Tochter (14) raucht - welche Konsequenzen?

verreisterNutzer  21.02.2023, 21:00

Raucht ihr?

NocturnalPulse 
Beitragsersteller
 21.02.2023, 21:16

Meine Partnerin hat vor 3 Jahren aufgehört und ich selbst dampfe. Also Nein.

27 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Was würdet ihr tun?

Alle Kinder sind unterschiedlich. Manche brauchen manchmal strikte Regeln, bei anderen bringt das rein gar nichts außer einer künstlichen Erhöhung des Stresslevels. Wie das genau bei deiner Tochter ist, weißt du und die Mutter am besten. Vertraue da deinem Bauchgefühl.

In meiner Familie würden wir das offen, klar und direkt besprechen. Rauchen ist ein Punkt, Heimlichkeiten ein anderer, Lügen ein dritter. Ich würde konkret bei einer Familienkonferenz mit dem Kind besprechen, dass die Eltern die Verantwortung tragen und das Rauchen zwei Arten von Auswirkungen hat: 1. gesundheitliche Schäden für das Kind, gerade wenn es noch im Wachstum ist und 2. Ärger mit dem Jugendamt, falls die Polizei das Kind rauchend erwischt.

Hier würde ich also fordern, dass dem Kind bewusst ist, welche Auswirkungen das Rauchen auch auf das Familienleben haben kann. Ich habe einen Fall erlebt, in dem eine übereifrige Lehrerin ein 14 Jähriges Kind rauchend am Rand (also ein paar Meter außerhalb!) des Schulgeländes erwischt hat. Die unterstellte in ihrer Unwissenheit, es wäre eine Haschisch-Zigarette und rief die Polizei. Bedauerlicherweise haben die Polizisten ihr nicht einfach mit dem Zeigefinger an die Stirn geklopft, sondern den Vorfall mit allem Drum und Dran als Drogendelikt bearbeitet. Im Endeffekt kam natürlich nichts dabei herum, aber das Jugendamt kam trotzdem zu einem Besuch vorbei.

Das ist deinem Kind sicherlich nicht bewusst. Solche Krisen sind ehrlich gesagt aber auch harmloser als ein Beinbruch und wenn man sie gemeinsam durchsteht kann das auch einen positiven effekt für den Familienzusammenhalt haben (wenn der Ärger erstmal verflogen ist...).

Vielleicht will dich dein Kind provozieren. Das kann bewusst oder unbewusst sein. "Ich rauche nicht, ich dampfe nur" könnte ein Kind z.B. durchaus triggern und in dem Alter fehlen einem noch die Möglichkeiten, solche Konflikte intellektuell auszutragen. Ob das bei euch zutrifft, kannst du nur in Gesprächen herausfinden. Das schwierige dabei ist, dass du als Elternteil auch ab und zu zugeben musst, dass du auch Mist baust. Dann muss man das auch einem Kind zugestehen. Du musst es zwar beschützen, gleichzeitig aber auch darauf vorbereiten, dass es in 4 Jahren ALLES selbst entscheiden kann und muss, auch lebensgefährliche Dinge. Wie man hier die Balance hält zwischen Fürsorge und "konstruktiver Vernachlässigung" ist nicht generell zu beantworten. Oft reicht es aber schon, wenn du mit dem Kind offen besprichst, dass du genau das versuchst und auch Mithilfe vom Kind erwartest und brauchst, um einen guten Mittelweg zu finden.

Hier hilft das Prinzip des Gleichgewichts zwischen Rechten und Pflichten weiter. Bei Erwachsenen muss das ausgewogen sein. Das Kind will das Erwachsenenrecht des Rauchens und der gesundheitlichen Selbstgefährdung beanspruchen, also muss es dazu Pflichten übernehmen. Das ist viel sinnvoller als "Strafen" mit Hausarrest, handyentzug oder ähnlichem. Z.B. könnte das die Finanzierung der Zigartetten sein: Wie kauft es sie wo? Lässt es sie sich von anderen kaufen und bringt sie damit in eine juristische Grauzone? Das wäre nicht korrekt und verantwortungsvoll. Man könnte einen Deal aushandeln, dass ihr die Zigaretten kauft mit dem Geld des Kindes. (Keine Ahnung, ob das "gut" ist! Ist nur als Idee gemeint.)

Ein anderer Deal könnte sein: "Ich mag nicht, dass du rauchst, denn es gefährdet deine Gesundheit. Deine gesundheit ist mir aber extrem wertvoll, denn ich liebe dich. Dir das zu verbieten wird nichts bringen, außer dich zum Lügen zu zwingen. Das möchte ich natrlich auch nicht, denn dazu habe ich zu viel Respekt vor dir. Also ist alles, was ich tun kann, dir ein gutes Beispiel zu geben: Ich höre auf mit dem Dampfen. Mist. Mir wird es fehlen. Aber ich habe damals entschieden, dass ich ein Kind haben will und heute ist der Zeitpunkt um dafür gerade zu stehen."

Das wäre ein deutliches Signal.

Du könntest stattdessen auch mit dem Dampfen aufhören, weil du einen Schlaganfall hast, einen Herzinfarkt oder eine Allergie entwickelst, oder weil es stinkt oder teuer ist. Im Gegensatz zu solchen Gründen ist es doch viel beindruckender und schöner das zu tun, um dein Kind zu beeindrucken.

Ob es dann aufhört zu rauchen, weißt du natürlich nicht. Aber es wird sicherlich sehen, dass seine Gesundheit dir so wichtig ist, dass es möglich ist, auf ein Laster zu verzichten. Irgendetwas werdet ihr dabei lernen.

Satürlich ist ein Familiensystem zu vielschichtig, um eine Handlungsanweisung geben zu können. Aber verschiedene Sichtrichtungen zu sammeln ist nie verkehrt und vielleicht passt ja einer der Gedanken zu dir und deinem Kind. Selbst wenn es keine Lösung gibt, ist es wichtig, dass ihr diesen Konflikt zusammen und in gegenseitigem Respekt durchsteht - es werden ganz sicher noch mehr Konflikte kommen...


papi3  24.02.2023, 00:35

Besser hätte ich es auch nicht sagen können

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NocturnalPulse 
Beitragsersteller
 22.02.2023, 15:13

Hallo Mjutu, erst einmal vielen Dank. Schade das man nur einmal auf "Hilfreich & Danke " drücken kann.

Es sind sehr viele gute Ansätze und gedankliche Anstöße dabei. Und ich werde mir das zu Herzen nehmen.

Dampfen ist nicht "gesund" , das ist klar. Zumindest stinkt es nicht 😉 Aber ja, teuer ist es seit diesem Monat, nachdem die Bundesregierung 4000% Steuern drauf gegeben hat. Aber das ist eine andere Geschichte.

Letztendlich hat mir dein Text außerordentlich gut Gefallen, viel Input gegeben und ich möchte dir dafür danken.

Alles Liebe

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mjutu  22.02.2023, 15:31
@NocturnalPulse

Gerne! Es ist schön, dass du Ideen sammelst. Kindererziehung ist wirklich schwer und man hat keine Chance alles perfekt hinzubekommen. Es aufrichtig und aufmerksam zu versuchen reicht aber oft schon aus, damit die Kinder sich gut aufgehoben fühlen.

In der Stadt radele oder laufe ich ab und zu notgedrungen durch Dampfer-Wolken von Fußgängern oder aus Autos. Diese Wolken halten sich länger in der Luft als Zigarettenqualm und ich empfinde den Geruch als aufdringlicher und stärker, also durchaus als "Gestank". Es ist also wohl wie so oft Geschmackssache.

Wenn du es mit dem Dampf-Verzicht versuchst, wirf das gesparte Geld in ein gut sichtbares Glas und investiere es in Feiern mit deinem Kind - die pädagogische Keule... Grinse ruhig dabei, denn dein Kind merkt sowieso, dass das liebevoll manipulativ gemeint ist.

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Mich erinnert deine Erzählung ein bisschen daran, was geschehen kann, wenn beide Elternteile rauchen und dann aber ihrem Sprössling anknüppeln, diese Unsitte selbst ja bloß seinzulassen. Jaja, so waren meine Eltern auch.

Der Widerstreit zwischen Eltern und einer Clique kann einfach übermächtig sein, gerade in dem Alter (bei mir war es erst mit 17).

Aber ab dem Moment, wo solche Auseinandersetzungen nicht (mehr) auf Augenhöhe stattfinden, setzt eine Eigendynamik ein: der eine ist Subjekt und der andere, über den bestimmt wird, wird zum Objekt gemacht.

Lt. Prof. Hüther, dem Hirnforscher, löst dieses Objekt-Gefühl im Schmerzzentrum des Gehirns etwas aus, das mit Schmerzen vergleichbar ist. So kann sich die Situation hochschaukeln. Bitte unterschätz die Folgen nicht!

Dass Rauchen ungesund ist, weiß deine Tochter sicher inzwischen selbst. Wie soziale Ächtung wirkt, folgt erst später im Leben (beruflicher Aufstieg u.ä.).

Wie wäre es, wenn du sie bei ihrem Statusgefühl packtest?

Das setzte aber voraus, dass ihr als Eltern starke und überzeugende Vorbilder seid - beide!

Ich wünsche dir die nötige Kraft und guute Ideen! ◇♧◇


NocturnalPulse 
Beitragsersteller
 22.02.2023, 11:28

Danke für diese konstruktive Kritik!

Bei mir war es ähnlich. Mein Papa hat geraucht bis ich ca 12/13 war und ich hatte eine Heidenangst um ihn. Ich selbst hatte mit 18 angefangen.

Selbst wenn ich in einer Vorbildfunktion aufhöre zu dampfen ist da immernoch die Gruppendynamik. Sie wird kaum sagen :" Bei mir daheim raucht jetzt niemand mehr, ich will keine, Danke"

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Spielwiesen  22.02.2023, 11:40
@NocturnalPulse

Es gibt auch Auswege: so könnte sie sich innerlich über euch erheben und - auch da spielt der Umgang eine Rolle! - zur Abstinenzlerin werden, die auf euch herabblickt. Dieses Gefühl würde ich als Eltern nicht haben wollen! :-)

~~~

Bei mir lief es so: 19 Jahre Rauchen, dann von einem auf den anderen Tag Schluss. Ich wollte nie abhängig sein, von nichts und niemandem. Das gab den Ausschlag. Heute, nach Jahrzehnten, will kein Arzt mehr etwas davon wissen, dass ich mal 2 P. am Tag gepafft habe !^^

Ach, was auch eine große Rolle gespielt hat: dass alle sagten: 'Das schaffst du ja doch nicht!'. 😆

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Wenn man selbst raucht, rauchen die Kinder auch meist. Es spielt keine Rolle, ob man raucht oder dampft. Der Suchteffekt ist der selbe, auch wenn das Dampfen nach bisherigem Kenntnisstand nicht so schädlich wie das Rauchen ist.

Ihr solltet alle vor der Haustür oder auf dem Balkon rauchen und auch dampfen. Woanders macht man das ja auch. Die Lungen und die Einrichtung danken es.

Und natürlich immer wieder predigen, wie schädlich das Rauchen ist.


NocturnalPulse 
Beitragsersteller
 22.02.2023, 11:37

Ich habe noch nie drinnen geraucht oder gedampft. Das ist für mich selbstverständlich. Ich muss ohnehin nicht ständig dampfen, da ich ohne Nikotin auskomme. Es ist eher ein Hobby Aromen zu mischen etc.

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Bananaphone0  22.02.2023, 11:45
@NocturnalPulse
Frage, was würdet ihr tun? Wenn sie mit Freunden unterwegs ist kann man nichts machen, aber ich will das hier nicht. 

Dann wirst du es deiner Tochter verdammt nochmal verbieten in deinen vier Wänden. Was sie später in einer eigenen Wohnung macht, ist ihre Sache.

Was erwartest du, wenn du das Dampfen verniedlichst als "Hobby, Aromen zu mischen"? Es ist und bleibt schädlich, genau wie das Rauchen.

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Als ich meine Jüngste damals erwischt habe, habe ich ihr ein Angebot gemacht.

1 Jahr lang für jede Woche die sie nicht raucht 2.- € (war verdammt viel Geld für mich)

Sie meinte OK, aber dann will sie die Kohle nach einem Jahr auf Schlag, damit sie sich ein neues Handy kaufen kann.

Deal!

Sie hat sich das Handy gekauft und auch nicht wieder angefangen zu rauchen!


Das Problem ist, dass sie bei euch ja bereits das Vorbild bekommen hat, indem deine Partnerin bis vor 3 Jahren geraucht hat und du immer noch dampfst (was in den Augen einer Jugendlichen defacto keinen Unterschied macht). Wie soll sie euch da in dieser Angelegenheit als Autorität anerkennen?

Argumentieren kannst du nur, wenn auch du schaffst das Dampfen sein zu lassen und ihr dann erklärst wie schwer es ist von so einer Sucht wegzukommen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin Vater eines Mädchens (bis vor kurzem Alleinerziehend)