Beamtentum in Deutschland noch zeitgemäß?


01.06.2024, 19:26

Das Ergebnis basiert auf 14 Abstimmungen

Beamtentum abschaffen und alle Beamten ins Angestelltenverhältnis 71%
Beamtentum beibehalten und die Kosten in die Zukunft verlagern 29%

7 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Beamtentum abschaffen und alle Beamten ins Angestelltenverhältnis

Ich kenne keinen Grund, der für dir Beamtenprivilegien spricht.

Insbesondere die Altersversorgung der Beamten ist ein Schlag in die Weichteile normaler Duchschnitts-Arbeitnehmer.


Eisenschlumpf  21.06.2024, 21:27
Ich kenne keinen Grund, der für dir Beamtenprivilegien spricht.

Gilt das auch für die Negativprivilegien?

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Eisenschlumpf  24.06.2024, 13:11
@ReineNeugier806

Ja, aber darum geht es in meiner seltsamen Frage nicht. Sondern darum, ob du für die auch keinen Grund kennst.

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Zwei geteilt - als Tarifbeschäftigte in einer technischen Behörde - wurde vor ein paar Jahren viele verbeamtetet - mit der Begründung "Personalbindung" . Nein den Schritt fand ich nicht in Ordnung. Auch einem Bundesland steht es frei seine Tarifbeschäftigten über Tarif zu bezahlen, dafür muss ich keine Beamten schaffen und die Probleme Finanzierung der nächsten Generation überlassen.

Die "Rückstellungen" der Beamtenpensionen finden sich nicht in jedem Landeshaushalt.

Polizisten, Richter, Vollzug im Angestelltenbereich - ist aber für mich auch ein No-Go. In Finanzen - hm- zumindest in Teilen denkbar. Lehrer - hat meiner Erinnerung nach inzwischen auch das letzte Bundesland gemerkt, dass die Abschaffung ein schlechter Gedanke war.

Allerdings würden bei mir die Beamten, genauso wie die Selbständigen in eine "Rentenkasse" einbezahlen. Dieses System gehört dringend neu durch dacht.

Arbeitslosen - nein den Beitrag kann man den Beamten tatsächlich ersparen

Krankenversicherung - benötigen wir die Beihilfe in Kombination mit einer PKV.? Warum sind nicht alle zwangsläufig gesetzlich versichert und versichern die Zusatzleistungen freiwillig? Wenn ich die Rechnerei meiner Beamtenkollegen sehe plus die organisatorische Ordnung, die es verlangt - nee ich bin froh, dass ich mich damit nicht rumärgern muss

Für deine 175% habe ich keine Quelle gefunden, kann ich aus eigener Erfahrung auch nicht bestätigen. Ich habe mit meinem Beamtenkollegen einmal die Jahreseinkommen gegengerechnet. Ab dem Punkt an dem er mit seiner Laufbahn am Ende der Karriere war, habe ich ihn als Angestellte überholt. Wenn er Kinder gehabt hätte - wäre es knapp für mich geworden.

Abgesehen davon - haben auch die Tarifbeschäftigten bis Abschaffung des BAT einen Familienzuschlag in Form des Ortszuschlag erhalten.

In der Regel glaube ich keine Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe ;).

Dass alleine das Beamtentum den öffentlichen Dienst interessant macht - kann ich auch nicht unbedingt bestätigen.

Vielleicht sieht man die Dinge immer mit den Augen aus seiner eigenen Position.

Wenn ich meinem Mann zuhöre- benötigt er den überwiegenden Teil seiner Aufsichtsstelle nicht. Vergleiche ich die Struktur - obwohl andererer AG meint er damit unter anderem auch mich .

Fragst du mich - als Teil einer nachgeordneten Behörde - frage ich mich warum wir die Abteilungsleitung beim Ministerium benötigen. ..

Da ich in dem Verein bald 40 Jahre habe - es gab eine Phase, da gab es mehr Häuptlinge wie Indianer, hat sich zumindest bei uns inzwischen zum Glück wieder geändert. Auch das politische Mitmischen bei Einstellungen ist sehr stark zurück gegangen.


Korrektur63 
Beitragsersteller
 01.06.2024, 19:08

nur mal einige kleiner Richtigstellungen.

Für die Berufsgruppe der Richter gibt es keine Alternative zum öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis. Allerdings werden Richter nicht verbeamtet, sondern stehen in einem Dienstverhältnis, das dem eines Beamten ähnelt.

Für die 175% findest Du bei ausreichender Suche eine Sendung von Anne Will, die ja ihre Sendungen selbst recherchiert und nur vom ARD bezahlt wird für ihre eigen produzierten Sendungen. Sie hat wegen dieser Sendung auch massive Problem bekommen, der Vorsitzende des Beamten Bundes hat sich während der Sendung massiv beschwert, ich glaube mich auch noch zu erinnern das es ein Silberb... war.
Nur rumkrakelt hat und immer nur mit den Argumenten kam, ja aber in der freien Wirtschaft, verdienen ja Manager etc. noch ein vielfaches. Als wen Beamte ernsthaft in der freien Wirtschaft als Führungspersonen arbeiten könnten. :-)

Zu Polizei, Armee etc. hatte ich bereist geschrieben. Und gerade bei Lehrern ist ein Beamtenstatus überhaupt nicht notwendig und auch nicht gerechtfertigt.
Die Länder haben jahrzehntelang an Stellen für Lehrer gespart und nun will man alles übers Knie brechen ohne an die Kosten für zukünftige Generationen zu denken? Es ist noch nicht lange her, da mussten Menschen die Lehrer werden wollten sich Stellen teilen an verschiedenen Einrichtungen, dass sie überhaupt in die nähe eines Vollzeitjobs gekommen sind.

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kabbes69  01.06.2024, 20:45
@Korrektur63

Richter - ist mir durchaus bewusst. Nur wenn du den Beamtenstaus komplett streichen willst - gibt es für Richter wie auch für Wahlbeamte nichts mehr zum vergleichen...

Polizei - es.geht ja nicht nur ums Streiken.

Lehrer - gebe ich dir zum Tell Recht..Aber welcher.Politiker.denkt schon über seine Wahlperiode hinaus? Hauptsache der Haushalt passt. Hier ist das Problem immer noch hausgemacht, zum einen durch die Politik, zum anderen durch die Rechtsprechung. Ohne Berufs- Rechtsschutz kommst du doch (heute). nicht (mehr). durch. Alleine mit der Verbeamtung wird das Bildungsproblem nicht gelöst.

Anne Will - nee den Gefallen tu ich dir nicht in die Person Zeit zu investieren. Hat einen Grund warum ich mir sowas, egal welcher Sender und welches Format nicht im Fernsehen anschaue. Es wird so recherchiert, dass ich die Zuschauermeinung treffe....

Gibt auch einen Grund warum ich in keiner Partei bin. Sie

Und es gibt auch vereinzelt Beamte, die in der freien Wirtschaft als Führungsposition geeignet wären. Pauschalisieren finde ich auch nicht in Ordnung. Nur eine pauschale Meinung - Fußballer verdienen zu viel.;)

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Korrektur63 
Beitragsersteller
 01.06.2024, 19:23

Ergänzend zu Deiner Aussage:

Auch das politische Mitmischen bei Einstellungen ist sehr stark zurück gegangen.

Schlimm genug, das es so etwas überhaupt gibt. Wer mischt denn da und in welcher Richtung?

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kabbes69  01.06.2024, 20:50
@Korrektur63
Wer mischt denn da und in welcher Richtung?

Wenn Kind/Bruder/Schwester eines höheren Führungstier untergebracht werden musste

Oder als Auffangbecken für scheidende Wahlbeamte.

Aber die Einstellung über Beziehungen - gibt es auch in der freien Wirtschaft.

Und vor der nächsten Landtagswahl - wird noch einmal alles mit dem richtigen Parteibuch befördert. Man weiß ja nie was kommt.

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Korrektur63 
Beitragsersteller
 01.06.2024, 20:57
@kabbes69

ja war mir auch klar, was Du gemeint hast. Nur das Du es auch mal so deutlich angesprochen hast, dafür meinen Respekt.

In der freien Wirtschaft, ist das meiner Meinung nach auch etwas anders. Natürlich kann da der Unternehmer entscheiden wen er einstellt oder nicht, er trägt auch das finanzielle Risiko. Und wen er eben seine sagen wir behi... Tochter auf eine Führungsposition setzt, ist das immer noch sein Geld was da eventuell den Bach runtergeht. Wen er clever ist, stellt er der Tochter eben vernünftige Berater zur Seite die er ja auch von seinem Geld dann bezahlt.

Im öffentliche Dienst, sollte aber meiner Meinung nach andere Regeln gelten.

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Nein, das finde ich nicht richtig, dass Beamte in Deutschland so viele Vorteile genießen. Ich bin jedoch auch dagegen, dass das Beamtentum komplett abgeschafft wird sondern ich würde eine umfangreiche Reformierung davon dringend begrüßen. Die Berufe, welche in der Regel von Beamten ausgeübt werden, sind für die Bevölkerung sehr wichtige Berufe und somit, halte ich zum Beispiel auch das Streikverbot bei Beamten für absolut richtig. Man stelle sich nur mal vor, dass das Haus brennt man und man bei der Feuerwehr anruft und diese kommt nicht, weil sie sich gerade im Streik befindet oder man wird bedroht und ruft die Polizei an und diese kommt nicht, weil sie gerade im Streik ist. Das wäre eine absolut unvorstellbare, nicht tragbare und auch verfassungswidrige Situation, weil der Staat abgeleitet aus verschiedenen Grundrechten auch die Pflicht dazu hat, diese Institutionen funktionsfähig vorzuhalten und deren Einsatzbereitschaft zu garantieren. Oder man braucht dringend wichtige Dokumente, welche der Staat sogar vorschreibt und die zuständige Behörde, hat wegen eines Streickes einfach mal wochenlang geschlossen. Durch gewisse Vorzüge für Beamte, werden diese wichtigen Berufe zudem attraktiver gehalten. Ich bin deshalb wie bereits erwähnt gegen eine vollständige Abschaffung des Beamtentums, würde jedoch eine umfassende Reformierung sehr begrüßen, weil die Vorzüge, die das Beamtentum gegenwärtig mitbringt, einfach zu umfangreich sind.

Mfg


Korrektur63 
Beitragsersteller
 01.06.2024, 16:53

Nur am Beispiel Feuerwehr würde ich das nicht festmachen wollen, der Großteil unserer Feuerwehr in Deutschland ist freiwillige Feuerwehr (BFW unter 10%). Die kommen auch wenn bei ihrem Arbeitgeber gestreikt wir. Der Arbeitgeber muss die Zeit auch bezahlen. Auch hier nimmt sich der Staat gerne aus der Verantwortung für die Allgemeinheit raus. Zur Bundeswehr, sprechen wir ja von einer Berufsarmee, bei der Polizei gleiche Voraussetzungen, hier kann der Staat auch Streiks etc. auch weiterhin verbieten so wie auch in Krankenhäusern etc. wenn es durch einen flächendeckenden Streik zu einer Gefährdung der allgemeinen Sichert kommen würde. Also alles kein Grund hier ein Beamtenstatus aufrecht erhalten zu müssen. Geht auch ohne meiner Meinung nach.
Und durch gerechtere Entlohnung, würden auch genügend Menschen weiterhin Interesse haben diese Berufe ausüben zu wollen. Der weiter Vorteil dabei wäre, wie auch bei allen anderen Berufen, mehr Lohn, höherer Anteil in die Sozialversicherung und damit auch eine bessere Absicherung des bestehenden Systems der gesetzlichen Kranken- und Rentenversicherung.

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Rollerfreake  01.06.2024, 18:14
@Korrektur63

Ja, ist nicht verkehrt was du da schreibst und jeder kann natürlich seine eigene Meinung zu dieser Thematik haben und auch vertreten. Ich bin wie gesagt gegen eine komplette Abschaffung, jedoch ausdrücklich für aus meiner Sicht dringend erforderliche Reformierung. Ein paar Vorteile ja, aber nicht so viele wie jetzt. Mfg

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Findet Ihr es richtig, dass ein Beamter noch zusätzlich eine Zulage als Wohngeld erhält?

Echt? Und welche weiteren Zulagen gibt es noch?

Wieso bekommt ein Beamter im Schnitt 175% mehr als ein gleichwertiger Angestellter in Deutschland

Seltsam. Akademiker gegen meist lieber in die Wirtschaft als in den öffentlichen Dienst, weil die Besoldung im öD bei gleichartigen Tätigkeiten ziemlich knauserig ist.


Korrektur63 
Beitragsersteller
 01.06.2024, 15:50

zu den weitern Zulagen, ist es wegen der Vollständigkeit halber eventuell interessant sich diesen Beitrag mal anzuschauen.

Die Anstalt vom 7. Mai 2024 - ZDFmediathek

Das mit den Akademikern mit freie Wirtschaft, ist auch so eine Behauptung, die gerne Aufgestellt wird. Wir haben andere Erfahrungen gemacht. Gerne gehen unsere Chemiker, Physiker etc. in den öffentlichen Dienst, weil sie da nicht nach Leistung bezahlt werden, sondern für sich forschen können.

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YvonneM2508  01.06.2024, 17:18
Echt?

Der FS meint den sogenannten alimentativen Ergänzungszuschlag (AEZ), den manche Dienstherrn als Reaktion auf ein Urteil des BVerfG aus dem Jahr 2020 eingeführt haben, als bestimmte Beamtenbesoldungen als amtsunangemessen/verfassungswidrig erklärt wurden.

Und welche weiteren Zulagen gibt es noch?

Natürlich erhält nicht jeder Beamte alle Zulagen, aber es gibt schon einige Zulagen und Zuschläge, u.a.

  • Amtszulage
  • Stellenzulage (s. Anlage I BBesG)
  • Zulagen n. EZulV; Erschwerniszulage, Wechselschichtzulage 
  • Jubiläumszuwendung nach 25, 40 und 50 Dienstjahren 
  • Auslandszuschlag
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kabbes69  01.06.2024, 20:06
@YvonneM2508

Manche Dienstherrn - sprichst du von Hamburg oder von Berlin?

Der Kinderzuschlag erhalten Beamte zumindest in meinem Bundesland bereits sehr lange.

Von Wohngeld für Beamte? Die Quelle hätte ich gerne. Ich weiß, dass die Berliner hier teilweise Kosten übernehmen. Mit der A 6 in Berlin eine Wohnung zu finanzieren - stelle ich mir auch alles Herausforderung vor

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YvonneM2508  01.06.2024, 20:59
@kabbes69

Es ist auch keine Einführung eines Kinderzuschlags sondern eher eine Umstrukturierung bzw. Ergänzung zum Kinderzuschlag.

Beim Bund ist der AEZ in einem vorerst auf Eis gelegten Referentenentwurf zur Sicherstellung der amtsangemessenen Bundesbesoldung und -versorgung vorgesehen.

NRW hat den Familienzuschlag Stufe 2 & 3 ebenfalls wohnortabhängig strukturiert: https://www.finanzverwaltung.nrw.de/anpassung-der-alimentation-von-familienneustrukturierung-familienzuschlag

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Ich halte eine Abschaffung des Beamtentums für alles andere als sinnvoll. Auf gar keinen Fall sollte das Beamtentum abgeschafft werden! 

Der öffentliche Dienst ist massiv unterbesetzt. Aber nicht, weil es zu wenig Bewerber gibt, sondern weil eine Vielzahl der Bewerber einfach nicht die nötige Qualifizierung hat.

Die Berufssicherheit und die Pensionen für Ruhestandsbeamte sind das Einzige, was den öD noch annähernd attraktiv machen. Wenn man das Beamtentum und diese Punkte abschafft, gehen nicht nur die Bewerberzahlen runter, sondern es finden sich noch weniger qualifizierte Bewerber für die offenen Stellen als ohnehin schon. Die Abschaffung des Beamtentums würde den öD also noch unattraktiver machen.

PKV und Beihilfe sind ja schön und gut, allerdings trägt der Beamte seine gesamten Versicherungsbeiträge selbst. Die Beihilfe erstattet nur einen Teil der Behandlungskosten im Krankheitsfall, aber nicht die Versicherungsbeiträge. Auch gibt es eine Vielzahl von Behandlungen, die gar nicht von der Beihilfe erstattet werden. Man darf auch nicht vergessen, dass je nach Zahlungsfrist des Arztes, der Beamte zunächst in Vorleistung gehen muss, ehe er die Erstattung von der PKV und Beihilfe bekommt.

Die nennenswerte Vorteile des Beamtentums sind das sichere und regelmäßige Einkommen, die nahezu Unkündbarkeit und die gesicherte Pension. Allerdings gibt es auch erhebliche Grundrechtseinbußen, die das Beamtentum mit sich bringt. Der bekannteste Nachteil, und für mich der wichtigste Grund für das Beamtentum, ist das Streikverbot. Das Streikverbot soll die Handlungsfähigkeit des Staates sicherstellen. Nicht auszudenken, wenn in der gesamte öD geschlossen Streiken würde. Hier nur ein paar Beispiele dafür:

  • Straftäter kommen frei, weil eventuelle Fristen verpasst werden.
  • Häftlinge in den JVAs würden nicht bewacht werden.
  • die einheimische Wirtschaft würde vor Produktpiraterie nicht geschützt werden, und der Import von anderen illegalen Waren könnte massiv zunehmen.
  • Die Strafverfolgung wird nicht aufgenommen.
  • die Berufsfeuerwehr würde bei Einsätzen nicht ausrücken.
  • Sozialleistungen (Sozialhilfe, Arbeitslosengeld, Bürgergeld) würden nicht ausgezahlt werden.
  • Schulen wären komplett geschlossen.
  • Vollstreckungstitel würden von Gerichtsvollziehern nicht durchgesetzt werden.
  • Sämtliche Bürgeranträge würden nicht bearbeitet werden.

Es bedarf einer zuverlässigen Verwaltung, damit der Staat in allen Bereichen handlungsfähig bleibt. Deswegen braucht es auch dort Beamte, und nicht nur bei Polizei, Justiz, Zoll und Feuerwehr.

Jedes Mal, wenn bei der Post oder der Bahn gestreikt wird, ist das Geschrei nach den Beamten groß.

Die Dienstherrn könnten gar nicht so viel Geld bezahlen, damit die Beschäftigten im öD auf das Streikrecht verzichten würden.

Weiterhin sind Beamte in der Meinungsfreiheit, in Bezug auf öffentliche, politische Meinungsäußerungen, sowie in der Religionsfreiheit erheblich eingeschränkt. Sowohl die genannten Vor- als auch die Nachteile gehören zu den hergebrachten Grundsätzen des Berufsbeamtentums, die in Art. 33 Abs. 5 GG verankert sind. Auch privates Fehlverhalten kann für Beamte disziplinarische Konsequenzen haben.

Angestellte, die durch verfassungsfeindliche Äußerungen und/oder Symbole auffallen, sind zum Teil schwieriger zu entlassen als Beamte.

Die aktive Besoldung vor allem im höheren Dienst für Volljuristen ist nicht besonders attraktiv. Nur eine Minderheit möchte nach 5 Jahren Regelstudienzeit plus zweijährigen Referendariat mit den Einstiegsämtern A13 und R1 anfangen. Selbst Behördenleiter mit A16 verdienen im Vergleich zu Führungskräften in der freien Wirtschaft deutlich weniger. Von IT-lern will erst gar nicht sprechen.

Vielleicht hältst du mich nicht für objektiv genug, weil ich selbst Beamtin bin, aber meine Meinung ist, dass das Beamtentum unverzichtbar ist. Das ist zwar jetzt leicht zu sagen, aber das wäre auch meine Meinung, wenn ich nur Angestellte im öD wäre, oder es mit einer Karriere im öD überhaupt nicht geklappt hätte.

Eine Abschaffung des Beamtentums hätte übrigens nur auf Neueinstellungen Auswirkungen. Bestehende Beamtenverhältnissse genießen Bestandsschutz.

Findet Ihr es richtig, das Beamte nicht wie jeder Angestellte in die Sozialkassen einzahlt?

Beamte erhalten auch keine Leistungen aus der Sozialversicherung. Würden Beamte einzahlen, hätten sie im Gegenzug auch einen Anspruch auf Leistungen aus der Sozialversicherung.

Beamte bezahlen seit 1957 durch die gekürzten Bezüge für ihre Pensionen. Während der aktiven Dienstzeit werden Pensionsrückstellungen gebildet, denn sonst hätten Beamte ein deutlich höhere Bezüge. 

Damals wurden die Beamtenbezüge um 7%, was dem damaligen AN-Anteil zur RV, entsprach, niedriger angesetzt, als normale Brutto-Gehälter. Und bei Anpassung der Besoldungstabellen an die Tarifverträge wird auch nicht der gesamte Abschluss übertragen, sondern ein gekürzter Teil.

Findet Ihr es richtig, dass ein Beamter noch zusätzlich eine Zulage als Wohngeld erhält?

Das was du meinst ist der sogenannte alimentative Ergänzungszuschlag (AEZ). Diesen gibt es nicht bei allen Dienstherrn und auch nicht für alle Beamte, da er nicht nur Wohnort bezogen sondern auch an die Familienverhältnisse (Verheiratete + Kinder) gekoppelt ist.

Dieser wurde als Reaktion auf ein Urteil des BVerfG aus dem Jahr 2020 eingeführt, als bestimmte Beamtenbesoldungen als amtsunangemessen (= verfassungswidrig) erklärt wurden.

Ich persönlich halte nicht viel von dem AEZ und könnte mir durchaus vorstellen, dass er auch verfassungswidrig sein könnte, da durch den AEZ, der die amtsangemessene Besoldung gewährleisten soll, das Abstandsgebot zwischen den einzelnen Besoldungsgruppen verletzen kann.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Zollbeamtin / Beamtin im gehobenen Zolldienst

Korrektur63 
Beitragsersteller
 01.06.2024, 18:42

was meinst Du, wer die Zuwendungen des Staates für die Beamtenpensionen bezahlt? Derzeit mehr als 80 Milliarden für eine Bevölkerungsgruppe von weniger als 10% aller Menschen in Deutschland zu den Pensionen aus Steuermitteln. Zuschuss zur gesetzlichen Rente aus dem Bundeshaushalt jährlich für die 90% der Bevölkerung knapp 40 Milliarden. Hier siehst Du schon mal ein gewaltiges Missverhältnis.

Auch wen es Urteile zur Beamtenbesoldung bzw. sogar Vorgaben des BVerfG gibt, dran halten tut sich keiner.

Ja wie Du selbst schreibst, sollten die Beamtenbezüge um 7% niedriger sein, damit auch Beamte einen Teil zu ihren Pensionen selbst beitragen. Die Tatsachen sind aber heute bereits so das ein Beamter im Schnitt 175% mehr als ein gleichwertiger Angestellter bekommt. Absichtlich nicht verdient gesagt. Wer bereichert sich da auf Kosten der Allgemeinheit?

Die Pensionen verbeamteter Personen werden aus Steuergeldern finanziert.

Es ist Dein gutes Recht Deine Meinung zu vertreten und auch auf Privilegien nicht verzichten zu wollen. Nur ob das für unsere Demokratie und das Verständnis der Bürger zu einem freiheitlichen Demokratischen Staat in Einklang zu bringen ist würde ich bezweifeln. Da denke ich eher dass sich viele wie in einem feudalistischem System fühlen und daher auch andere Alternativen suchen.

Wer in der Wirtschaft nicht zuverlässig arbeitet wird gekündigt und durch geeignetere Leute ersetzt und nicht mit Lebenszeit Anstellung belohnt.

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YvonneM2508  01.06.2024, 20:00
@Korrektur63

Warum kommt eigentlich immer der Vorschlag die Beamtenpension auf das schlechtere Niveau der gesetzlichen Renten anzupassen? Es sollten eher mal Vorschläge kommen, das schlechtere auf ein gutes Niveau anzuheben.

Aber es ist wohl typisch deutsch, alles auf ein gleich schlechtes Niveau zu senken bzw. unattraktiv zu machen.

Die Tatsachen sind aber heute bereits so das ein Beamter im Schnitt 175% mehr als ein gleichwertiger Angestellter bekommt.

Dazu würde ich gerne mal seriöse Daten sehen, denn das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, außer, wenn es aufs Netto bezogen ist.

Denn die Bruttobezüge von Beamten sind niedriger als die vergleichbarer Angestellter.

Mit meinem Studienabschluss als Diplom Finanzwirtin (FH) könnte ich in der freien Wirtschaft locker das 1,5 bis 2-fache meiner Beamtenbezüge verdienen. Entsprechende Stellenangebote hatte ich schon mehrfach auf dem Schreibtisch.

Eine meiner Cousinen wurde von ihren Kommilitonen ausgelacht, als sich entschied, mit dem 2. juristischen Staatsexamen in den höheren Dienst mit A13 einzusteigen, weil sie in ihren Kanzleien auch das doppelte der Bezüge verdienen.

Es ist Dein gutes Recht Deine Meinung zu vertreten und auch auf Privilegien nicht verzichten zu wollen.

Mir ging es in erster Linie immer um die Berufssicherheit im öffentlichen Dienst, und die hat man i.d.R. auch als Angestellter.

Mittlerweile bräuchte ich das alles gar nicht mehr, denn finanziell gesehen habe ich durch den Bitcoin-Aufschwung während Corona ausgesorgt.

Mein Beruf ist für mich mehr als nur ein Job, er ist für mich Berufung.

Mir macht mein Beruf Spaß, und ich bin glücklich darüber, diesen ausüben zu dürfen.

Als Staatsdienerin sehe ich mich nicht nur als Dienerin des Staates im Sinne der Regierung, sondern ich sehe mich auch und vor allem als Dienerin des Staates im Sinne des Volkes, also für das Volk dazu sein. Und genau danach richte mich auch in meiner Dienstausübung.

Daher arbeite ich weiterhin Vollzeit mit Überstunden, obwohl ich es, wie gesagt, nicht mehr nötig hätte.

Nur ob das für unsere Demokratie und das Verständnis der Bürger zu einem freiheitlichen Demokratischen Staat in Einklang zu bringen ist würde ich bezweifeln.

Gerade Beamte sorgen für die Aufrechterhaltung unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung.

Viele wissen gar nicht, was wir Beamte alles für dieses Land leisten.

Aus meiner Sicht, kann die Bundesrepublik Deutschland es sich nicht leisten, sich keine Beamten zu leisten.

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Korrektur63 
Beitragsersteller
 01.06.2024, 20:19
@YvonneM2508

wenn die Kassen leer sind aus welchen Gründen auch immer, fehlender Milliarden Betrag für den nächsten Bundeshaushalt und solange der Zuschuss des Bundes für Pensionen max. 10% der Bevölkerung doppelt so hoch ist. 80 Milliarden und das nur auf Bundesebene, Länder noch nicht mit eingerechnet und für alle anderen 90% in Deutschland im Bundeshaushalt nur 40 Milliarden veranschlagt sind, sieht man doch schon hieran, dass eine Erhöhung für Rentner auf ein angemessenes Niveau nicht möglich ist. Also müssen andere runter, damit es für alle angemessen reicht.

"Viel Wissen gar nicht, was wir Beamte alles für diese Land leisten."
Das wissen bestimmt sehr viele, das es zu viel ist. was ein Beamter an Privilegien einstreicht ohne entsprechende Leistungen zu erbringen.

Ohne die vielen Steuerzahler / Bürger die diesen Apparat unterhalten und auch die Werte erwirtschaften, wäre das nicht so ein ausufernder Selbstbedienungsladen geworden. Das muss wieder auf ein erträgliches Maß zurück geführt werden, aber sehr schnell um unseren nachfolgende Generationen nicht noch mehr Schulden zu hinterlassen. Neudeutsch sind das ja alles Sondervermögen und keine Schulden was wir unseren nachfolgenden Generationen hinterlassen. :-)

Außer in Deutschland, Japan und Südkorea, gibt es in keinem Land der Welt mehr so ein Berufsbeamtentum.

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