Warum sind so viele Männer nach der Geburt des ersten Kindes so unglücklich mit ihrer Beziehung?
Ich beobachte das in meinem Bekanntenkreis viel, viel häufiger bei Männern als bei Frauen.
1) Tun sich Männer häufiger schwerer mit der neuen Situation als Frauen?
2) Oder hat es mit einer allgemeinen in sicj ruhenden Haltung/Charsktereigenschaften und der Fähigkeit sich hinten anzustellen des Mannes zutun?
3) Oder mit seiner Zufriedenheit mit der Beziehung schon vor der Geburt/ bzw Liebe zur Partnerin?
Ich kenne auch einige wenige Männer die perfekt in der Familienvaterrolle aufgehen! Auch die tun sich nicht immer leicht, schließlich sind Kinder anstrengend. Aber es ist ausgeglichen auch im Verhältnis zur Frau. Meist sind das Männer die sehr stark sind, sehr loyal, pflichbewusst, ehrlich, Verantwortunf schon früh auch für die Partnerin übernommen haben und sehr standfest (keine leichtfüße) sind. Diese Partner haben auch in den schwersten Zeiten zu ihrer Partnerin gehalten (wenn es mal sehr schwere Zeiten gab), sie sind eher mit sich selbst zufrieden und nicht immer auf der Suche, wie es ihnen selbst besser gehen könnte.
30 Stimmen
16 Antworten
Zu 1):
Das glaube ich nicht. Warum sollten sich Männer schwerer tun? Schauen wir doch mal an, wie es der Frau geht: sie hat eine Geburt hinter sich, und wie auch immer die verlaufen ist, hat sie wahrscheinlich Schmerzen, plus eventuell Schwierigkeiten beim Stillen, wunde Brustwarzen, etc plus Hormonchaos, landläufig auch Baby Blues genannt, plus einen veränderten Körper und ein verändertes Körpergefühl. Gerade beim ersten Kind ist ja eh für beide alles neu und keiner von beiden weiß wirklich, warum das Baby gerade weint. Das müssen sowohl Mutter als auch Vater erst lernen. Deswegen wüsste ich nun wirklich nicht, warum es für Väter schwerer sein sollte als für Mütter.
Übrigens können auch Väter Elternzeit nehmen und sich so der Vaterrolle widmen. In der Realität machen das aber halt nicht alle. Nur etwa jeder zweite nimmt überhaupt Elternzeit, und wenn, dann eher kurz (Elterngeld 2021- Statistisches Bundesamt (destatis.de)
Zu 2):
Natürlich hat es auch mit dem Charakter des Mannes zu tun. Nach meiner Beobachtung gibt es vor allem in Haushalten, bei denen eine eher klassische Rollenverteilung herrscht, Schwierigkeiten. Nach der Geburt stellt die Frau fest, dass sie auf einmal einen 24/7-Job ohne Pause hat, plus Haushalt und ihr Partner hilft zu wenig mit, weil er ja das Geld ranschafft. Klar gibts dann Stress.
Mit traditionellen Rollenbildern haben hier dann beide Geschlechter zu kämpfen. Die Frau, weil sie zumindest glaubt, dass von ihr erwartet wird, Kind und Haushalt perfekt zu wuppen und dabei auch noch gut auszusehen und der Mann, weil er sich gerne mehr kümmern würde, aber in die Rolle des Versorgers gedrängt wird.
Leider ist da auch die Umwelt und die Gesellschaft ziemlich mächtig und es wird den Paaren dadurch auch erschwert, eine Aufteilung zu finden, mit der beide zufrieden sind. Und der Vater wird auch immer wieder eher als inkompetent dargestellt. Nur als Beispiel: Einmal hatte mein Sohn eine Hosen-Shirt-Kombi an, die farblich nicht zusammengepasst hat - schon hat die Nachbarin kommentiert mit "na, hat dich heute der Papi angezogen?".
Als mein Mann mit dem kranken Kind beim Kinderarzt war, wurde jeder Satz zur Medikamentengabe eingeleitet mit "und sagen Sie ihrer Frau" - solange, bis er darauf hingewiesen hat, dass er durchaus in der Lage ist, dem Kind Fiebersaft zu geben und die Dosierungshinweise intellektuell zu verstehen, insbesondere weil ja ER Elternzeit hat und ICH in der Arbeit, folglich gar nicht zu Hause bin, um Medikamente zu geben.
Eigentlich liegt es wohl am Charakter von beiden. Wenn sie damit zufrieden ist, sich nur noch um Haushalt und Kinder zu kümmern, und er damit zufrieden ist, in die Arbeit zu gehen - supi. Wenn er aber eine aktivere Vaterrolle wünscht, dann muss sie ihn auch lassen. Maternal Gatekeeping ist sicher ein Thema in manchen Beziehungen Maternal Gatekeeping (sueddeutsche.de)
Und das ist gefährlich, weil der Mann seine Frau nur noch als Mutter und nicht mehr als Partnerin sieht und sich ungeliebt fühlt, während sie nach einer längeren Babypause Minderwertigkeitskomplexe hat, weil sie den Jobeinstieg nicht wieder schafft und nichts oder nur sehr wenig zum Familieneinkommen beitragen kann.
zu 3):
Ja, auch. Beziehungen, die schon vor der Geburt des ersten Kindes nicht wirklich stabil waren, überleben oft die ersten Babyjahre nicht.
Manche werden mich dafür zwar kritisieren, aber ich denke, dass Männer von ihrer Natur her nicht auf Aufzucht von Kindern in einem monogamen Umfeld ausgelegt sind, sondern eigentlich eher auf die möglichst breite Streuung ihrer Gene auf verschiedene Frauen, die man dann, sobald geschwängert, auch wieder alleine lässt, um die nächste zu begatten.
Klar sind diese von unseren tierischen Vorfahren praktizierten Muster heute schon stark verändert und abgewandelt, aber das Konzept der Monogamie und des Vaters, der zuhause bei der Familie ist und die Kinder mit aufzieht, ist noch relativ jung, auf die Geschichte der Menschheit bezogen.
Meine Mutter hat mir mal erzählt, dass mein Vater nach meiner Geburt wahnsinnig eifersüchtig auf mich war, weil ich eben so viel Aufmerksamkeit von ihr erfordert habe, die zuvor immer ihm gegolten hat. Ich denke aus so einem Grund tun manche Männer sich mit der Umstellung von "Paar" zu "Familie" ziemlich schwer.
Mir selbst ist es nicht so gegangen. Meine Tochter ist mein ein und alles und das war am Anfang sogar noch viel stärker, auch wenn wir bis heute ein super Team bilden (ich hoffe das bleibt noch möglichst lange so).
Männer sprechen selten miteinander über die Vaterrolle. Wir bereiten uns nicht vor Vater zu werden. Frauen tun es immer. Die Mutter, die Schwester, die Freundin, die Nachbarin, die Kollegin, die Bekannte, die Ärztin usw. reden und geben immer Tipps/Ratschläge an werdende Mütter. Wir Männer tun das leider nicht. Somit sind wir nicht vorbereitet und wenn das Baby da ist, sind wir meistens überfordert und wissen nicht, was wir tun können/sollen.
Wenn es zwischen den Beiden stimmt und sie sich lieben und zufrieden, bzw. glücklich mit ihrer Beziehung sind, besteht die Wahrscheinlichkeit, dass sie nicht mit der Geburt des ersten Kindes unglücklich sind, sondern glücklich.
Dann würden diese Männer sich aber nicht eine Familie mit ihrer Partnerin und Kinder wünschen. Die meisten Männer werden heute bewusst Vater, nicht alle, aber ziemlich viele. Und die freuen sich aufs Kind. Viel eher kann es sein, dass sie sich die Zeit nach der Geburt anders vorgestellt hatten, mit mehr Nähe, mehr Schlaf, einer sofortigen Bindung zum Kind und das ist nicht immer gegeben. Auch kann die Frau erst mal ca. 4 bis 6 Wochen keinen Sex haben und danach WILL sie oft aufgrund der Situationen (körperlich und psychisch auslaugend, weil etwa das Kind nicht nachts schläft) oft noch länger keinen Sex, was den Mann frustrieren könnte. Nicht jeder ist auf diese Situation vorbereitet.