Was steht in den gnostischen Schriften von Nag Hammadi?

4 Antworten

Von Experte BillyShears bestätigt

Sie enthalten in erster Linie Pseudepigraphien, d.h. Texte, die vorgeben, von den Aposteln verfasst worden zu sein. Meist enthalten diese Texte Lehrgespräche einzelner Jünger mit dem wiederauferstandenen Jesus.

Das bekannteste Buch dürfte das Thomasevangelium sein, das eigentlich nicht der Literaturgattung der Evangelien angehört, sondern eine Sammlung angeblicher Sprüche Jesu darstellt. Neben vielen Parallelen zu den kanonischen Evangelien enthält das Thomasevangelium auch Sondergut. Viele der Aussprüche, die Jesus hier tätigt, sind eher schwer verständlich.

Eine "Apokalypse des Adam" genannte Schrift gibt vor, Paradies-Erinnerungen und Endzeitvisionen des ersten Menschen zu enthalten. Wie bei dieser Art von Schriften üblich, haben wir hier natürlich auch wieder die üblichen Drohungen gegen all jene, die den "wahren Glauben" ablehnen.

Die "Hypostase der Archonten" gehört sicher zu den interessantesten Funden. Sie schildert eine alternative Schöpfungsgeschichte. Ein weibliches Wesen namens "Norea"/"Noreia", das auch in anderen Nag-Hammadi-Schriften auftaucht, spielt hier eine große Rolle.

Eine der obskureren Schriften trägt den Titel "Bronte". Sie gibt vor, von einer weiblichen Gesandten einer "höheren Macht" verfasst worden zu sein und enthält dutzende Worträtsel, die man kaum in heute bekannte Sprachen übersetzen kann. Die Textstellen, die man überhaupt übersetzen konnte, enthalten dutzende Widersprüche, aus denen kein nachvollziehbarer Sinn hervorgeht.

Insgesamt ist der Fund ein buntes Sammelsurium unterschiedlichster Schriften. Viele von ihnen sind leider stark beschädigt, so dass man wesentliche Inhalte nicht rekonstruieren kann.

Teilweise merkwürdige Dinge, aber sicherlich auch viel Nützliches, zumindest wenn man weiß, wie man im Glauben damit umzugehen hat. Ist auf jeden Fall interessant.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Über 30 Jahre im christlich spirituellen Glauben

Die Nag-Hammadi-Schriften sind eine Sammlung von frühchristlichen und gnostischen Texten, die 1945 in der Nähe von Nag Hammadi in Ägypten entdeckt wurden. Sie enthalten Evangelien, Apokryphen, Offenbarungen und Traktaten, die alternative, oft gnostische Perspektiven auf das Christentum bieten.

Dort hast du eine klare Feindschaft zu dem bösartigen Schöpfer, welcher zuständig ist für die grausame materielle Welt. Im Mainstream, hast du eine Einheit zwischen dem Schöpfer und Jesus, wogegen in den gnostischen Texten, die materielle Welt für das gesehen wird, was sie ist. Die Hölle.

Das Thomas Evangelium z. B. ist gnostisches Schriftgut.

Darin wird Jesus nicht getötet, sondern ein anderer an seiner statt gekreuzigt,

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Wo kein weiser Rat ist geht das Volk unter. Sprüche 11, 14

falter1  22.09.2024, 17:58

Wo steht das im Thomas Evangelium?

Neugeistler  22.09.2024, 18:03
@falter1

Das steht definitiv nicht im Thomas Evangelium. Wäre nicht der eine Vers, hätte man es sogar zum Kanon zugezählt, wurde ja damals überlegt.    

Neugeistler  22.09.2024, 17:53

Was? bist du dir da sicher? Im Thomas Evangelium wird doch nichts über die Kreuzigung und Auferstehung behandelt. Es handelt sich um eine Spruchsammlung eigentlich. Kannst du mir eine Stelle nennen wo das steht was du beschrieben hast?

Agnos2  22.09.2024, 17:55
@Neugeistler

Ich meine die gesamten gnostischen Schriften steht so was drin

Neugeistler  22.09.2024, 18:00
@Agnos2

Achso, ich habe einige Schriften der Gnosis gelesen und da ist mir so etwas noch nicht ausgefallen, das kenne ich eher vom Islam, das Jesus nicht gekreuzigt wurde. In der Gnosis geht es eigentlich um das Hauptthema Dualität und wie sie entstanden ist, als die Trennung von Geist und Materie. In der Gnosis wird Jesus immer positiv als Retter bewertet vom höchsten Gott abstammend.   

Agnos2  22.09.2024, 18:05
@Neugeistler

Gnostischem Verständnis nach bedurfte auch Jesu göttliche Seele der Ablösung vom irdischen Leib. Die Kreuzigung wird weichgespült, ist nur die Zerstörung der äußeren Hülle, kein Skandal. Der Kern ist unzerstörbar, Gott kann nicht sterben. In der Folge wird Judas aufgewertet, avanciert im gleichnamigen Evangelium vom Verräter zum Erlöser, der das Heilsnotwendige vollzieht 

Gnostische Schriften aus dem zweiten Jahrhundert (deutschlandfunkkultur.de)

Neugeistler  22.09.2024, 18:27
@Agnos2

Danke, jetzt verstehe ich die Aussage besser. Es handelt sich um eine Aussage aus einer Buchkritik und nicht um ein Originalzitat aus der jeweiligen Schrift – das hätte mich auch gewundert. Du hast recht: Der Körper wird hier vernachlässigt, da nur das Geistige als göttlich betrachtet wird. Das entspricht klassischem gnostischem Denken. Allerdings sollte man nicht von einer "Weichspülung" sprechen, sondern vielmehr von einer alternativen Interpretation.

Das gilt auch für das Judas-Evangelium, das ebenfalls eine andere Perspektive darstellt. Ich war gerade erschrocken, dass es tatsächlich einen alten gnostischen Text gibt, der Jesus negativ darstellt, das hätte mich echt gewundert, da das nicht zur Gnosis paßt
.
Mein Fazit ist, dass wir, wenn das Thomas-Evangelium damals in den Kanon aufgenommen worden wäre, es heute vermutlich nicht ablehnen würden. Es ist also immer eine Frage der historischen Betrachtungsweise.

PS: kleiner Hinweis, Thomas Kroll ist nicht gerade objektiv, da er traditionsgebunden sein muß.

Agnos2  22.09.2024, 18:36
@Neugeistler

Ich streife die Materie nur am Rand,weil noch keiner antwortete halt mein Kommentar.