Warum sind Leute Kommunisten?

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Nur ganz wenige Menschen haben eine zutreffende Vorstellung davon, was Kommunismus bedeutet. Das gilt sowohl für die Kritiker des Kommunismus als auch für jene, die sich selber als Kommunisten verstehen. Die allermeisten Menschen, die sich zu kommunistischen Idealen hingezogen fühlen, empfinden den realen Kapitalismus zu Recht als ungerecht und menschenunwürdig. Sie wollen eine Gesellschaft der Gleichheit, der Freiheit und des Friedens. Dass solche Sehnsüchte als irreal oder gar verträumt belächelt werden, zeigt, wie abgestumpft viele Menschen im Kapitalismus bereits sind. Es zeigt auch, wie wenig solche Kritiker über die Menschen wissen. Denn wenn Hoffnungen auf gesellschaftliche Verbesserungen irreal sind, warum haben wir dann heutzutage beispielsweise die Menschenrechte? Dass alle Menschen die gleichen Rechte haben sollen, war vor 250 Jahren noch völlig undenkbar und wurde als Hirngespinst betrachtet - weil Gott es nun mal anders gewollt hat.


FinisTerrae  19.05.2023, 10:25

Der Mensch ist dem Tier nun einmal näher, als er glaubt. Um einen Kommunismus zu leben, der die Eigenschaften verspricht, die du benennst, bedarf es einem selbstverständnis an Disziplin und Contenance, der nicht mit den natürlichen Trieben des Tieres "Mensch" vereinbar ist und daher niemals mit der Allgemeinbevölkerung vereinbar ist.

Nach unserem Verständnis von Leben, ist das Handeln nach dem Motto "das Recht des Stärkeren" ein naturgesetzlicher Instinkt. Wenn Menschen über Macht verfügen, sei es Stärke, Wissen oder Geld, versucht man sich instinktiv von den anderen abzuheben. Auch der Kapitalismus baut im Grunde vollständig auf diesen Instinkt auf. Seinen natürlichen Trieben zu Folgen ist günstiger und einfacher, als einen Weg zu beschreiten, der gegebenenfalls mit Widerständen gepflastert ist. Deshalb funktioniert ein Kommunismus nicht aus sicher heraus, sondern bedarf einer strengen Aufsicht und der Unterdrückung dieser "animalischen Schwäche".

Auch die tollen Menschenrechte sind für das Individuum nur so lange etwas Wert, bis man genug Macht hat, sich von diesem abzusetzen. Und diesen Sachverhalt kann man auf der Welt auch sehr gut beobachten. Individuelle Macht steht im Konflikt mit den Regeln und Gesetzen der Allgemeinbevölkerung.

Das größte Paradox des Kommunismus ist jedoch, dass diejenigen, die die Reglen aufstellen und die Bevölkerung beaufsichtigen, selbst dem Kommunismus nicht unterliegen, sondern als "die Mächtigen" sich sogar davon absetzen müssen. Für die "Machtinhaber" gelten andere Regeln als für die Bevölkerung.

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Roland Sperling  19.05.2023, 18:47
@FinisTerrae

Nach DEINEM Verständnis ist es vielleicht ein Naturgesetz, dass das "Recht des Stärkeren" gilt, das ist aber in Wirklichkeit kein Naturgesetz. Darwinistische Gesetze aus dem Tier- und Pflanzenbereich lassen sich nicht plump auf die menschliche Gesellschaft übertragen, die in erster Linie von SOZIALEN Gesetzen bestimmt wird.

Der Witz im Kommunismus ist ja im Übrigen gerade, dass es weder persönliche Macht noch Geld gibt. Es ist eine Gesellschaft von Gleichen.

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Eine Grundidee des Kommunismus ist ja gerade, dass gesellschaftliche Zustände nicht ewig, sondern menschengemacht und deshalb veränderbar sind. Vor diesem Hintergrund ist die kommunistische Gesellschaft eben keine unerreichbare Utopie, sondern eine naheliegende und reale Möglichkeit einer alternativen Wirtschafts- und Gesellschaftsform, für die es sich zu kämpfen lohnt.

Marx und Engels wandten sich ja gerade gegen die utopischen Frühsozialisten, die zwar die Vorstellung des Kommunismus als ideale Gesellschaft hatten, aber keine Idee, wie dieser zu erreichen sei. Der von ihnen begründete Marxismus hat einen wissenschaftlichen Anspruch, da er sich auf eine geschichtliche Betrachtung und eine Analyse der wirtschaftlichen und sozialen Widersprüche des Kapitalismus stützte.

Marxiste hatten schon vor 150 Jahren Argumente wie jenes entkräftet, dass der Kommunismus unvereinbar mit der menschlichen Natur sei. Die menschliche Natur ist eben nicht festgelegt, sondern wird von den gesellschaftlichen Bedingungen geformt. Im Kapitalismus nehmen Egenschaften wie Gier und Egoismus eine größere Rolle ein als Solidarität und Kooperation, zu denen der Mensch ebenfalls fähig ist.

Das Problem vor allem in Deutschland ist, dass zwar viele Menschen mit der Idee des Kommuismus sympathisieren, aber wenig oder gar nichts über die marxistische Weltanschauung wissen, und deshalb solchen schwachen und verlteteten antikommunistischen Argumenten nicht begegnen können.

Der Hauptgrund dafür ist, dass es in Deutschland keine kontuierliche marxistische Tradition gibt, da die ursprünglich starken kommunistischen und sozialistischen Organisationen von den Nazis zerschlagen und ihre Anhänger massenhaft ermordet wurden. In der BRD wurden sie dann erneut kriminalisiert und verfolgt, während marxistische Ideen in der DDR stalinistisch verzerrt und ins Gegenteil verkehrt wurden.

Kommunismus ist super umsetzbar und wurde und wird das auch immer wieder. Ein aktuelles Beispiel mit viel verfügbaren Infos darüber sind die autonomen Gebiete der zapatistas in Südmexiko. Schau dazu gern mal auf der Seite https://www.ya-basta-netz.org/ rein.

Man muss sich halt von dem Gedanken verabschieden, dass Kommunismus in irgendeiner Form global von oben herab eingeführt werden wird. (Wäre ja auch ein Widerspruch in sich weil Kommunismus = herrschaftslose Gesellschaft und so lol)

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin Anarchist

FinisTerrae  15.05.2023, 05:01

Kommunismus ist von Natur aus zum Scheitern verurteilt, weil es nicht mit den natürlichen Trieben des Lebens vereinbar ist.

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Frosch161  15.05.2023, 09:03
@FinisTerrae

Hast du eigentlich gelesen, was ich geschrieben habe?
der Kommunismus der zapatistas besteht seit über 20 Jahren, auch das in Europa bekannteste Beispiel für einen real umgesetzten Kommunismus im 20. Jhr., das revolutionäre Katalonien, konnte erst durch Francos Diktatur zerschlagen werden.
Deine These passt nicht zur Wirklichkeit.

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FinisTerrae  15.05.2023, 19:41
@Frosch161

Deine genannten Beispiele sind in keinster Weise repräsentativ für die allgemeine Bevölkerung. Erst einmal handelt es sich um kleine radikale Gruppierungen ohne irgendeine Austattung der Machtausübung. Dein schwächstes Argument ist allerdings der von dir als Beweis herangezogene Zeitraum von 20 Jahren. Systemfragen sind Generationenfragen. Die nachfolgenden Generationen müssen das System auch annehmen und daran scheitert der Kommunismus. Mit jeder neuen Generation von jungen Menschen wird der Bedarf nach Änderung und Fortschritt stärker und somit auch die Bereitschaft zur Veränderung. Veränderung ist der größte Feind von Kommunismus. Daher tut der kommunistische Staatsapparat auch alles, diese naturgegebenen Eigenschaften mit aller Gewalt zu unterdrücken - doch irgendwann implodiert es immer. Vorallem dann, wenn jeder Nachbarstaat Dinge zulässt, die der eigene Kommunismus nicht zulässt. Entsprechend muss der kommunistische Staatsapparat auch noch alles erdenklich mögliche tun, damit die eigene Bevölkerung kein Interesse am Ausland bekommt.

Anders als der Kommunismus, kommt der Kapitalismus auch gut ohne den Staat aus, da sich der Kapitalismus an den natürlichen Trieben des Lebens orientiert: das Recht des Stärkeren.

Und tatsächlich ist jede kommunistische Ideologie eine Verblendung, denn der / die Machtinhaber einer kommunistischen Regierung handeln für sich immer kapitalistisch.

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Frosch161  16.05.2023, 19:24
@FinisTerrae

Hättest du dich mit meinen Beispielen oder mit Kommunismus allgemein auch nur ansatzweise beschäftigt, würdest du nichts von “kommunistischer Staatsapparat” schreiben, ein Staat existiert nämlich weder im Kommunismus als Theorie, noch in meinen genannten Beispielen...

Ich nehme an, du bringst Kommunismus mit dem autoritären Modell der von marxistisch-leninistischen Parteien kontrollierten Staaten durcheinander. Zumindest macht deine Kritik auf China, Kuba und Co bezogen wesentlich mehr Sinn.
Dort gibt es allerdings nun mal kein Kommunismus, das sagen sogar die Machthaber selbst, die es als “Sozialismus” oder treffender als “Staatskapitalismus” bezeichnen.

Das bedeutet aber nicht das Kommunismus unmöglich ist, sondern dass Marxismus-Leninismus und die weiteren daraus hervorgegangen autoritären Ideologien nicht funktionieren.

Mit anarchistischen und andere libertäre Ansätze hat es allerdings regelmäßig in der Geschichte gut geklappt...
zugrunde gegangen sind diese kommunistischen Experimente niemals an internen Widersprüchen sondern durch Gewalt von außen.

Wie zuvor die Demokratie wird auch Kommunismus/Anarchismus noch einige Zeit brauchen, um sich global in größerem Umfang durchzusetzen.

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Manche träumen von einer besseren , gerechteren Welt , andere wollen mit diesem System Macht über Menschen erringen.

So und noch vielmehr verschieden sind die Menschen.

Warum sind Leute Grün? Die sagen es zwar nicht, dass sie nicht umsetzen können, wovon sie fanatisch schwafeln - aber ihr System funktioniert trotzdem nicht.

Es gibt Menschen, die den unterschiedlichsten Religionen anhängen; andere Ideologien und wieder andere sowohl als auch.

Na, und? Lass sie doch! Solange sie kein Unheil mit ihrer Religion oder Ideologie anrichten, ist doch alles paletti! Egal, ob Du's checkst oder nicht. Musst Du ja auch nicht.... Vielleicht solltest Du mal ein Weilchen in einer kommunistischen Diktatur leben und arbeiten müssen, dann würdest Du ganz schnell alles zu diesem Thema checken.