Wohnung - Stromleitungen/Elektrik erneuern?
Hey Leute,
ich habe eine Wohnung aus den 60er Jahren gekauft und stelle mir gerade die Frage, ob es sinnvoll ist, die Elektronik (Lichtschalter, Steckdosen, Lampenschlüsse) in der Wohnung zu erneuern, sofern ich mit der Anzahl und Positionierung der entsprechenden Anschlüsse zufrieden bin!?
Ich habe leider noch keinen Zugang zur Wohnung, würde aber erstmal überprüfen, ob alle Steckdosen Nullleiter haben. Sollte das nicht der Fall sein, würde ich mind. diese nachziehen oder dann halt alles rausreißen und neu machen oder neu machen lassen.
Ich habe per Google gelesen, dass man auch die Elektronik alle 30 Jahre erneuern sollte, da möglicherweise der Stromverbrauch bei alten Kabeln höher sein solle. Ich glaube dass das eine Quatschausage ist. Ich kenne viele Wohnungen wo diese nie erneuert wurde und die Wohnungen stehen bereits lange.
Aber ist eventuell an der Aussage über den Stromverbrauch etwas dran? Da ich einen großen Fernseher habe, viel Gaming betreibe, eine elektrische Fußbodenheizung verlegen möchte und viel Homeoffice mache, wäre ein höherer Stromverbrauch schon evtl. ein Argument dafür die Leitungen neu zu ziehen. Gerade wenn die Tapeten ohnehin runtergerissen werden...
Weiterhin hängt der Stromkasten noch im Treppenhaus (wie bei allen Wohnungen in diesem Gebäude). Ich habe gehört, dass Brandlasten nicht mehr im Treppenhaus sein dürfen. Daher könnte man evtl. bei einer Erneuerung der Leitungen den Kasten reinverlegen. Wäre dies auch realisierbar, wenn man die Leitungen nicht neu zieht?
Ich freue mich auf eure Tipps !
9 Antworten
Das mit dem Mehrverbrauch glaube ich nicht, wenn aber ohnehin eine komplette Renovierung / Sanierung durchgeführt wird würde ich komplet alles neu machen, gerade auch den Sicherungskasten,verlegen in die Wohnung geht natürlich,und gerade wenn man dann noch die Leitungen selber legt und der Fachmann nur anschließt ist das auch keine ûbermäßig hohe Investition.
Doch, kann sein, dass früher kleinere Leitungsquerschnitte verwendet wurden und, wenn du viel Leistung ziehst, die Leitung warm wird.
Wenn es keinen Schutzleiter hat, würde ich den tatsächlich nachrüsten. Insbesondere beim Bad ist das sinnvoll, da ist auch ein Fi Schalter Pflicht. Und ja, statt nur den einen Draht neu zu verlegen, kannst Du vermutlich auch gleich die alte Leitung tauschen. Wenn mal alles tapeziert und bewohnt ist hat man keine Lust mehr darauf.
Bei Mietwohnungen sind Fi-Schutzschalter vorgeschrieben. Sind keine vorhanden und die Elektrik gibt das aufgrund fehlender Schutzleiter nicht her, muß erneuert werden. Seitens der Innung sowie diverser Regelwerke wie VDE, NAV und TAB, sieht man eine Installation nach 40 Jahren als "verbraucht" an. Es gibt (leider) keine Vorschriften zur Erneuerung, aber bei einem Schadenfall kann die Versicherung einen Rückzieher machen und nur einen Teil der Kosten übernehmen, wenn die Elektrik nicht mehr halbwegs zeitgemäß war. Unter Umständen kann das schnell eine hohe fünfstellige Summe sein, die man aus eigener Tasche stemmen muß...
Manchmal isses fünf vor Zwölf, ich sehe sowas wöchentlich, kurz vor dem Brand...

Zum einen meinst du die Elektrik, Elektronik wären Geräte in Niedervolt (Handy, Laptop etc.).
Das mit dem höheren Stromverbrauch kann insofern sein, dass man früher kleinere Querschnitte hatten und heute manche Geräte mehr Leistung ziehen. Wenn viel Leistung durch einen kleinen Querschnitt gezogen wird, können diese Leitungen warm werden, das wäre, wie ein schwacher Heizstrahler. Aber keine Panik, da muss nicht gleich etwas brennen.
Du wirst wohn nicht herumkommen, einen fachkundigen Elektriker zu konsultieren. Hier wird dir keiner eine genaue Expertise geben können. Wenn du eine KFZ- Werkstatt anrufst, und fragst, was ein Klappern hinten links ist, wird man dir auch sagen, vorbeizukommen.
Generell bist du erstmal nicht verpflichtet, alles neu zu machen. Wäre ja auch Wahnsinn, das kann bei einem größeren Einfamilienhaus je nach Anspruch schnell mal 10k-15k kosten.
Alte Anlagen haben Bestandsschutz, mit einem "aber". Sobald du die Anlage anfässt, bist zu verpflichtet nachzurüsten. Ist also in der Küche noch eine zweipolige Steckdose die auseinander fällt, bist du bei einer Reparatur verpflichtet, eine neue Leitung zu ziehen und falls noch nicht vorhanden, auch einen FI in der Unterverteilung nachrüsten zu lassen. Evtl. kommt auch noch ein Überspannungsschutz dazu, ein Erdungsspieß, etc.
Generell würde ich empfehlen: lass die Anlage neu machen. Wenn die echt aus den 1960er Jahren ist, hat die ihre besten Tage längst hinter sich. Verteilerdosen aus Bakelit mit verdrillten 0,75mm² Aluminium-Adern wie sie früher wohl üblich waren sind schon längst nicht mehr Stand der Technik - und können bei den heutigen Anforderungen auch schon echt gefährlich sein. Früher hatte ein Haus in jedem Raum eine einzige Steckdose und eine Lampe, alles lief auf einer Sicherung. Heute, ja schau dich um ... was steht denn so im Wohnzimmer? Rechner, Fernseher, DSL-Router, Stehlampe, Massagesessel, Stereoanlage, DVD-Player, Spielekonsole, vielleicht in heißen Tagen noch ein Klimagerät, ... und das dann alles über eine Steckdose? Die Anforderungen an die Installation haben sich seitdem massiv geändert, da sollte man die Gelegenheit nutzen und Tabula Raza machen.
Weiterer angenehmer Nebeneffekt: mach den Dreck am besten bevor du eingezogen bist. Hast du erstmal alles schön tapeziert, gestrichen und schick eingerichtet, fässt du die Leitungen eh nicht mehr an. Das macht nämlich unglaublich viel Dreck.
Sprich dich am besten mit einem Elektriker ab, welche Arbeiten du selbst schon vorbereiten kannst, denn sowas wie Kanäle kloppen, dafür braucht man keinen Elektriker - das kriegt man auch selber als Laie hin. Meistens hat der Elektriker da auch nicht wirklich Bock drauf, weil langwierig und anstrengend. Macht allerdings einen Mega-Unterschied auf der Rechnung. Frag den Elektriker aber genau, wo er die Schlitze haben will, nicht dass der nachher nacharbeiten muss, das finden die auch nicht so witzig.