Wie schafft man mit einem Auto die Million Kilometer?

13 Antworten

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Mit meinem Mercedes C180 habe ich vor Kurzem immerhin 285.000 Kilometer mit erstem Motor, erstem Automatik-Getriebe und erstem Auspuff erreicht, womit er im ganzen Umfeld das Fahrzeug mit der bei weitem höchsten Laufleistung darstellt - der ist von der Laufleistung her noch nicht ausgeschöpft: Da geht noch was - nicht nur, weil ich jemanden kannte, der einen ähnlichen Mercedes W202 (allerdings einen C280) auf über 550.000 Kilometer brachte und weiß, wie gut der W202 ist.

Maßgebend für solche Laufleistungen sind die grundsätzliche Robustheit der Konstruktion, die technische Zuverlässigkeit, ein niedrig belasteter Motor und die eigentliche Qualität des Fahrzeugs. Viele Autos könnten hohe Laufleistungen erreichen, auch Kleinwägen vor allem der Japaner sind oft technisch sehr zäh, aber es sind Klapperkisten, die meist nach 150.000 Kilometern "durch" sind - d.h. verwittert, zusammengelutscht, weich, einfach gebraucht und man fährt nicht mehr gern damit, weil alles stark verbraucht ist. Ein alter Benz wie meiner ist da schon eine andere Liga und ein Audi A6 mit Sicherheit auch (ich kenne nur den alten C4 näher und der war ausgezeichnet; ich hatte früher den Vorgänger C3 als Audi 100 - auch der war absolut Spitze) - da ist die Konstruktion an sich schon stabil genug, um solche Laufleistungen mit einem manierlich aussehenden Auto zu stemmen. Mein Mercedes etwa hat einen sehr straffen Innenraum; da sind weder Stoffe beschädigt noch Verkleidungen; es sind keine Schalter abgegriffen und es sind keine Teile verblasst, kaputt oder zerbrochen - da steigt man gerne ein, weil auch nach 285.000 Kilometern noch alles sauber und solide ist - es ist einfach ein Qualitätsprodukt. Es war im Allgemeinen bisher auch nicht viel dran zu "machen", mal die Lichtmaschine, mal der Kühler (vorsorglich), dann bei 140.000 mal das Zündschloss als altes Mercedes-Leiden ... ansonsten nur Verschleiß.

Kann man die Haltbarkeit der Teile z.B. auch durch eine besonders schonende Fahrweise beeinflussen? Wie sieht es mit dem Ölwechsel-Intervall aus, sollte mit der zunehmenden Laufleistung evtl. häufiger das Öl gewechselt werden?

Das kann durchaus auch mit rein spielen, allerdings kommt es eher darauf an, WER das Auto fährt. Wenn ein Fahrzeug immer die selbe Person nutzt und das unter immer den selben Bedingungen, ist das besser als wenn da eine halbe Fußballmannschaft im Brief steht.

Das Öl habe ich bei meinem Mercedes immer alle 15.000 Kilometer wechseln lassen, wie es das Scheckheft vorsieht - auch der 285.000er-Ölwechsel wurde kürzlich bei Mercedes erledigt. Ich habe nur einmal ein Zwischenölwechsel eingefügt, das ist schon Jahre her. Ein zusätzlicher Öl- und Filterwechsel macht eigentlich nur für Wenigfahrer mit vielen Kaltstarts und Kurzstrecken Sinn, sonst halte ich das nicht für nötig.

Ich trete meine Autos nicht, schon gar nicht bei kaltem Motor, bin kein Heizer und profitiere ansonsten sicherlich auch von der soliden Machart eines alten Mercedes - die Dinger waren damals gegenüber vielen anderen Marken wirklich noch um das Geld besser, das sie mehr gekostet hatten.

Weiterhin hängt es am Besitzer: Wenn er es wirklich "will" und auch bereit ist, immer mal wieder etwas Geld in die Hand zu nehmen, dann kann er das Auto ewig fahren. Ich erinnere an Mutter und Stiefvater eines meiner Freunde, die ewig an einem in den 90ern beim Kunzmann gebraucht gekauften Mercedes 190E 2,3 Automatik von 1988 festhielten - hätte das Treiben nicht vor wenigen Jahren ein Unfall beendet, hätten die den immer noch; das Argument war immer, reparieren ist billiger als einen Neuen zu kaufen. Die haben mit dem Ding zwar nicht übermäßig viele Kilometer draufgekriegt als Rentner, es waren am Ende um die 180.000, aber das Auto hielt 26 oder 27 Jahre lang bis zu dem Unfall durch - weil immer mal wieder Geld investiert wurde anstatt dass sie den 190er wegen einem nicht bestandenen TÜV weggeschmissen hätten.

Allerdings sind die Deutschen oft von dem Stamme, dass sie lieber alle drei Jahre den Nachbarn mit einer möglichst fetten Schleuder beeindrucken wollen als es auf Haltbarkeit anzulegen und damit echte NAchhaltigkeit zu beweisen. Viele Fahrzeuge könnten länger halten - wobei ich da ausdrücklich die aktuellen fahrenden Computer ausklammere, die schon auf Sollbruchstellen hin entwickelt werden. Mein Mercedes-Verkäufer gestand mir mal, dass ein aktueller Mercedes auf vielleicht zehn bis zwölf Jahre ausgelegt ist; ein Ford-Mensch sagte letztes Jahr zu mir ... acht Jahre, vielleicht neun, vielleicht zehn, dann macht die Elektronik nicht mehr mit. Das ist diese typisch deutsche Doppelmoral - man predigt von Nachhaltigkeit und produziert Müll am laufenden Band, aber das ist ein anderes Thema.

Letztlich muss man einfach schauen, zu was man bereit ist und wie weit man auch finanziell gehen will bzw. wie weit man den Restwert eines Fahrzeugs ggf. angeht, wenn was zu "machen" wäre - und ob man dazu bereit ist, vielleicht in einer fertigen Ranzkiste zu hocken, die sich zwar bewegt, aber einfach nur durchgeritten und zusammengelutscht ist. Bei mir steht die Trennung vom dann 26 Jahre alten Mercedes im nächsten Sommer an, weil er dann doch einige TÜV-Sachen hätte, die auf rund 800 bis 1000 Euro kämen - und das ist mir bei einem Auto, das dann die 300.000 Kilometer überschritten hat, einfach zu viel: Das Risiko, dass dann doch was Großes kaputtgeht, kurz nachdem der TÜV nochmal gemacht wurde, ist mir zu hoch.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

User181003 
Beitragsersteller
 25.11.2022, 14:02

Vielen Dank für diese sehr ausführliche Antwort :)

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RefaUlm  25.11.2022, 18:12

Geht mir ähnlich, mein Alex hat bald seine 300.000km drauf und läuft immer noch solide und rund 😁👍

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User181003 
Beitragsersteller
 26.11.2022, 09:04
@RefaUlm

Nicht schlecht, einen E46 wollte ich auch mal haben. Aber wenn, dann nur mit Reihensechszylinder 👌

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RefaUlm  26.11.2022, 13:37
@User181003

Jop, deshalb habe ich mich ja auch für den 330Ci entschieden 😁

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Ich glaube die meisten Autos könnten in die Richtung gehen, aber wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Je höher der Kilometerstand, desto geringer im Allgemeinen der Antrieb erhaltende Investitionen zu tätigen und regelmäßige Wartungen durchzuführen.

Schau mal bei YouTube auf den Kanal von Auto, Motor und Sport. Dort gibt es die Reihe „Bloch erklärt“. Da hat er erklärt, wie man das schaffen könnte anhand eines Lexus, der auch binnen 16 Jahren die eine Million geknackt hatte. :)

sehr interessant. :)

Salue

Am einfachsten machst Du Dir die Sache wenn Du ein Auto kaufst, auf dem Land Cruiser oder Lexus steht.

Tellensohn