was ist der Sinn und Bedeutung von einem Kulturpass für junge Menschen?
Für große Veranstaltungen wie Bruce Springsteen zB ist doch sowieso genug Geld da, und den Zuhörern ist der Preis egal, Hauptsache dabei sein, was oder wen will der Staat denn jetzt wirklich mit dem Kulturpass fördern, wenn die Veranstalter sich jetzt die Hände reiben, oder soll die klassische Szene, Opern und Konzerte jetzt auch den jugendlichen Zuhörern nahe gebracht werden - auch wieder so ein Flop?
wenn also junge Menschen 17 Jahre und 360 Tage alt sind und junge Menschen 19 Jahre und 1 Tag alt geworden sind, haben sie keinen Anspruch auf den Kulturpass - ist das so "im Sinne des Erfinders" oder wie muß man sich das vorstellen?
5 Antworten
soll die klassische Szene, Opern und Konzerte jetzt auch den jugendlichen Zuhörern nahe gebracht werden
Auch das spielt eine Rolle, aber das Geld kann auch für Bucher und Platten usw. verwendet werden. Das Geld ist eine Art "Wiedergutmachung" für das Einsperren in Corona-Zeiten, zudem richtet es sich speziell an Jugendliche, deren Eltern das Geld nicht haben für Kultur und Events - wobei man da wieder über "Bildungsferne" und deren Haltung zu Kultur, Kunst, Literatur und Musik debattieren müsste, so sehr ich den Ausdruck verabscheue.
Es soll damit im Ganzen wertvolle Kultur vermittelt werden, wobei ich das für schwierig halte: Jugendliche gehen zu diesen Events nur, wenn sie es müssen, etwa im Rahmen der Schule - echte Fans sind in dem Alter selten. Wenn ich zur Badischen Landesbühne gehe (ich besuche jede Vorstellung, sofern es zeitlich geht) habe ich oft das Gefühl, mit der Jüngste zu sein - es sei denn, eine Schulklasse ist auch im Saal. Ähnliches betrifft Veranstaltungen des hiesigen Kunstvereins (ich gehe gern mal durch die Ausstellungen, wenn's so was auf dem Land schon gibt) und Konzertveranstaltungen - wenn da nicht zufällig schulisch bedingt eine Gruppe von Schülern da ist, bin ich mit Ü30 der Jüngste und dann geht's mit um die 55-60 Jahren, eher aber im Rentenalter im Publikum weiter.
Die meisten dürften sich Bücher davon kaufen oder Platten/CDs - in Museen oder ins Theater gehen die Jugendlichen kaum. Junge Leute, die bisher keinen Bezug zu Kultur hatten, erreicht man auch nicht, indem Vater Staat ihnen 200 Euro schenkt - zumal das Interesse von einem selber aus kommen muss. Ich hatte auch erst mit Anfang 20 Interesse an Theater; mit klassischer Musik und Museen wuchs ich auf, habe mich aber erst als Erwachsener von selbst damit beschäftigt.
So wird es mit Sicherheit sein - es wird sich nichts ändern. Da kann ich dir nur beipflichten. Comics, Mangas, LPs, Konzerte und Bücher vielleicht, aber Museen, Ausstellungen usw.? Glaube ich nicht - wenn das Interesse gar nicht da ist, schafft auch eine Art Gutschein/ein Freibetrag keinen Anreiz dafür.
wer ins museum will geht in die die eh ab und an kostenfrei sind. die wenigsten museen in deutschland sind sinnstiftend und gut. da gibts nur ein paar. um dies nutzen zu können müssten die kids auch quer durch deutschland fahren. schwierig bei den kosten die dann damit zusammenhängen.
Genau diese Hemmschwellen kann aber genau so ein Angebot abbauen bzw. überhaupt erst Aufmerksamkeit für die Existenz solcher Angebote bei Jugendlichen schaffen!
Ich hab als Teenie in Weimar gewohnt, unter anderem im Kulturstadtjahr 1999. In dieser Stadt ist Theater, klassische Musik, Kunst, alles in alt und neu, so omnipräsent, dass man auch als pubertärer Teenie nicht dran vorbei kommt ;). Sprich, wir alle wussten damals genau, dass und was da so existiert - und haben dann auch sehr gern die extrem günstigen Angebote für Schüler*innen genutzt, um ganz freiwillig mal ein Theaterstück im DNT oder eine Kunstausstellung in einem der Museen anzuschauen :).
Genau diese Heranführung kann auch so ein Kulturpass bieten. Ich hoffe sehr, dass dieses Angebot nicht nur einmalig für einen Jahrgang jetzt stattfindet, sondern durchaus mal in Erwägung gezogen wird, das zu einem dauerhaften Programm zu machen!
Stimmt, 1999 war das Jubiläumsjahr für Weimer - an die Briefmarke dazu kann ich mich sogar erinnern! Schlimm, wie lang das schon wieder her ist ... die Zeit rast nur so an einem vorbei. Gefühlt war 1999 "grad gestern", so vieles ist mir noch präsent!
Wenn man in der Stadt wohnt, wo es das alles gibt und wo man damit aufwächst, ist die Beziehung dazu eine andere. Ich muss zugeben, bei meiner Einschätzung auch von meinem Umfeld ausgegangen zu sein - ich stamme aus der Vorstadt und wohne inzwischen im Ländlichen Raum, da gibt es kaum Kultur und Kunst, da wachsen die meisten "ohne" auf. So entwickeln sie kein Interesse daran und es gibt auf dem Land genug Eltern, die schon allein bei den Wörtern "Kunst" und "Kultur" fast ausflippen, weil das "was für reiche Leute" oder "was für Studierte" sei und die eigenen Schwerpunkte im Bereich Handwerk, Arbeit, Eigenheim oder Landwirtschaft und "kräftigem Zulangen" liegen, da bleibt deren Meinung keine Zeit für Kunst und Kultur, die bei Schlager und Volksmusik im Fernsehen und dem Ölbild vom röhrenden Hirsch oder den betenden Dürer-Händen über Esstisch und Breitcordsofa im Wohnzimmer aufhört.
Weil viele Eltern solche Denkweisen weitergeben, besteht dann kein Interesse und ich habe es ziemlich entsetzt miterlebt, dass z.B. in der Heimatzeitung abgedruckte Pressemeldungen über bevorstehende Aufführungen von Badischer Landesbühne oder Projekte von Kunstverein, Malerkreis oder Jugendphilharmonie als "Sch...dreck" abgefertigt werden.
So jemanden locken dann auch Kulturpässe und Ähnliches nicht an. Meine Heimat war (und ist womöglich heute noch) ein Milieu, wo man sich regelrecht dafür schämen muss, aufs Gymnasium zu gehen und nicht in Handwerk oder Landwirtschaft zu arbeiten. Meine frühere Freundin wurde auch immer dafür beschimpft, dass sie nicht "wie normale Mädchen" nach der Realschule Erzieherin, Verkäuferin oder Krankenschwester lernte, sondern Abi nachholte und auch ich war der "Akademikertrottel" - dieses Wort kursierte und wurde mit einer Mischung aus Neid und Abwertung wieder gekäut.
Ja, solche Umfelder gibt es natürlich (leider) auch und dort wird sicherlich der Kulturpass nicht diesen Effekt haben...Oder wer weiß, vielleicht hätte es ja dich und diese Freundin damals trotz diesem Umfeld dazu animiert und es euch auch finanziell ermöglicht, mal aus eurem Dorf raus und in der Stadt in ein Theater zu kommen? Und vielleicht gibt's ja hier und da auch Kids auf dem Dorf, die genau diese Chance jetzt kriegen :)?
Oder wer weiß, vielleicht hätte es ja dich und diese Freundin damals trotz diesem Umfeld dazu animiert und es euch auch finanziell ermöglicht, mal aus eurem Dorf raus und in der Stadt in ein Theater zu kommen?
Haben wir gemacht, sobald ich 18 war und ich ein eigenes Auto hatte :-). Einen uralten beigen Audi 100 aus den 80ern, mit dem wir oft in Sachen Kultur unterwegs waren, meist sonntags oder auch mal unter der Woche. Es war immer sehr interessant, aber wir waren eigentlich immer die Jüngsten. Gern haben wir Lesungen besucht, Kleinkunst aller Art, Ausstellungen - es war immer schön.
Wir waren aber die einzigen, die das gemacht und den Mut dazu hatten - wir wurden deswegen auch immer wieder in einem entwürdigenden Sinne aufgezogen. Haben aber andererseits viele nette Leute im Kulturbereich kennen gelernt - und das war schön. Es gehört viel Selbstbewusstsein dazu.
Siehste, und genau die, die jetzt 18 sind bzw. werden, bekommen ja den Kulturpass :).
@rotesand .. die Events und Veranstaltungen sind mit dreistelligen Eintritten zu teuer - dabei gibt es jetzt zwei Eckpunkte:
erstens zeigt sich ja, daß die Leute vorrangig die Klientel über riesige große Summen verfügen, die es ihnen erleichtert, die Eintritte auch zu bezahlen .. ohne Bezuschussung - auf Corona bezogen darf auch getrost unterstellt werden, daß jede Menge eingespart usw so jetzt "generiert," und abgeschöpft wird
zweitens die Challenges wissen um die staatliche Zugabe natürlich auch .. prima Gelegenheit, hier auch abzusahnen, den Kulturpass miteinzuplanen und jeden Pipi jetzt zu erhöhen
daher ist der Kulturpass ein Flop - er kann eher nur nach Überprüfung ausgestellt werden
Aus deinem Posting liest man sehr deutlich deinen Neid auf junge Leute.
die Jungen haben jetzt eine wirklich bescheidene Zeit hinter sich gebracht, die sollen jetzt einfach mal einen schönen Sommer haben. gleichzeitig wird damit die Kulturbranche gestärkt der es auch bescheiden ging.
haeh .. (?!) ist aber nett von dir, mit soviel Emotion noch zuzutrauen, fühl' ich mich echt geschmeichelt, sozusagen Herz für Kinder . - die Jugend kann doch nichts dafür, wenn die Politik von Corona und ihren Fehlern nichts mehr wissen will und was sie da verzapft haben mit Kindern und Homeschooling usw .. genau so eine Aufarbeitung wie das Thema "Ahr" .. von mir aus könnten sie alle einen "Kulturpass" geschenkt bekommen
was mich an diesem Kulturpass stört, ist die Kontrolle und Zuweisungsmöglichkeit (Vorauswahl) des Staates - so etwas hat mir noch nie gefallen - es ist kein Neid, es ist nur ein kleines Unbehagen, so eine leise Frage an mich selbst, ob das eine Art "Versuchsprojekt für die Welt von morgen" ist
was die jungen Leute anbelangt, so wünsche ich ihnen allen viel Spaß bei den von ihnen ausgewählten Events und gutes Wetter, sofern es sich um ein Open Air handelt
zwei meiner Enkel würden vermutlich das Festival Summer Breeze besuchen, ob man die Wertecodes dafür einlösen kann, weiß ich aber nicht
Der Kulturpass ist eine einmalige Sache, um einem Jahrgang, der besonders unter den Corona-Maßnahmen gelitten hat, eine kleine Entschädigung zu geben.
Da reibt sich auch niemand die Hände. Es ist ja jetzt nicht so, dass diese relativ kleine und einmalige Sache, jetzt ein Konjunkturpaket für den Veranstaltungssektor wäre. Ich würde bezweifeln, dass sie es an den Umsatzzahlen überhaupt bemerken.
unterm strich hat garkeiner irgendwas gelitten. aber warum sollte ein jahrgang mehr gelitten haben als der davor oder danach.
in der Oper, klassische Konzerte zB gab es schon immer besondere finanzielle Vergünstigungen und Angebote für Kinder und Jugendliche - aber die meisten dieser Jahrgänge bleiben grad mal die erst Hälfte und sind dann weg .. von Kinderpsychologie haben die Protagonisten überhaupt keine Ahnung ..
oper, klassische musik oder konzerte haben nun mal ihren zauber verloren. es ist ancient und nicht zeitgemäß. es gibt bessere musik, bessere konzerte, bessere projekte. die masse der menschen will das nicht mehr - kunst entwickelt sich nun mal weiter.
Roth will Fußspuren hinterlassen, da eher farblos -- sowas vergleichbar mit diesen "stadtpässen" sollte heutzutage nur noch nach Überprüfung der Vermögensverhältnisse ausgestellt werden
Es geht beim Kulturpaß nicht vordergründig um Spiel-Spaß-Unterhaltung, sondern darum, Jugendlichen die andere Seite kultureller Vielfalt nahezubringen.
nachdem die Eltern bezüglich Kultur und Verständnis versagt haben .. "was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr" - iP könnte das Geld sogar im Teilhabepaket der zukünftigen Kindergrundsicherung untergebracht werden .. aber wenn die Politik ein schlechtes Gewissen hat, tritt sie halt an Elternstelle auf, die allermeisten haben ja sowieso keine eigenen Kinder ..
bis jetzt gibts keine kindergrundsicherung und das auch in den nächsten jahren nicht. kinder bekommen über bildung und teilhabe mehr als genug. das können sich die meisten arbeitenden menschen nicht mal leisten.
die meisten werden comics oder mangas kaufen, wenn überhaupt. wenns konzerte und ausstellungen umsonst gibt durch den kulturpass wird sich da auch mal ein jugendlicher hin verirren. aber es ist nun mal völlig outdated und es werden immer weniger leute da auftauchen in der zukunft.