Warum heulen jetzt wieder alle rum weil Deutschlands Wirtschaft negativ wächst?

5 Antworten

Da hilft nur eine Demo gegen rechts.


ManuelPalmer 
Beitragsersteller
 31.07.2024, 01:09

lol

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Zunächst einmal können die Klimaziele kein Grund für schlechtes Wirtschaftswachstum sein, schließlich verfolgt so ziemlich jedes Land der Welt Klimaziele, weil die alle begriffen haben, was Sache ist. Deutschland ist da eher in der Vergangenheit (insbesondere unter konservativer Regierung) so schleißig gewesen, dass zuletzt die Ziele nur erfüllbar waren, weil es der Wirtschaft nicht so gut ging.

Aber warum schrumpft die Wirtschaft denn nun?

Abhängigkeit von politisch unsicheren Rohstoffen: in den 2000er und 2010er Jahren hat Deutschland einen riesigen energiepolitischen Fehler gemacht und sich in die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen begeben. Als Putin dann den Gashahn nach Deutschland zugedreht hat (er spielt die beleidigte Leberwurst, weil ihn Deutschland zusammen mit anderen Staaten für seinen Überfall auf die Ukraine sanktioniert), stiegen hier mangels günstiger Alternativen (Solar, Wind) die Energiepreise gewaltig. Die deutsche Industrie ist sehr energiebedürftig und von so einem Wirtschaftskrise stark betroffen.

Aber auch die deutsche Bevölkerungszahl geht zurück. Da trotzdem in den meisten Firmen noch irgendwelche konservativen Boomer die Chefsessel verkrusten, wird dieser Headcount-Rückgang nicht durch Produktivitätssteigerungen (bspw. Digitalisierung, verbesserte Mobilität, etc) kompensiert. Und wenn die Produktionsfaktoren schrumpfen, muss auch die Wirtschaft schrumpfen.

"Es wurde von Anfang an ganz klar kommuniziert dass wir an den Klimazielen arbeiten!"

Richtig so. Und die Deutsche Umwelthilfe übernimmt die Rolle der obersten Klimawächter, die mit Hilfe der Justiz die Entscheidungen von Parlament und Regierung auf Übereinstimmung mit den Klimazielen überprüfen und ggf. kippen.

Blauer Himmel und das Paradies auf Erden ist das versprochene Ziel, dem wir gerne folgen.

(Ich meine, solchen Versprechungen folgen Gläubige anderswo auch. Wir nennen es nur anders)

Die Politik macht ihre Hausaufgaben nicht. Das ist alles.

Ich denke mir, es ist fast alles erlaubt, aber man muss sich schon auf die Hinterbeine setzen und alles durchrechnen. Das tut man nicht, weil es anstregend ist.

Man könnte das ganze verhindern, mit großen erforderlichen Investitionen aber FDP sagt nein.

Die Leute verbinden eine sinkende Wirtschaftsleistung mit sinkendem Wohlstand, dabei sagt das BIP überhaupt nichts über den Gesellschaftlichen Wohlstand aus, sondern nur über denen von ein paar wenigen.


FelixSchmelix  31.07.2024, 00:09

Weil dem auch so ist. Eine schwächelnde Wirtschaft bedeutend automatisch auch sinkende Steuereinnahmen.

Gleichzeitig müssen immer mehr Steuergelder verwendet werden, um auch nur den Status Quo aufrechtzuerhalten. Stichwort demografischer Wandel.

Insofern stehen sinkende Einnahmen steigenden Ausgaben gegenüber. Heißt übersetzt, der Wohlstand sinkt.

Eine Überschuldung ist hier auch keine Lösung - erst recht nicht bei einem hohen Leitzins, denn durch die dadurch steigende Zinseslast, würde das in der Zukunft nur noch weniger finanzieller Spielraum ermöglichen.

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sa652ma  31.07.2024, 06:34
@FelixSchmelix

Nur ist Deutschland von einer Überschuldung weit entfernt, wenn man als einziger G7-Staat eine Staatsschuldenquote weit unter 100% vorzuweisen hat… und dass man in Krisenzeiten eigentlich Geld ausgeben sollte (sprich investieren) ist auch keine neue Information, in Deutschland (vor allem bei der neoliberalen Lindner-Partie) ist das aber anscheinend immer noch nicht angekommen.

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wickedsick05  31.07.2024, 08:23
@sa652ma
und dass man in Krisenzeiten eigentlich Geld ausgeben sollte

Deutschland gibt Geld aus und investiert obwohl es keine Krisen gibt.

Im Jahr 2023 wurden in Deutschland insgesamt 915,8 Milliarden Euro Steuern vor der Steuerverteilung von Bund, Ländern und Gemeinden (Gebietskörperschaften) eingenommen.

https://www.destatis.de/DE/Themen/Staat/Steuern/Steuereinnahmen/steuereinnahmen.html#:~:text=05.06.2024%20%2D%20Im%20Jahr%202023,und%20Gemeinden%20(Gebietsk%C3%B6rperschaften)%20eingenommen.

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sa652ma  31.07.2024, 08:26
@wickedsick05

Was die verkehrte Herangehensweise ist, richtig wäre: In guten Zeiten spart man, in schlechten investiert man…

Steuereinnahmen haben jetzt welche Relevanz?

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wickedsick05  31.07.2024, 08:48
@sa652ma

Die Höhe der Steuereinnahmen sind gute Zeiten in denen man spart. Noch nie in der Menschheitsgeschichte waren die Steuereinnahmen höher. Wer hohe Einnahmen hat kann diese investieren

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YourDarling758  31.07.2024, 09:21
@FelixSchmelix
Heißt übersetzt, der Wohlstand sinkt.

Wenn man Wohlstand so verstehst wie du ja, ich denke aber das das BIP relativ wenig über den tatsächlichen Wohlstand in einer Gesellschaft aussagt. Steigender Wohlstand wird immer mit steigendem Glück verbunden, das ist die Lüge die den Kapitalismus am laufen hält.

Das dem nicht so ist liest sich schon seit den 70ern ab.

Der "Wohlstand" ist in den letzten Jahren gestiegen aber die normalen Menschen müssen sich immer mehr Sorgen ums Geld machen.

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sa652ma  31.07.2024, 10:30
@wickedsick05

Nope, die Höhe der Steuereinnahmen sagen relativ wenig darüber aus, ob es gerade gute Zeiten sind… die Steuereinnahmen sind auch 1923 massiv gestiegen, hat aber auch nicht geholfen.

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FelixSchmelix  31.07.2024, 15:17
@sa652ma

Von einer Überschuldung weit entfernt?

Wenn es nach der EU geht, so soll der Schuldenstand eines Mitgliedstaates 60% der Wirtschaftsleistung nicht überschreiten. Deutschland befindet sich darüber - wenn auch nur knapp.

Wenn Deutschland jedoch genauso wie die Südländer am Schulden machen wäre, dann sinkt die komplette Stabilität des Euros.

Und ja, man soll durchaus in Krisenzeiten investieren. Fragt sich nur, für was. Wenn eine linke Regierung an der Macht ist, dann wird diese NICHT in Strukturreformen investieren, sodass ein nachhaltig positiver Effekt festgestellt werden könnte. Etwas, dass die Zukunftsaussichten stärken und die Wirtschaftsleistung nachhaltig verbessern könnte.

Nein, dann wird das Geld für subventionierte Bahntickets ausgegeben, anstatt in das Schienennetz. Das sind KEINE Investitionen, das ist Steuergeldverschwendung.

Eine Regierung, die die Sozialausgaben konstant erhöhen möchte, sollte dies erreichen, indem sie die Einnahmen neu verteilt. Und nicht, indem man neue Schulden aufnimmt. Ansonsten sind es nämlich nur reine Wahlgeschenke, die für das Land als Ganzes jedoch nicht im Geringsten etwas bringen.

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FelixSchmelix  31.07.2024, 15:19
@YourDarling758

Ja, das ist halt Kapitalismuskritik.

Dieser hat sicher seine Fehler, vor allem da die Unternehmen stetig mehr Gewinn machen müssen, ändert aber insgesamt nichts daran, dass dieser uns den Wohlstand überhaupt erst ermöglicht.

Und natürlich hast du recht damit, dass das BIP zwar relativ konstant gestiegen ist, wir uns aber immer weniger leisten können.

Nur was ist denn damit der entscheidende Faktor für Glück? Natürlich das liebe gute alte Geld. Wenn unsere Kaufkraft nicht stetig gesunken wäre, würde ich darauf wetten, dass der Rechtspopulismus in der westlichen Welt bedeutend geringer wäre. Die Unzufriedenheit nährt den Populismus, sodass dieser die Ursachen auf irgendwelche Sündenböcke schieben kann.

Der Ursachen für den sinkenden Wohlstand sind natürlich wohl vielfältig, auch wenn der demografische Wandel wohl die treibende Kraft ist. Den haben nämlich nahezu alle Länder.

Nur eines ist klar, wenn nicht mehr Einnahmen erzielt werden, also das BIP steigt, dann wird man den sinkenden Wohlstand kaum leichter bekämpfen können.

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sa652ma  31.07.2024, 15:42
@FelixSchmelix

Ja, tatsächlich, Jahrzehnte davon entfernt.

Juckt die anderen beiden G7-Staaten, die ebenso Teil der EU sind, halt null. EU-Ziele sind schön und gut, bringen halt wenig.

Nope.

Linke Regierungen haben in Europa bis dato in Krisen noch immer bessere Entscheidungen getroffen als Rechte. Muss ich sogar als Rechter zugeben.

Investitionen ins Schienennetz wären ohne Lindner (der ja ein Rechter ist) wahrscheinlich eher möglich, aber es geht ja um die schwarze Null…

Dann könnte man ja zB eine Vermögenssteuer nach Schweizer Vorbild einführen (so niedrig, dass sie niemanden juckt), aber solche Dinge werden ja verhindert. Geld gehört in Bildung und Menschen investiert, dann klappt das langfristig.

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FelixSchmelix  31.07.2024, 20:20
@sa652ma
Linke Regierungen haben in Europa bis dato in Krisen noch immer bessere Entscheidungen getroffen als Rechte

In Deutschland auf jeden Fall nicht. Klar kannst du sagen, dass die Union Deutschland kaputt gespart hat, nichtsdestotrotz ist es unter der derzeitigen Regierung nur schlimmer geworden, wenn man sich die Mittelverwendung ansieht. "Lindners" Schuldenbremse - die gab es all die Jahre zuvor ebenfalls schon - schafft hier nur einen vergleichbaren Rahmen.

Es würde auch überhaupt keinen Sinn machen anzunehmen, dass es je anders sein könnte. Linke Politik ist in Ihrer extremsten Form ein Gleichmacher. Soziale Aspekte stehen immer im Vordergrund. Das steht oft im Widerspruch zu Investitionen.

Investitionen ins Schienennetz wären ohne Lindner (der ja ein Rechter ist) wahrscheinlich eher möglich, aber es geht ja um die schwarze Null…

Oder man dreht es um uns sagt ohne die Grünen und die SPD wäre es möglich, denn dann hätte es sicher kein subventioniertes Bahnfahren gegeben. Die Gelder wären frei gewesen.

Einerseits Wahlgeschenke verabschieden und dann behaupten, es sei kein Geld mehr für Investitionen übrig ist eine lausige Ausrede.

Dann könnte man ja zB eine Vermögenssteuer nach Schweizer Vorbild einführen (so niedrig, dass sie niemanden juckt), aber solche Dinge werden ja verhindert. Geld gehört in Bildung und Menschen investiert, dann klappt das langfristig.

Hier stimme ich dir voll und ganz zu.

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YourDarling758  31.07.2024, 21:39
@FelixSchmelix
In Deutschland auf jeden Fall nicht.

Die aktuelle Regierung als links zu bezeichnen ist aber auch mutig.

"Lindners" Schuldenbremse - die gab es all die Jahre zuvor ebenfalls schon - schafft hier nur einen vergleichbaren Rahmen.

Und damals hat sie womöglich schon bleibenden Schaden angerichtet wenn man sich anschaut wie kaputt gespart Deutschland ist. Jetzt steht sie halt unter anderem deswegen in der Debatte.

Oder man dreht es um uns sagt ohne die Grünen und die SPD wäre es möglich, denn dann hätte es sicher kein subventioniertes Bahnfahren gegeben. Die Gelder wären frei gewesen.
Einerseits Wahlgeschenke verabschieden und dann behaupten, es sei kein Geld mehr für Investitionen übrig ist eine lausige Ausrede.

Investitionen gegen Soziale Aspekte aufwiegen bringt nichts, es braucht beides und beides kommt unter anderem durch die Schuldenbremse zu kurz.

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FelixSchmelix  01.08.2024, 00:24
@YourDarling758
Die aktuelle Regierung als links zu bezeichnen ist aber auch mutig.

Was soll sie denn sonst sein? 😏 2 der drei Parteien kommen aus dem linken Spektrum. Noch dazu besitzen beide mehr Sitze als die FDP, die wiederum, was das rechte Spektrum angeht, am weitesten links vorzufinden ist.

Und damals hat sie womöglich schon bleibenden Schaden angerichtet wenn man sich anschaut wie kaputt gespart Deutschland ist.

Ja, das kann ich nicht leugnen. Nichtsdestotrotz muss man das Beste aus der jetzigen Situation machen. Und hier überzeugt die aktuelle Regierung ebenfalls nicht. Insofern kann man auch noch ein Jahr damit warten und es dann richtig machen.

Scheitert dieser Versuch, so wird die Union ebenfalls massivst Stimmen an die AfD abgeben und Deutschland wird fast unregierbar. Oder die AfD regiert mit...

Es braucht beides und beides kommt unter anderem durch die Schuldenbremse zu kurz.

Auch hier stimme ich dir zu. Nur die Gewichtung ist entscheidend. Die Investitionen, die am Ende den ganzen Spaß finanzieren, müssen überwiegen. Und die jetzige Regierung würde es mit Sicherheit in Anbetracht der bisherigen Politik genau umgekehrt machen.

Die im vgl zu den anderen G7 niedrige Staatsverschuldungsquote ist eine der größten Trümpfe, die Deutschland noch besitzt. Diesen sollte man nicht vergeuden.

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