Woher kommt Rassismus eigentlich?
Bei uns an der Schule wurde mit Graffiti etwas gesprüht: "(Name meiner Stadt) bleibt Deutsch!"
Das wurde inzwischen wieder weggemacht.
Aber mich hat das zum Nachdenken gebracht. Ich verstehe einfach nicht, woher das kommt, dass man so feindlich gegenüber anderen ist. Es ist doch total egal, woher jemand kommt. Warum sind Menschen rassistisch? Was führt dazu?
13 Antworten
Na ja, früher war Rassismus eine weitverbereitete Ansicht. Selbst die Wissenschaft vertrat die Ansicht, dass es verschiedene Menschenrassen gibt und diese unterschiedliche Eigenschaften und Fähigkeiten haben. Daraus hat die Gesellschaft abgeleitet, dass es da auch unterschiedliche Wertigkeiten gibt.
Mittlerweile hat die Wissenschaft das Dogma des Rassismus einwandfrei widerlegt, aber in vielen Menschen ist Rassismus noch da.
Statistisch gesehen ist es so, dass Rassismus vor allem da sehr weit verbreitet ist, wo es eigentlich gar nicht so viele Ausländer oder Fremde gibt. D.h. ein Faktor für Rassismus könnte sein, dass man eben unwissend ist.
Diese Unterschiede sind marginal und oberflächlich. Schwarze Haut, kleine Augen, dicke Nasen oder hohe Stirn leiten sich vor allem aus der Umgebung ab, in der sich die Menschen mit diesen Merkmalen evolutionsgeschichtlich aufgehalten haben.
Genetisch betrachtet, besteht zwischen einem Afrkaner und einem Europäer überhaupt kein Unterschied.
Und es gibt auch keine belastbaren Studien die nachweisen, dass diese äußerlichen Unterschiede auch messbare Unterschiede in irgendwelchen relevanten Fähigkeiten verursachen.
Der Versuch, bspw., durch Studien nachzuweisen, dass schwarze Afrikaner einen geringeren IQ haben als weiße Europäer ist gescheitert. Die gemessenen Unterschiede in diesen Studien sind gering und betragen maximal 5-10 IQ-Punkte. Die Standardabweichung bei einem IQ-Test ist ohnehin schon 15 Punkte. Dazu kommt, dass es Studien gibt die belegen, dass Übung, Kultur und Wohlstand einen wesentlichen Einfluss, auf die Leistung in IQ-Tests hat.
Das stimmt nicht, ich hab das auch mal nachgeschaut, weil ich wissen wollte, ob es stimmt.
Und zwar ist es so, dass die DNA-Unterschiede zwischen 2 Weißen größer sind als zwischen einem Weißen und einem Schwarzen (jetzt mal nur als Beispiel). Das heißt, dass die DNA nicht auf bestimmte "Rassen" schließen lässt, es gibt keinen bestimmten Unterschied dort. Man denkt das nur wegen dem Aussehen. Aber in Wirklichkeit gibt es keine Rassen, das ist der Stand der Wissenschaft.
Also wenn die Menschen in heißen Regionen dieses Wetter eher wegstecken können und umgekehrt ersehe ich das schon als eine Art von Fähigkeit. Des weiteren steht auch nirgends geschrieben, dass ein markantes Merkmal einen Vorteil bzw Nachteil erzeugen muss, um eine neue Art zu kennzeichnen. Ich will auch nicht bestreiten, dass sich das ganze auch arg vermischt im Zuge der Globalisierung.
Nun wäre und ist es ziemlich unwissenschaftlich die unterschiedlichen Merkmale, seien sie auch noch so gering, einfach ab zu tun und zu behaupten es gäbe sie nicht. Ich würde dir auch gar nicht widersprechen, wenn die Wissenschaftler das nicht bei jedem Tier auch tun würden. Dort werden schon andere Rassen gebildet, nur weil die eine Art mehr Haare hat als Beispiel. Es wurde nach dem Krieg einfach unpopulär Rassenforschung zu betreiben und populär zu sagen, dass wir alle gleich sein.
Ich möchte aber noch mal klar stellen, dass ich nicht die Ansicht vertrete, der eine Mensch sei dem anderen in Recht und Würde überlegen.
Das ist bei Tieren aber ziemlich ähnlich mit der DNA. Auch dort ist rein genetisch eine Kuh nicht gleich eine Kuh. Das nennt sich dann genetischer Fingerabdruck.
Genau, aber bei Kühen gibt es klare Unterschiede zwischen den Rassen. Ein Angusrind hat eine klar andere DNA als ein Braunvieh. Dann hat jede seinen eigenen genetischen Fingerabdruck, das ist klar, aber von der DNA her kannst du deutlich sehen, das ein Angus und ein Braunvieh verschieden sind. Zwei Angusrinder haben zwar Unterschiede in der DNA, aber sie sind sich ähnlicher als ein Angusrind und ein Braunvieh.
Und genau das ist beim Menschen anders. Auch hier haben zwei Weiße unterschiedliche DNA, genau wie bei der Kuh, aber sie sind sich nicht ähnlicher als ein weißer und ein schwarzer Mensch.
Dein Kuhbeispiel hat perfekt erklärt, dass es beim Menschen keine Rassen gibt.
Dann könnte man sie aber "Unterrassen" nennen, oder? Neandertaler hingegen wären eine eigene Rasse, wenn es sie noch gäbe.
Man sagt, in Afrika ist die größte genetische Diversität - da ließe sich doch etwas finden. Und wahrscheinlich findet man dort auch Menschen, die extrem anders sind, als z.B. australische Ureinwohner.
Leider wird Sprache oft politisch instrumentalisiert. Im Zuge der Gender-und Rassismus Debatten ist bereits eine Art "Neusprech" entstanden.
Außerdem- immer wieder gut:
Wenn ich ein Wort gebrauche,“ sagte Goggelmoggel in recht hochmütigem Ton, „dann heißt es genau, was ich für richtig halte – und nicht mehr und nicht weniger.“ „Es fragt sich nur,“ sagte Alice, „ob man Wörter einfach etwas anderes heißen lassen kann.“ „Es fragt sich nur,“ sagte Goggelmoggel, „wer der Stärkere ist, weiter nichts.“
Im Kern der Sache stimmt das auch. Ein Wort hat genau die Bedeutung die Menschen ihm geben wollen.
Würdest du einen schwarzen Amerikaner trotzdem mit dem Begriff "N*gg3r" ansprechen?
Ich glaube nicht.
Warum?
Weil Wörter eben doch eine Bedeutung haben. Eine historische, eine politische, eine emotionale und man kann das eben nicht einfach so voneinander trennen.
Natürlich ist das keine Wissenschaft und es ist mehr ein Ausdruck von Kultur was Wörter bedeuten und was nicht.
Klar, heute ist der Begriff "Rasse" umstritten. Vor 80 Jahren war er völlig normalisiert. Aber die Tatsache dass der Begriff umstritten ist hat auch einen Grund.
schwarzen Amerikaner trotzdem mit dem Begriff "N*gg3r
Nein, und wenn ich mit einem befreundet wäre, würde ich ihn wahrscheinlich direkt fragen, ob ihn bestimmte Bezeichnungen ärgern
Als ich klein war, in den 80ern in Deutschland, war "N3ger" jedenfalls noch ein ganz neutrales Wort.
Tatsache dass der Begriff umstritten ist hat auch einen Grund.
Stimmt. Muss aber m.E. nicht "umstritten" bleiben - wir sollten uns die *normale* Bedeutung solcher Wörter und anderer Symbole zurückerobern, sonst kommen wir ständig in die Euphemismus-Tretmühle.
Es sind doch zwei Debatten die parallel laufen.
Die erste Debatte ist ja eher wissenschaftlich/professionell: Also es gibt ja in der Linguistik Studien die gut belegen, wie bestimmte Wörter in unserer Gesellschaft verstanden werden und was damit assoziiert wird und allein in der Politik (ich arbeite hauptpolitisch beruflich) ist es wahnsinnig wichtig aufzupassen, welche Wörter man benutzt und welche nicht.
Die zweite Debatte ist kulturell: Ich sehe es z.B. auch kritisch, wenn ein alter Opi attackiert, gedemütigt und angegriffen wird, wenn er das Wort "N3g3r" in einem - wie er es gelernt hat - wertfreien Sinn verwendet. Ich denke auch nicht, dass das der Anspruch sein sollte den wir haben, dass wir Menschen ständig öffentlich auf den Scheiterhaufen stellen, wenn sie etwas kontroverses tun. Gleichzeitig bin ich bspw. als weißer Mann auch nicht davon betroffen so genannt zu werden und deswegen steht es mir nicht zu jemandem der betroffen ist zu sagen, was er für ein Gefühl zu diesem Wort haben soll und es dient auch nicht dem gesellschaftlichen Frieden, wenn ich nicht anerkenne, dass sich Leute davon beleidigt und herabgesetzt fühlen.
Danke, das ist sehr interessant! Ich wusste, dass es im Nationalsozialismus so beigebracht wurde, aber nicht, dass es eh schon weitverbreitet war.
Der Nationalsozialismus war der Gipfel aber lange lange zuvor, waren rassistische Theorien wirklich sehr weit verbreitet.
Die Schuld Deutschlands im zweiten Weltkrieg und durch Hitler kann man durch nichts relativieren.
Aber wenn man ein bisschen genauer in die Geschichte guckt sieht man, dass Rassismus, Antisemitismus und Nationalimus in Europa und der Welt sehr weit verbreitet waren.
Es ist ja bspw. so, dass du in der Schule lernst, Hitler hat Europa eingenommen. Das stimmt auch. Er hat einen Angriffskrieg geführt. Aber bis auf wenige Ausnahmen, hat er in fast jedem Land auch Leute gefunden, die ihn und seinen Krieg und seine Ideologie unterstützt haben.
Ein weiterer Beleg dafür ist, dass es im zweiten Weltkrieg eine Flüchtlingskonferenz in Genf gab. Auf dieser Konferenz ging es um die Frage, was mit den jüdischen Flüchtlingen aus Europa passieren soll. Bis auf China hat sich kein Land bereit erklärt Flüchtlinge aufzunehmen. Nicht mal die USA. Damals haben viele gesagt, das lag an der schlechten Weltwirtschaft und man hätte kein Geld dafür. Aber der wahre Grund wird darin vermutet, dass es Antisemitismus überall gab und keine Regierung ihren Leuten erklären konnte, dass sie Juden aufnehmen.
Wieso sollte es egal sein, woher jemand kommt? Unser gesamtes System basiert darauf, wer man ist, was man hat, woher man kommt.
ich denke menschen fühlen sich bedroht weil andere menschen eben aus anderen ländern kommen. sie können dieses menschen nicht richtig einschätzen und/oder haben vorurteile ihnen gegenüber. diw menschen haben andere kulturen und manche menschen sind nicht offen für neues und für andere kulturen
Das ist der evolutionär bedingte Argwohn vor dem Unbekannten. An sich sinnvoll, aber wenn er sich nicht abbauen lässt, wird er selbst zur Gefahr.
A N G S T !
Der Hauptgrund für Fremdenhass ist Angst vor dem Neuen, dem ungewissem. Nicht umsonst ist der Ostdeutschland für ihre sehr konservative, wenn man es milde ausdrücken möchte, politische Ansicht bekannt. Dort leben extrem wenige Flüchtlinge, dennoch ist die Angst vor eben diesen dort am größten.
Sie lesen die Medienberichte in ihren eigenen Foren (Stichwort Filterblase). Dort werden nicht auf Fakten basierte Artikel als Wahrheit verkauft. Der allgemeinen Presse und den Medien wird kein Glauben mehr geschenkt.
Solche Menschen haben Angst davor ihren Wohlstand oder ihr bereits sehr eingeschränktes Leben zu verlieren, bzw. noch weiter einschränken zu müssen. Sie glauben tatsächlich, dass ein Flüchtling bspw. mehr Geld als ein Arbeitsloser in DE bekommt, was schlichtweg einfach falsch ist. Oder dass es viele Obdachlose in DE gibt, die keine Hilfe bekommen, ebenfalls falsch.
Meiner Meinung nach besitzen solche Menschen keine Empathiefähigkeit und ihnen fehlt das "große" Denken.
Kein Mensch ist illegal!
Ich würde nicht sagen, dass die Angst daran Schuld ist. Es sind Menschen, die sich aus der aktuellen Lage einen Vorteil ziehen wollen und deshalb diese Angst erst schüren.
Vielleicht Leute die nach politischer Macht strebten?
Um nicht immer was wie Nazis zu nehmen mal ein Beispiel aus dem alten Rom. Es gab nie die Gallier als einen Stamm. Es waren viele kleinere Stämme, die Rom nie eine Gefahr sein konnten. Nun wollte aber ein Heerführer seine politische Macht ausbauen und schürte die Angst vor den "Galliern" und die Gefahr, die sie doch alle darstellten...
Durch die Herangehensweise gegen Minderheiten zu hetzen und ein Feindbild zu schaffen, kannst du viele Stimmen hinter dich scharren.
Da hast du was falsch verstanden. Es gibt verschiedene Menschenrassen mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Der Ansatz, dass einige nun besser oder schlechter sind, war lediglich der falsche Weg.