Zu viele Angestellte beim Staat?

12 Antworten

Wenn hier jemand meint, wir hätten zu viele Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst - dessen Bedenken kann ich - zumindest perspektivisch - zerstreuen.

Die Arbeitsbedingungen beim Staat/Land/Kommune (egal ob als Angestellter oder Beamter) sind so mies, dass in ein paar Jahren ohnehin kein Mensch mehr diese Arbeitgeber haben will.

Immer mehr Verwaltungsangestellte sind gar nicht mehr verbeamtet!

Ansonsten einfach mal aus Sicht "meiner" Arbeitsstelle:

Die Zahl der Neuanträge hat sich von 1300 auf über 9000 PRO WOCHE erhöht. Zeitgleich ist die Zahl der zuständigen Fachassistenten udn fachkräfte auf 60% der vorherigen Personalausstattunmg gesunken.

Abgänge durch Verrentung und Kündigung sowie Ausfälle durch Krankheiten und Mutterschutzzeiten sind da mit eingerechnet.

Und jetzt noch mal meckern, dass die Bearbeitungszeiten so lang wären oder "Beamte"/Verwaltungsangestellte ja nur Kaffee saufen...


Beamte - vielleicht. Es werden zumindest in meinem Bundesland zur Personalbindung mehr Stellen mit Beamten besetzt.

Beschäftige im öffentlichen Dienst - Nein. Immer weniger Personal soll steigende Ansprüche erfüllen. Wenn ich nur überlege, was mich in letzter Zeit die Beantwortung von Anfragen von Abgeordneten, Parteien, Interessenvereinigungen o.a. an Arbeitszeit gekostet hat. ...Da die Dinge meist mit Terminvorgabe kommen.. muss der Antrag des Bürger warten.

Da der Datenschutz und die DSVGO bereits erwähnt, ohne es belegen zu können... Ich denke hier legt Deutschland in der Umsetzung und Überwachung den höchsten Maßstab an. Was in der geforderten Entbürokratisierung immer wieder ein Hindernis und Zeitverzögerung mit sich bringt.

Da nach meiner Beobachtung diese 200% igen Menschen immer mehr zunehmen.. bin ich froh, dass ich es in knapp 10 Jahre hinter mir habe. Anstatt zu erleichtern, werden der Erledigung der Arbeit immer mehr Knüppel in den Weg gelegt.

Sags mit Einstein: Alles ist relativ.

Klar, für die Kernaufgaben des Staates gibt es womöglich zu viele Beschäftigte, ob nun Beamte oder Tarifbeschäftigte ist letztlich nicht von Relevanz - aber es gibt eine ausgeprägte Neigung der regelgebenden Institutionen, angefangen vom Bundestag über die Länderparlamente bis zu den Kommunalparlamenten, immer neue Regelungen zu beschließen oder die immer komplexer zu machen, wofür man dann eben auch das entsprechende Personal bräuchte - bräuchte deswegen, weil man es oft nicht hat, hier ein Beispiel: https://www.hessenschau.de/politik/frankfurter-auslaenderbehoerde-wo-schicksale-in-untiefen-von-emails-versinken-v1,frankfurt-auslaenderbehoerde-chaos-100.html

Gewissermaßen ja. Deutschland hat einen sehr großen Staatsapparat, der viel effizienter sein könnte.

Beispiel staatliche bzw. Sozialleistungen, statt einer dafür zuständigen Stelle und einer solchen Leistung gibt es zig Leistungen von ganz vielen verschiedenen Ämtern und Stellen: ALG 1, ALG 2, Grundsicherung, Wohngeld, Kindergeld, (Halb)waisenrente, Krankengeld, Bafög uvm.

Weiteres Beispiel: Man muss für jeden Pups persönlich aufs Amt rennen und dort persönlich vorsprechen, anstatt die Dinge einfach online machen zu können, was deutlich effizienter wäre, weniger Personal bräuchte und günstiger käme.


Dea2019  24.11.2022, 12:35

Ich arbeite bei der Familienkasse. Da geht alles bereits online, wir haben nur elektronische Akten und papierloses Büro. Nur die Bescheide müssen schriftlich erfolgen aufgrund der gesetzlichen Vorgaben. Aber dafür hat es ja Druckprogramme!

Was uns ausbremst: Beim Kinderzuschlag müssen wir bei der Einkommensprüfung auch die vorhandenen bescheide für Wohngeld, ALG1, ALG2 oder Rente beim Kudnen anfordern. Wir DÜRFEN nicht auf die entsprechenden Datenbanken zugreifen, das verbietet der Datenschutz!

Wenn der Kunde dann WOCHEN braucht um uns die angeforderten Bescheide zu schicken...dann KÖNNEN wir gar nicht schneller entscheiden und bescheiden!

Oft wird uns auch das Falsche geschickt! Oder in einer "Qualität" gemailt, dass unser zentrales Scanprogramm keine optisch brauchbare Datei daraus machen kann.

Meine Vorstellung:

Der Kunde identifiziert sich digital. Ob über Chip im Ausweis oder duale Authetifizierung...das überlasse ich den IT'lern. Bei Antragstellung erteilt der Kunde digital dann die Genehmigung zum Zugriff auf die anderen Datenbanken. Dann könnten wir die erforderlichen Infos per Mausklick anfordern und den Antrag in einem Arbeitsgang komplett abarbeiten.

Nur: Genau das wird mit dem Argument "gläserner Bürger" und "Datenschutz" von überall her abgelehnt.

Tja...als Konsequenz muss der Bürger dann mit einem schwerfälligen Verwaltungsapparat leben und lange auf seine Bescheide und Bewilligungen warten!

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