Der Begriff "Hochbegabte" ist ein schwammiger, der sich mehr dazu eignet, zu verwirren als irgendetwas zu verstehen.
Das Problem ist, dass zur Frage der Begabung die zwei Gruppen der Lehrer und der Psychologen verschiedene Definitionen haben.
Die Lehrer haben das theoretische Ideal der Leistung. Das aus "Anstrengung" erwächst.
Die Psychologen verwenden das Modell der Intelligenz. Welche eine angeborene Befähigung ist.
Wenn von "Hochbegabten" - Schülern - die Rede ist, kann da jeder seines meinen. Und alle reden aneinander vorbei.
Die Lehrer wollen die Schüler fördern, die die besten Leistungen erbringen - sprich: sich am meisten anstrengen. Das können zufällig intelligente sein, aber auch eigentlich dumme Kinder, die sich nur mit viel Fleiss das Wissen erarbeiten, um Prüfungen gut zu bestehen.
Die Psychologen beklagen, dass Kinder mit hoher Intelligenz in der Schule systematisch zurück bleiben. Die haben nämlich, das weiss man aus mehreren Studien, weit häufiger als der Durchschnitt schlechte Schulzensuren. Vereinfacht gesagt: die intelligentesten Kinder erreichen vor allem 5er und 6er.
Die "Förderung Hochbegabter" mogelt sich seit Jahrzehnten geschickt daran vorbei, mal verbal offen zu bekennen, welche dieser beiden Gruppen sie eigentlich meint. Schulen meinen in der Regel die Schüler mit den guten Zensuren. Die sie (zumindest der Theorie nach) ja mit dem Regelschulsystem ja schon bestens fördern, schliesslich werden sie ja mit guten Zensuren belohnt. Es wird also eigentlich nix Neues gemacht, nur die Standardschule im neuen Namen neu verkauft :)
Eine "MINT"-Schule fördert sowieso keineswegs intelligentere oder begabtere Schüler. Ausser man würde unterstellen, dass ein Chemiker stets intelligenter ist als ein Schriftsteller. Klar, kann man als Chemiker natürlich meinen. Wer meint nicht, dass er selbst intelligenter sei als die anderen?
Wenn man von solcher selbstgefälliger Arroganz mal absieht, ist das eigentlich nur eine Fachspezialiserung oder Fachidiotentum. Mit Intelligenzförderung im Sinne psychologischer Hochschulforschung hat es nichts zu tun.