Welchen Platz nehmt ihr in der sinnentfremdeten Welt der Moderne ein- habt ihr etwas für was es sich lohnt zu leben und wenn ja, was?

8 Antworten

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Tugenden und Werte verschwinden teils und Freiheit und Individualität, Haben-wollen stehen ganz oben.

Andererseits ist Leben Veränderung. Ständig ändert sich alles. Altes geht, Neues kommt.

Und solang du das nicht hast,
Dieses: Stirb und werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)

Wir sollten also möglichst beweglich bleiben, aber natürlich nicht bei allem mitmachen, es aber auch nicht bewerten. Es ist ein Dynamik, aber auch unsere Zeit. Besser, man würde alles als gesunde Herausforderung annehmen und gucken, wie man damit umgehen möchte .... wo Vorteile und Chancen liegen .... was man Schönes daraus machen möchte ....

Zum Glück können wir hier im Westen jedoch relativ frei entscheiden, für welches Lebensmodel wir uns entscheiden. Wer die Wahl hat, hat die Qual? Aber lieber dann diese Qual ..... ;-)

Verständnis fände ich gut. Denn können wir verstehen, können wir auch für uns angenehm damit umgehen.
Im Kapitalismus geht es um mehr, sonst kann er nicht weiterhin bestehen. Viele Menschen haben viele Ängste vor Armut, Ausgelieferteheit, Ohnmacht, Machtlosigkeit, Bedeutungslosigkeit, Sinnlosigkeit ....
Diese Ängste versuchen sie mit Erfolg, Geld, Macht, Einfluss, Bedeutung, Sinn .... zu bekämpfen, was selbst bei Reichen nicht wirklich klappt, denn so werden alle Ängste ja nur noch befeuert.
Es ist sehr anstrengend, so zu leben und sicherlich wenig lebenswert nur, weil man dabei oft das eigentliche schöne Leben versäumt.

Reiche sind häufig nur arme Menschen mit viel Geld.

Das Denken aber sollte wohl weniger problem- als lösungsorientiert sein, denn es ist entscheidend, worauf wir unsere Aufmerksamkeit lenken.

Auch wahre Liebe wurde zur Ware Liebe gemacht, genau.

Und wie geht ihr damit um?

Lebenskrisen sind häufig einzig Wahrnehmungskrisen.

Ich nehme das auch alles wahr, nur, wenn ich glaube, dass mir etwas fehlt, so versuche ich es mir erst mal selbst zu geben. Diese Möglichkeit wird selten in Anspruch genommen, häufig übersehen. Wenn im Außen nix geht, dann versuche ich es über mein Inneres und selbst.

Nach dem Motto: Selten ein Schaden ohne Nutzen, versuche ich Vorteile und Chancen von allem zu nutzen und zu erkennen, dass ich Einiges davon gut für mich und meine Vorhaben nutzen kann.
Weg von Selbstmitleid, hin zu Akzeptanz und Eigeninitiative.
Fehlendes erst mal selbst geben.
Akzeptieren und erst mal selbst besser / anders machen.

Für mich selbst lohnt es sich zu leben, für gute Gefühle, ein angenehmes Leben, dem ich eine gewünschte Richtung geben kann.
Ich sehe die Welt, in der ich lebe, übernehme dennoch die Verantwortung für meines und greife es an. Ausprobieren, lernen, beobachten, sich selbst ändern ....

Aber du hast schon recht, entscheidend ist, wer man glaubt zu sein. Gleich machen kannst du dich mit allem und jedem. Entscheidend dabei sind deine eigenen Überzeugungen und Entscheidungen. Wenn du glaubst, dass du nichts hast, wofür es sich lohnt zu leben, wird es so sein, wenn du danach suchst, um etwas zu finden, dann wird es sich zeigen und du kannst deinem Leben eine gewünschte Richtung geben. Immer ganz nach deinen eigenen Überzeugungen, denn unsere Überzeugungen / Gedanken haben viel Macht und lassen und sehen und fühlen.

Mit wem indentifizierst du dich?
Mit deinen Gedanken und Überzeugungen?
Oder mit dem, der diese wahr nimmt und beobachten kann?

Das Tor zum Glück geht immer nach innen auf!


Tyranfrei 
Fragesteller
 07.06.2023, 17:23

Vielen dank für deinen ausführlichen Beitrag!

Ich identifiziere mich mit nichts. Man könnte schon fast von einer nihilistischen Lebensweise sprechen. Ich habe zwar trotzdem Verpflichtungen und teils auch Verantwortung, allerdings kommen beim bewältigen dieser keine positiven Emotionen auf. Es ist eher ein Groll, den man gegen sich selbst hat, nicht Anklang in der Gesellschaft zu finden. Früher habe ich mich in den virtuellen Welten verloren, um dort nach Akzeptanz zu suchen. Vergebens. Habe dann aus Verzweiflung angefangen mich mit Philosophie zu beschäftigen, in der Hoffnung, eine Antwort zu finden. Doch das auch nur mit mäßigem Erfolg. Klar, einige Konzepte sind recht interessant, doch meist nicht auf das Moderne Leben übertragbar (z.B das Ideal des Übermenschen von Nietzsche, Lehren der Stoa usw.).

Zum einen erkenne ich dass ich meinen eigenen Weg gehen muss, doch auf der anderen Seite stehen auch Einsamkeit und "Spott" der anderen.

Was mich am meisten nervt ist dass Freundschaften zu Konsumverabredungen degradiert werden. Oftmals kommen keine tiefgründigen Gespräche zustande und man unterhält sich dann über das "Tv-Programm" oder andere sinnlose Events.

Und das, wenn die Menschen überhaupt Zeit für Verabredungen haben. Meistens haben die anderen ja "keine "Zeit" (für einen selbst).

Wie hast du dich aus der Spirale befreit?

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amormutuus  07.06.2023, 21:46
@Tyranfrei
Es ist eher ein Groll, den man gegen sich selbst hat, nicht Anklang in der Gesellschaft zu finden.

Dann erwartest du Dinge von anderen, die du selbst nicht zu geben bereit bist. Das funktioniert nie.

Du bekommst in dem Maße, wie du selbst gibst. Natürlich vor allem dir selbst gibst oder was du aussendest (mental) und ausstrahlst.

Du bist, was du denkst.
Was du denkst, strahlst du aus.
Was du ausstrahlst, ziehst du an.

Ist so ein Kreislauf quasi.

Hinzu kommt, dass du sicherlich mal Alleinsein brauchst, um dir selbst nahe sein zu können.

Weiter, dass du lernen solltest, bei anderen nicht zwingend ankommen zu müssen, um dir selbst treu bleiben zu können, dann kommen auch die richtigen Freunde / Menschen. Aber solange du nicht authentisch bist, dich verstellst, .... wird das nichts. So ziehst du immer nur die Falschen an.

Zudem fällt mir auf, dass du einerseits Anklang finden willst, aber zu Menschen, die du gar nicht recht leiden kannst. Also das passt alles wirklich nicht zusammen.
Das ist wie
Menschen, die für Geld Dinge kaufen, die sie nicht schätzen, von Geld, das sie nicht haben, um Nachbarn zu imponieren, die sie nicht mögen. Klar, dass da irgendwann mal Sinnlosigkeit aufkommt.

Zum einen erkenne ich dass ich meinen eigenen Weg gehen muss

Genau!
Überhaupt hast du einiges schon richtig gut erkannt und bist wirklich auf dem richtigen Weg. Das passt!

doch auf der anderen Seite stehen auch Einsamkeit und "Spott" der anderen.

Ja, alles im Leben hat zwei Seiten. Mal so generell .....

Hinzu kommt, dass Zeiten von Einsamkeit und Demütigungen durchaus vorkommen und zu überstehen sind. Da darfst du nicht einknicken, sondern solltest mutig dran bleiben.
Erkennen, beobachten, hinterfragen, verstehen, akzeptieren, Verantwortung übernehmen, Selbsterkenntnis machen, eigenes Bewusstsein erweitern. Fertig. ,-)

Was mich am meisten nervt ist dass Freundschaften zu Konsumverabredungen degradiert werden.

Aber wie kann dich das so stören?

Bist du auch (immer noch irgendwo) ein Konsumopfer? Du warst es, ok. Aber bist du noch immer eines? Wann und wo immer? Oder wie kann dich das so stören? Zu oberflächlich? Sind wir alle mal ... immer nur tiefgründig sein, geht auch nicht. Man braucht mal Pause ....
Keiner hat Zeit für dich, will sich auf dich einlassen .... ich vermute, weil du es erst mal selbst tun solltest. Bisheriges reicht einfach noch nicht. Bleib also dran. Im Außen ändert sich dann alles von selbst. Aber innerlich musst du es angreifen. Nimm dir selbst für dich Zeit. Auch wenn es dir schon lange vorkommt.

Oder erlaubst du dir Konsum zu selten und zu wenig? Bist du zu streng mit dir?

Wie hast du dich aus der Spirale befreit?

Genau wissen, was ich will, um was es mir eigentlich in der Tiefe geht, was ich brauche.

Selbsterkenntnis machen. Schonungslos ehrlich. Ohne Schuld.

Alles, was ich glaube, dass mir fehlt, gebe ich zuerst selbst, vor allem mir selbst.

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Naja, ich scheine in einer anderen Welt zu leben. Ich führe eigentlich oft tiefgründige Gespräche, denn unter anderem genau deswegen habe ich Freunde, mit denen ich eher selten gemeinsam konsumieren, sondern mit denen ich lieber in Gedankenaustausch trete. Klar, die Werbung bombardiert dich mit viel Müll und stelle alles als wichtig dar, aber ich denke ich bin schon in der Lage zu differenzieren und selbst zu entscheiden was ich brauche. Und ich bin auch nicht, was ich konsumieren, sondern sehe mich eher als Resultat aus dem was ich tue. Und ja, ich habe einiges für dass es sich zu leben lohnt. Vor allem seit der Geburt meines Sohnes.

Es ist alles Einstellungssache.

Du bist nicht abhängig von deinem Umfeld.

Ich gebe meinem Leben selbst Sinn. Dafür bin ich kreativ. Ich kann mir selbst einen Platz schaffen. Und ja, auch das ist eine Form von Lust.

Ist es nicht so, dass auch du eigentlich deine Lust befriedigt haben möchtest? Ein Tiefgründiges Gespräch zu führen ist etwas worauf du sicherlich Lust hast, sonst hättest du auch kein Interesse an tiefgründigen Gesprächen.

Und selbstverständlich führen Menschen noch immer tiefgründige Gespräche. Wenn man sich das richtige Umfeld schafft, dann kommen diese Begegnungen ganz von alleine.

Liebe ist Lustvoll und zwar in all seinen Facetten.

Eine Wunderbare Freundschaft ist etwas sehr lustvolles. Jemand der ein offenes Ohr hat, mit dem man tolle Dinge unternehmen kann. Z.B. an einem See sitzen und das Wasser anstarren. Das ist sogar sehr Lustvoll. Warum nicht? Wieso ist das verkommen?

Du magst keinen Konsum. Gut, ich bin auch eher der Second Hand und ich bastel mir lieber was als dauernd was zu kaufen Typ.

Aber das ist einfach jedes Menschen eigene Entscheidung was er oder sie als positiv empfindet.

Du selbst kannst entscheiden ob du Werbung siehst oder nicht.

Etwas vor Augen haben, heißt noch lange nicht sehen.

Es ist mit der Wahrnehmung doch so, wenn du Hunger verspührst, dann siehst du plötzlich überall was zu essen. Schwangere sehen plötzlich überall Babys etc.

Es ist so, du wirst immer das wahrnehmen, worauf du deine Aufmerksamkeit richtetst.

Wenn du also immer nur an Konsum und Werbung denkst, dann wirst du auch nur das sehen.

Wie wäre es wenn du dir was suchst was dir Freude bereitet.

Von mir aus gründe einen Club für tiefgründige Gespräche, dann wirst du deine Aufmerksamkeit darauf lenken. Deine Sichtweise ändert sich, du findest gleichgesinnte und damit hast du deinen Platz geschaffen.

So einfach.

Aber wenn du das tust, dann wird es dir sicher sehr viel Lust bereiten. Also überlege gut, ob du das willst, oder ob du lieber deine negative Weltsicht behalten möchtest.

Manch einer kommt mit den positiven Dingen nicht so gut klar.

Ich denke, die Frage hat viel mit dem Sinn des Lebens zu tun. Da Du als Thema auch "Sinn des Lebens" hinzugefügt hast: Meine Meinung zum Sinn, vielleicht hilft Dir das:

Man kann natürlich Spaß haben. Man kann sinnvolles tun, z. B. Menschen helfen, für andere da sein, sich für die Umwelt einsetzen oder Geld spenden. Ich setze mich z.b. für fairen Handel ein.

Ich bin Christ. Viele Menschen sind der Meinung, dass Gott dem Leben Sinn gibt. Gott liebt Dich. Wenn Du einiges wissen möchtest, was mich überzeugt, dass es Gott gibt, dann kannst Du mich z.b. fragen oder auf mein Profil gehen.


Tyranfrei 
Fragesteller
 06.06.2023, 22:57

Du ziehst wahrscheinlich deine Identität als Mensch aus dem Glauben an Gott. Doch wieso glaubst du an Gott?

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comhb3mpqy  06.06.2023, 23:52
@Tyranfrei

Ich glaube an Gott, ich bin Christ. Es gibt meiner Meinung nach durchaus gute/überzeugende Gründe/Argumente, um an Gott zu glauben:

Ich glaube, dass diese Welt durchdacht und geplant wurde, ich glaube nicht, dass die Erde "einfach so" entstanden ist. Auch gibt es die Meinung, dass für den Urknall ein Eingreifen von Gott nötig ist.

Auch gibt es Wunder, die von Ärzten untersucht werden. Wenn es keine wissenschaftliche Erklärung gibt, warum ein Mensch gesund wurde, dann wird das Wunder auch bestätigt. Die Ärzte wissen auch nicht immer, dass ihre Untersuchungen für die Kirche sind.

Ich glaube auch an ein Leben nach dem Tod. Sie können im Internet nach "Mädchen begegnet Jesus" suchen (ohne Anführungszeichen). Das sind Gründe, um an Gott und an ein Leben nach dem Tod zu glauben.

Ich habe auch Sachen erlebt, die meinen Glauben gestärkt haben.

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Hallo

Einerseits hast du recht, andererseits hast du wohl nicht erkannt, dass du, der ein Problem erkennst, ein Problem beheben kannst.
Zumindest viel eher, als jener, der es nicht erkennt.

Darin kann man die Grundlage für seinen Lebenssinn finden

LG


Tyranfrei 
Fragesteller
 06.06.2023, 22:49

Ich würde mich über eine kleine Erläuterung deiner Erfahrungen zum Leben in der Moderne sehr freuen. Bisher danke für deine Antwort!

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