Steht das deutsche Beamtentum in der Tradition des Nationalsozialismus?

14 Antworten

Mit Deiner Frage hast Du voll in ein Wespennest gestochen.

Denn die Fakten zeigen, dass es genau so ist, wie die hinter Deiner Frage
stehende Befürchtung vermuten lässt.

Ein umfangreiches Vorhandensein ehemaliger Nazis in Verwaltung, Justiz und Politik muss sozusagen als Alleinstellungsmerkmal der BRD angesehen werden.

Allerdings gibt es in Deutschland eine breites angelegtes Meinungskartell von Realitätsverweigerern, die dies nicht wahrhaben wollen.
Sie schafften sich seine neue Realität frei nach der Wunschvorstellung: "Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt. "

Dazu gehörte es, dass per Gruppenzwang ein erwünschtes politische korrektes Verhalten erzeugt wurde, wonach es sich gehörte, diese Wahrheiten weder zu denken noch auszusprechen.

Die Wiedergabe von bestimmten Zeichen, Worten und Bildern, die an diese Zeit des Nationalsozialismus erinnern könnten, wurden sogar per Benimmregeln oder gar per Gesetz verboten.
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Allerdings ist es immer noch erlaubt, die Namen derjenigen herauszusuchen, die sich an diesem Inferno aktiv beteiligten.

Eine Auflistung jener ehemaliger NSDAP-Mitglieder, die nach Mai 1945 an führender Stelle in Verwaltung, Justiz und Politik der Bundesrepublik politisch tätig waren findet sich unter folgender Website

http://www.brd.uy/wp-content/uploads/2016/09/nsdap-list.pdf

Hilfreich ist auch das Buch von
ErnstKlee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich –- wer war was vor und nach 1945. Fischer, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-16048-0.

Die vielen kleinen Beamten, die sich als Nazis betätigten und nach einem Lippenbekenntnis zur FDGO (=freiheitliche demomratische Grundordnung) wieder in den Staatsdienst übernommen wurden, sind nicht in diesen Listen  zu finden.
Sie gehören nicht zu den Personen des öffentlichen Lebens, so dass Ihre Identität vor Veröffentlichung geschützt ist.

Viele sind aber Im Bundesarchiv in Berlin zu finden; dort liegen alle Mitgliederlisten der NSDAP und der ihnen angeschlossenen NS-Organisationen vor.        vgl. http://www.wgff.net/faq_nszeit.htm


Tradition des Nationalsozialismus. Was soll das bitte sein?

Deutsche Beamte werden auf die Verfassung vereidigt. Die hat mit dem NS Regime nichts zu tun.


RoSiebzig  22.10.2017, 23:51

Naja, wenn das dieselben waren, die noch kurz zuvor dem Führer Gefolgschaft gelobt hatten ..

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lesterb42  23.10.2017, 12:18
@RoSiebzig

Das hat aktuell keine Bedeutung mehr. Von denen ist keiner mehr im Dienst.

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Das Beamtentum besitzt eine längere Tradition als diese 12 Jahre drittes Reich. 

Besonders ausgeprägt war das Pflichtbewusstsein bei den preußischen Beamten. 


RoSiebzig  22.10.2017, 23:46

Ja, das Erbe der Nazis läßt sich nicht am Beamtentum, auch nicht den Beamten zu der Zeit alleine festmachen. Sondern quer durchs Volk, am peinlichsten für Deutschland natürlich in höheren Positionen in Wirtschaft, Politik, Industrie.

Die Alliierten konnten ja schlecht ganz Deutschland einsperren .. die Nürnberger Prozesse waren ja schon eine ``Aufarbeitung(shilfe)´´. Deutschland hatte quasi die moralische Aufgabe, dieses Erbe selber aufzuarbeiten. (Aber, man kehrte wohl zur Tagesordnung zurück, lieber bzw war schlicht damit überfordert)

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Hallo.

Beamte sind Staatdiener. Deshalb legen sie auch einen Amtseid ab
(Gelöbnis)
Das gab es auch schon vor der Nazi zeit.
Beamte musste in der Regel auch in die Partei eintreten und folgen.
Die wurden zum Teil nach dem Krieg entlassen, aber auch schnell wieder
eingestellt.

Zum Beispiel Schmidt, Wehrmacht, Bubak, Globke usw.

Mit Gruß

Bley 1914

Beamte sind Staatsdiener. Sie unterliegen den jeweiligen Gesetzen und haben die zu vertreten.

In der NS Zeit traten viele in die Partei ein, um ihren Job zu behalten. Nicht unbedingt aus Überzeugung. Das wurde bei der Entnazifizierung nach dem 2. Weltkrieg berücksichtigt.

Ein besonders krasse Beispiel sind die Lehrer. Ein Junger Lehrer, der in der Weimarer Republik begann, hatte im Unterricht die Weimarer Republik zu preisen. In der NS Zeit musste er den Nationalsozialismus loben. Nach dem 2. Weltkrieg war es dann die Politik der BRD oder der DDR, je nachdem in welchem Teil Deutschlands er wohnte.


dataways  22.10.2017, 12:34

Ein Junger Lehrer, der in der Weimarer Republik begann, hatte im Unterricht die Weimarer Republik zu preisen. 

...während die älteren Lehrer dem Kaiserreich verhaftet waren.

Wer konnte sich damals schon für die Weimarer Republik erwärmen ausser den Sozialdemokraten und vielleicht noch den Liberalen?

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wolfgangniem11  22.10.2017, 13:05
@dataways

Ich wurde 1931 eingeschult. Da hing das Bild von Hindenburg hinter dem Pult unseres Lehrers.

!933 wurde das Bild gegen ein Bild vom Führer Hitler ausgetauscht.

Das Kriegsende erlebte ich 1945 in einem Kriegsgefangenenlager in den USA

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dataways  22.10.2017, 13:13
@wolfgangniem11

Das Kriegsende erlebte ich 1945 in einem Kriegsgefangenenlager in den USA.

Da hast Du mehr Glück gehabt als mein Großvater mütterlicherseits, der in Sibirien landete, aber weniger als mein Großvater väterlicherseits, dessen NS-Vergangenheit bis 1929 reichte und der damit prahlte, dass er für läppische 250 Reichsmark entnazifiziert und niemals eingezogen wurde.

Ich finde es übrigens gut, dass ein 92jähriger Zeitzeuge seine Lebenserfahrungen auf GF an Jüngere weitergeben kann.

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wolfgangniem11  22.10.2017, 14:21
@dataways

Das tut mir leid um deine Großväter.

Aber ich habe in der Tat viel Glück gehabt im Leben. 

!943 war ich an der Ostfront in der Ukraine. Wäre ich dort geblieben, wäre ich bestenfalls in einem Kriegsgefangenenlager in Sibirien gelandet.

Ich bekam aber eine Lungen- und Rippenfellentzündung. War nicht mehr weit vom Tod entfernt. Trotzdem war es ein Glücksfall. Die Krankheit brachte mich von einem Lazarett ins andere. Zuletzt nach der Genesung nach Frankreich und dort kam ich in der Normandie in Gefangenschaft.

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