Warum klassische Musik „Randgruppe“?
Hey, ich bin m17 und liebe klassische Musik. Meine Eltern spielen beide sehr aktiv Instrumente, haben sich ein einem Symphonieorchester kennengelernt. Dadurch kam die Musik an mich schon von Geburt an an mich ran. Ich selber mache jetzt Musik mit dem Ziel es zu studieren und eine Orchesterstelle zu bekommen.
Aber es ist ja allgemein begannt, dass das Interesse an klassischer Musik immer weiter zurück geht.
1. Frage: warum geht das Interesse zurück?
Dann merke ich, dass Kinder/Jugendliche die sich für klassische Musik interessieren sehr oft in der Schule gemobbt werden, Außenseiter sind, angegangen werden und einfach sich über diese lächerlich gemacht wird.
2.Frage: warum geschieht dies? Warum macht man es uns so schwer und warum verhält man sich uns so gegenüber?
vielen Dank für Antworten!
PS.: schreibt auch gerne dazu, was ihr von klassischer Musik haltet und warum.
9 Antworten
Frage: warum geht das Interesse zurück?
Das liegt an deiner Altersklasse. Wenn du älter bist wird sich das bei deinen Altersgruppe ändern.
Frage: warum geschieht dies? Warum macht man es uns so schwer und warum verhält man sich uns so gegenüber?
Anders sein ist immer das Problem aber leider nicht nur in deiner Altersklasse.
Tipp: suche dir ruhig Leute die deine Interessen teilen. Außenseiter kann man allerdings mit bei jedem Musikgenre sein. Wenn du der einzige Metal Fan auf deiner Schule wärst oder der einzige Rock Fan, dann würde es dir wahrscheinlich auch nicht besser ergehen. Das Problem ist immer die Person zu sein die zu einer Minderheit gehört.
Lass dir von den Anfeindungen den Spaß an dem nicht verderben das du magst und viel wichtiger ist, lass dich nicht verbittern.
Vielen Dank für die Antwort!! Ich schätze eine so offene Einstellung sehr!
Ich persönlich habe nicht mehr so sehr damit zu Kämpfen, da ich meinen Weg gefunden habe damit umzugehen, außerdem habe ich an meiner Musikschule super Freunde gefunden. Aber nicht alle haben das Glück, dass man so gute Freunde findet und die Umstände so mildernd sind…
Ich bin 18, höre sie sehr oft und spiele selbst ein Instrument. Angegangen wurde ich dafür aber noch nie und dass "obwohl" auch Leute davon wissen.
Was ich auch gehört habe ist, dass die Besucherzahl von klassischen Konzerten sinkt. Ich kenne aber auch z.B. Synthesia Pianisten. Da fallen dann die Noten in Form der kleinen Lichter runter und solche Videos haben oft Beliebtheit und machen klassische Stücke für viele zugänglich(er) hab ich das Gefühl. Wie jemand schon meinte, steigt auch die Beliebtheit des Genres je älter man wird. (Ob ich mit 80 also wie besessen davon sein werde und keine Sekunde ohne kann, weil die Beliebtheit steigt? XD)
Ich war schon immer ein großer Freund von klassischer Musik, bin 40 Jahre älter als du und ich erinnere mich noch, seinerzeit mit 38 anderen Kindern in die 5. Klasse gekommen zu sein, von denen sich nach meiner Erinnerung maximal 7, ich glaube aber nur 5, für klassische Musik interessierten. Du siehst, es waren schon damals nicht viele und wir, die wir ein Instrument spielten, galten klar als Außenseiter. Und neulich war ich in einem Orgelkonzert,(Orgelmusik ist ja noch mal ein sehr spezieller Zweig der klassischen Musik) und ich würde sagen, dass von den insgesamt vielleicht 500 Besuchern mindestens 150 deutlich unter 30 waren. Es geht also weiter.
Nur Mut, steh zu deinem Interesse und alles gute dir für eine musikalische Zukunft!
Das Interesse geht zurück, weil alle glauben, dass Klassik was Veraltetes ist, das heute niemanden mehr interessiert. Das Desinteresse ist gewissermaßen ein Selbstläufer.
Die jungen Leute von heute wollen eigentlich keine Musik, sondern nur Sound. Wenn beim Bass das Handy auf dem Autodach hüpft, ist es geiler Sound, alles andere macht den Leuten »Ohrenkrebs«. – Natürlich hat das nicht das Geringste mit Musik zu tun. Es ist einfach nur Sound.
Musik – ich meine ernsthaft komponierte und virtuos gespielte Musik – ist eine Sprache mit einer komplexen Semantik und Syntax, mit der weit mehr möglich ist, als nur Lärm zu machen oder idiotische Gangster-Parolen zu verbreiten. Wer ernsthaft Musik machen will, befasst sich mit Melodik, Harmonie und Rhythmik. Ein ernsthafter Musiker weiß, was eine Kadenz von einem Thema oder Motiv unterscheidet, denn um solche Dinge geht es im Studium.
Die Klassik des 18. und 19. Jahrhunderts ist ein farbenfrohes Sammelsurium anschaulicher Beispiele dafür, was Musik alles ausdrücken kann. Es ist immer wieder ein Genuss, klassische Musik zu hören, die den syntaktischen Regeln der Musik folgt. Man glaubt zu wissen, was als Nächstes kommt und ist dann überrascht, dass es ganz anders kommt und noch schöner klingt, als man erwartet hat.
Ich bin jedenfalls ein Fan klassischer Musik und das kommt nicht von Ungefähr, denn auch meine Eltern waren beide studierte Berufsmusiker.
- Junge Menschen wollen coole Musik, mit viel Bass zum feiern.
- Alte Menschen hören immer wieder die gleiche alte Musik. Das ist ein Dilemma, denn entsprechend der Nachfrage wird auch immer wieder diese kommerzielle klassische Musik zum X-ten mal interpretiert und auf Datenträger gespeichert. Nicht auszudenken wie viele Interpretationen mit kaum nennenswerten Unterschieden von der Zauberflöte und ähnlichen Werke dieser Epoche existieren.
- Ein Problem für zeitgenössische Komponisten. Sie gehen nahezu leer aus. Der kommerzielle Klassikliebhaber ist oft nur ein Blender, er geht an Konzerte und hört sich bekannte Mainstream-Komponisten wie Beethoven oder Mozart an, um gesehen zu werden. Alle Jahre wieder. Fragt man sie nach zeitgenössische Komponisten, kennen sie keinen einzigen. Eine tragische Entwicklung, er ist zu träge und hat nicht das Gehör für zeitgenössische Musik.
- Für die Jugend ist es noch zu früh, still sitzen und zuhören ist nicht ihre Stärke. Was bleibt sind ein paar echte Kenner der Szene immer bereit für eine neue Herausforderung, nicht selten Musikstudenten und Menschen die selber aktiv musizieren. Leider sind das eher wenige.
Ich bin einer dieser Ausnahmen, der sich gerne mit zeitgenössischer Musik beschäftigt.
Ein Ausschnitt aus Flamma Flamma von Nicholas Lens