Wie hoch ist in Deutschland etwa der prozentuale Anteil der Beschäftigten die wie bei Günter Wallraff "ganz unten" sind?

3 Antworten

Dieser Anteil ist seit dem Buch von Wallraff, Mitte der 80er, natürlich stark gestiegen.

Seit Schröders neoliberaler Agenda 2010 hat Deutschland den größten Niedriglohnsektor in der EU.

Was Wallraff in seinem Buch als schlimm beschreibt (ich habe es als Jugendlicher gelesen) ist heute ganz normal. Jobben bei McDonald's oder Medikamentenstudien-Teilnehmer.

Zu Wallraffs Zeiten gab es auch nicht in jeder Großstadt Plasmaspendezentren um sich das karge Bürgergeld aufzubessern.

Im Gegenteil gab es noch Arbeitslosenhilfe (60% vom letzten Gehalt bis zur Rente) und Sozialhilfe (Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld, Kleidergeld extra, und wenn Kühlschrank oder Waschmaschine kaputt gingen stellte das Amt den Leuten ein neues Gerät hin), anstatt HartzIV/Bürgergeld. Es gab keine Flaschensammler und Bettler an jeder Ecke.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter

23,5 % sind prekär beschäftigt, sind also nicht sicher angestellt (z.B. befristete Verträge, Leiharbeit) und verdienen teils weniger als den Mindestlohn (z.B. als Scheinselbständige, Minjober) und sind auf staatliche Hilfe in ihrem alltäglichen Leben angewiesen (z.B. Aufstocker).

Es gibt in Deutschland einen Mindestlohn von 12 Euro die Stunde und wenn man über 30 Euro verdient, gehört man schon zu den Besserverdienern. Ein "ganz unten", was Erwerbseinkommen betrifft, wie in einem Entwicklungsland sollte es in Deutschland nicht geben. Abgesehen von illegaler Beschäftigung und Ausbeutung, die meist Migranten trifft. Vielleicht 5%.