Was wollen Linksextreme und was wollen Rechtsradikale kurz und einfach erklärt?
Würde mich sehr interessieren.
4 Antworten
Es gibt zwei Theorien: Die bürgerliche Extremismustheorie und die linke Faschismustheorie.
Laut der Extremismustheorie sind Extremisten alle Personen, die den demokratischen Rechtsstaat bekämpfen. Die Bekämpfung kann aus politischen oder religiösen Gründen erfolgen.
Als vitalste Hauptströmungen des Extremismus gelten aktuell Rechtsextremismus, Linksextremismus und Islamismus.
Rechtsextremisten streben einen ethnisch homogenen Führerstaat (mitunter auch eine Militärdiktatur oder absolute Monarchie) an. In diesem soll der Führer intuitiv spüren, was im Sinne des Volkes ist und entsprechend handeln. Der Wert eines Menschen wird darin anhand seiner Ethnie beurteilt. Leitwert ist Ungleichheit.
Linksextremisten können in Kommunisten und Anarchisten unterschieden werden. Beide streben eine herrschaftsfreie Gesellschaft ohne Hierarchien an. Kommunisten akzeptieren zu diesem Zweck übergangsweise einen kommunistisch beherrschten Ein-Parteien-Staat, Anarchisten nicht. Leitwert ist Gleichheit.
Aus kommunistischer Sicht produziert Marktwirtschaft (also "Kapitalismus") Ungleichheit, was Kommunisten ablehnen. Kommunisten sehen in der Ungleichheit, die der Markt produziere, nur eine andere Form des "Faschismus" (linker Begriff für Rechtsextremismus), der ebenfalls Ungleichheit erschaffe. Um die Möglichkeit des "Faschismus" auszuschließen, ist aus kommunistischer Sicht Planwirtschaft samt sozialistischer Ein-Parteien-Diktatur notwendig. Nach kommunistischer Theorie wird dieser Staat jedoch irgendwann überflüssig und stirbt dann von selbst ab.
Anarchisten lehnen jede Form von Staat, also auch einen sozialistischen Staat, ab und sehen diesen als Ausdruck von Herrschaft. Sie wollen jedoch genau wie Kommunisten einen herrschaftsfreien Zustand ("Anarchie" / "Kommunismus") erreichen. Während Kommunisten aus taktischen Gründen auf Gewalt verzichten, bis sie die Gelegenheit für eine Revolution und damit Herrschaftsübernahme sehen, sind viele Anarchisten jederzeit bereit, Gewalt anzuwenden. Es gibt indes auch eine kleine Gruppe pazifistischer Anarchisten, die Gewalt ablehnt.
"Faschisten" haben sich die Anhänger des italienischen Diktators Benito Mussolini zunächst selbst genannt. Dies geschah in Anlehnung an das Rutenbündel "Fasces", das im alten Rom die Macht hoher Beamter symbolisierte.
Linke sind dazu übergegangen jegliche rechtsautoritären Diktaturen und Bewegungen als "faschistisch" bzw. "Faschismus" zu bezeichnen. Sie haben diverse Faschismustheorien entwickelt. Der kommunistischen Faschismustheorie zufolge ist Marktwirtschaft ("Kapitalismus") nur eine Vorform des Kapitalismus und muss daher überwunden und durch Planwirtschaft und eine kommunistische Ein-Parteien-Diktatur ersetzt werden.
Rechtsextremisten wollen einen ethnisch homogenen Staat etablieren, der autoritär geführt wird. Diktatur halt.
Linksextremisten sind entweder Anarchisten oder Sozialisten/Kommunisten. Sozialisten/Kommunisten streben eine klassenlose (egalitäre) Gesellschaft an und wollen den Kapitalismus (Marktwirtschaft) überwinden. Sie richten sich daher auch gegen unsere FDGO.
Anarchisten sind ebenfalls antikapitalistisch, lehnen indes auch den Kommunismus ab:
Marxisten streben vor dem Kommunismus den Sozialismus („Diktatur des Proletariats“) als Übergangsphase an. Darin soll der Staat in Teilen bestehen bleiben und die Gesellschaft auf den Kommunismus vorbereitet werden. Hierzu soll beispielsweise das Privateigentum an Produktionsmitteln zugunsten einer Vergesellschaftung abgeschafft werden.
Im Gegensatz dazu setzen sich Anarchisten die Abschaffung jeder Form menschlicher Herrschaft über andere Menschen zum Ziel. Den Sozialismus lehnen sie dabei genauso ab wie den „Historischen Materialismus“. Anarchisten sind konsequent staatsfeindlich und wollen den Parlamentarismus unmittelbar durch eine „basisdemokratisch“ organisierte Gesellschaft ersetzen.
Quelle: Verfassungsschutzbericht 2022, S. 153
Auch dort gibt es viele verschiedene Gruppierungen, die nicht alle das Gleiche wollen
Linksextremismus genau zu beschreiben, ist kaum möglich. Es gibt ganz unterschiedliche Einstellungen, Denkrichtungen und politische Ziele von Linksextremisten. Gemeinsam ist aber allen, dass sie die kapitalistische Wirtschaftsordnung ablehnen. Sie wollen die demokratische Grundordnung mit Gewalt zerstören und eine sozialistische Ordnung einführen.
Rechtsextremisten halten das eigene Volk, die eigene Nation für höherwertig als andere Völker und Nationen. Rechtsextremisten verachten Menschen, die nicht zu ihrer Nation gehören. Manchmal verstellen sich Rechtsextremisten. Sie geben vor, dass sie Recht und Ordnung achten, aber in Wirklichkeit verfolgen sie andere Menschen, die nicht ihrer Meinung sind. Sie schüchtern sie ein und gehen oft gewalttätig vor.
Rechtsextremisten begründen ihre Ansichten nicht. Sie behaupten einfach, dass andere Menschen minderwertig sind. Von sich selbst behaupten sie, dass sie die Interessen des Volkes oder der "Volksgemeinschaft" vertreten. Diskussionen über diese Ansichten lehnen sie ab.
In einer Demokatie aber muss man diskutieren und sich mit Argumenten auseinandersetzen.