Wie wird man als junger Mensch zum Neonazi?

10 Antworten

Ich glaube viel Erhellendes kann ich dazu nicht beitragen, da ich mich in diesem Milieu nie herumgetrieben habe und Rechtsextremismus und Neo-Nazis hier im äußersten Westen Deutschlands nicht so verbreitet sind. Ich hatte solche Leute auch nicht als Schulkameraden.

Etwas, das ich noch nicht aufgezählt habe?

Trotzdem glaube ich, dass sich gerade männliche Jugendliche mit hoher Affinität zur Gewalt von faschistischen Ideen angezogen fühlen und verweise auf die Schnittmenge zwischen Fusball-Hooligans und Neonazis.

Einer der wenigen bekannten Neonazis aus unserer Gegend ist halt auch ein Hooligan und schafft es sowohl mit seinen Nazi-Aktionen, wie mit ausufernder Gewalt bei Fußballspielen immer wieder vor Gericht und in die Lokalzeitung. Zudem huldigt er einem toxischen Männlichkeitsbild auch in sexueller Hinsicht. So organisierte er hier in einer Turnhalle einen Gangbang.

Ich finde diese Aspekte fehlen noch in der Frage: Also toxische Männlichkeit und Spaß an Gewalt. Die Politik ist da, genau wie Fußball, wohl eher Mittel zum Zweck.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter

DoctorInge 
Beitragsersteller
 24.11.2023, 00:55
Ich finde diese Aspekte fehlen noch in der Frage: Also toxische Männlichkeit und Spaß an Gewalt. Die Politik ist da, genau wie Fußball, wohl eher Mittel zum Zweck.

Das habe ich jetzt weggelassen, da es auch weibliche Neonazis gibt und da wird toxische Männlichkeit keine Rolle gespielt haben. Aber ich denke, dass du recht hast und das auf viele Neonazis wohl zutreffen wird.

vanOoijen  24.11.2023, 00:59
@DoctorInge

Danke für die Erklärung.

Zu den weiblichen Neonazis: Meine Vermutung ist, dass der Großteil von denen durch ihre Partner in die Szene kommen. Der Männerüberschuss dürfte noch immer groß sein.

DoctorInge 
Beitragsersteller
 24.11.2023, 01:10
@vanOoijen

Kann sein. Dazu weiß ich irgendwie gar nichts. Im Bezug auf Neonazis hört man meistens von rechtsextremen Männern. Es wäre echt interessant, wenn darüber einmal mehr kommen würde, in Dokumentationen oder sonst wo. Interessant wäre z.B. ob diese Frauen dann alle total konservativ sind oder ob sie die Ideologie mehr an heutige Werte (Männer und Frauen auf Augenhöre, keine eingefahrenen Geschlechterrollen) angepasst haben.

vanOoijen  24.11.2023, 01:20
@DoctorInge

Ich bin davon überzeugt, dass es schon ideologisch überzeugte weibliche Neonazis gibt (Beate Tschäpe dürfte die prominenteste sein) und dass die Frauen in der Szene nicht bloß Mitläufer sind.

Mitläufer gibt es unter den Männern sicherlich ebensoviele.

Nur den ersten Schritt in dieses Milieu machen Frquen vermutlich weniger oft im Alleingang als Männer.

Aber das sind lediglich meine Vermutungen.

Wie gesagt war ich da nie drin. In meiner Jugend wurde ich zwar mal angesprochen, aber das hat mich nicht gereizt.

Über Drogen kann ich aus eigener Erfahrung sprechen. Aber Nazis und prügeln war nie meins.

DoctorInge 
Beitragsersteller
 24.11.2023, 01:43
@vanOoijen

Ich war auch nie drin, ich wurde auch nie angesprochen. Auch mit Drogen hatte ich nie etwas zu tun, zum Glück. Vielleicht sprechen sie auch eher Männer an als Frauen? Keine Ahnung, nur eine Idee. Vielleicht denken sie, sie können sie leichter überzeugen, keine Ahnung. Oder das passiert in Großstädten einfach häufiger als in Kleinstädten oder am Land, wo ich lebe.

Meiner Erfahrung nach blüht die Nazi-Kultur vor allem dort wo die Menschen KEINE Erfahrungen mit anderen Menschen hatten.

Wenn du z.B. im Kindergarten mit welchen spielst und gut zurecht kommst die keine helle Haut haben und die voll in Ordnung findest ist es nicht so leicht dich zu überzeugen das alle nicht-Deutschen böse sind.

Kennst du aber selber niemanden und irgendwer erzählt dir "Ich habe die Lösung für alle deine Probleme" ist das verführerisch.

Ich z.B. fand meinen Schwarzen Cousin voll in Ordnung und wenn da jemand über Ausländer schimpfte war mir schon in der Grundschule Klar das er damit ebenfalls gemeint wäre.

Risikofaktoren sind am ehesten, solche Freunde zu haben, aber manchmal auch, von Nicht-Deutsche (Gruppen oder Individuen) oder linksgerichteten Deutschen gemobbt und diskriminiert worden zu sein (z.B. wo diese in der Überzahl sind, vor allem in westdeutschen Städten, Schulen oder bestimmten Stadtbezirken). Und bzw. oder wenn einem immer wieder eingeredet wird - wie in Propaganda - dass die eigene Nation nur schlecht ist und nur schlechte Taten gemacht hat und wertlos sei und für nichts gut. Leider ist es oft so, dass gerade linkspolitisch eingestellte Menschen andere Menschen auch in diese Ecke drängen durch diesen Hass und diese Propaganda.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium und Beruf

Erfahrungen hauptsächlich.

Als Frau wurde ich bisher ausschließlich nur von Männern mit islamischen Hintergrund belästigt. Demnach bin ich bei diesen Personen auch vorsichtiger mich nicht in bestimmte Situationen zu begeben.

Bei Männern ist es im allgemeinen durch körperliche Gewalt aber mehr alltäglich und entwickelt sich vermutlich in der Pubertätszeit zu ehrlichem Hass.

Das ist sicher immer individuell und alles, was du aufgezählt hast, können Gründe sein. Die Peergroup spielt eine große Rolle. Ich würde nicht sagen, dass sie alle "dumm" sind, und die Intelligenten sind die gefährlichsten. Es gibt ja z.B. auch so Burschenschaften