Weshalb möchten Menschen selbst für 20 Euro / Stunde nicht arbeiten?
Hallo,
ich kenne einige junge Männer bei mir in der Nachbarschaft, die selbst für 20 Euro / Stunde nicht arbeiten wollen, denn bei 180 Stunden im Monat sind das gerade mal 3600 Euro Brutto. Aber die Miete bei uns ist echt schon zum Teil über 1.500 Euro im Monat.
Ich weiß nicht, ob ich falsch liege, aber für junge Leute in Deutschland ist das ganz schlecht, denn extrem hohe Miete, geringes Gehalt, ständige Nachzahlungen Finanzamt, Nebenkosten usw. Das macht kaum Spaß mehr oder was denkt ihr? Danke und Grüße.
4 Antworten
Ich denke, was du schreibst ist Unsinn.
20 € die Stunde ist dort, wo die Mieten wie in München hoch sind, nicht viel. Nur lebt niemand, der solche Mieten zahlt und von 20 € brutto die Stunde leben muss, allein in einer Wohnung für 1.500 €. Zu zweit oder dritt oder als Paar mit jemandem, der mehr verdient, relativiert sich die Miete oder man sucht sich was anderes.
Dazu sollte dem jungen Menschen, der ja eh arbeitet weil er sonst dumm und fett wird, klar sein, dass sich die Frage danach, ob er auch nicht arbeiten kann, sehr bald nicht mehr stellt. Vermutlich haben wir spätestens im Mai eine Regierung, die - ähnlich wie in Italien - jegliche Leistungen davon abhängig macht, ob der Empfänger seine Arbeitsunfähigkeit nachweisen kann oder nicht.
Junge Leute in der oder mit geringer Ausbildung, die mit sehr hohen Mieten konfrontiert werden, müssen erfinderisch sein. Glaubst du, das ist irgendwo auf der Welt anders???
Ja, natürlich, ich kenne viele junge Leute, die einfach wenig verdienen und dann einfach schwarz nebenbei einfach paar tausend Euro dazu verdienen. Das finde ich super, aber einfach schwarz ist halt auch nicht gerade gut, aber das geld fliegt nicht vom himmel.
Schwierige Sache zu der es sicher verschiedenste Meinung gibt.
Ich denke, wir haben uns durch unseren ausufernden Sozialstaat da selbst ein Problem geschaffen.
Es ist halt so, jemand der 3600€ brutto verdient, hat am Ende ungefähr 2400€ netto, nach Abzug seiner Fahrtkosten für den täglichen Arbeitsweg sagen wir mal 2300€.
Jemand der Bürgergeld bezieht hingegen bekommt bis zu (hier natürlich mal dne Extremfall München genommen) 563€ Regelsatz + 890€ angemessene Bruttokaltmiete + 85€ Nebenkosten (ohne Heizkosten) + 50€ Heizkosten = ca. 1600€
Also geht man selbst mit einem wirklich üppigen Gehalt von 20€/h, am Ende für gerademal 600€ mehr als ein Bürgergeldmepfänger arbeiten. Wenn man sich also überlegt, hmm, Bürgergeld oder Vollzeitjob, dann sieht die Rechnung eher so aus, 600€ mehr für ca. 180 Stunden arbeit, also effektiv 3,30€ pro Stunde...
Kann ich nachvollziehen (ohne es gut zu finden) dass es da Leute gibt, die keine Lust haben und sagen, ach, lieber 180h Freizeit und dafür 600€ weniger. Leider. Und das ist jetzt wohlgemerkt mit 20€/h gerechnet, wenn wir mit Mindestlohn rechnen kommen wir auf weniger (!) als Bürgergeld, man geht also völlig umsonst arbeiten.
Das passiert halt wenn man unter Sozialstaat die rundum-sorglos-Vollversorgung jedes nicht arbeitswilligen versteht.
Ich denke, dass du mit deiner Antwort vollkommen richtig liegst. Genau das, was ich auch ausdrücken wollte. z. B. in meinem Fall. ich verdiene 20 Euro Brutto die Stunde und habe eine Ausbildung + Studium. Mein Studium hat viel Geld gekostet. Doch ich bekommen vielleicht 600 Euro mehr im Monat als ein Bürgregeldmepfänger. Die Motivation, arbeiten zu gehen, ist eben kaum vorhanden. Klar, sind 600 Euro viel, aber vieles geht auch für Kosten weg und nicht für persönliche Bedürfnisse und wir leben wirklich bescheiden.
Ne das macht auch wenig spaß, allerdings haben mittlerweile die meisten auch mMn echt hohe Ansprüche. Also regelmäßig, am besten mehrmals Jährlich, in den Urlaub fliegen, neues Handy, tolles Auto, hier und da neue Klamotten, regelmäßig in Restaurant etc. Das beobachte ich bei einigen meiner Bekannten, die sich gleichzeitig über die hohen Mieten in der Stadt beschweren, dass die Mieten auf dem Dorf aber wesentlich günstiger sind, ist dann aber egal. Immer nur wollen, aber kein bisschen zurückstecken.
Bevor ich dauerhaft zuhause rumsitze, andere Leute für mich arbeiten lasse und nh Mini Wohnung habe, ziehe ich lieber mein Studium durch, lebe sparsam um mir dann irgendwann ein kleines Häuschen auf dem Dorf kaufen zu können. Das ist auch heutzutage noch möglich, man darf halt nur nicht so.... konsumgeil sein um es mal extrem aus zu drücken.
Und sorry für diesen Text, aber das stört mich schon eine ganze Weile xD
Kommt ja auch bisschen auf die Gegend drauf an, dennoch sind das so meine Erfahrungen und Einschätzungen
Hast schon recht. Nur wirst du in einer ländlichen Gegend nicht so einfach einen Job finden. Es sei denn, du studierst Agrarwirtschaft.
Jain, es gibt ja genug Dörfer um eine Stadt herum, je weiter weg von der Stadt desto günstiger, aber auch weiter der Berufsweg, das weiß ich auch.
Mein Elternhaus steht in einem Dorf zwischen zwei größeren Städten und ca 5km entfernt von einer Kleinstadt. In dem Dorf sind die Mieten und Kaufpreise noch in Ordnung. Da hätte ich keine so weiten Wege und bezahlbare Miet und Kaufpreise. Auf so eine Umgebung habe ich es abgesehen. Also Dorf, relativ nah einer Kleinstadt (keine Großstadt wie Berlin oder so, da sind die Häuser auf den Dörfern ja auch unbezahlbar).
Auch wir in früheren Generationen hatten in jungen Jahren diese Probleme. Aber unsere Ansprüche waren geringer.
Ich habe mit Hochschulabschluß 7 Mark, also 3,50 Euro in der Stunde verdient und habe überlebt. Natürlich waren die Preise günstiger.
Ich würde trotzdem immer Arbeit vorziehen und arbeite selbst jetzt als Rentner noch, nur nicht mehr so viel. Meine 1-Raum-Wohnung in Berlin während des Studium hat damals 56 Mark Miete (warm) gekostet. Bei 200 Mark Stipendium konnte ich die mir leisten. Das war um 1980 herum.
Danke für deine Antwort. Ich habe ein Studium und verdiene auch nicht mehr als 20 Euro pro Stunde (10 Jahre nach dem Studium bereits). Ansprüche habe ich fast keine, ein 15 Jahre altes Auto, keine neuen Klamotten, eventuell 1 Mal im jahr einkaufen für 200 Euro, mehr auch nicht. Also ganz richtig liegst du nicht.