Könnt ihr diese Argumentation (warum es legitim ist, Schweizerdeutsch als Sprache zu bezeichnen) bewerten?
Die Argumentation besteht aus drei Argumenten. Gibt mir bitte Feedback.
Linguistisch gesehen kann man Dialekt und Sprache nicht Unterscheiden.
Natürlich ist allen klar, dass Sprache immer umfassender ist als Dialekt, aber wo genau die Grenze liegt ist undefiniert. In China werden können die unterschiedlichen Dialekte sich schlechter verstehen als wir Niederländisch. Serben behaupten Serbisch zu sprechen und Kroaten behaupten Kroatisch zu sprechen, obwohl beides fast genau gleich ist. Luxemburgisch ist linguistisch gesehen näher am Hochdeutschen als Schweizerdeutsch. Trotzdem wird das eine als eigene Sprache betrachtet und das andere als Dialekt. Es folgt: Der Unterschied zwischen Sprache und Dialekt ist vielmehr politisch und gesellschaftlich abhängig als linguistisch.
Schriftsprache ist definierend.
Als Gegenargument könnte man den Fakt nehmen, dass (weil gesprochene Sprache so frei ist) man eher geschrieben Sprache betrachten sollte. Da auch in der Schweiz offizielle Schriftstücke, in der Schule und formell auf Hochdeutsch geschrieben wird, es als "unsere Sprache" gilt.
Wir finden es ist so, also ist es so
Der letzte Punkt ist, dass es sich für uns einfach nicht wie unsere eigene Sprache anfühlt. Ich hab' noch nie einen Deutschen gehört, der auf die Frage "Was ist deine Muttersprache" mit "Bayrisch" oder "Berliner Dialekt" geantwortet hat. Allerdings gibt es viele in der Schweiz, die ohne zu zögern "Schweizerdeutsch" sagen würden. Zudem gibt es viele die Hochdeutsch als Fremdsprache bezeichnen, da wir Grammatikregeln, Vokabular, Konjugationsregeln und so lernen müssen.
Ich glaube auch, dass in eueren Regionen nicht annähernd so viel Dialekt benutzt wird. Bei uns :
- Mündlich: immer. Ausser mit Leuten die's nicht verstehen und mit deinem Lehrer.
- Geschrieben: SMS, teils Werbung...
- Medien: Teils sogar in Nachrichten. Viel Werbung wird auch übersetzt.
Da es linguistisch nicht definiert werden kann, sollte doch jede Sprache für sich entscheiden können. Und da es kann doch nicht sein, dass wenn dich jemand fragen würde, was den "Butter" in deiner Muttersprache heisst, du das Wort "Butter" sagen müsstest, obwohl du es nie benutzt. Wenn ich ja Deutsch spreche, wieso ist dann "Anken" (= Butter), was ich sage, kein Deutsch? Wieso sind auch die alltäglichsten Wörter falsch:
- leuge Schauen
- I wot Ich will
- ufe/obsi rauf
- abbe/nidsi runter
- möge schaffen (im Sinne von "ich schaff das")
- schaffe arbeiten
- d'Frau, wo die Frau, die
- poste einkaufen
Wieso fühlt sich meine "Muttersprache" wie eine völlig fremde Sprache an, wenn ich sie spreche?
2 Antworten
Du kannst nicht mit Linguistik als Argument starten und dann so etwas behaupten:
Natürlich ist allen klar, dass Sprache immer umfassender ist als Dialekt
Schriftsprache ist definierend
sollte doch jede Sprache für sich entscheiden können
Ich sag ja das die Linguistik eben nichts zu sagen hat.
Ich bin kein Freund davon, alles in Schubladen zu ordnen.
Sagen wir so: für mich ist es ein Kontinuum. Ein Bodenseeler oder Schwabe versteht fast alles, als Niedersachse habe ich vor allem mit Walserdeutsch meine Probleme und verstehe Niederländisch fast besser.
Eine klare Sprachgrenze besteht für mich nur zum Dänischen im Norden und vielleicht eventuellst zum Friesischen und Niederländischen.
Dass z. B. die Luxemburger, Schweizer oder Österreicher ausdrücklich ihr eigenes Süppchen kochen müssen, hat oftmals politische und identitäre Gründe, und eher keine linguistischen.
Eine Schriftsprache ist ein Kompromiss, so spreche ich ebenfalls nicht. Eine SD Schriftsprache existiert ansatzweise und ist auch mir verständlich.
Ein völlig anderes Beispiel wären z. B. Vietnamesisch oder Japanisch, als deren Schriftsprache Chinesisch in meinen Augen absolut ungeeignet ist.
Ich bin vollkommen mit dir einverstanden, dass es nur um politische und identitäre Gründe geht.