Wie und warum entstehen Parallelgesellschaften?

6 Antworten

Die Gesellschaft hat sich in den letzten 30 Jahren erheblich weiterentwickelt. Der Zusammenhalt einer Gesellschaft definiert sich an der Anzahl an thematischen Überschriften, bei der die Personen bzw. Personengruppen sich meinungstechnisch verbrüdern können.

Es ist noch gar nicht so lange her, keine 20 Jahre, da waren die Überschriften in einer Sippe oder Gemeinde mehr oder weniger vorprogrammiert. Es gab kaum äußere Einflüsse, die etwas am Weltbild verändert haben.

Durch die weltweite Vernetzung und die Verfügbarmachung sämtlicher weltweiten Informationen und Eindrücke an jedem Standort der Welt, hat sehr viel Dynamik und für deutlich mehr Überschriften gesorgt. Weltbilder bauen heute deutlich kleinteiliger und auf detaillierteren Fragestellungen auf. Die Vereinigung unter großen Überschriften ist heute kaum noch denkbar. Man verirrt sich heutzutage in dermaßen kleine unwichtige Detailfragen, sodass Geschlossenheit kaum noch denkbar ist.

Die große Überschrift "Demokratieerhalt" bröckelt, weil große Überschriften out sind. Es sollte ein Selbstverständnis sein, dass Demokratie gerettet werden muss. Schaut man sich die weltweiten Bewegungen an, ist dieses Selbstverständnis keine Realität.

Parallelgesellschaften entstehen, wenn zu viele fremdkulturelle Menschen in ein Land einwandern, sich an bestimmten Knotenpunkten kumulieren und wenn zu wenig Integrationsdruck vom Einwanderungsland auf diese Personen ausgeübt wird.

Fehlender Integrationsdruck ist das Versagen des Einwanderungslands. In der Regel liegt dieses Fehlen an Geldmangel für notwendige Integrationsmaßnahmen wie z.B. Sprachkurse und einer zu großen Anzahl an zu integrierenden Personen, aber auch an einer schlechten Gesetzeslage, die zu wenig Druck ausübt.

Man ist gerne unter Personen, die gleich denken und handeln.

Vor allem Minderheiten sind an Parallelgesellschaften interessiert.

Solche Gesellschaften können aus politischen oder religiösen Gründen entstehen.

Parallelgesellschaften ziehen gleichermassen starke und schwache Personen an.

In grösseren Parallelgesellschaften fühlt man sich geschützt.

Sie bieten einem ein Gemeinschaftsgefühl, dass man sonst zu wenig hat.

Fehlender Wille/Motivation sich der restlichen Gesellschaft anzupassen. Wird katalysiert dadurch, dass sich viele mit derselben Kultur in einem Bereich aufhalten, denn dann ist es gar nicht erst notwendig sich anzupassen. Auch ist der Faktor, wie konsequent die Regierung durchgreift, entscheident.

Sie entstehen vor allem dann, wenn man sie einrichtet. Was hierzulande als Parallelgesellschaft angesehen wird, ist eigentlich nur eine größere Ansammlung ausländischer Menschen oder solcher mit Migrationshintergrund. Sie stellen aber keine eigene Gesellschaft dar, weil sie unmittelbar dem deutschen Recht unterstellt sind. Eine Parallelgesellschaft hätte seine eigenen Gesellschaftsstrukturen wie eigene Behörden oder Gerichte.

Vor 200 Jahren gab es das mal, lustigerweise tatsächlich im heutigen Berlin-Neukölln. Das "Böhmische Dorf" rund um den Richardplatz erinnert noch heute an diese Zeit.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – 1972 in Berlin geboren und bis heute hier wohnhaft