Verhindert der permanente Hinweis auf Benachteiligung echte Gleichberechtigung?
Ich denke es mir oft, wenn es z.B. um Gender-Sprache geht: Da wird gesagt, um den gleichen Stellenwert von Frauen in der Gesellschaft zu erreichen, muss man sie explizit erwähnen. Aber ist das nicht eigentlich ein Widerspruch, Gleichberechtigung erzielen zu wollen, indem man vehement auf die Benachteiligung einer Gruppe hinweist?
Einerseits brauchen wir Männer den Frauen nicht mehr die Tür aufzuhalten, weil sie das auch selber schaffen, andererseits traut man ihnen anscheinend nicht zu, sich beim generischen Maskulinum mit angesprochen zu fühlen?
Erweist man den Frauen und Minderheiten dieser Erde nicht eigentlich einen Bärendienst, wenn man ständig auf ihre Benachteiligung hinweist und auf Rücksichtnahme und explizite verbale Nennung pocht?
Ich für meinen Teil habe im Leben gelernt: Wenn du willst, dass deine Gegner dich respektieren, dann mach dich nicht abhängig davon, was sie denken, sieh ihre Nichtbeachtung als Ansporn, Leistung zu bringen und verschaffe dir dadurch Respekt.
Ich war meine halbe Jugend selbst von Mobbing betroffen und weiß aus Erfahrung, dass kein Mobber damit aufhört, weil ihm jemand sagt "Das sollst du nicht tun, weil der andere arm ist, benachteiligt ist und sich nicht wehren kann". Das verstärkt nur noch das Mobbing.
Was hingegen eine erfolgreiche Lösung ist, ist wenn man als Gemobbter die eigene Opferrolle verlässt, sich ein dickeres Fell zulegt, Stärke demonstriert und zeigt, dass man sich nicht darum kümmert, was der andere von einem denkt, weil man sich selbst seines Werts bewusst ist. Das ist echtes Selbstvertrauen.
Aber eine Einstellung wie "Alle sollen Rücksicht nehmen, weil ich mich sonst so wenig beachtet fühle und so zerbrechlich bin", bezeugen eher die eigene Schwäche.
7 Antworten
Dies ist eine eigene Meinung zum Thema:
Ich finde das gesamte Konstrukt zum Thema Benachteiligungen der Frauen total bescheuert. So auch das Thema mit der Sprache.
Ja, ich bin selbst Frau und ja, ich werde benachteiligt. Aber ebenso werden Männer genauso benachteiligt. Was wirklich Gleichberechtigung wäre, ist Toleranz und Akzeptanz. Das heißt, dass man nicht nach Stereotype geht. Frauen werden oft schlechter bezahlt für den selben Job. Warum? Weil sie schwanger werden können, das ist nicht richtig so. Ebenfalls ist es nicht richtig, dass nach einer Scheidung die Mutter allein dafür sorgen kann, dass der Vater seine Kinder nicht mehr sieht. Auch das ist nicht richtig.
Wir sollten uns nicht darauf fokussieren, wer benachteiligt ist, sondern an Lösungen von Problemen gleichermaßen arbeiten.
Und zum Thema Mobbing. Sehe ich genauso. Man muss selbst stark sein und darf nach außen hin keine Schwäche zeigen. Wird jemand gemobbt, dann nur, weil er sich nicht durchsetzen kann. Ich bin selbst gemobbt worden, jetzt aber nicht mehr, weil wenn mir jemand blöd kommt, dann fahr ich dem verbal dermaßen über den Mund, dass er sich das lieber noch ein zweites Mal überlegt, ob er sich mit mir anlegt.
Bin aber auch mittlerweile sehr negativ zur Gesellschaft im allgemeinen eingestellt und ziehe es vor im Realen Leben mit so wenig Menschen wie möglich Kontakt zu haben. Dann geht es mir persönlich am besten.
Gibt ja mehrere Personen, die das so machen. Aber ein bisschen Schlagfertigkeit ist ja durchaus nichts schlechtes. :) Nur nichts gefallen lassen!
Hallo frostfeuer85,
lass mich mal ganz allgemein sprechen.
Ich gehe davon aus, dass eine linguistische Behandlung weder Gleichberechtigung fördert, noch Hinweise auf die Ungleichbehandlung der Gleichberechtigung hinderlich sind.
Mein Eindruck ist, dass die Gesellschaft in ihrer Grunddenke noch immer die Frauen anders als die Männer betrachtet und behandelt - nach außen hin aber in Richtung Gleichberechtigung tendiert, um gut darzustehen.
Es scheint mir da noch sehr viel Luft nach oben, um zum einen Ehrlichkeit walten zu lassen, zum anderen sich auch im Denken und speziell im Handeln von jeglicher Diskriminierung, sei es Frauen oder Männern gegenüber, sei es Eigenarten von Menschen oder bestimmten Lebensstilen gegenüber, zu distanzieren und sich somit umso mehr gemeinsame Freiräume zu schaffen.
Wichtig ist dabei schon, dass dies bei einem selbt beginnt - und sei es damit, sich nicht von anderen Menschen, die einem möglicherweise diskriminieren oder darin auch schaden wollen, abhängig zu machen, eine nur deren Bedürfnissen genügende Fremdwahrnehmung zu ignorieren und auf die eigene Selbstwahrnehmung zu achten.
Letztes bedeutet aber nicht, genauso nach dieser gesellschaftlichen Denke zu denken und zu handeln, sondern gleichermaßen für alle größtmöglichen Freiraum - wie ich es oft etwas abstrakter sage - zu schaffen, zu bewahren oder zumindest zu achten.
Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen
Ich denke, dass eine Verkomplizierung von Sprache und eine Fokussierung vom gedachten Inhalt hin zur äußeren Form, um den Befindlichkeiten einiger Aufgeregten Genüge zu tun, gemeinsame Freiräume eher vernichtet, als dass sie welche schafft.
Wenn man sich von einer lauten Minderheit das Wort verbieten lässt oder einem in Diskussionen immer wieder die Bedeutung eines Wortes im Munde verdreht wird, weil man nicht eine bestimmte, von außen oktroyierte Form eingehalten hat, dann schränkt das die Freiheit der Mehrheit schon ziemlich ein – bei nicht erwiesenem Nutzen für jene, die es angeblich interessieren sollte.
Es ist ja häufig beobachtbar, dass, wenn man den Befindlichkeiten einiger Menschen genüge tun, man nur deren eigenen Freiräumen genüge tun - aber auch die eigenen ignoriert oder sogar verlässt, um igendetwas, was das nicht aufwiegen würde, zu bekommen.
Weder eine laute Minderheit noch eine solche Mehrheit darf irgenein Wort verbieten. Und sie ist nur laut, um eigenen Freiräumen zu dienen, damit andere Menschen auch vielleicht mundtot zu machen.
Auch das Verdrehen von Worten im Mund scheinen sehr viele Menschen irgendwo im "Darknet" gelernt und zur Perfektion für ihre eigenen Bedürfnisse getrieben haben.
Wenn es darum geht, etwas Gemeinsames zu schaffen oder zu bewegen, besteht nur dann Interesse, wenn es nur den eigenen Bedürfnissen nützen würde - also wieder keine gemeinsamen Freiräume zu schaffen sind.
Einerseits hätte man keine gesetzliche Gleichberechtigung erreicht, wenn man sich nicht massiv öffentlich eingesetzt hätte. Nur hat das trotzdem nicht ausgereicht, weil in der Lebensrealität, bzw. in der Berufswelt trotzdem weiterhin Ungleichheiten geherrscht haben. Oder es sogar Widerstand gegeben hat. Deshalb ist es bestimmt nicht falsch weiterhin auf Ungleichheiten hinzuweisen, wenn es notwendig ist.
Es geht dabei vor allem um eine Bewusstseinsmachung, weil es leider immer noch Ungleichheiten gibt, bzw. was z.B. die Entlohnung der Frauen betrifft. Hier hat man, trotz gleicher Tätigkeiten in den verschiedensten Bereichen noch keine Lohngleichstellung erreicht. Da ist es bestimmt notwendig darauf hinzuweisen. Schließlich zahlen die Frauen darauf, wenn sie einmal ihre Pension kommen werden.
Leider gibt es noch viele Länder wo Frauen bis heute keine gesetzlich Gleichstellung bekommen haben. Was sich natürlich in vielerlei Weise auf die Existenz-und Lebenslage der Frauen fatal auswirkt. Da wird es genauso notwendig sein auf dieses Problem hinzuweisen. Mit Schweigen allein wird man nichts erreichen, bzw. verändern können
Das ist exakt auch meine Meinung.
Man macht auf sich aufmerksam, indem man seine Schwäche präsentiert, statt seine Stärken herauszustellen.
Man möchte Akzeptanz durch Sonderbehandlung erzwingen und holt sich den großen Bruder dazu, der diese Rechte verteidigt.
Wenn es normal ist, ein anderes Geschlecht zu haben, warum muss man es dann in der Öffentlichkeit ausdiskutieren?
Ich erzähle auch nicht jedem "ach übrigens, ich bin hetero". Weil es auch keinen etwas angeht
..hier wird Privatestes an die Öffentlichkeit gezerrt und das in so epischem Ausmaß, als ob es keine anderen Probleme gibt.
Flaggen werden gebastelt, Anstecknadeln usw. Wozu, wenn es normal ist?
Nicht umsonst habe ich dich, liebe Rosenmary, kürzlich bei der Frage "Wer ist euer Lieblingsnutzer auf gutefrage.net" erwähnt. Allerdings nicht weil du es nötig hättest. :-)
Ach herrje😅💫 aber was Ähnliches schreiben sicher auch Andere hier.
Einerseits brauchen wir Männer den Frauen nicht mehr die Tür aufzuhalten
Ich mag es wenn man mir die Tür aufhält oder auch die Jacke abnimmt....Ich bin aber auch Frau genug das selbst zu machen.
Dieser ganze Innen-Mist geht mir so auf die Nerven und hört sich furchtbar an. Ich kenne keine Frau, die sich benachteiligt fühlt, nur weil das Innen weggelassen wird.
Keine Ahnung ob ich zu Alt dafür bin, aber was ich als Frau Wert bin, das habe ich mir erarbeitet und das liegt an dem was und wer ich bin....
wenn mir jemand blöd kommt, dann fahr ich dem verbal dermaßen über den Mund, dass er sich das lieber noch ein zweites Mal überlegt, ob er sich mit mir anlegt.
Dachte gerade, Du schreibst über mich, ich bin genauso.