Wie „falsch“ ist es einen Dialekt später im Leben zu lernen?
Ich komme aus dem relativ Dialekt-armen Ostwestfalen. Unser Dialekt wäre eigentlich das ostwestfälisch welches zum Plattdeutsch gehört.
Meine Oma sagte, dass sie damals mit ihrem Opa noch platt gesprochen hätte. Aber neben wenigen Begriffen/Mundarten die man an einer Hand abzählen kann, ist bei den allermeisten im familiären als auch im sonstigen Leben das Hochdeutsch die Sprache.
Wenn ich nachträglich versuche einen Dialekt zu lernen, wie schief kann das dann gehen? Werd ich jemals richtiges Plattdeutsch noch lernen können?
8 Antworten
Ich höre bei Leuten, die versuchen, Plattdeutsch zu reden, immer, dass sie das angelernt haben wie eine Fremdsprache. Ausser auf den Nordseeinseln wird das nirgends mehr gesprochen und muttersprachlich gelernt.
Das Deutsch der Ostwestfalen ist nahe an reinem Hochdeutsch. Immerhin gilt Hannover traditionell als das Zentrum der "reinen" Aussprache. Ist die Grossregion, in der das Niederdeutsche zuerst ausstarb. Das hat gewirkt.
Aber in der ostwestfälischen Alltagssprache sind Reste von Platt vorhanden, ohne dass die Leute das erkennen. Es sind einzelne Worte wie Aussprachebesonderheiten. Das erscheint dann aber eher als Sprachfehler, denn als richtiger Dialekt. Denn Dialekt ist nicht allein Aussprache, das ist auch massiv Grammatik und Wortschatz.
Typisch für OWL-Sprache auch relativ viele jiddische (!) Überbleibsel, mit Worten, die man anderswo gar nicht kennt.
Und wenn ich dich frage: "Wo kommse wech?" und du darauf antworten kannst, ohne mich fragend anzuglotzen, was ich meine, dann hast du deine Herkunft verraten. Und das aufgrund von plattdeutschen Resten.
Das wird auf jeden Fall Spaß machen und mit jedem Gespräch etwas besser werden. Wichtig ist doch nur, dass Du Dich traust, im Dialekt zu sprechen und mindestens eine Person kennst/kennenlernst, mit der Du Dich regelmäßig im Dialekt unterhalten kannst. Dann wächst mit etwas Übung auch Dein Wortschatz schnell.
Man sollte keine Angst haben, etwas falsch zu machen. Das macht doch einfach jeder, der eine neue Sprache lernt. Das gehört dazu. Man muss sich erstmal rein hören und an die Aussprache und Grammatik gewöhnen. Viel Erfolg und viel Spaß dabei!
Ich finde daran nichts falsch, allerdings sehr schwierig.
Es ist schwer, weil es gibt keine Regel, dass etwas jetzt so oder so ausgesprochen werden muss (außer es ist jetzt wirklich komplett falsch und es hat nie jemand so gesagt), weil Dialekte sind nur mündlich und eine mündliche Sprache hat sich auch mal verändert. Manche Sprechweisen gab es auch gleichzeitig und es kam auch mal darauf an, wann der Muttersprachler geboren war.
Das hört man doch auch mal bei Orten, wo man noch Dialekt spricht, wo Opa und Oma etwas anders sprechen als das jüngere Kind.
Ich kann zwar kein Ostwestfälisch, aber als Beispiel, dass Opa und Oma St-äin sagen (also über den Spitzen Stein stolpern), aber das Kind sagt scht-äin (also gar nicht darüber stolpert). Das ist jetzt nur ein Beispiel, ich weiß nicht, wie man Stein auf Ostwestfälisch sagt.
Es gibt ja auch nicht mal DAS „Ostwestfälische”. Jede Stadt und jedes Dorf hat ihr eigenes gesprochen, auch wenn man bei Seiten, wo es um bestimmte Dialekte geht, immer denken könnte als gäbe es nur eins.
Also in Essen hat Essener Stadtkern (Essensch Platt) „ek” gesagt. Essen Borbeck (Borbecksch Platt) aber „ik”. Und das ist beides Südwestfälisch. Bestimmte Aussprachen eines Wortes hören nicht bei einer bestimmten Dialektgruppe auf, das ist gar nicht möglich. Diese Dialektgruppen basieren nur auf bestimmte „Gemeinsamkeiten” die die Städte und Dörfer haben, aber trotzdem kann jede Stadt da weiterhin etwas anders sprechen.
Da müsstest du auch schauen welches du eigentlich nimmst und wenn du deine Geburtsstadt möchtest, ist auch die Frage, ob es überhaupt genug Infos gibt. Nicht in jeder Stadt ist ausreichend die Sprechweise belegt.
Es wäre viel einfacher bei Orten, wo wirklich noch Dialekt gesprochen wird als bei Orten, wo es niemand mehr auf der Straße tut.
Wenn du es aber unbedingt versuchen möchtest und da Möglichkeiten siehst, solltest du es tun.
Ich finde, man sollte es immer probieren. Wenn es am Ende doch nicht klappt, dann ist es halt so, wenigstens hat man es aber versucht. :)
Es wäre auf jeden Fall gut wenn du es erlernen würdest
Man kann alles Mögliche auch später noch lernen, wenn man will. Gehe in einen Verein oder Chor, wo der Dialekt gesprochen wird. Manche lernen ja auch verschiedene Fremdsprachen im Leben.
In Köln gibt es z. B. "Verein für Uns Kölsch Sprooch" und ich habe früher Engl. Franz und Latein auch gelernt. Man kann Vieles noch später lernen. Rede am besten viel mit den alten Leuten, die es noch sprechen.