Wie geht es euch bezüglich den aktuellen Gesellschaftsumtänden?
Ich habe das Gefühl das der Großteil der Bevölkerung aktuell ziemlich unglücklich ist, aber nichts tut um irgendetwas zu ändern.
7 Antworten
Ja, es wird sich aktuell viel beklagt. Nun ist es zumindest für mich keine Frage, dass es vielen nicht mehr ganz so gut geht wie noch vor kurzer Zeit. Die Folgen der Inflation sind noch nicht ausgeglichen, das Wirtschatfswachstum ist gedämpft. Das schlägt natürlich auf die Stimmung.
Aber im Endeffekt ist es nicht so schlimm, alsn dass die Menschen leiden würden. Und Leidensdruck ist quasi eine psychologische Vorbedingung für Änderungen.
Also kurz gesagt: Es gibt Probleme, aber diese sind nicht so massiv, als das man etwas riskieren würde.
Riskieren würde ich nicht mit den Worten gut oder schlecht umschreiben. Risiko ist erst einmal eine Abschätzung zwischen der mit einem Vorhaben (oder einer Handlung) verbundenen Gefahr und dem möglichen Gewinn. Diese Abschätzung ist immer individuell.
Beispiel: Man einen Job hat, mit dem man zufrieden ist, die Tätigkeit Spaß macht, die Ausstattung mit Arbeitsmitteln gut ist und die Kollegen toll sind. Das Gehalt ist so hoch, dass man keine finanziellen Nöte fürchten muss, aber es nicht so hoch ist, dass man Wünsche (ein Haus, ein Auto oder dergleichen) erfüllen kann ist das etwas, was viele Menschen ärgert. Und eine normale Reaktion ist, dass man dies anderen Menschen mitteilt. Das wird dann auch gerne Jammern genannt.
Jetzt könnte man einen Job in einem Startup bekommen. Gut bezahlt, aber man weiß nicht, ob dieses Startup wirklich durchhält (was ein immanentes Risiko bei diesen ist).
Jetzt muss man also abwägen, ist das Risiko des Einkommensausfalls, des definitiven Verlustes der Kollegen, die noch nicht bekannten Arbeitsbedingungen es wert, ein höheres Gehalt zu erwirtschafen.
Da macht man wieder das, was ebenfalls eine natürliche Reaktion ist: Man redet wieder mit anderen darüber. Das wird dann auch oft als Jammern und Unentschlossenheit wahrgenommen.
Also auch hier kurz zusammengefasst: Jammern ist oft ein Ausdruck von Unzufriedenheit aber zugleich auch oft ein Wunsch nach Beratung.
Mir gehts ziemlich gut, hab ein Dach überm Kopf, genug zu Essen im Haus, keine unangenehmen Menschen drumherum und lebe in einer ländlichen Gegend wo das Leben ganz klischeehaft noch in Ordnung ist (Ja, selbst die neudeutsch Talahon genannten Individuen sind höflich, irgendwer kennt mit Sicherheit ihre Eltern und meckert. Dorf halt^^).
Jammern bringt halt nichts, deshalb haben wir vor Jahren unser Köfferchen gepackt und sind aus der Assistadt wo mein Mann gelebt hat weggezogen, soll das Pack da halt unter sich bleiben, im eigenen kleinen Failed State.
Dann stiegen die Mieten rasant, wir haben alles zusammengekratzt, die Ansprüche sehr runtergeschraubt und Eigentum erworben (da war viel Glück bei und die Tatsache, das das Kellerloch nicht so super begehrt war^^). Jetzt braucht meine Mutter immer mehr Hilfe im Alltag und rund ums Haus also war der einzige logische Schritt, zurück in mein Elternhaus zu ziehen (aber eigene Wohnung). War auch nicht leicht aber wir beißen uns durch und inzwischen läuft wirklich gut.
Da kann uns auch keine Politik mehr ans Bein pissen, hier bleiben wir, bis wir mit den grauen Löckchen wackeln - sicher vor den allermeisten Umweltkatastrophen in einer Gemeinde, die immernoch optimistisch in die Zukunft schaut.
Alle warten darauf, dass von oben etwas getan wird
Genau, aber was bringt es "denen da oben" etwas zu ändern? Nichts und die "unten" machen auch nichts.
Ich habe vor allem das Gefühl es ist immens populär geworden, pauschal "die Politik" als Sündenbock für alles zu sehen. Es wird sich immer mehr nur noch auf negative Entwicklungen konzentriert und alles positive außer Acht gelassen. Dabei wird keinerlei Verantwortung übernommen, die man auch als Bürger eines demokratischen Staates hat. Fühlt sich für mich ein wenig an wie ein verzogenes Kind, welches die Eltern als das ultimative Böse betrachtet, egal was die Eltern tun. Hier wird ständig schwarz gemalt als wäre die Politik in DE so abgrundtief schlecht und daneben, was kein bisschen der Realität entspricht.
Andererseits bin ich mir auch sicher, dass das nur ein kleiner Teil der Bevölkerung ist, nämlich die Politikverdrossenen. Sie scheinen aber Kern jeglicher medialer Berichterstattung zu sein. Die Rechtspopulisten der AfD sind mediales Dauerthema und zeichnen das Bild einer Gesellschaft, die grundsätzlich das Vertrauen in die Politik verloren hat, dabei ist das ein geringer Teil der Bevölkerung, der sich dahingehend hat manipulieren lassen. Faktisch gibt es keine Anhaltspunkte, dass es politisch so massiv schlechter läuft wie anderswo.
Ich halte also diesen unglücklichen Teil für eine Minderheit, die eben die Berichterstattung dominiert bzw. stetig auf der medialen Agenda steht.
Uns / mir geht es nach wie vor gut. Es gibt noch genug Arbeit und das Gehalt reicht zum Leben ohne Sorgen aus. Die Inflation führte zwar zu einer etwas niedrigeren Kaufkraft, aber verzichten müssen wir auf nichts.
Politisch habe wir kommunal mit Einbußen bei den Steuereinnahmen zu tun, was das dörfliche Leben (=Zuschüsse an Vereine) etwas reduziert.
Wichtig ist, dass die Sozialgemeinschaft weiterhin intakt ist. Wir haben ein paar wenige "Corona-Ausreißer" (=Leugner, die zu Flachweltlern wurden), aber der Rest passt.
Ist "riskieren" denn etwas schlechtes?