich konservative Katholiken, für die alle Protestanten in der Hölle landen (entgegen der Lehre ihrer Kirche im II. Vatikanischen Konzil) und extreme Freikirchlicher, die behaupten, dass die römisch-katholische Kirche eine Sekte ist (entgegen der Konfessionskunde).
Ich bin aus der röm.-kath. Kirche ausgetreten, um in eine evang.-luth. Landeskirche einzutreten, aber ich bin deswegen nicht antikatholisch. Die röm.-kath. Kirche hat, wie jede andere Konfession auch, ihre Stärken und Schwächen.
Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, dass ich mir möglichst täglich und ungefähr zur selben Uhrzeit eine Stille Zeit nehme, meistens etwa eine halbe Stunde.
Die Stille Zeit beginne ich mit Lobpreis (Sprachengesang). Dann folgt eine Zeit des Bibellesens nach dem Bibelleseplan des Bibellesebundes mit der Zeitschrift "Orientierung". Mir ist zum Bibellesen eine Auslegung wichtig. Der Bibellesebund hat eine eigene Methode zum Bibellesen entwickelt: Beten, Lesen, Entdecken und Antworten. Am Ende der Stillen Zeit mache ich Fürbitte (jeden Tag für die Familie, Montag für Nachbarn, Verwandschaft, Freunde; Dienstag für die Gemeinde; Mittwoch für Stadt und Landkreis; Donnerstag für Deutschland, Freitag für Mission und verfolgte Christen, Samstag für Israel).
Die Existenz eines Multiversums (es gibt verschiedene Modelle) würde nicht im Widerspruch zum Theismus stehen. Nachdenkenswert erscheinen mir die Worte des christlichen Philsophen Robin Collins, nachdem er eine Konferenz über Wissenschaft und Theologie besucht hatte (Collins hat sich auf Kosmologie spezialisiert):
"When these scientists talk about the multiverse, that’s actually their way of talking about theology! It’s their way of doing metaphysics without using the G-- word!”
Ich bin davon überzeugt, dass die Bibel ganz Gottes Wort und ganz Menschenwort ist. Eine Analogie dazu ist die Zweinaturenlehre (Dyophysitismus): Jesus Christus ist wahrer Gott und wahrer Mensch in einer Person.
Nach meiner Erkenntnis geht es im Schöpfungsbericht nicht darum wie Gott die Welt erschaffen hat, sondern DASS er sie erschaffen hat. Die sechs Schöpfungstage (Hexaemeron) sind daher nicht wörtlich zu verstehen. Der Autor des Schöpfungsberichtes schreibt, dass am ersten Tag das Licht und am vierten Tag Sonne, Mond und Sterne erschaffen wurden. Das ist für mich ein Indiz, dass der Autor keine naturwissenschaftlichen Aussagen machen möchte