Warum haben Waldorfschulen immer so einen schlechten Ruf?

12 Antworten

Vielleicht, weil eine andere Philosphie, die sich nicht dem Herdentrieb der Massen unterordnet, schon immer argwöhnisch betrachtet bzw. sogar verunglimpft wurde.
Vielleicht auch aus Scheu sich selbst einzugestehen, dass man selbst nicht den Mut hat, von dem üblichen, von der überragenden Mehrheit gewähltem Einheitsweg auszuscheren und sich damit den vehementen Argumenten der Gegner stellen und sich damit auseinandersetzen zu müssen.
Die Bezeichnung "weltfremd" von steeeev lehne ich völlig ab, und möchte darauf mit einer Gegenfrage antworten: "Ist es etwa "weltnäher", wenn ein Mensch nur nach seinen Noten in den Hauptfächern/Nebenfächern (Grundschule: Mathe u. Deutsch zur Versetzung in einee weitere Schule, weiterführende Schulen: Hauptfächer und Lernfächer)beurteilt wird hingegen die soziale Kompetenz, die Kombinationsfähigkeit, das eigene problemlösende Denken, die Fantasie, die Kreativität ausser acht gelassen werden? Der "weltnähere homo reductus"?
Auch dem Vorurteil der nicht-berufsvorbereitenden Pädagogik möchte ich vehement widersprechen, denn gerade in Walldorfschulen wird wesentlich fächerübergreifender und praxisnäher unterrichtet als in herkömmlichen, staatlichen Schulen.
Den heutigen Klassenkampf, das Mobbing unter Schülern u.z.T. auch von Lehrern, das Diskriminieren Andersartiger (wie ADHS, Legasthenie, Dyskalkulie, Fremdsprachler, u.a.) an unseren heutigen staatlichen Schulen als das nec plus ultra zu glorifizieren, kommt schon einer totalen Realitätsverkennung gleich.
DIE Schule ohne Fehler und Tadel gibt es nicht und wird es nie geben, da man nicht allen verschiedenen Auffassungen gerecht werden kann. Doch die Einstellung, nur einer Schule das "gelbe vom Ei" zuzusprechen und alle anderen kategorisch abzulehnen, ist nicht tragbar. LG

Das kann wohl keiner so genau sagen, der nicht dort auf der Schule war oder Eltern von Kindern ist, die auf die Schule gehen. Fakt ist aber, es wird anders unterrichtet, um gerade wenns um sinnvollen Lernstoff geht, scheiden sich die Geister daran, was gut und sinnvoll ist und was überflüssig. Ob es besser oder schlechter dort ist, vermag ich nicht zu beurteilen, denn ich kenne auch niemanden, der auf so einer Schule war.

Weil es vielen wohl tut über etwas blöd schwatzen zu können, auch wenn sie nichts davon wissen.
Die Qualität mancher Antworten ist so enorm hoch wie die Zeitungs-Artikel mit den grossen Buchstaben.

"IMMER so nen schlechten Ruf" haben die nicht! - Gibt auch viele Fans! (nennen sich "Anthroposophen"!):

Naja, es gibt halt Menschen, die lehnen das sehr esoterische ANTHROPOSOPHISCHE WELTBILD ab (viele misstrauen diesem auch, weil undurchsichtig; und tatsächlich ist das Potential dieses Weltbildes nicht immer so harmlos, wie es (und seine Anhänger) zunächst ausschaut).

Es gibt aber auch viele Menschen, die lehnen es auch aus rein PRAKTISCHEN GRÜNDEN ab; dazu gehören z.B: viele ehemalige Schüler, die auf der Waldorfschule schlechte ERfahrungen gemacht haben! Das kann unterschiedlichste Gründe haben; z.B.:

  • zu große Schulklassen (z.T: über 40 Schüler!);

  • viele ehemalige Schüler haben unterschiedliche negative Erfahrungen gemacht, und diese auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht;

  • keine Notenzeugnisse, kaum Prüfungen; Versetzung i.d.R. immer automatisch gewärhlleistet; kein "Sitzen bleiben"; daher halten es viele für unwahrscheinlich, dass hieraus langfristig bemerkenswerte Lernerfolge entstehen können ("Kein Druck", usw.);

  • die Anhänger der Pädagogik, die Schulen und der Schulalltag fallen Vielen sonderbar auf;

  • Viele sind auch einfach nur enttäuscht, weil hier Anspruch und Wirklichkeit in verschiedener Hinsicht oft SEHR weit auseinander liegen!;

Zum Teil beruht der "schlechte Ruf" aber auch nur auf Vorurteilen und mangelnder Sachkenntnis über Waldorfschulen. Daher:

Am besten ist aber: Du informierst Dich mal ausführlich, und bildest Dir mal DEINE EIGENE MEINUNG! (Nachplappern ist immer einfach; aber: Selber denken macht schlau!).

Gegenfrage - was ist schlecht an Blondinen?
Man lacht gemeinsam über Blondinenwitze und es gibt da ja auch wirklich herrliche Exemplare.
Kein intelligenter Mensch wird aber ernsthaft glauben, daß diese Witze die Wirklichkeit wiedergeben und die Haarfarbe tatsächlich mit der Intelligenz verknüpft ist.
Unintelligente Menschen schon. Und davon gibt es jede Menge und sie sterben (siehe Sarrazin) wohl auch nie aus.
So ähnlich ist es mit dem Bild der Waldorfschulen in der uninformierten Öffentlichkeit. Der ursprünglich nicht unlustige Gag "Die können ihren Namen tanzen" wurde von den geistreichen und originellen Comedians der Republik so oft wiederholt, daß viele Menschen inzwischen glauben, er hätte etwas mit Waldorfpädagogik zu tun und es gehöre zum guten Benehmen, ihn automatisch mit debilem Grinsen zu zitieren, wenn irgendwo das Wort "Waldorf" fällt.
Dazu kommen noch Desinformationskampagnen der Medien, die alle paar Jahre wieder durchgezogen werden. Warum das so ist, kann ich Dir auch nicht sagen. Wurde das Kind des Report-Redakteurs beim Einschulungsgespräch in der Waldorfschule abgelehnt? Ist die Frau des Frankfurter-Allgemeine-Sonntagszeitung-Journalisten mal mit einem Eurythmisten durchgebrannt? Ich weiß es nicht.