Wie muss ein Wohnung ausschauen das Jugendamt kind wegnimmt?

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Ein Beispiel: Wohnung komplett mit Möbeln und Kartons vollgestellt. Kaum Platz zum Gehen. Alles dreckig. In der Küche wurde wochenlang nicht abgespült, Lebensmittel schimmeln, der Müll ist nicht geleert und es stinkt. Bad zugestellt, Badewanne widerlich. Riesige Wäscheberge in allen Zimmern. Mit Krempel vollgestelltes Kinderzimmer, kein Bett oder Schreibtisch vorhanden. Das 9-jährige Kind liegt nackt auf einer unbezogenen dreckigen Matratze. Auf Aufforderungen sich etwas Anzuziehen, findet es nichts Sauberes. Die Jugendamtsmitarbeiterin hilft und durchsucht den Kleiderschrank und das Zimmer. Schließlich gibt sie dem Kind ein halbwegs sauberes Hemd, das vermutlich den Vater gehört. Das Kind geht freiwillig mit den Jugendamtsmitarbeitern mit, diese kaufen ihm beim Bäcker in Brötchen. Das Kind bittet höflich auch um ein Getränk. Später im Heim wird das Kind gründlich gebadet und die verfilzten Haare entwirrt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sozialer Dienst (Jugendamt)

Sooo schnell geht das nicht!

Zunächst werden Gespräche geführt. Klar ist dann eine aufgeräumte Bude besser als ein Sperrmüllhaufen eines Messis. Aber in den Gespräche wird herausgefunden, warum die Eltern ihr Haus verkommen lassen. Und dann werden Lösungen gefunden und Fristen gegeben: Die Eltern haben bestimmt die Chance, ihren Lebenswandel erstmal zu korrigieren. Hoffe ich. Erst, wenn sich nichts tut, wird das Kind entfernt. Es sei denn, es ist noch viel mehr Arges im Spiel. Aber davon war in Deinen FT ja nicht die Rede.


Belliwell  03.05.2023, 21:55
Sooo schnell geht das nicht!

Oh doch, das kann sehr schnell gehen auch ohne Gespräche. Ich arbeite in einer Kita und wir hatten eine Mutter mit 4 Kindern (1,3,5,6) Während Corona ging der Vater weg. Der hat es im haten Lockdown nicht mehr ausgehalten. Sie fing an sich zu ritzen und die Kinder wurden auffällig.

Nach einem Jahr war es so schlimm das wir Brandbriefe ans Jugendamt schrieben. Die Kinder rochen übel. Die Kleidung war nie dem Wetter angemessen. Die Mutter brachte nie Bettwäsche für die Mittagspause mit. Einmal haben wir den ältesten Sohn beobachtet. Er hat sich fast 20 Minuten die Zähne geputzt. Wir fragten warum er so lange putzt. Er sagte er kann zuhause nicht putzen, das Waschbecken ist nicht sauber.

Wir haben so ein drei Zettel System. Grüner Zettel: Uns ist etwas aufgefallen, bitte kommen sie zum Elterngespräch. Gelber Zettel: Nach dem Elterngespräch ist bisher nichts passiert, wir notieren das nächste mal auf dem roten Zettel. Der rote Zettel geht postwendend ans Jugendamt und die müssen dann aktiv werden.

Leider ist unser Jugendamt hier nicht das beste. Die Zettel flatterten bei denen zum Schluss täglich rein. Soll ja niemand hinterher sagen, wo war die Kita, warum hat die nicht gewarnt. Passiert ist erstmal nichts.

Dann aber gings schnell. Der Vermieter musste in die Wohnung. Sie hatte aber immer nicht reagiert. Der Vermieter musste Rauchmelder anbringen. Das ist gesetzlich vorgegeben. Also ging er in die Wohnung, ging rückwärts wieder raus, rief das Jugendamt an, weil sie dort Kindersachen vorgefunden haben. Und die Kinder wurden an diesem Tag vom Jugendamt aus der Kita geholt.

Was war passiert? Die Mutter hat den Haushalt nicht mehr hinbekommen. Die Wohnung war bis unter die Decke zugemüllt. Die Kinder schliefen zwar in ihren Betten, in Mulden aus Kleidung. Der ältere Bruder wickelte immer das kleine Baby. Die Mutter hats nicht auf die Reihe bekommen. Ihre Notdurft wurde in die Wanne getätigt, das Klo war verstopft.

Wenn es nicht so schnell geht, liegts meistens daran, das das Jugendamt schläft oder die Dinge nicht ernst nimmt. Was das betrifft habe ich auch das Vertrauen ins Jugendamt verloren. Es wurde nach unseren Brandbriefen nicht nachgehakt. Die Mutter nicht eingeladen und niemand ging vorbei. Es musste erst der Vermieter in die Wohnung, damit sich was tut. Aber dann reichte ein einziger Anruf.

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AriZona04  03.05.2023, 22:01
@Belliwell

Ich danke Dir für Deine Erläuterungen.

Der Fragetext des FS gibt nicht viel her. Wie sein Fall gelagert ist, können wir nur ahnen. Worum geht es ihm/ihr eigentlich - darum, dass ihm/ihr Kinder weggenommen werden könnten - oder darum, dass er Kinder kennt, die besser woanders aufgehoben wären? Wir können nur spekulieren.

Da ich dem FS keine Angst machen wollte, schrieb ich, dass es Gespräch geben wird. Denn an sich ist das auch die richtige Vorgehensweise: Eltern können sich und ihr Verhalten ändern. - Dein Fall ist natürlich ganz klar und da will ich auch gar nicht widersprechen. Kinder werden jedoch nicht generell erstmal weggenommen. Denn das Motto ist und bleibt "zum Wohle des Kindes" - und das ist in erster Linie bei den Eltern zu finden.

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Zb. wenn das Kind zwischen Alkoholflaschen und Kippen essen muss, falls es was zu essen gibt. Die ganze Wohnung wird begutachtet, auch WC, hygienisch allgemein. Solche Sachen denke ich, spielen eine große Rolle.

Eine Messi-Wohnung, ohne anständiges Essen im Kühlschrank, kein warmes Mittagessen und keine Körperpflege machbar.

Aber an der Wohnung alleine wird es nicht liegen, wenn Kinder dauerhaft weggenommen werden. Hatte mal einen Fall, da war die Wohnung fürchterlich heruntergekommen, die Kinder wurden weggenommen und weinten danach ständig, sie wollten wieder nach Hause zu ihrer Mutter. Ja, es gibt eben trotz Dreck auch noch viel Liebe.