Ich bin nicht ganz sicher, wie das heute läuft. Als ich jedoch mein Abiturium ablegte, wußten meine Prüfer ein paar spannende Themata für mich, die sie bis zum letzten Augenblick vor mir geheim gehalten hatten. Warum taten die das? War doch fies!
Wollten die etwa am Ende wissen, ob ich wirklich den Abiturstoff beherrsche? Watt'n Blödsinn! Wer braucht sowas, nicht wahr? Wir benötigen doch Subsubspezialisten, die in der Lage sind, etwas auswendig zu lernen, was ihnen gerade gefällt und links und rechts keinen Schimmer von gar nichts haben. Das geht am Besten, wenn man nicht nur Schulfächer "abwählen" kann, sondern nun auch noch seinen Prüfungsstoff selbst bestimmt.
Stoß mit mir an auf ein Bildungssystem, was seines Gleichen sucht. Hurra, Hurra, Hurra!
Und dann lass uns beten, dass dieses möglichst bald Geschichte wird, zu dem ein junger Abiturient einer kommenden Generation ein Abitur-Referat halten kann.
Ach so, ja, Deine Frage: Ich gebe Dir mal drei Anregungen aus verschiedenen Epochen.
1.) Welchen politischen Schachzug hatte Heinrich IV. im Sinne, als er im Büßerhemde zu Gregor nach Canossa ging?
2.) Warum entsetzte Täve, der Löwe aus Mitternacht, Magdeburg nicht, als Tilly 1631 die Stadt massakrierte?
3.) Welche Gedanken trieben einen der größten Außenminister, die das Reich je sein eigen nannte, Walter Rathenau nämlich, um, als er nach Rapallo ging, welche Hoffnungen hatte er, welche Prämissen bestimmten sein Handeln und mit welchen Ergebnissen kehrte er heim? Warum hat ihn das reaktionäre Gesindel so gehasst, dass sie ihn feige im Grunewald ermordeten?