Die Perfekte Partei

7 Antworten

damit 51% der Bevölkerung sagen, "Damit kann ich leben"

Keine Ahnung, wie genau die Kompromisspositionen dafür sein müssten. Und auch keine Ahnung, ob ein bisschen Klimaschutz plus ein bisschen Subventionierung der Ölheizungen so sinnvoll wäre. Ein bisschen Ausländer vertreiben und ein bisschen Fachkräfte anwerben.

Aber Kompromisse werden in Koalitionsverhandlungen gefunden - wenn eine Partei solche Kompromisse als ihre ureigene Position hätte, würden weit mehr als 49% stattdessen lieber jene Partei wählen, die die reine Lehre vertritt.

Sowas gibt es nicht und muss es auch nicht geben. Das beste Wahlergebnis, dass je eine politische Partei erreicht hat, war das der CDU im Jahr 1954, mit 50,2%.

Parteien in sich sind auch hochwidersprüchliche Gebilde mit unterschiedlichen Flügeln und Machtstrukturen.

Ich denke, dass man sich als Bürger einer Demokratie mal von dieser kindlich und zugleich autoritären Wunschvorstellung verabschieden sollte, dass da irgendwann mal eine Partei kommt die aufräumt und uns rettet.

Retten können wir uns nur selber, indem wir unsere demokratischen Mittel voll ausschöpfen. Eine Partei alle 4 Jahre zu wählen ist das absolute Minimum an demokratischer Aktion und kann vielleicht eine allgemeine Richtung vorgeben und auch die Qualität der Verwaltung bestimmen. Aber die großen Fragen sollten auch durch Demonstrationsrecht, durch Streikrecht, usw. entschieden werden und nicht nur durch Wahlen und Mittelsmänner und Mittelsfrauen, die nach der Wahl sofort vergessen, wer sie überhaupt ins Amt gehieft hat.


sever09 
Beitragsersteller
 15.08.2024, 22:44

Ich stimme dir zu, aber das war nicht das Thema. Sondern wie eine Partei sein müsste nach deiner Meinung, um einen möglichst hohen Konsens zu haben, das 51% nicht möglich sind ist mir klar, es ist rein hypothetisch. Wenn es so weiter geht, wie jetzt bekommen wir noch Zustände wie in der Weimarer Republik.

froschers  15.08.2024, 22:51
@sever09
Wenn es so weiter geht, wie jetzt bekommen wir noch Zustände wie in der Weimarer Republik.

Sorry, aber Menschen die sowas sagen, haben meiner Meinung nach keine wirkliche Ahnung davon, wieso die Weimarer Republik gescheitert ist.

Die Weimarer Republik hatte von Beginn an entscheidene Konstruktionsfehler, wie bspw. die Tatsache, dass dem Kaiser noch sehr viele wichtige Rechte eingeräumt wurden. Außerdem wurde sie in einer politisch höchstvolatilen Zeit gegründet, die an der Legitimation der Demokratie heftig gekratzt hat und zu ihrer Zeit waren auch noch viele Menschen am Leben, die den direkten, wenn auch romantisierten Vergleich, zur Kaiserzeit hatten. Und in dieser Gemengelage und durch Fehlentscheidungen des Kaisers und seiner Handlanger höchstpersönlich, ist die Weimarer Republik unregierbar geworden.

Es wäre aus heutiger Sicht eigentlich undenkbar, dass die Dinge, die die Weimarer Republik zum Scheitern gebracht haben, heute auch noch mal passieren.

Es gibt um Deutschland herum genug Länder, beispielsweise Belgien oder die Niederlande, wo die Parteienlandschaft viel krasser zersplittert ist als in Deutschland. In den Niederlanden gibt es bspw. nicht mal eine 5%-Hürde. Dort herrscht schon seit Jahren politisch gesehen enormes Chaos und Koalitionen, die extrem kurzlebig sind. Sind die Niederlande deswegen schon in Flammen aufgegangen? Ne.

Es ist viel wahrscheinlicher, dass Weimarer Zustände durch die Aussage "Wir bekommen noch Weimarer Zustände" herbeigeredet wird als dass es durch eine Zersplitterung des Parteiensystems als solches passiert.

Anyway, zu deiner Frage: Da schließe ich mich dann eben dem an was schon gesagt wurde. Am Ende müsste diese Partei absolut schwammige, bedeutungslose Positionen haben, die zwar erstmal gut klingen und Mehrheitsfähig sind, die sich dann aber im realen Widerspruch beim Regierungshandeln als Unrealisierbar herausstellen.

Egal, wie auch immer man die Leistung unserer etablierten Parteien bewertet: Sie haben eines grandios geschafft, nämlich über 75 Jahre durchgehend Frieden, Freiheit und Wohlstand zu sichern. Helmut Schmidt sagte mal: Nur Diktatoren machen keine Fehler. Die Altparteien sind inzwischen natürlich nicht mehr "total hip", aber das ist ja auch nicht deren Aufgabe. Liebe Grüße

Ich halte die Behauptung von „Ideologiefreiheit“ für zutiefst populistisch.

Denn natürlich hat jede Partei gewisse Überzeugungen, Werte beziehungsweise Ideologien, die sie verfolgt.

Damit eine Partei 51% der Wählenden von sich überzeugen kann, müsste sie die so schwammig formulieren, dass jede/r irgendwie zustimmen kann. Dann hat sie aber kein klares Profil und ist uninteressant.

Stattdessen sollten Parteien versuchen ihre 5-30% wirklich sehr gut zu repräsentieren, damit diese Wählenden sich mit ihren verbunden fühlen.

Gruß

Eragon


gesakw  15.08.2024, 22:39

So ist es, zumal die Politiklandschaft immer bunter wird

sever09 
Beitragsersteller
 15.08.2024, 22:49

"Ich halte die Behauptung von „Ideologiefreiheit“ für zutiefst populistisch" Das halte ich wiederum für Populistisch, werte sind was Gutes, aber wenn diese auf einem Glaubensdogma beruhen, das aus der Hand von Leuten, stammen die schon lange Tod sind, haben sie wenig Substanz.

EragonArya  15.08.2024, 23:01
@sever09

Jede linke Partei vertritt die Auffassung der Gleichheit aller Menschen. Das ist ideologisch. Und ein Grundwert.

Die FDP vertritt seit jeher die Auffassung, der freie Markt würde die meisten Probleme am besten regeln. Auch das ist ideologisch.

sever09 
Beitragsersteller
 15.08.2024, 23:16
@EragonArya

Manche Linke glauben auch an den Kommunismus egal wie oft er scheitert und opfer fordert in einem unterdrückerischem Regime. Die Gleichheit aller Menschen ist eine Überzeugung die von den meisten Menschen im Westen geteilt wird unabhängig von der politischen Ausrichtung. Das einigen auf gemeinsame Werte hat nichts mit Ideologie zu tun da steht kein komplexes System dahinter, das die Denkweise vorgibt.

EragonArya  16.08.2024, 12:18
@sever09

Ich glaube, deine persönliche Definition von Ideologie ist nicht

eine Anschauung, oft auch Weltanschauung, eine bestimmte Meinung, ein Ergebnis eines Diskurses, eine Idee; eine Denkweise über Mensch und Gesellschaft, die zu bestimmten Zielen, Ergebnissen führen und diese unterstützen soll, eine politische und sozialeTheorie, ein System von Anschauungen, Begriffen und anderen ideellen Komponenten, welches einen gesellschaftlichen Standpunktdarstellt.

Und du beziehst dich stattdessen auf dogmatisches agieren.

Was denkt ihr welche Positionen müsste eine Partei vertreten damit 51% der Bevölkerung sagen, "Damit kann ich leben".

Ich vermute die Partei müsste einen sehr exklusiven Weg zur innerparteilichen Meinungsbildung finden.

Exklusiv müsste dieser Weg sein weil offensichtlich alle anderen Parteien dazu nicht in der Lage sind.

Die Partei müsste ca der Hälfte der Wahlberechtigten Bevölkerung

damit 51% der Bevölkerung

den Eindruck vermitteln sie sei eher in der Lage die Ansinnen dieser Menschen zu vertreten wie es eine (Splitter-) Partei in einer viel-Farben-Koalition könne.