Warum habe ich Tiere gequält?

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Eine mögliche Sichtweise ist:
Vereinfacht ausgedrückt lernen wir in den ersten Lebensjahren wie das Leben funktioniert. Das ist etwa so wie die Installation eines Betriebssystems auf dem PC. Daraus ergibt sich ein bestimmtes Selbstbild (ein Ich-Gefühl) und wie man sich im sozialen Umfeld verhält.
Dein "Lernprogramm" war, dass Wut und Aggression an wehrlosen kleinen Wesen ausagiert wird. Den Schmerz,. den das Opfer erfährt, musstest du (weil du selbst Opfer warst) unterdrücken, um nicht völlig verrückt zu werden bei den total verrückten Eltern. Deshalb hattest du kein Mitgefühl mit den Tieren. Die Wut auf deine Eltern, die dich gequält und emotional vernachlässigt haben, konntest du nicht bei Ihnen zeigen, weil du abhängig warst von Ihnen. Die hattest du dann an den Tieren ausgelassen, weil es für dich normal war, dass kleine wehrlose Wesen gequält werden.
Im späteren Leben hast du dich wahrscheinlich auf korrigierende Erfahrungen mit liebevollen Menschen eingelassen, hast gelernt wieder mehr Emotionen zuzulassen und kannst heute auch emotionales Leiden fühlen. Nicht jeder macht solche Entwicklung. Menschen, die sich nicht auf Liebe einlassen und verdrängten Schmerz transformieren, behalten ihr altes "Betriebssystem" und werden straffällig.

Zunächst einmal spricht es für dich, dass du heute ein schlechtes Gewissen deswegen hast. Das zeigt, dass du dich weiterentwickelt und später doch noch eine gesunde moralische Entwicklung genommen hast. Schlimmer wäre es, wenn du gar kein schlechtes Gewissen hättest und nichts bereuen würdest.

Ich frage mich immer zu ob ich es nicht auch verdient hätte so gequält zu werden.

Nein, das hättest du nicht. Wem wäre denn damit geholfen gewesen, wenn man dich auch gequält hätte? Hätte dich das zu der Einsicht gebracht, dass deine Taten falsch waren? Wohl kaum. Wärst du ein paar Jahre älter gewesen, wären vielleicht Sozialstunden im Tierheim die richtige Konsequenz gewesen, aber sicher nicht das archaische Auge-um-Auge-Prinzip.  

Wenn du wirklich das Gefühl hast, du möchtest etwas wiedergutmachen, dann spende doch einen Geldbetrag an eine Tierschutzorganisation, das wäre eine sinnvolle Art der tätigen Reue. Und beantrage ein Psychotherapie, um deine Kindheit mal umfassend aufzuarbeiten, da kann ich mich den bisherigen Ratschlägen nur anschließen.  

Ja, das kommt daher.

Oder hast du da jetzt noch Bock drauf?


Inkognito-Nutzer   21.08.2024, 23:20

Nein in keinem Fall, ich bin mittlerweile sogar vegan, also ein absoluter Tierliebhaber.

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Man kann es nicht entschuldigen. Es gibt manchmal gewisse Hackordnungen in der Gesellschaft. Das setzt sich dann so fort.

Das "Warum" kann man nicht beantworten. Es ist das Fehlen von Sinn und auch Machtgeilheit. Es gibt nur die Möglichkeit des umgekehrten Verhaltens. Normalerweise lebt man es ja als Erwachsener auch vor. Es gibt manchmal wenige Vorbilder, gerade, wenn Alkoholismus im Spiel ist.

Die gute Nachricht ist ja, dass du Erkenntnisse besitzt.

Hallo Inkognito,

Kurz vorab: Gewalt gegen Tiere ist falsch. Ich habe den Eindruck, dass dir das mittlerweile bewusst ist. Deshalb: gut, dass du das hinterfragt, nur so können die Gründe auch aufgearbeitet werden.

Gewalt gegen Tiere kann unterschiedliche Gründe haben. Häufige Motive für Tierquäler sind:

  • "Zorn/Wut abreagieren
  • Vorurteile/Abneigung oder Angst gegenüber Tier/Tierart [...]
  • Belustigung
  • andere Leute zu beeindrucken/zu erschrecken
  • Kontrolle (über das Tier)
  • Vergeltung (an dem Tier), da ihm ein Fehlverhalten unterstellt wird, und
  • Wut/Aggressionen über einen anderen Menschen am Tier auszulassen."
https://www.tierperspektive.com/2018/08/24/hass-auf-hunde/

Es ist gut möglich, dass du die Gewalterfahrungen durch deinen Vater und das instabile familiäre Umfeld damit "bewältigen" wolltest als Kind. Die Gewalt die dir angetan wurde, hast du möglicherweise an "Schwächeren" ausgelebt und so Wut und Aggressionen abzubauen. Auch der Wunsch nach Vergeltung und Kontrolle können Gründe sein.

Ein anderer Grund kann sein, dass Kinder am "Modell lernen". Das bedeutet, das Kinder das Verhalten der Eltern und wichtiger Bezugspersonen imitieren. Ein Kind kann nicht im gleichen Maß, wie ein erwachsener Einschätzen ob das Verhalten der Eltern richtig oder falsch ist. Möglicherweise hast du geglaubt, dass das nicht "schlimm" ist: Kleinere und Schwächere werden geschlagen, etc.

Wenn das für dich immer noch ein Thema ist, welches dich beschäftigt oder du immer noch den Drang nach ähnlichen Taten verspürst, dann wäre es gut das mit einem Psychotherapeuten/ einer Psychotherapeutin aufzuarbeiten 😊🌹

Liebe Grüße 🌹

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Menschen mit seelischer, geistiger, körperlicher Behinderung