Ist der Begriff "Rassismus" nur noch eine Leerformel?
Ich lese in Diskussionen oder Medienberichten häufig irgendetwas sei "rassistisch". Ich habe mir dann mal die Definitionen von "Rassismus" im Duden, bei Wikipedia, bei der BpB und anderen Quellen angeschaut.
Alle Definitionen hatten gemein, dass sie wachsweich und schwammig waren. Die Definitionen sind so vage, dass sie alles und nichts bedeuten können. Letztlich ist es daher immer dem persönlichen Bauchgefühl überlassen, was man als "rassistisch" bewertet und was nicht.
Ich hatte immer gedacht Rassismus sei, wenn man den Wert eines Menschen an dessen Rassenzugehörigkeit festmache. Aber die Annahme der Existenz menschlicher Rassen gilt vielen inzwischen ja auch wieder bereits als "rassistisch".
Andererseits wird bei der Darstellung von Unternehmen, Parteien und in der Werbung inzwischen penibel darauf geachtet, dass immer auch Nicht-Weiße zu sehen sind.
Und der Begriff wird immer freigiebiger verwendet: Der Rapper Samy Deluxe meinte vor einiger Zeit zum Beispiel, dass Fußball "der Inbegriff des Rassismus" sei (siehe hier).
Ist der Begriff "Rassismus" inzwischen nur noch eine Leerformel?
44 Stimmen
15 Antworten
Ich denke das Problem liegt darin begründet, dass die Definition von "Rasse" ja auch bereits extrem schwammig und willkürlich gewählt ist.
Wenn man nicht klar definieren kann, was eine unterschiedliche, menschliche Rasse sein soll oder was der Unterschied zu Ethnie ist, wie kann man es dann eindeutig als Bezeichnung wählen. Es ist dann genau so imaginär und willkürlich, wie seine zugrundeliegende, veraltete Theorie.
Man verwechselt es häufig auch mit Nationalität usw.
Dass ein Begriff inflationär und teilweise fälschlich verwendet wird, bedeutet nicht, dass er keine Berechtigung hat.
Nein
Aber die Verwendung durch einige bestimmte Gruppen und Ideologen ist meistens entweder absichtlicher Unfug oder Suggestion von bestimmten Narrativen oder einfach von der Zeitgeistformel von ,, Rassismus" beeinflusst
Der Begriff selbst hat sich aber in seiner Bedeutung nicht geändert weder in seiner Bedeutung noch seiner ( korrekten ) Verwendung
Es ist einfach sehr sehr viel rassistisch, weil unsere Gesellschaft rassistisch sozialisiert ist. Daher ist es gut, wenn das angesprochen wird, auch wenn es möglicherweise für manche (weiße) Menschen unangenehm ist. Im Endeffekt ist Rassismus zwar Definitionssache, aber nur von betroffenen (nicht-weißen) Personen. Was für den einen okay ist, mag für die andere unangebracht sein. Das müssen wir respektieren, zuhören und lernen. Lieber übervorsichtig sein und einen Safe-Space kreieren statt andere Menschen aufgrund von unüberlegten Aussagen zu verletzen.
Kannst du deine Aussage spezifizieren? Wer ist denn deiner Meinung nach alles rassistisch?
wer nicht?
auf jeden Fall rassistisch sind zb Leute, die das Tragen einer bestimmten Frisur einer Rasse verbieten wollen. oder wir machen gleiches recht für alle: dann darf sich auch niemand, der rassebedingt keine glatten Haare hat, diese mehr glätten!
Wenn eine Gruppe von Schwarzen einen Weißen auf Grund seiner Hautfarbe ausgrenzen, hat das für die Gesamtheit der Weißen Gesellschaft absolut keine signifikanten Nachteile.
Schwarze die auf Grund ihrer Hautfarbe von der wirtschaftlich dominierenden, Weißen Gesellschaft ausgeschlossen werden, haben dagegen erhebliche Nachteile in ihrem Alltagsleben, wie schlechteren Bildungszugang, schlechteren Zugang zum Arbeitsmarkt, weniger Kapitalbildung, weniger Eigentum, mehr Armut und folglich mehr Kriminalität.
Aber es ist immer gut darauf hinzuweisen, dass auch Weiße von Rassismus betroffen sein können... ;)
Nein, das stimmt so nicht. BI_PoC können natürlich (unbeabsichtigt) einige rassistische Denkmuster oder Verhaltensweisen übernehmen. Aber Weiße wurden nie unterdrückt. Deshalb kann es keinen Rassismus gegen sie geben, denn Rassismus ist strukturell. Natürlich kann es individuelle Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe und Herkunft gegen Weiße geben, aber weiß wird als die Norm dargestellt. Es ist nicht die ganze Gesellschaft (internalisiert) gegen Weiße.
- Schwarze/Farbige
- Türken
- Israeli
- und viele, viele andere Nationen, in denen Menschen ihre eigene Rasse über die der anderen Rassen stellen.
z.B.: Bei den Juden waren/sind die Heiden verpöhnt
Aber eben nur von individuellem, zwischenmenschlichen Rassismus. Der strukturelle Rassismus, den du ja auch beschreibst, ist viel gewichtiger. Wenn mich als weiße Person jemand als ekliger Weißer bezeichnet ist das was anderes, als dass meine Lebenschancen als schwarze Person einfach aufgrund meiner Hautfarbe deutlich schlechter sind, als von meinen weißen Mitmenschen.
es ist auch nicht "die ganze Gesellschaft" gegen Schwarze - sie kann das bestenfalls dort sein, wo weiße die Mehrheit und/oder an der macht sind. und selbst dort ist es nicht dei ganze Gesellschaft.
Hast du dir schon mal angehört, was zB in der japanischen Gesellschaft abgeht bezügl Nicht-Japanern (mehr noch: nicht-Asiaten)?
oder ggü nicht-Hamiten in arabischen Gesellschaften?
oder auch in afrikanischen Gesellschaften bezügl. rassischen Minderheiten dort?
überall der gleiche Rassismus! (und nein, nicht bloss als von den Weißen übernommenes Denkmuster, wie du es darzustellen versuchst, sondern als ganz ursprüngliche "Leistung" ihrer Kultur!
sieh dir die Lebenschancen von Nichtjuden in Israel an!
"weil unsere Gesellschaft rassistisch sozialisiert ist".
Seit wann und wo werden Gesellschaften sozialisiert? Und wie geht das?
In meiner Welt werden Menschen sozialisiert.
Werden in deiner Welt irgenwann auch Autos sozialisiert? Oder Kapitalgesellschaften?
Natürlich, bitte verzeih, dass ich mich nicht korrekt ausgedrückt habe. Ich wollte nicht, dass du dich von meinem Sprachgebrauch gestört fühlst, entschuldige vielmals.
Ich habe schon Artikel gelesen, nach denen Milch im Kaffee, Wandern oder eine Helmpflicht beim Radfahren rassistisch sei und Minderheiten benachteilige.
Das Thema ist völlig totgeredet: Man kann an so gut wie allem etwas Rassistisches finden. Wahrscheinlich ist schon das Reden und Nachdenken über Rassismus rassistisch.
Ich habe zu diesem Helmpflicht ist Rassismus Einwand, gelesen. In Seattle wurde das Gesetz wohl aufgehoben, weil meist nur Obdachlose und Schwarze kontrolliert wurden - das Problem hier ist also, das egal welches Gesetz erlassen wird, wenn man sich immer nur an Minderheiten abarbeitet.. Dann kann man das Gesetz kritisieren - was an sich absurd ist, weil Helm tragen richtig ist - im Grunde liegt das Problem darin das die Polizei einfach rassistisch ist. Es könnte in den Usa auch das Gesetz geben, an Montagen hat jeder ein rotes Hemd zu tragen, und was würde passieren.. Jap. Die Polizei würde immer wieder nur Minderheiten kontrollieren. Das Problem ist also offensichtlich. Ich denke Du verstehst.
du klingst so, als würdest du glauben, dass nur Weiße rassistisch wären...