Warum gibt es eigentlich in den reichen Ländern viel mehr Menschen aus der LGBTQ Community als in den armen Ländern?
Mir persönlich ist aufgefallen, dass es hauptsächlich reiche Länder sind, wo LGBTQ weit verbreitet ist, wie zb bei uns in Deutschland; hier ist es weit verbreitet und es gibt hier viele Menschen, aber nicht nur bei uns ist es so, sondern allgemein in reichen Ländern, allgemein in Europa zb. oder auch in Nordamerika, also den USA und Kanada.
Währenddessen gibt’s sowas in vielen armen Ländern also in vielen afrikanischen, lateinamerikanischen und vielen asiatischen Ländern kaum lgbtq menschen.
Woran liegt es eigentlich?
14 Antworten
Einerseits weiß ich gar nicht, ob man das so sagen kann. Sind das Länder, in denen es den Menschen frei steht oder sind das Länder mit Gesetzen oder moralischem Druck gegen alles andere als Heterosexualität?
Ein Faktor kann natürlich die Verbreitung über Social Media sein und das Interesse, besonders in sich hineinzuspüren, "was man denn ist" und "wo man hingehört", also in welche Gruppe man sich einordnen kann.
Das denke ich ehrlich gesagt oft bei nichtbinären Menschen. Also, die Versuchung, sehr intensiv in sich hineinzuhören und festzustellen, dass man nicht 100%ig dem Klischee oder Stereotyp des Bildes eines Mannes oder einer Frau entspricht, legt dann nichtbinäre Identität nahe - etwas, das vielleicht viele vorher auch schon mal bemerkt haben, aber nicht weiter beachtet, weil es dafür kein Wort gab, als normales Alltagsphänomen betrachtet haben - man fühlt sich nicht immer gleich, man entspricht nicht immer den Stereotyp, man ist sich nicht immer bestimmter Aspekte der Persönlichkeit bewusst - und jetzt wird es zu einer Identität ausgebaut. Und dann spricht man über die Identität, es gibt Gruppen dafür, man kann sich eine "Community" suchen und damit legt man sich immer weiter auf die Identität fest.
Genauso sehe ich es mit Ernährungskonzepten. Wo man früher vielleicht "viel Gemüse" aß oder "kein Fleisch mochte", ist man heute Vegetarier, Ovo-Vegetarier, Lacto-Vegetarier oder Veganer oder Frutarier oder "Flexitarier". Gerade Letzteres gab es bestimmt schon immer - Menschen, die wenig Fleisch essen - aber jetzt gibt es einen Begriff dafür und schon "bekennen" sich ganz viele dazu, für die das früher einfach "normales Essen" war.
Es kann durchaus sein, dass in reichen Ländern die Menschen mehr Zeit und Energie haben, in sich hineinzuhorchen und auch verlockt werden, sich einer Gruppe zuzuordnen und darin aufgenommen zu werden.
Es kann genauso sein, dass es in armen Ländern genau solche Menschen mit diesen sexuellen Neigungen oder Zerrissenheiten (nonbinary, trans) gibt, sie aber entweder dazu keine Muße haben, weil das Überleben anstrengend genug ist, oder es tabuisiert wird durch Übermacht von Moral, Religion, Gesetzen oder es solche Formen gibt, es kein Wort dafür gibt und man sie einfach im Privaten ohne größeres Gerede auslebt.
Also: Hier wird es einfach an die große Glocke gehängt, dort nicht. Hier gibt es soziale (positive) Konsequenzen für das Outen (Zuspruch, Interesse, Warmherzigkeit, man wird in eine Gruppe aufgenommen, ist nicht mehr "jedermann") - dort gibt es Schulterzucken oder negative Konsequenzen (Ausgrenzung, Gewalt).
Wir sind bestimmt noch vieles andere, das wir auch am Rande wahrnehmen, aber nicht thematisieren, uns nicht damit identifizieren, weil es dafür noch keinen Begriff und keine Community gibt.
1970 gab es bestimmt deutlich weniger Veganer und Nichtbinäre Menschen, jedenfalls solche, die das bewusst lebten und wahrnahmen. Schon einige, die das unbewusst lebten oder wahrnahmen, dem aber weniger Bedeutung als heute für ihre Identität beimaßen.
In 40 Jahren könnte es ganz andere Communities geben, für die wir heute noch keinen Namen haben.
Dann wird man sich fragen, wo die heute hier alle waren.
Und vielleicht wird es Länder geben, in denen diese Identitäten mehr Aufmerksamkeit bekommen und andere, in denen sie geächtet werden, so sie dann weniger erwähnt werden.
Ich fand deine Analyse sehr ansprechend, allerdings würde ich korrigieren, dass es nicht universell in den westlichen Ländern so ist, dass es positiven Zuspruch gibt beim Outing. Das ist jetzt anekdotische Evidenz aber ich wurde z.B. in der Schule eher ausgestoßen wegen des Mobbing und auch meine Eltern wären (hätten sies je rausbekommen) nicht so begeistert gewesen davon. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dies die Lebensrealität von vielen Menschen darstellt, grade von sehr jungen Leuten, Teenagern und noch mehr von Leuten mit weniger akzeptierten Eigenschaften wie Trans oder nonbinären.
Also selbst in Deutschland sind wir nicht universell tolerant, was du evtl. auch garnicht ausdrücken wolltest. Aber in manchen Ländern ist es ja universell intolerant, da die institutionelle Lage universell diskriminiert.
Aber ich finde diese 'community' bildung eine eher schlechte Entwicklung. Dass aus jeder Marotte heutzutage eine Gruppen-bildende Ideologie gemacht wird. Ich hoffe das wird sich eher umkehren in der Zukunft aber rechnen tue ich nicht damit.
Ich sehe hier 2 Dinge.
1. Weil in den ländern noch wesentlich mehr Diskriminierung gegenüber diesen Menschen herrscht. Schau Mal in. Die arabischen ländern da haste strecken weise die Todesstrafe auf homosexualität. Natürlich wird das dort nicht ausgelebt. Und gerade die alten kolonieländer haben allesamt eine grosse priesen "Christliche Werte" mitbekommen. Die zu der Kolonialzeit auch noch nen Haufen anti Homosexualität usw. Beinhaltet hat.
2. Bei denen ist das so normal in der Kultur verankert das sich niemand darum irgendeine raste macht. Auch wenn es vielleicht selten geworden ist. Wissen wir ja durchaus das andere Kulturen ganz andere Ansichten zu den Themen hatten als wir es heute haben.
Edit: ich schließe mich auch der Ansicht an das diese Menschen einfach keine Zeit haben um sich wirklich über solche Dinge Gedanken zu machen. Was nicht heißt das sie keine LGBT Dinge tun.
Gehe mal in armes Land, wohne dort und sage der Dorfgemeinschaft, dass du LGBTQ bist. Wenn du nur berprügelt wirst hast du noch Glück. Es gibt nur wenige Länder, in denen man das sagen kann, ohne negative Konsequenzen (Gewalt und Unterdrückung) zu erfahren. Häufig herrscht die Meinung vor, dass z.B. lesbische Frauen nur oft genug vergewaltigt werden müssen bis sie wieder hetero sind. Da zeihen die Betroffenen es vor den Mund zu halten, dem normalbild entsprechend zu heiraten oder gleich auszuwandern.
Wir können nicht wissen, ob es tatsächlich so ist.
In armen Ländern herrscht viel weniger Meinungsfreiheit als in Europa und Nordamerika. Wer etwas sagt oder denkt, das nicht der Mehrheitsmeinung entspricht, muss viel eher mit Gewalt rechnen.
Es gibt in armen Ländern auch Millionen von Menschen, welche noch nie etwas von lgbtq gehört haben.
Woran liegt es eigentlich?
Das kann ich dir gerne sagen. Das liegt daran, dass bei uns das Gegenteil zutrifft, als in vielen anderen Ländern dieser Erde. In vielen anderen Ländern ist es nämlich so, dass wenn man sich offen zu dieser Community bekennt, dass man zu Tode gesteinigt wird im Extremfall.
Bei uns ist das genaue Gegenteil der Fall. Bei uns ist man schon ein krasser Außenseiter, wenn man aussagt, dass andersgeschlechtliche Neigungen als Hetero unnatürlich sind. Aber nicht nur das, sondern es wird medial ein Riesen-Hype daraus gemacht.