Wie war der materielle Lebensstandard in der DDR im Vergleich zu der BRD?

7 Antworten

Alles was man wirklich zum leben brauchte, wie Lebensmittel, Wohnraum und Energie waren spottbillig. dafür kostete alles, was nur entfernt den anschein von Luxus erahnen ließ ein vermögen. die Waschmaschine und auch das Auto waren ja erwähnt... leider wurde damals seitens der volksführung das Auto auch als Luxus eingestuft.

ach ja wo wir bereits beim thema sind. der trabant war damals zur Markteinführung ein doch recht fortschrittliches auto, wenn man vom zweitaktmotor mal absieht. dass er gewählt wurde, statt einem modernen viertakter hatte aber damals noch seine guten gründe, weil einfacher zu warten und zu reparieren etc..

Lächerlich hat sich der Trabant eigendlich nur deswegen gemacht, weil er so lange unverändert gebaut wurde und praltisch kaum eine Inovation in das Auto eingeflossen ist. hätte man ihm doch wenigstens nach 10 Jahren Produktion mal einen Viertaktmotor spendiert.

Was damals im Osten auch ein riesen Problem war, war die Infrastruktur, nicht nur was den Telefon- sondern auch den Stromanschluss betrifft. Unser Altmeister hat vor Jahren mal einen 21 kW Duchlauferhitzer in die damals noch existente DDR geschafft. mit dem Ergebnis, dass im ganzen Dorf die Lichter flackerten, wenn der gute Mann geduscht hat :-)

zu guter letzt möchte ich mich noch mal entschuldigen, das was wir "Wessis" damals mit euch "ossis" angestellt haben, war bei weitem nicht fair z.B. dass wir euch schrottreife Autos überteuert verkauft haben oder eben elektronische geräte zu Preisen, jenseits von Gut und Böse...

bei allem verständniss, dass man auch irgendwo geld verdienen muss um satt zu werden, es gehört sich einfach nicht, die unbedarftheit anderer Leute so schamlos auszunutzen!

lg, Anna


Vitaly1989 
Fragesteller
 06.01.2016, 20:56

Danke für die Antwort! :)

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Wie war der materielle Lebensstandard in der DDR im Vergleich zu der BRD?

Sehr wahrscheinlich ja. Ich bin bis zu meinem 13. Lebensjahr in der DDR aufgewachsen - dann kam die Wiedervereinigung. Die DDR durfte man, wenn überhaupt, nur in die Ostblockstaaten verlassen, beispielsweise für einen Urlaub. Produkte wie Tropenfrüchte waren Mangelware und immer entsprechend schnell ausverkauft. Selbst Dinge wie Zement waren, obwohl sie auch in der DDR vertrieben wurden, recht knapp - dies gilt umso mehr für Autos, die damals eine Warteliste hatten, welche nicht selten viele Jahre beinhaltete. Daher gibt es die etwas scherzhafte Aussage, dass man bei der Geburt einen Trabant bestellen konnte, und ihn dann pünktlich zum 18. Geburtstag erhalten hat, aber ganz so schlimm war es dann wohl doch wieder nicht. 

War die westdeutsche Produktion viel moderner als die ostdeutsche? Zum Beispiel, Elektronik, Haushaltgeräte etc.

Ich will es mal so ausdrücken. In der DDR wurden in den letzten Jahren unter anderem zwei Arten von Computer produziert. Zum einen der KC-85 und zum anderen der Commodore 64. Ersterer war ein ziemlicher Koloss und arbeitete fast vollständig mit Speichermodulen und ansonsten allenfalls noch Speicherkassetten, identisch mit den Musikkassetten - abgesehen vom Inhalt. Letzterer, also der Commodore 64 war wesentlich kompakter, konnte sowohl Module, als auch Speicherkassetten (ebenfalls wurden auch hier Musikkasseten verwendet, nur eben mit Dateninhalt) und Disketten (5,25 Zoll (360 KB auf insgesamt beiden Seiten), aber auch seltener 3,5 Zoll (720 KB), aber jeweils nur im DD-Format, während die Speicherkapazitäten der späteren HD-Formate, wie sie für frühe Windows-PCs verwendet wurden, bei 1200 KB (5,25") bzw. 1440 KB (3,5") lagen). Als Monitor konnte man beim Commodore 64 einen ganz normalen Fernseher benutzen. Je nach Bauart hatte der C64 entweder nur einen AV-Ausgang oder auch zusätzlich einen Antennenausgang für den Fernseher. 

Insbesondere unterschieden sich diese beiden Computer einschließlich ihrer Peripheriegeräte darin, dass der KC-85 in der DDR verwendet wurde, während der Commodore 64 ausschließlich für den Export produziert wurde.

Am weitesten verbreitet in Haushalten der DDR waren in Sachen Fernseher die Schwarzweiß-Röhrenfernseher in Größen von um die 50 cm Bilddiagonale, bis maximal aber selten 80 cm. Farb-Röhrenfernseher gab es auch, aber die waren entschieden teurer und waren entsprechend weniger verbreitet. An Musikunterhaltungselektronik waren Schallplattenspieler, Tonbandgeräte und später auch Kassettenasbspiel- (und -aufnahme-) -geräte üblich und natürlich gab es auch Radios.

Was Haushaltsgeräte angeht, so habe ich dahingehend keine Vergleichswerte, aber drücken wir es mal so aus: es gab damals vieles noch nicht, was heutzutage als selbstverständlich gilt. Ein Gasherd mit Backofen, ein Bügeleisen (ohne Dampffunktion), ein Bodenstaubsauger, ein Küchenmixer und ähnliches waren aber auch in der DDR nichts ungewöhnliches.

Gab es in Westdeutschland ein gutes Sozialsystem für die Leute, die nicht arbeiten konnten?

Ich will dazu schreiben, wie es in der DDR aussah. Wer nicht arbeiten wollte, aber hätte arbeiten können, soll angeblich ins Zuchthaus für mindestens einige Monate, wenn nicht sogar ein paar Jahre gekommen sein. Dagegen sind moderne Gefängnisse wie ein Kindergarten. Nur wer wirklich nicht arbeiten konnte, weil er entsprechend schwer physisch und/oder geistig eingeschränkt war, hatte entsprechende Unterstützung bekommen. Allerdings hatte auch jeder Arbeit bekommen, der arbeiten wollte. Es war nur nicht immer unbedingt die Arbeit, die einem vielleicht vorschwebte. Oft war es auch so, dass man in dem Beruf weiter gearbeitet hatte, den man auch gelernt hatte - wenn auch vielleicht nicht in immer demselben Betrieb.

In der DDR herrschte damals diktatur

Das ist allerdings auch wahr. Schließlich war dies der Grund, weshalb die Wiedervereinigung stattfand, weil es immer mehr Volksaufstände gab, derer die Polizei selbst mit Unterstützung der NVA nicht mehr Herr werden konnte. Sicher waren auch die Ausreiseverbote mit ein Grund, und ebenso auch die Seltenheit von beispielsweise Tropenfrüchten, aber auch die Meinungsfreiheit war eingeschränkt und das hatte den Leuten verständlicherweise am wenigsten gepasst.


Vitaly1989 
Fragesteller
 30.12.2015, 10:28

Was um den Commodore 64 angeht, war es doch der populärste Spielcomputer aus den USA, der ab 1982 produziert wurde. Vielleicht, versuchte die elektronische Industrie der DDR die frühere Modellen der westlichen Computer zu kopieren. Ähnlich war es bei uns in der USSR.

Danke für deine Antwort!

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JTKirk2000  30.12.2015, 16:23
@Vitaly1989

Der Transrapid wurde auch in Japan als eigene Erfindung dargestellt, und trotzdem ist es eine deutsche Erfindung und Produktion, die aber in Japan gebaut wurde. Soweit mir bekannt verhält es sich ähnlich mit dem Commodore 64, nur dass dieser in der DDR allein für den Export produziert wurde.

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Ich stelle heute fest, dass vor allem die Küchengeräte aus der DDR für die Ewigkeit gemacht waren. Ich benutze seit 30 Jahren meinen RG28, und bisher ging lediglich häufig benutztes Zubehör kaputt. Viel Unterschiede sehe ich bei diesen Geräten nicht, nur waren sie in der DDR teilweise viel teurer (Nähmaschine ohne Freiarm 1000.- Mark, halbautomatische Waschmaschine 1800.- Mark, eine vollautomatische war Luxus), man musste also regelrecht darauf sparen. Und man bekam nicht alles und nicht immer. Die Wartezeiten für Autos sind auch kein Geheimnis.

Was die Telefon- bzw. Computerbranche anging, so hinkten wir allerdings tatsächlich um 20 Jahre hinterher. Das haben wir bei der Maueröffnung gemerkt, als wir im Westen Scheckkartenrechner für 7.- DM bekommen konnten und bei uns die billigsten Taschenrechner 135.- Mark kosteten und man dafür noch eine Berechtigung brauchte (von der Schule). Zur Wendezeit hatten nur wenige Haushalte einen Telefonanschluss, und wir mussten danach auch noch eine Weile warten, ehe wir einen bekamen. Meine Eltern bekamen nach einem Umzug auch nach 8 Jahren Wartezeit in der DDR keinen. Videokameras, -abspielgeräte und -bänder bekam man in der DDR überhaupt nicht, wir mussten uns mit Zelluloidfilmen begnügen. Erst zur Wendezeit wurden sie bei uns eingeführt (für 7000.- Mark).



Vitaly1989 
Fragesteller
 30.12.2015, 12:58

Danke für deine Erinnerung! :) Ja, viele Sachen waren der Sowjetunion ähnlich :)

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metalfreak311  30.12.2015, 13:14

Habe mal eine Doku über das "Wendemuseum" in Los Angeles: https://de.wikipedia.org/wiki/The_Wende_Museum gesehen. Da wurde Passanten das RG 28 (Rührgerät, siehe oben) unter die Nase gehalten, und die wollten nicht glauben, dass es ein schon älteres DDR-Produkt war, weil das Design so modern aussah.

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Peppie85  06.01.2016, 20:39

du wirst es mir nicht glauben, aber so was gibts hier bei uns in der gegend auch noch, nennt sich Offdilln, da gibts bis heute kaum schnelles internet :-)

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Claud18  14.01.2016, 12:51
@Peppie85

Internet war zu DDR-Zeiten überhaupt kein Thema, da es im großen Stil erst in den 90er Jahren eingeführt wurde. Da aber gab es die DDR nicht mehr.

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Wir hatten hier schon einmal dieses Thema, wo ich meine Meinung klipp und klar aeusserte, jeder Buerger der dort schrieb hatte Recht.

Allerdings drifteten die Meinungen insoweit auseinander, ob jemand schrieb er sass in Bautzen usw.

2o Jahre war ich in der DDR selbstaendig, ich musste viel rangeln um alles Material heran zu schaffen. Nachts nach Schwedt gefahren, um dort Tapeten zu holen/Rauhfaser, die es so in der Liefergenossenschaft in der Masse nicht gab.

Das schreibe ich nur, man musste flexibel sein. Somit hatte ich nie Not, die Bezahlung der Rechnungen klappte sehr gut. Mein Betrieb arbeitete auch Nachts, was die grossen Kaufhallen gerne sahen, nur die Gesetze in der DDR nicht.

Autos, ueberhaupt kein Problem, vom Trabbi 1966, mehrere Wartburg/Lada/B 100/Volvo und andere. Das ist nun leider nicht ueberall der Fall gewesen, denn der kleine normale Buerger hatte schon seine Probleme. In den Grosstaedten hier Berlin gab es Suedfruechte ausreichend, ansonsten muesste ich tief stapeln.

Was ich musste, waren reichlich Steuern zahlen, ab 100 Tsd. Gewinn 86 %, das schmerzte natuerlich sehr.

10 Jahre selbstaendig BRD. Material gab es alles, nur jede 3. Rechnung musste ueber eine Klage eingetrieben, bzw. abgeschrieben werden, das schmerzte noch mehr. In den Kreisen, wo ich verkehrte, da gab es diese Probleme die ich hier lese nicht. Farbfernseher, ein Modul von Grundig, kein Problem und Pal und Secam gingen beide. Wochenendhaus und Wohnung in der Stadt wurde zu teuer, somit wurde gebaut und fertig.

Ich denke man sollte hier auch einmal schreiben, das in der DDR nicht alle in Lumpen und Asche lebten. Die Bildung in der Breite, die erlebe ich hier immer noch, es ist sehr depremierend manchmal.

Wieder nicht der Mainstrem, dafuer entschuldige ich mich allerdings.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

zetra  26.06.2019, 21:16

So sieht es aus, Negativbeispiele werden hier gewuenscht, so ist das nun einmal, traurig aber wahr.

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Die MEISTEN Produkte, die in Quelle-oder Neckermann-Katalogen angeboten wurden, stammten aus DDR-Produktion. Das galt nicht nur für Textilien, sondern auch für elektrische Geräte jeder Art. Das erste Schlafzimmer, was ich im Auftrag von IKEA bei einem Privatkunden aufzubauen hatte, war durch seine "Schutzpolsterungen" aus gefalteter Pappe und dem billigen "Einwickelpapier" mir sofort als DDR-Ware erkennbar.